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Ausgabe:

1973

Spalte:

297-298

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Philon d'Alexandrie, Les Oeuvres de Philon d'Alexandrie 1973

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4

298

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE läasi# hat. (S-22-32). Daneben wird die diplomatische,

aber im Prinzipiellen loste Haltung des Philo zum Kaisei

,p, kalt behandelt, über die Niederlassungen der Juden in

1 d'A,exandrie!l Les Oeuvres de Philon d'Alexandrie. R())n „nd den jüdisch-ägyptischen Synkretismus knapp
Pubhes sous lo patronage de 1 Umversite de Lyon par mformiert (S.33_46). Den Abschluß bildet ein in Ergän-
K.Arnaldez, C.Mondosert, J.PouIIoux. 32: Legatio ad j • j / v • un u u Ar
Caium. Introduotkm, Traduction et Notes par A.Pelletier. ZUM zu (]f m ^/^"f ^ 1" ^ac<mm enthaltenen Aul-
Paris: Editions du Cerf 1972. 428 S. 8°. ffr. 120,—. Stellung (dort S. 31-35) dargebotenes Personen Verzeichnis
, in dem den wichtigsten Akteuren (Agrippa, Petronius,

r Wie viele Werke, deren Herausgabe sich über längere Silanus, Macron, Capito) kurze Charakteristiken gewid-

Zeit erstreckt, hat die unter dem Patronat der Universi- met werden (S.47-57).

tat Lyon veranstaltete Kdition der Schrillen Philo« von Die zahlreichen, z.T. sehr ausführlichen Anmerkungen,
Alexandrien (vgl. zuletzt ThLZ 96, 1971 Sp.433-435) die den Vorarbeiten M. Smallwoods und den Forschungen
Laufe der Jahre immer mehr an Perfektion gewonnen. des Epigraphikcrs L.Robert besonders verpflichtet sind,
Der erste Band erschien 19(11, nun liegt nach mehr als leuchten mit ihren weit über die Worterklärung hinaus-
einem Jahrzehnt als 3'2. Abteilung der auf 35 Bände an- gehenden historischen, religionsgeschichtlichen und epi-
gelegten Ausgabe der historisch-apologetische Bericht graphischen Hinweisen den geschichtlichen Hintergrund
Von der Legatio ad Caium vor. die vermutlich letzte er- aus. Die erstmals in diesem Bande erreichte Hochform der
baltene Schrift aus der Feder Philos. Präsentation tritt uns besonders im Kommentarteil ent-
Während die meisten Traktate als Zeugnisse der Aus- gegen. Die dem Text beigefügten Anmerkungen sind
rcgungsgeschichte und als Dokumente der Spiritualität durch drei Gruppen von Beigaben entlastet worden. 19 nodos
hellenistischen Judentums ihre Bedeutung haben, ist tes complementaires (S.321-341) bieten vor allem lexiko-
*lie legatio vor allem für den Historiker von Wichtigkeit. graphische und bedeutungsgeschichtliche Ausführungen.
ß°r Autor schildert eine Folge bedeutender Ereignisse, Die durchweg Realien geltenden neun Exkurse (S.349 bis
•leren Augenzeuge und Mitwirkender er gewesen ist: er be- 378) legen Spezialstudien auf engstem Raum vor, die auch
"chtet die politischen Geschehnisse, die Regierungs- unabhängig von der Beschäftigung mit dem vorliegenden

""tritt und Herrschaftszeit des Caius (Caligula) beglei- Traktat von großem informativen Wert sind (Nr.4 übt

taten (1-75), von dessen auf die eigene Divinisierung die Vorrechte der Juden bis zu Caligula, Nr. 5 über den

^elender Religionspolitik (76-118) und dem daraus sich alexandrinischen Tempel des Augustus Epibaterios, Nr. 8

^'gebenden Zusammenstoß mit den Juden Alexandriens Vergleich der Darstellungen des Philo, des Josephus und

l'H-139); nach einem Rückblick auf das judenfreundliche der Kirchenväter über die versuchte Tempelschändung

'erhallen der Vorgänger des Caius (140-165) kommt er unter Caligula). Den Abschluß des Bandes bilden mein'als

den eigentlichen Gegenstand, die Vorgeschichte und 300 ausgedruckte Textstellen aus griechischer und helle-

('ie Aussendung jener Gesandtschaft der Juden Alexan- nistischer Literatur (einschließlich NT, Josephus, Kir-

Uiens nach Rom, die von ihm selbst geführt wurde chenväter) auf die in den Anmerkungen Bezug genommen

(166—183), er schildert den zur gleichen Zeit (Sommer 40) wurde. Neben meist ganz kurzen Abschnitten finden sich

«'.'folgten Ve rsuch, den Tempel in Jerusalem durch Er- auch einige längere Stücke: aus Herodians Schilderung der

•Achtung von Kaiserstatuen zu profanieren (184-260), die Regierungszeit des Caligula Hist. IV,2; CIJ 11,153: der

'hidurch ausgelöste Intervention des Herodes Agrippa Brief des Claudius an die Juden Alexandriens; sowie die

(^61-348) und schließlich den Aufenthalt der Gesandt- Parallelberichte bei Josephus. In diesem Zusammenhang

^flaft in Rom und ihre erfolglose Begegnung mit dem wäre der einzige Wunsch anzubringen, den die nahezu

Kaiser (349-373). Der bald nach dem kurze Zeit später perfekte Ausgabe offen läßt: auf eine Wiedergabe der

^folgten gewaltsamen Ende des Kaisers niedergeschrie- wichtigsten rabbinischen Quelle über die Ereignisse unter

Dene Berich! findet damil einen abrupten Abschluß1. CaligulaMeg.Taan.il (Fastenrolle zum 25.Sehohat) hätte

Der Herausgeber Andre Pelletier, dem schon früher die nicht verzichtet werden dürfen.
Edition der in den gleichen Umkreis gehörenden Schrift

in Uq0 „ ,.i__. 6 i 2 c- 1 j. ■ 1 • • •• j.- Halle (Saale) Wolfgang Wiefel

"> JMaccum ubertragen wurde4, findet sich m einer günstigen
Situation. Er hat nicht nur die großen Ausgaben von , _

Col<n-Wendland (der er auch in diesem Band in der Text- / Dle Fr?8e' ob d,e von fhi}° 343 aW,k;,ndi8t° F?rV

ffosf.,li . i i i r i i i (i l l ir i Setzung verlorengegangen ist oder nie zustande kam.cntHchoi-

ntst.lt. weitgehend lolgt) und (Jolson als Vorlagen, son- ,i t j*u„____.„„u»;„ i„(,t„___«;__

du,.« i ... ,• , ° > ,. . , ., „, „ " „ ' ,i det der Herausgeber im letzteren omne.

" n kann zusätzlich auf die Arbeit von M. Smallwood» 2 Vgl. die Anzeige des Rez. ThLZ 93, 1968 Sp.438f.

_iii uekgreiien. So vermag er, der selber ein hervorragender 3 E.Mary Smallwood, Philonis Alexandrini Legatio ad

Renner des jüdischen Alexandrien ist, weit mehr zu bieten Gaium, Leiden 1961, 21970.

der bescheidene Untertitel - Einleitung, Übersetzung, * Euseb, h.e. 11,5,1.

Anmerkungen ankündigt. 5 vg'- etwa H. Leisegang, Philos Schrift über die Gesandt-

Wichtigstes Thema der Einleitung ist die Untersuchung schaft der alexandrinischen Juden an den Kaiser Caius Cali-

f Aufbau und Zusammenhang des Werkes und die kri- «uIa' JBL 57' 1938' 377^05-
tische Durchleuchtung der bei Philo vorliegenden Chrono-
Jogie der Ereignisse. Aus einer bei Eusebios, dem ältesten

«engen des Corpus Philoneum, vorliegenden Notiz, die von Frank, Isidor: Der Sinn der Kanonbildung. Eine historisch-

'"ein fünfteiligen Werk über die Schicksale der Juden theologische Untersuchung dor Zeit vom 1.Clemensbrief bis

Unter Caius wissen will4, ist vielfach gefolgert worden, daß Irenaus von Lyon. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1971.

Jawohl die lega tio als auch in Flaceum als Bestandteile 224 S. gr. 8° = Freiburger Theologische Studien, unter Mit-

'lieses Opus anzusehen seien5. Der Herausgeber tritt Wirkung der Professoren dor Theologischen Fakultät hrsg.

Uttit Smallwood und Colson) für die Selbständigkeit des v" J-Vmcke> A.DeissIer. H.Riedlinger, 90. Kart. DM 30,—.

fliegenden Werkes ein, versucht aber (im Unterschied Die im Jahre 1970 von der Freiburger Theologischen

u letzterem) nicht, die Fünfteiligkeit der legatio naohzn- Fakultät angenommene Dissertation (Ref. Prof. Dr.

»eisen (8.18-21). Das chronologische Problem ist deshalb Riedlinger) liefert auf Grund der hauptsächlichen Väter-

>"1 Hclang, weil M. Smallwood zeigen konnte, in welchem literatur des 2. Jh.s einen originellen Beitrag zur Frage

jUI4e der Autor um der effektvolleren Darstellung wil- der Bedeutung und Rolle, jedoch nicht eigentlich: der

gn, aber auch aus politischen und jüdiuoh-patriotiBchen Entstehung des Kanons. Die Auseinandersetzung mit

«clcsichten die Chronologie der Kreignisse vernach- einigen herausragenden evangelischen Standpunkten, die