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Ausgabe:

1973

Spalte:

317-818

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schultze, Harald

Titel/Untertitel:

Lessings Toleranzbegriff 1973

Rezensent:

Langer, Jens

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4

3iK

Schultz«, Harald: LenHingN Tolrranzbegriff. Eine theologische Register zu den in der Arbeit erwähnten Lessingsehriftcn

Studie. Göttingen: Vandonhoeck & Ruprecht [1909]. 179 S. ,„ld Kamen beschließen das Werk.

gr 8° = Forschungen zur systematischen u. ökumenischen jn djeser Studie gibt es kaum ein Wort zuviel. Der Stil
tneologie, hrsg. v. B.Schlink, 20. Kart. DM 28,-. jst dem Gegenstand verpflichtet. Die entwickelte Inter-
T . pretationsmethode wird konsequent gehandhabt. Die
loleranz lebt in der Spannung zwischen der Gewißheit Spiritualismus-Hypothese wird dem Thema nicht als
«es eigenen Standpunktes und der Freigabe anderer Uber- Schema aufgezwungen, sondern im Fortgang der Un-
«ugungen. Wie erheblich Lessings Überlegungen in die- tersuchung praktisch getestet. Das Ergebnis wird die
«er f,ache für den Theologen sind, zeigt der Verfasser in Diskussion nicht ausschließen. In ihr könnte es histo-
«einer Jenenser Diasertation von 1964, die nun gekürzt im risch um „Spiritualismus" als terminus a quo Lessinguck
vorliegt. sehen Denkens gehen, doch weiterführend wäre es wohl,
Der erste Teil der Untersuchung (11-23) führt in die djese Geisteshaltung auch als terminus ad quem Lessing-
ioleranzdebatte des 18. Jahrhunderts ein. Material und sehen Denkens zu befragen.

Methode der Arbeit werden anschließend (24-38) dar- Dje Äußerungen Lessings werden systematisch intergestellt
. Es zeigt sich, wie sehr Lessings theologische An- pretiert, wie es sich nach dem Besprochenen versteht. Der
"wengungen gerade dem Toleranzgedanken galten und in yf. macht selber auf das Wagnis dieses Vorgehens auf-
**lcb. unterschiedlichen literarischen Formen er ihn er- merksam angesichts des lebhaften Denkens seines Autors
"jrterte. Die herangezogenen Quellen werden sowohl nach ,,owie im Blick auf die durch unterschiedliche Anlässe
"er Lachmann-Munckerschen als auch nach der Rilla- hervorgerufenen Beiträge desselben. Aufgrund dieser
•^nen Ausgabe angegeben, soweit das möglich ist. Das Methode ergibt sich dann aber auch im Vorstoß bis zu den
Problem einer Abhängigkeit Lessings von Vorgängern, Voraussetzungen Lessingschen Denkens wirklich ein
*'esie mehrfach angenommen wunle (z.B. bei E.Schmidt, Forschungsbeitrag zur systematischen (und ökumeni-
^•Fittbogen), wird bewußt offengelassen. Die Spannung sehen!) Theologie. Darüberhinaus werden Kirchen und
zwischen exoterischen und esoterischen Äußerungen Les- Theologien zwischen Rigorismus, Konformismus und La xi-
«jngs bildet für die Forschung eine crux interpretum.Der tät aufs neue mit den ins Zentrum führenden Gedanken
sieht diese Spannung begrenzt durch Lessings eigene Pjlles ihrer unüberwundenen Außenseiter bekanntge-
* orderung, daß exoterische Aussagen wohl methodisch macht, an eine nicht zu unterlassende und niemals er-
v°n esoterischen zu unterscheiden seien, in der Sache aber ledigte Aufgabe erinnert,
nicht gegensätzlich sein dürften. Das bedeutet für die

Interpretation, stets das Dialogische und das darin be- Rostock Jim« Langer
Windete Antithetische, Hypothetische und Humoristische
(H.Scholz) von Lessings Beiträgen zu beachten. Der
«ritte Teil (39-48) behandelt die „Toleranz im Horizont
'•er Institutionen". Lessing fordert nicht nur allgemein
loleranz durch den Staat, Toleranz für Juden und Ketzer,

Fildern auch für Atheisten. Was diese betrifft, wird Les- Andersen, Wilhelm: Das Gesetz im Wirkungsfeld der trini-

8>ng« differenziertes Verständnis des Atheismus und seine »ansehen Gottesoffenbarung Der Versuch einer Neuorien-

AK„„„ j n i i v. j- tiening der Lehre von Gesetz und Evangelium, in: Konti-

Abgrenzung von demselben hervorgehoben, die in einem nuität im Umbruch. FS Augustana-Hochschule in Neuen-

"Xkurs zum Jacobi-Gespraeh (107-110) weiter erörtert dettelsau, hrsg. v. W.Andersen und H.Angermeyer. Mün-

wifd. Um Individualität und Autonomie, die Begrenzt- chen 1972 S. 122-151.

neit menschlicher Existenz, und um Humanität geht es im Barth, Hans-Martin: Tod-Gottes-Christologie. Der christo-

^erten Teil (49-62). Im sich anschließenden Abschnitt logische Ansatz der nordamerikanisehen Tod-Gottes-Theo-

(63-85) wird die Toleranzfrage im Blick auf die Gewißheit '°g'e (K"D 17, 197 S.258-272).

<*er Wahrheit behandelt. „Toleranz bewährt sich in der Bo?^I}' B.r,,ce °-: "l R^pond Although I Will Be Changed".

Neuheit für die Wahrheit, die in ihrer Unverfügbarkeit Eftm"? s"? 89)™ Ro8enstoek-Hues8y (Princeton SB

gerade auch in der fremden oder scheinbar irrtümlichen Gollwitzer,' Helmut: Zwang zum Säuglingstaufen (EvTh 31,

^Kenntnis vermutet Und gefunden wird (09). Mensch- 1971 S.575-578).

'ehe Erkenntnis der Wahrheit ist gegenüber deren gött- Gross, J.: „Theologische Sprachtheorie und Hermeneutik"

'Jenem Ursprung stets unvollkommen. Damit werden die (ZRGG 23, 1971 S.245-249).

*ernunftwahrheiten nicht negiert, sondern erhalten meta- Hartman, Lars: Dopet „tili Jesu namn" och tidig kristologi.

Physischen Kan«. Im Schlußteil (86-106) wird die „Tole- Nigra trevande överväganden (SEA 36, 1971 S.136-163).

r»nz im Horizont der Providentia Dei" untersucht. Aus- JoeI8t- Wilfried: Zur Frage des christlichen Redens von Gott in

gegangen wird von der für die genannten einzelnen Be- der^spatneuzeithchen ge.st.gen Situation (KuD 19. 1973

feiclie einsichtig gemachten Dialektik des Toleranzbegrif- Kandier, Karl-Hermann: Kirche als Exodusgemeinde. Be-

'«s bei Lessing. Die Einheit der gelegentlich scheinbar merkungen zur Theologie J.C.Hoekendijks (KuD 17, 1971

divergierenden Positionen wird in Lessings Glaubens- S.244-257).

~*»tung gesehen, die in ihrer „mystischen Rationalität" Kantzenbach, Friedrieh Wilhelm: Das gegenwärtige luthcrisch-
'**4) aus dem Erbe des Spiritualismus zu verstehen ge- reformierte Gespräch in theologiegeschichtlicher Perspek-
8Ueht wird, wie es Gerhard Gloege angeregt hatte. Diese tive' in: Kontinuität im Umbruch. FS. Augustana-Hoch-
%pothese wird in einem Exkurs (110-116) näher aus- 8chule in Neuendettelsau. hrsg. v. W.Andersen und H.Angeführt
. Als Charakteristika des Spiritualismus werden rjyäÄJ^S;^, „ ,

»».„_„_, . „4__.£"1 • .,. ,___rn_„i; i-ontl, Wenzel: rarallelthesen zur christlichen Rede von Gott

'^gegeben der Emst gegenüber der christlichen Trad - in dcr gegenwärtigen Situation (KuD 19. 1973 S.30-38).

'OH, die Ablehnung kirchlicher Bindung und die unmittel- _. Rechtfertigung und Anthropologie (KuD 17, 1971 S.225 bis

"are Gottesnähe des Ich. Des weiteren werden in diesem 243).

'^ehlußteil dargestellt die Providentia Dei, das Theodizee- -: Frei sein vom Zwang zur Totalität. Uber die „Gemeinsame

Problem und die Eschatologie, alles in strengem Bezug Theologische Erklärung" (Lutherische Monatshefte 10, 1971

Zl,m Thema S. 582-586).

. Hervorzuheben ist die nach einem Literatur- und Ab- ^if^'l^ ?T™ Th° °f Immortality <Vox evan8e-

kii... • 1 • p 1 , n n>vi- 1 • 1 lieft 7, 1971 o. 17-c»8).

*'irzungsverze.< h.iis folgende große Bibliographie des Malmberg, F.: Hans Küng in Noord-Amerika. Rcacties en

'«titschen loleranzsehrifttums 1695-1790 - neben neue- reflectios op "Infallihle? An Inquiry?" (Biidragen 33. 1972

ren bibliographischen Hilfsmitteln 475 Titel (130-172)! S.350-37U