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Ausgabe:

1973

Spalte:

273-275

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sabottka, Liudger

Titel/Untertitel:

Zephanja 1973

Rezensent:

Bič, Miloš

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4

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Poniorphie Gottes und Thcomorphie des Propheten zusammengehören
(S.55ff.). Bei Jeremia läßt »ich dasselbe in
noch höherem Maße beobachten (S.78ff.). Gott bindet
Rich mit seinem Wort als seiner Tat in die Zeit; Jeremia
"teilt dabei auf seiner Seite, sein innerer Kampf ist dem
Gottes parallel, gehört zu seinem prophetischen Amt.
■Die These von der Anthropomorphie Gottes in Jesus
Christus entwickelt M. nicht an den Evangelien, sondern,
weil hier die „kritischste Stelle" ist (S.118), an Paulus.
Dabei steht er in Front gegen Bultmanns Auffassung,
»«eh der der geschichtliche Jesus über das „Daß" hinaus
frir die Theologie des Paulus keine Bedeutung gehabt hat.
Die Identität der Heilstat Gottes mit der Heilstat Christi
wird dargelegt durch eine Zusammenstellung von parallelen
Begriffen und Wortverbindungen, die beide zum Inhalt
haben (S. 122ff.), sowie von Aussagen über die Kirche
u'id die Christen Gott gegenüber (S.129ff.), ferner durch
cine Untersuchung über den Gebrauch des Namens Jesus
(8.132ff.) und der Titel Christos und Kyrios (S.138ff.).
Der letzte Abschnitt (S. 143ff.) unternimmt den Nachweis,
[laß bei Paulus wie im Alten Testament vom angehaltenen,
!» der Zeit losbrechenden Zorn anthropopathisch geredet
lst; daß dieser Zorn in der Geschichte des irdischen
Jesus, des nicht nur in der Präexistenz, sondern gerade in
«einem Leben gehorsamen Menschen, Menschcngeschichte
w'r<l; daß er darin Tat eines Menschen und Gottes zugleich
ist. Solche Identität gibt es im Alten Testament
nicht; dort ist alle Vertretung Gottes durch einen Meuchen
fragmentarisch. Die Struktur des Heilsgeschehens
ist aber dieselbe. „Sie ist freilich bei Paulus dem Alten
Testament gegenüber entgrenzt. Indem das Leben des
Maen gehorsamen Menschen erschienen ist, ist auch die
Erfüllung des Alten Testaments erschienen" - in strenger
Wahrung der Menschlichkeit Jesu (S.187f.).

Das flüssig und lesbar geschriebene Buch ist ohne Frage
eiu wichtiger Beitrag zur Diskussion, auf deren Höhe es
sowohl exegetisch wie auch systematisch stellt. Der Aspekt
, den es behandelt, ist freilich noch nicht das Ganze.
Die Rückfrage von der neutestamentlichen Christologie
'ns Alte Testament hinein hat auch andere, doch wohl
gleich gewichtige Aspekt*. Ob dabei das Neue Testament
f"r das Alte immer nur wie hier als „unüberbietbarer
Kulminationspunkt" (8.117) begriffen werden kann?

Böttingen lludolf Smend

"•bottka, Liudger; Znphanja. Versuch einer Neuübersetzung
m't philologischem Kommentar. Rom: Biblical Institute
fress 1972. XX, 177 S. gr. 8° = Biblica ot Orientalia 25.
L- it. 3.900,—.

Das vorliegende Buch stellt einen beachtenswerten Ver-
•Och dar, ..in den zum Teil recht dunklen Text des Ze-
j**njabuohe8 mit Hilfe der beute zur Verfügung stehen-

°n philologischen Möglichkeiten mehr Licht" zu bringen.
' abei lag der Schwerpunkt der Arbeit in der Eruierung
""Her Möglichkeiten der Übersetzung" (S.VII). Der Vf.

''»zentrierte sich wissentlich „auf das unter philolo-
g'schem Gesichtspunkt Bedeutsame" (ebd.), unter Ver-
'lcht auf eine Vollständigkeit des von anderen Gesichtspunkten
her veröffentlichten Materials. Trotzdem weist

*■ Autorenregister 180 im Text zitierte Namen auf,

üiiehe zwar angeführt nur aus zweiter Hand, andere dagegen
Me)ir eingehend und genau. Wahrscheinlich ist die
,.rt, auf eine Auswahl der Literatur sich zu beschränken,

,e einzig richtige. Der Vf. hat jedenfalls die Auswahl gut
getroffen, um den Leser allseitig zu informieren und den

'Keilen Beitrag nicht zu verschütten.

Während man in den Kommentaren - und sogar in
^"dernen Bibelübersetzungen - ständig auf willkürliche

''»griffe in den überlieferten Text stößt und die meisten

Forscher mehr oder weniger sou verain mit dem Text umgehen
und schwierige Stellen nach eigenem Gutachten
,verbessern', ist der Vf. bemüht, besonders am Konsonantentext
nichts zu ändern und ungewohnte Wort-
fornien mit Hilfe anderer semitischer Sprachen zu erklären
. Auf diese Weise bietet er manchen bedeutenden
Beitrag zur besseren Kenntnis der hebräischen Grammatik
und interessante Anregungen zur Bereicherung des
Wortschatzes. Daß das Hebräische einen reicheren Wortschatz
hatte, als er in den Wörterbüchern zum Alten
Testament vorliegt, steht außer Frage. Ebenfalls dürfen
die dialektischen Unterschiede und die Sprachverände-
rungen, die im Laufe von Jahrhunderten unvermeidlich
sind, nicht unbeachtet bleiben. Unter der einheitlichen
masoretischen Vokalisation wurden diese Eigentümlichkeiten
nicht selten verwischt, aber konnten im Konsonantentext
erhalten bleiben, und die heutige Kenntnis
anderer semitischer Sprachen und Dialekte kann zu ihrer
Wiederentdeckung beitragen.

Die Arbeitsmethoden der Gelehrten müssen sich den
neuen Gegebenheiten anpassen. Es ist zu begreifen, daß
man früher die einzige Lösung oft in Konjekturen, Streichungen
, Umstellungen u.a. sah, aber die gegenwärtige
Forschung weist nicht selten nach, daß dieser Weg ein
Irrweg ist. Die Arbeit Sabottkas bringt eine Fülle an Beweisen
für diese veränderte Lage. So schreibt er z.B.
zum Thema Streichungen: Zeph 1.13 - „trotz der
großen Ähnlichkeit von Vers 13b mit Am 5.11 sollte man
ihn nicht streichen, wie es öfters geschieht.1 Denn immerhin
taucht hier am Schluß das Motiv des Weintrinkens
noch einmal auf, wodurch sich eine Inklusion mit v. 12b
ergibt" (50). Oder: „Statt MT me'et jhvh, das BHK3
wie auch BHS jetzt wieder streichen wollen, lese ich
me'ät (oder me'at) - .hundertfach, hundertmal', ein
Zahladverb von me'äh - ,hundert' gebildet" (89).

Zum Thema Verbesserungen: „Schon (Kap. I)
v.l4b wird vielfach als verderbt angesehen und korrigiert2
. Doch glaube ich, daß sich der MT heute im wesentlichen
ohne Änderungen philologisch erklären und übersetzen
läßt" (50). Oder: „qöl (2,14) ist hier wie öfters mit
.laut', also adverbiell wiederzugeben. BHS hat dagegen
die seit Wellhausen beliebte Korrektur in kos wieder aufgefrischt
" (97).

Zum Thema Zutaten : „Auch an Zeph 2,9 wird gewöhnlich
ausgesetzt, daß ein zur Wüste gewordenes Land
nicht gut noch geplündert und in Besitz genommen werden
könne. Nowack, Komm., S.299, möchte darin ein
Zeichen für eine spätere Hand sehen. Die Erkenntnis eines
traditionellen Fluchmotivs läßt diese Dinge jedoch besser
verstehen" (86). Zum historischen und archäologischen
Hintergrund : „Mitküsim (2,12) sind hier wohl
wirklich die Kusehiten gemeint, d.h. die Äthiopier, und
nicht, wie Deissler und andere vermuten, die Ägypter.
Denn es war die 25. äthiopische Dynastie, die 663 v.Chr.
(Zerstörung Thebens) durch den Assyrer Assurban i pal
vernichtet wurde..." (92f). Oder: „Was hier (2,14) beschrieben
wird, ist durch die Ausgrabungen von Ramat
Rahel/Beth-haccherem südlich von Jerusalem überraschend
verständlich geworden..." Es handelt sich um
„die Bailustrade eines prächtigen Fensters... Damit ist
auch die Frage, ob es sich hier bei qippöd um ,Eule' oder
.Igel' handelt, entschieden" (96).

Zum Thema metri causa: „Der zusammengesetzte
Gottestitel jhvh 'elohim ist hier (3,2) auf zwei Halbzeilen
verteilt. Wenn Nowack statt 'el-elöhehä (aus metrischen
Gründen) 'eläw lesen will, so verkennt er dieses Stilmittel
des .Break up' zusammengesetzter Namen und Begriffe,
das in der hebräischen wie ugaritischen Poesie sehr beliebt
ist" (103).

Scbließlich zu irreführenden Ubersetzungen:
„Die zum Teil heftigen Angriffe Elligen (Das Ende der