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Ausgabe:

1973

Spalte:

331-335

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Hommages à André Dupont-Sommer 1973

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 5

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Von Gustav III. kamen auch noch zwei andere wichtige
Initiativen. Als das Domkapitel zu Uppsala wie früher für
den Dompropst um Erlaubnis ersuchte, Pfarrer zu ordinieren
, wurde dieses Gesuch 1786 mit der Begründung abgelehnt
, das Recht der Pfarrerordination käme allein den Bischöfen
zu. Das Domkapitel solle sich deshalb an irgendeinen
Bischof wenden und den um die Ordination der Pfarrer bitten
. Einige Jahre später bekam das Lundenser Domkapitel
denselben Bescheid, und als das Domkapitel später sein Gesuch
wiederholte, lieft der König 1803 antworten, der Bischof
von Växjö sei mit der Ordination der Pfarrer in Lund beauftragt
worden. Seither hat man in Schweden die Ordination
der Pfarrer als ein ausschließlich episkopales Privileg angesehen
.

Die andere Initiative Gustavs HI. galt der Ausarbeitung
einer neuen Agende. Diese lag 1809 fertig vor und wurde
zwei Jahre später bestätigt und verordnet. Zum ersten Mal
enthielt die Agende sowohl ein Ordinationsritual für Bischöfe
als auch für Pfarrer und außerdem ein Ritual für die Einführung
eines Hauptpfarrers. Erst diese Agende ersetzte das
Ribual der KO von 1571 und die Bestimmungen des Kirchengesetzes
von 1686. Das Ritual trug die für jene Zeit bezeichnende
Überschrift „Wie ein Bischof in das Amt eingeführt
werden soll" und ist praktisch identisch mit dem Kapitel
.Wie ein Hauptpfarrer in eine Gemeinde eingeführt werden
soll". Aus der Ordination der KO von 1571 war ein Installation
geworden. Bei der Pfarrerordination wurde der Ordi-
nand zum Predigtamt, nicht aber zum Pfarramt ordiniert
. Bei der Bischofsordination wurde der Bischof in Ausübung
des Amtes eingesetzt.

Wie Johan III. war auch Gustav III. eifrig dafür eingetreten
, daß die Bischöfe bei „festlichen Gelegenheiten" Krummstab
und Mitra verwenden sollten, um sich auf diese Weise
von den anderen Pfarrern zu unterscheiden. Gustav Adolf IV.
war jedoch der Auffassung, die Bischöfe sollten bei ihren
täglichen Verrichtungen einen „Beweis der Würde und Leitung
ihres Amtes" tragen. Er ließ deshalb 1805 ein besonderes
„sigmum episcopale" oder Bischofskreuz anfertigen, zur
Erinnerung daran, daß ein Bischof die teure Versöhnungslehre
Christi zu verkündigen habe.

In der Ordinationsformel des Jahres 1811 erhielten auch
Kreuz, Krummstab und Mitra ihre Plätze, sie wurden durch
den Ordinator gleichzeitig mit der königlichen Vollmacht
und dem Amt vor dem unter Handauflegung gebeteten Vaterunser
überreicht. Ebenfalls vor dem Vaterunser wurde der
Chormantel umgelegt, die Mitra wurde dagegen erst nach
dem Vaterunser aufgesetzt.

Noch im 19. Jh. hat man in der Schwedischen Kirche über
die Frage der apostolischen Sukzession debattiert. Der Erz-
bischof A. N. Sundberg (1870-1900) unterstrich die historischen
Schwierigkeiten, die mit der Sukzession verbunden
waren, und behauptete mit Nachdruck, nach schwedischem
Gesetz und Kirchenordnung sei die Ordination „eine Installation
in ein Bischofsamt" gewesen. Im Zusammenhang mit
Verhandlungen über engere Verbindungen zwischen der Anglikanischen
und der Schwedischen Kirche zu Beginn dieses
Jahrhunderts arbeitete der damalige Professor für Kirchengeschichte
an der Universität Uppsala, H. Lundström, wie
Erik Benzelius 200 Jahre vor ihm „eine offizielle Stellungnahme
zu der sog. successio apostolica der Schwedischen
Kirche" aus. Lundström glaubte feststellen zu können, daß
„die Schwedische Kirche wie auch die griechischen und römischen
Kirchen ohne Zweifel bis auf diesen Tag die continua
successio apostolica, tradita per ordinationem episcopalem"
besäße. Bald wurde die ungebrochene schwedische Weihesukzession
auch in den ökumenischen Bestrebungen ein wichtiges
Argument, und die wachsende Hochkirchlichikeit machte
sie beinahe zum Dogma. In der augenblicklich geltenden
Agende aus dem Jahre 1942 hat man daraus die Konsequenzen
gezogen. Zum ersten Mal bekam das betreffende Kapitel
die Überschrift „Bischofsweihe". Aus der Ordination der Kirchenordnung
von 1571 und der Installation der Agende von
1811 ist die Weihe zu einem der Ämter der Kirche geworden:
zum Bischofsamt.

ALLGEMEINES, FESTSCHRIFTEN

(Dupont-Sommer, Andre:] Hommages ä Andre Dupont-Som-
mer. Paris: Adrien-Maisonneuve 1971. XIII, 559 S. m. Abb.,
1 Porträt gr. 8°. ffr. 260.-.

Die verschiedenen Beiträge zu dieser Festschrift sind in
sechs Sachgruppen geordnet, Histoire de l'ancient Orient et
epigraphie semitique, Linguistique, Etudes bibliques, Etudes
qumraniennes, Judaisme ä l'epoque romaine, Karaisme. Es
sollen in dieser Zeitschrift nur die Beiträge der Abschnitte
3-5 in knapper inhaltlicher Charakterisierung erscheinen,
während die anderen Beiträge mit dem Titel angegeben
werden.

Im ersten Beitrag behandelt N. Avigad „An unpublished
Phoenician Seal" (S. 3-4) mit guter Abbildung. - E. Bres-
ciani, Una statuina fittile con iscrizione aramaica dall'Egit-
to" (S. 5-8). - A. Caquot, Une inscription arameenne d'epo-
que assyrienne (S. 9-16). - H. Cazelles, Tal'ayim, Tala et
Musur (S. 17-26). - G. Garbini, Qualche considerazione
sull'aramaico della tavoletta cuneiforme di Warka (S. 27-36).
- P. Garelli, Nouveau coup d'oeil sur Musur (S. 37-48). -
J. C. Greenfield, The Background and Parallel to a Proverb of
Ahiqar (S. 49-59). - O. Masson, Quelques noms semitiques
en transcription grecque ä Delos et ä Rhenee (S. 61-73). -
J. T. Milik, Le couvercle de Bethphage (S. 75-94). - S. Mos-
cati, Steles puniques de Nora (S. 95-116). - Jacqueline Piren-
ne, Une legislation hydrologique en Arabie du Sud antique.
L'inscription inedite du Djebel Khalbas et le texte CIH 610
(S. 117-135). - C. F. A. Schaeffer, El, Elat et Asherat (S. 137
bis 149). - J. Starcky, Une inscription nabateenne de l'an 18

d'Aretas IV (S. 151-159). - M. Sznycer, Trois fragments de
papyri arameens d'Egypte d'epoque perse (S. 161-176).

Die zweite Abteilung mit linguistischen Untersuchungen
enthält die Beiträge von E. Cerulli, Note sul linguaggio cus-
citio dei Kambatta (S. 179-184). - O. Eißfeldt, Hebräisches
-ah und ugaritisches -ay als Steigcrungs-Afformative (S. lt»
bis 189). - J. G. Fevrier, Le waw conversif en punique (S-
191-194). - J. Friedrich, Semitische Kleinigkeiten (S. 195
bis 199). - E. Jenni, „Wollen" und „Nicht-Wollen" im Hebräischen
(S. 201-207). - R. S. Sirat, Est-ceque „yam", en hebreu
biblique, designe toujours la direction de l'occidcnt? (S. 209
bis 220). - G. Widengren, Aramaica et Syriaca (S. 221-231)'

In dem Abschnitt Etudes bibliques behandelt W. H. Brown-
lee „The Composition of Habakkuk" (S. 255-275) und gelang'
zu einer Datierung der einzelnen Stücke zwischen 626 5 und
597 v. Chr. und kann bei dieser Datierung die Wchcrufe
zuerst gegen Assyrien gerichtet sein lassen, bei späterer
Adressierung an Babel. Einzelne Stücke wurden nachträglich
eingefügt, so daß mit einer Ausgabe des Buches Habakkuk
im späten 6. Jh. v. Chr. gerechnet werden kann. - G. R. Drl"
ver, Ancient Lore and Modern Knowledge (S. 277-286) bespricht
die Stellen Ez 16,4-6, Ex 2,6, 1 Sam 1,24, 1 Kön 17-21
bis 22, 2 Chr 16,12-14, Hi 1,21 mit z. T. überraschenden Deutungen
dieser schwierigen Stellen. Alle Untersuchungen sind
mit reichem Sprachmaterial ausgestattet und stellen glan'
zende exegetische Leistungen dar unter Verwertung moderner
medizinischer Erkenntnisse. - E. Jacob, Sagesse et Al'
phabeth. A propos de Proverbes 31,10-31 (S. 287-295) sucht
in geistvoller Kombination zu erweisen, daß der Autor des
im Thema genannten Abschnittes der Proverbien nicht nur
über die Form der Buchstaben sich Gedanken gemacht habe.