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Ausgabe:

1973

Spalte:

288-290

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schüssler Fiorenza, Elisabeth

Titel/Untertitel:

Priester für Gott 1973

Rezensent:

Satake, Akira

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4

288

Halm weist in eingehender Formanalyse, die an wichtigen
Stellen auch inhaltliche Klärungen einbezieht (so z.B.
zu vmav), nach, „daß die Sendschreiben insgesamt als
typisch prophetische Gattungen anzusprechen sind"
(S.391), und daß die alttestamentliche Form des prophetischen
Botenspruchs dabei maßgebend ist. Nicht zuletzt
wegen dieser Verwandtschaft ist mir die geschichtliche
Folgerung Hahns fraglich: „Wir können also aus den
Sendschreiben der Johannesapokalypse entnehmen, wie
eine Rede urchristlicher Propheten an eine Gemeinde aussah
" (S. 391 f.). Vögtle trägt eine neue Deutung von Apc 12
vor, nach der die Frau durchgehend die christliche Gemeinde
symbolisieren soll, ihre Wehen den Anbruch der
Zeit des Gerichts und Heils, die Geburt des Kindes aber
nur das durch den aufgenommenen Mythos vorgegebene
erzählerische Mittel, die Gestalt des Christus überhaupt
in die Aussage des Kap.s einzubeziehen (also nicht, um
eine Aussage über die Herkunft des Messias und deren
Umstände zu machen). Indessen dürfte der Zug von der
Geburt des Knaben dazu denn doch wohl zu pointiert sein,
wie ich auch die Schwierigkeiten, die Vögtle bei der Zusammenschau
von Israel und Kirche in einer Gestalt
offenbar empfindet, nicht recht einsehe.

Abgeschlossen wird der vorzüglich ausgestattete Band
durch ein Autorenregister und ein Stellenverzeichnis (in
Auswahl nach Vorschlägen der einzelnen Autoren) sowie
8 Tafeln (eine zum Beitrag von Milik, eine zu dem von van
der Woude, die anderen zu dem von van der Ploeg), eingeleitet
durch ein Bild des Jubilars, dem mit dieser gehaltvollen
Festschrift eine würdige Gabe dargebracht worden
ist.

Halle (Saale) Traugott Holtz

Montagnini, Feiice: Rom. 5,12-14 alla luce del dialogo rabbi-
nico. Brescia: PaideiaEditrice [1971]. 85 S. gr. 8° = Asso-
oiazione Biblica Italiana, Supplementi alla Rivista Biblica,
4. Lire 1.000,—.

Der Vorgang der Emanzipation der katholischen Exegese
von der Dogmatik beginnt meist so, daß dogmatisch
relevante biblische Stellen und Sachverhalte aufgegriffen
werden, die man dann mit exegetischen Fragestellungen
und Methoden untersucht. Daß dieser Prozeß, bei
dem die deutsche und französische Forschung vorausgegangen
sind, nun auch bei den italienischen Exegeten
in Gang kommt, läßt die hier anzuzeigende Arbeit erkennen
. Sie hat mit der Untersuchung von Rom 5,12-14
eine vielbehandelte crux interpretum zum Gegenstand.
Das Verständnis des syntaktischen Zusammenhangs bereitet
Schwierigkeiten, die man neuerlich durch Annahme
eines Anakoluths glaubt lösen zu können (Bornkamm,
Brandenburger). Die Deutung des ig>'tg in 12d schließt
ein schwerwiegendes theologisches Problem ein, seit
Augustin es im Gegensatz zu den meisten griechischen
Vätern lokal auffaßte und das auf Adam bezogene in quo
zum Angelpunkt seines korporativen Verständnis des
Sündenfalls machte. Für die katholische Exegese lag eine
besondere Schwierigkeit darin, daß Rom 5,12 zu den wenigen
biblischen Stellen gehörte, die lehramtlich verbindlich
interpretiert worden sind. Das Konzil von Trient erhob
sie zum entscheidenden Beweis für die gegen Erasmus
verteidigte Erbsündenlehre (Denz. 789). Erst in neuester
Zeit rückt man von der Ansicht ab, daß damit auch Augu-
stins Deutung der Stelle kanonisiert wurde. Der wichtigste
Versuch wurde von dem Neutestamentier des päpstlichen
Bibelinstituts St. Lyonnet unternommen1, der als
der eigentliche Gesprächspartner in der vorliegenden
Arbeit stets präsent ist. Er läßt den lokalen Sinn des ig>' >*
fallen und gibt es mit „unter der (sich erfüllt habenden)
Bedingung daß" wieder. Daß auch diese Lösung sich aus

philologischen Gründen bald als problematisch erwies,
hat den Vf. zu einer neuerlichen Untersuchung bestimmt.

Die vorliegende Studie setzt zunächst beim ersten, dein
syntaktischen Problem ein: L. sieht in V. 13-14 eine
gradlinige Fortführung des Gedankens von V.12, während
andere Interpreten hier eine Parenthese erkennen
wollen, die den Zusammenhang von V.12 und V.15
unterbricht. Hier versucht der Vf. durch Hinweis auf die
rhetorische Struktur weiterzuhelfen: V.12 Proposition,
V.13 Einwand, V.14 Antwort. Bei der Untersuchung der
rabbinischen Dialoge (vorzugsweise aus den tannaitischen
Midraschim) ist der Vf. auf eine Gruppe gestoßen, die
einen analogen Aufbau erkennen läßt: die eingangs aufgestellte
Proposition wird nach einem Einwand am Schluß
präzisiert und bekräftigt. (Von den zahlreichen Beispielen
für die sog. ternare Struktur: Mech. z. Ex 12,3, Sifr. z.
Num 6,12, Sifr. z. Num. 19,12 u. 20). Die Möglichkeit, die
vorliegenden Verse als Disput nach rabbinischem Vorbild
aufzufassen, wird durch die Rückführung der verwendeten
Partikel auf hebräische Äquivalente bekräftigt, die
auch eine neue Lösung für das «V'? anbietet.

Das Ergebnis stellt sich dem Vf. so dar:

1. Rom 5,12-14 ist eine Disputation.

2. Rom 5,12 ist kein Anakoluth, sondern eine geschlossene
Periode, Vordersatz und Nachsatz werden auf eine
auch im AT gebräuchliche Weise aufeinander bezogen
(S.68L).

3. Das i<p io in V. 12d entspricht dem (auch morphologisch
analogen 'al-ken mit inklusiver Bedeutung und ist
mit „deshalb weil" wiederzugeben (S.65).

Das durch diese, der erasinianischen nahe kommenden
Deutung aufgeworfene Sachproblem versucht der Vf.
durch Verweis auf die dialogische Struktur aufzufangen:
alles Licht fällt auf die in V. 14 ausgesprochene Konklusion
. Man legt den schmalen Band mit dem Eindruck aus
der Hand, daß man es hier mit einem bemerkenswerten
Versuch zu tun hat, bei der Auslegung einer dogmatisch
bedeutsamen Partie durch methodengerechte exegetische
Beweisführung neue Akzente zu setzen. So überrascht
der Hinweis des Herausgebers nicht, daß Joach-
Jeremias, der selber den Disputcharakter einiger

Abschnitte
des Rom herausgearbeitet hat, dem Vf. die
Berechtigung seiner Interpretation bestätigen konnte.

Halle (Saale) Wolfgang Wiele

1 Biblica 36, 1955, 436-456. 41, 1960, 325-355.

2 Nach Brandenburger, Adam und Christus, WMANT 7,
1962, 171 f. scheitert sie an dorVerbindung mit dem Aorist.

Fiorenza-Schüssler, Elisabeth: Priester für Gott. Studien zum
Herrschafts- und Priestermotiv in der Apokalypse. Münster
/W.: Aschendorff [1972]. VIII, 450 S. gr. 8° = Neu-
testamentl. Abhandlgn, hrsg. v. J.Gnilka, N.F., 7. Lw.
DM 76,—.

Veranlaßt von der heute viel diskutierten Problematik,
wie man das Priestertum theologisch verstehen soll, wendet
sich Fiorenza zu den Aussagen über das Priestertum
in der Apk. Die Apk ist nämlich, wie sie sagt, neben dem
1 Pt (2,5.9) die einzige Schrift im NT, die das Priesterprädikat
zur Bezeichnung der Erlösten verwendet.

Nachdem F. im einleitenden Teil des Buches (S. 1-67)
einen Überblick gibt über die Problemgeschichte des
christlichen Priestertums und über die Beschäftigung der
gegenwärtigen Exegese mit der Frage des Priestertums im
NT, und versucht hat, deutlich zu machen, einmal, unter
welchem Problemhorizont die Exegese heute nach dem
Priestertum im NT fragt, und zum zweiten, wie weit Sie
dabei von der dogmatisch-geschichtlichen Fragestellung