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Ausgabe:

1973

Spalte:

308-310

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Gardberg, Carl J.

Titel/Untertitel:

Late Nubian sites 1973

Rezensent:

Wessel, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4

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Wahlkampf. Audi Wurms zunächst zu positiver Zustimmung
und Würdigung sich wandelndes Verständnis
des NS-Systems in den Jahren bis 1933 wird deutlich.
Zugleich zeichnet sich in den vorgelegten Dokumenten die
seelsorgerlich bestimmte, der Verkündigung und dem persönlichen
Zuspruch verpflichtete kirchlicheFührerpersön-
lichkeit Bischof Wurms ab, zu dessen Ermächtigung im
Jahre 1933 gerade auch die Deutschen Christen entscheidend
mit beigetragen haben, obwohl sich diese bald als
kirchenpolitisch verhängnisvoll auf sie auswirken sollte.

Auch die Entstehungsverhältnisse der württembergischen
Deutschen Christen werden aus dem vorgelegten
Material etwas deutlicher: endgültig konstituiert haben
sie sich als DC-Gau am 4. Januar 1933 aus Kreisen des von
Pfr. Ettwein geführten NS-Pfarrerbundes heraus, der damals
etwa 150 Geistliche umfaßte. Nach internen Spannungen
im Frühjahr kam es am 19. April 1933 zu einer
„herzlichen Einigung" mit stärker kirchlich orientierten
Kräften der Deutschen Christen, wobei die Linie Prof.
Fezers vorübergehend sogar Einfluß auf die DC-Bewe-
gung im Reich zu gewinnen schien. Doch kam es - in diesem
Band nicht mehr dokumentiert - schon im Herbst
1933 zu einer beträchtlichen Austrittswelle dieser Pfarrerkreise
aus der württembergischen DC-Organisation.

Die Dokumentation bietet durch die begrüßenswerte
Zusammenfassung des Materials zu Sachgruppen und
durch kurze überleitende Bemerkungen und Erläuterungen
ein auch atmosphärisch interessantes Bild, zumal auch
reichlich verwertete Korrespondenzen Einblicke in die
Motivationen der Entscheidungen und Beschlüsse gewähren
. Besonders der sehr differenziert zu sehende Zugang
zum Nationalsozialismus bei verschiedenen kirchlichen
Personen und Gruppen wie auch die partiellen Vorbehalte
, Bedenken, Illusionen und Hoffnungen in dieser
Hinsicht werden deutlich.

Da das Material offenbar schon weithin aufbereitet ist,
darf man mit einem relativ raschen Erscheinen der weiteren
Bände rechnen. Der auf dem Klappentext angezeigte
Ergänzungsband über „Landesbischof D. Wurm und der
nationalsozialistische Staat 1940-1945. Eine Dokumentation
, in Verbindung mit Richard Fischer (f) zusammengestellt
v. Gerhard Schäfer" erschien bereits 1968 und
wurde in dieser Zeitschrift 95,1970 Sp.687ff. besprochen.

Leipzig Kurt Meier

Wettach, Theodor: Kirche bei Zinzendorf. Wuppertal: Rolf
Brockhaus [1971]. 240 S. 8°.

Der Leiter des theologischen Seminars der reformierten
Kirche in Neukaledonien/Pazifik legt hier einer breiteren
Leserschaft seine praktisch-theologische Dissertation
(Referent: Prof. D. Dr. Schütz) vor. Der Vf. hat eine
zweifache Intention verfolgt: Einmal möchte er Zinzen-
dorfs Theologie und vor allem seine Ekklesiologie als
„Gesprächsgrundlage" (S.227) für das heutige ökumenische
Bemühen verstehen. Zum andern bietet Wettach
eine beachtliche Fülle von einzelnen Gesichtspunkten und
Entscheidungen der Brüdergemeine zur Zeit Zinzendorfs,
die für heutige Fragen des Gemeindeaufbaus durchaus
nützlich zu hören sind. Die Grundthese Wettachs lautet:
„Die Ekklesiologie Zinzendorfs läßt sich nur als ekklesio-
logisch (und praktisch-theologisch) entfaltete Christologie
sehen" (S.5). Am Ende faßt Wettach zusammen, „daß
Zinzendorf den auferstandenen, lebendigen Herrn und
seine Gegenwart als Wesenselement der Kirche erfaßt
und bekannt hat" (227). In drei Hauptteilen über das
Wesen, die Kennzeichen und das Leben der Kirche versucht
Wettach den Stoff übersichtlich zu ordnen. Mit
ausführlichen Zitaten aus Zinzendorfs gedruckten Schriften
wird die Darstellung fast auf jeder Seit« belegt, so daß

Zinzendorfs Meinung zum jeweiligen Thema erkennbar
wird, die des Vf.s sehr viel weniger. Einige Exkurse dienen
Detailfragen, die dem Vf. wichtig waren: z.B. die tropoi
paideias (S.69), Bußkampf und Bekehrung (S.148), die
Frage nach dem Glauben der Arbeiter in der Kirche
(S.159), Zinzendorfs Verhältnis zur katholischen Kirche
(S.170), die Gedenk- und Feiertage der Brüderkirche
(S.211).

Wettach bezeichnet seine Arbeit selbst als „Materialsammlung
" (S.228), die nur Ansätze für eine

Ekklesiologie
Zinzendorfs biete. Eine weitere Selbstbegrenzung -
„leider und gezwungenermaßen" - ist die Tatsache, daß
die Untersuchung fast ausschließlich auf gedrucktem
Material aufbaut (S.5). Insonderheit leidet der 3.Teil
über das Leben der Kirche darunter, was ausdrücklich bedauert
wird (S.203). Mit diesen Eingeständnissen ist klar,
daß das Buch keine neue theologische Sicht der Ekklesiologie
Zinzendorfs bieten will. Es kann auch nicht als Beitrag
zur historischen Erforschung gewertet werden, obwohl
der Gegenstand immer wieder unter Rückgriff auf
die wechselvolle Geschichte Zinzendorfs dargelegt werden
muß. Mitunter wird auch einmal eine historische Detailfrage
abgehandelt, z.B. Exkurs über den Genfer Besuch
1741 S.9-12. Die Kenntnis der Literatur über Zinzendorf
ist in den Fußnoten erkennbar, nur selten wird <lns Gespräch
mit anderen Forschern gesucht, so z.B. im Exkurs
Predigt und Heilsgeschehen über die Deutungen von Aalen
und Beyreuther S. 116-119.

Wer Zinzendorfs Gesprächsbeiträge zu ekklesiolo-
gischen Grundfragen schnell und trotz des fehlenden
Sachregisters in einer gewissen Übersichtlichkeit nachschlagen
will, wird Wettachs Buch mit Gewinn benutzen.

Magdeburg Peter Schickotan»

Riesenfeld, Harald: ErlingEidem 1880-1972 (SEA 36, 1971
S. 164-165).

Winslow, Donald F.: Some Unpublished Ncwman Autograpli8
(AThR 55, 1973 S.43-52).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Cardberg, C. J.: Late Nubian Sites. Churches and Settlements.
With an Introduction by T. Säve-Söderbergh. Stockholm1
Läromedelsförlagen, u. New York: Africana Publishing
Corporation [1970]. 54 S. m. 7 Abb. i. Text, 85 Taf. 4° = The
Scandinavian Joint Expedition to Sudanese Nubia, 7. Scan-
dinavian University Books.

Der vorzulegende Band ist der siebente der katalogartigen
Berichte der vereinigten skandinavischen Expedition
ins sudanesische Nubien aus Anlaß der Forschungsund
Rettungsarbeiten vor der Überflutung der zu untersuchenden
Plätze durch die Wasser des neuen Stausees.
Eine kurze Übersicht über die Funde im Konzessionsgebiet
der Skandinavier gab T. Säve-Söderbergh im gleichen
Jahre, in dem Gardberg's Band erschien, in dem
Sammelwerk „Kunst und Geschichte Nubiens in christlicher
Zeit" (Recklinghausen 1970, S.219ff.).

Wenn der skandinavischen Expedition auch solche
Glücksfunde wie das „Wunder von Faras" versagt blieben
und ihre Ergebnisse vergleichsweise dürftig erscheinen
mögen, so sind sie doch in doppelter Hinsicht von großer
Bedeutung: 1. schließen sie zu ihrem Teil eine der Lücken
unserer Kenntnis nubischer Denkmäler, und 2. sind sie U>
ganz mustergültiger Weise vorgelegt.

Der Band enthält eine Einleitung, in der T. Säve-Söderbergh
versucht, „The history and cultural development 0»
Christian Nubia" zu skizzieren (S. 14-21) und einen ganz
knappen Überblick über „The late Nubian sites in the
concession area" gibt (S.21f.). Offensichtlich ist mit „late