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Ausgabe:

1973

Spalte:

344-345

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kertelge, Karl

Titel/Untertitel:

Gemeinde und Amt im Neuen Testament 1973

Rezensent:

Schweizer, Eduard

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343

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 5

344

terweck, 13), bö' (Preuß, 32), bös (Seebad, 12), bäzäh (Görg,
5), bäzaz (Ringgren, 3), bähan (Tsevat, 14), bahar (Bergman,
Ringgren, Seebaß, 16), bätah (Jepsen, 8), beten (Freedman,
Lundbom, 5), bin (Ringgren, 8), bajit (Hoffner, 9), bakäh
(Hamp, 2 + 2 in der 6. Lfg.). Wenn man dazu noch die drei
Begriffe in der vierten Lieferung zuzählt: be'er (Heintz, 3),
bäbej (Ringgren, 4), bägad (Zobel, 4), kann man zusammenfassen
, daß das TW vom Anfang des Buchstaben Beth bis
bäkah 18 Begriffe auf 140 Spalten vorlegt. Wenn man es mit
dem Theologischen Handwörterbuch zum AT, hrsg. von E.
Jenni und C. Westermann (weiter nur TH) vergleicht, kann
man feststellen, daß das TH auf diesem Feld (b - bäkäh) nur
9 Begriffe liefert, die alle im TW enthalten sind. TH hat hier
also keinen Begriff mehr - im Unterschied zu dem Buchstaben
'Alef (vgl. die Besprechung der ersten vier Lieferungen
).

Auch in der fünften Lieferung sind die einzelnen Artikel
nicht nur von verschiedener Länge und Wichtigkeit, sondern
auch verschieden gelungen. Die Analysen der Nomina machen
durchschnittlich einen plastischeren Eindruck als die
der Verba. Als Beispiel kann da der Artikel über bö' dienen.
Er umfaßt 32 Spalten, bringt viel Material und bemüht sich
sehr um seine deutliche Schichtung, kommt aber doch am
Ende zu keinen profilierten theologischen Ergebnissen mit
Ausnahme einer - m. E. nicht überzeugenden - Polemik gegen
die „skandinavische" Auffassung des kommenden Gottes.
Als Beispiel für einen gelungenen Artikel könnte man
behemäh nennen. Auch hier könnte man natürlich hie und da
einiges anders oder deutlicher sagen, aber das sind nur
Kleinigkeiten (z. B. glaube ich nicht, dafj das Kreuzungsverbot
Lev 19,19 theologisch nur die Wirkungs- und Verehrungsbereiche
verschiedener Gottheiten auseinanderhalten sollte -
wahrscheinlich stehen dahinter ganz konkrete magische
Bräuche, gegen die hier die Überlieferung polemisiert (Sp.
529]. Auch das „Stechen der Nieren" (Sp. 533] geht nicht nur
auf „verzehrendes Grübeln und Nachsinnen" zurück, sondern
ist in der ältesten Bedeutungsschicht höchstwahrscheinlich
ein Widerhall der Haruspiciumtechnik). Ganz brillant ist der
letzte, vierte Absatz des Artikels, der sich mit dem nicht ganz
durchsichtigen Begriff behemöth befaßt. Das höchst interessante
und wichtige ägyptische Material, das hier zusammengebracht
wurde (22 Literaturhinweise!), führt zu einem theologisch
eindeutigen Schluß i Der Sieg über ein Nilpferd wurde
in der mythischen Sprache zur Versinnbildlichung der Überwindung
aller bösen Kräfte und Mächte.

Noch einige Bemerkungen zu anderen Artikeln: Zu bö?
(Sp. 578): Motiv des Gerichtes beim Zuschanden-Werden ist
wahrscheinlich grundlegender und zentraler, als es hier gesagt
wurde. Die letzten Sätze der Sp. 578 finde ich aber sehr
zutreffend. Zu be^en (Sp. 616-620): Die Deutung Dahoods,
ne.fej in Ps 44,26 als „Nacken" zu übersetzen, halte ich für
unwahrscheinlich; nqiqi war wohl ursprünglich nicht „Kehle
", sondern die durch Blut gefüllte Höhlung im Inneren
des Menschen oder Tieres, und gerade diese Bedeutung
kommt in Ps 44,26 im Parallelismus mit beten zum Vorschein
. Sonst suchte ich in diesem Artikel vergebens einen
Hinweis auf die m. E. wichtige Stelle Jon 2,3: mibbete.n s>'öl
sivva'ti. Zu bajit (Sp. 633): Das Nomen hawwöt {gewöhnlich
als Zeltdörfer gedeutet) und das Proprium Havväh (Eva)
wurde ausführlich in ArOr 26, 1958, 636-649 untersucht, wobei
man dort zu einer anderen Deutung kam. Es wäre also
gut gewesen, wenn sich der Autor des Artikels bajit (Hoffner
) mit dieser Auffassung auseinandergesetzt hätte. Es fehlt
hier auch ein Absatz über den Gottesnamen bet-'el (vgl. Wörterbuch
der Mythologie, hrsg. H. W. Haussig, Bd. I, S. 274).

Zuletzt möchte ich den Herausgebern und Bearbeitern der
weiteren Artikel dieses verdienstvollen Werkes durch zwei
Anregungen dienen: Bei der Aufzählung der Septuaginta-
Äquivalente wäre es nützlich, auch die Frequenz der einzelnen
Äquivalente anzugeben, vgl. Sp. 524, wo der Leser folgenden
Satz findet: „Die LXX übersetzt b»hcmäh vorwiegend

durch ktenos, tetrapüs und thebion." Das letztere Wort ist
natürlich ein Druckfehler für therion. Mein Vorschlag wäre,
hinter die griechischen Wörter die Frequenz nur durch eine
Ziffer anzugeben, also ktenos (150 x), tetrapüs (16 x), therion
(11 x). Die Frequenzzahlen kann man bequem aus der hebräischen
oder noch bequemer aus der griechischen (Hatch -
Redpath) Konkordanz ablesen; sie besagen jedoch ziemlich
viel über die Grund- und die Nebenbedeutungen des Wortes.
Bei einigen Begriffen (bädal, bähal) fehlen leider die griechischen
Entsprechungen überhaupt. - Die zweite Anregung:
Es könnte auch nützlich sein, sich mindestens hie und da mit
der Begriffswelt von Martin Buber, die er bei seiner „Verdeutschung
der Schrift" benützte, auseinanderzusetzen.

Prag Jan Haller

Freedman, David Noel: Acrostics and Metrics in HebreW

Poetry (HThR 65, 1972 S. 367-392).
Mehnert, Gottfried: Die Wüste - Erlebtes im Land der Bibel

(Im Lande der Bibel 18, 1972 Nr. 3 S. 2-6).

NEUES TESTAMENT

Kertelge, Karl: Gemeinde und Amt im Neuen Testament.

München: Kösel (1972). 176 S. 8° = Biblische Handbibliothek
, X. Lw. DM 28.-.

Das Buch gibt einen guten Überblick über die neustesta-
mentlichen Aussagen. Im ganzen wird dargeboten, was, mindestens
in der protestantischen Forschung, dem consensus
entspricht. Strittige Punkte werden genannt, ohne daß Ein'
zelexegese möglich ist. Aufschlußreich ist der Überblick über
die neuere katholische Exegese und Systematik bis hin zum
etwas kritisch referierten Schreiben der westdeutschen Bischöfe
(S. 10-26). Eine solche Darstellung ermöglicht das
ökumenische Gespräch. Es wird deutlich, daß es den Begriff
„Amt" im NT nicht gibt (16), daß der Dienst immer der ganzen
Gemeinde gegeben ist und insbesondere der Apostolat
nur im Leben der Gesamtgemeinde seine Fortsetzung finde'
(134f), wobei der Bezug auf das apostolische Fundament
durch die Schrift gegeben ist (139). Zweifellos ist auch richtig«
daß die Gemeinde „funktionsfähig" bleiben muß (102, llfl
und dazu einer gewissen Ordnung bedarf, in der sie sich V
bestimmten Funktionen von einzelnen „vertreten" läßt (156'
158). Daß dabei die einmal vom Apostel ausgeübte Funktion
„monarchisch" geordnet werde, ist eine Möglichkeit unter
anderen (137). Stimmt man dem zu, wird man zwar zugeben'
daß es in der Regel für die Gemeinde gut sein wird, wenn
solche „Vertretung" bei einigen ihrer Glieder auf länget
Dauer geordnet ist, daß dies aber nicht zum Wesen der Gemeinde
gehört und daß es Lagen geben kann, in denen sie
besser darauf verzichtet, in denen es also „Amt" höchstens
in dem Sinn gäbe, daß sie sich für die Stunde des Gottesdi«1'
stes die Verkündigung von zwei oder drei gefallen läßt oder
einmal ein Glied zu einem längeren missionarischen Dienst
aussendet, in vollem Wissen darum, daß der freie Geist Gottes
jederzeit diese Ordnung durchbrechen kann. Seltsame!"
weise ist in der ganzen Monographie über das johanneische
Schrifttum, abgesehen vom Nachtrag Joh 21, überhaupt nichts
gesagt. Nun ist gewiß das argumentum e silentio nie ganZ
überzeugend. Erscheint aber weder im Evangelium noch W
den Briefen irgendein einem einzelnen oder einer GrupPe
vorbehaltener Dienst (außer dem Kassicramt des Judas !)<
weiß man trotz 6,67-71 und 20,24 nicht, wie viele „Jünger
am letzten Abend mit Jesus zusammen sind, und liest man
endlich 1 Joh 2,20.27 „Ihr seid alle wissend . . . und habt nicht
nötig, daß irgend jemand euch lehre, sondern wie seine Salbung
euch über alles belehrt, so ist es wahr und keine Lüge <
dann ist doch nicht daran zu zweifeln, daß hier in später
Zeit eine Gemeindeordnung vorliegt, die noch weit freier
ist als die der Paulusgemeinden und stark an die der heuti'