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Ausgabe:

1973

Spalte:

269-272

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Weinfeld, Moše

Titel/Untertitel:

Deuteronomy and the deuteronomic school 1973

Rezensent:

Reventlow, Henning

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4

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satz in ThLZ 95, 1970, 5-7 - wendet Delcor ein, daß das schrieben: Abschiedsrede, Prophetenrede, liturgische und
Neue Testament eine griechische Version des 2. Jahr- militärische Rede. Die Schlußfolgerungen dieses Ab-
hunderts benutze und Barthelemys Erklärung tatsächlich Schnittes (51-58) bestimmen die Reden als rein htera-
vieles einfacher und klarer zu deuten vermöge. risch-spekulative Kompositionen; sie wurden nie rmind-
Im Abschnitt 7 der Einleitung untersucht Delcor die lieh gehalten und entsprechen keiner kultischen Realität
literarischen Gattungen des Buches Daniel. Er unter- (53). Die These von Bentzen und besonders von Rad, daß
scheidet Midrasch und Apokalypse, deren gemeinsame die Leviten hinter dem Dt. stehen, wird zurückgewiesen
Züge, starke Phantasiekraft und Sinn für Mysterium, (54ff.), letztlich deshalb, weil hinter der Gesamtform des
Wunder und Mirakel, er herausstellt. Beide Arten lieben Buches keine kultische Zeremonie steht, sondern diese
die Anspielung, die Freude am Orientieren und Erbauen als literarische Anlehnung an die zeitgenössischen assy-
s°wie die geschehene Geschichte in ihrer Beziehung zu rischen politischen Verträge zu erklären ist.
Gegenwart und Zukunft. Der zweite Abschnitt (59-157) dient dem Vergleich de3
Im neunten Abschnitt der Einleitung kommt Delcor Dt. als Bundesdokument mit den hethitischen, assyri-
ftuf das Verhältnis zwischen Apokalyptik und alttesta- sehen und aramäischen Verträgen (59-116). Eine zentrale
mentlicher Prophetie zu sprechen, die er in ein Entwick- Beobachtung ist, daß von den in Frage kommenden bi-
'ungsverhältnis zueinander stellt. Die Apokalypse ist blischen Quellen (u.a. Ex 19-24; Jos 24) allein das Dt. alle
für die Prophetie, was die Mischna für die Thora ist. Weis- Elemente der hethitischen und vor allem assyrischen Vorzeitliche
und ausländische Einflüsse (babylonisches, tragsdokumente enthält (66). Die assyrischen und arabisches
, persisches und griechisches Kulturgebiet) las- mäischen Formulare sind besonders wegen ihrer ausführen
sich im Danielbuch feststellen. liehen Fluchabschnitte am nächsten verwandt (67) -
Aus der Behandlung des Abschnittes über die Bot- das Fehlen der historischen Prologe in diesen wird vor
8°haft des Danielbuches sei der Hinweis auf die Engel- allem mit Lücken in den Texten erklart. Deshalb wird
Anschauung des Buches herausgegriffen. Hier kommt den Fluchformeln von Dt. 28, und nun noch einmal von
Delcor zu der These daß die Engelanschautfng im zweiten Dt. und Jer, anschließend noch eine besondere Bespre-
Teil des Danielbuches (8-12) viel entwickelter erscheine chung gewidmet (116-146). Uberall zeigt sich dabei ein
a's im ersten Teil des Buches. Damit würde auch die unmittelbarer Einfluß der in den zeitgenossischen Ver-
Engelanschauung von Qumrän auf die chasidäische Be- trägen nachweisbaren Wendungen. Das Miteinander von
Wegung zurückgehen. Auch hier kann Delcor zugestimmt Gesetzesbestimmungen und auf dem Vertragsschema beiden
, ruhenden Loyalitätsforderungen im Dt. wird als eine die-
ö Auf Einzelheiten der Exegese einzugehen verbietet der sem bereits vorgegebene Traditionsmischung zweier
«aum. Es muß ausdrücklich gesagt werden, daß sich in Typen angesehen, die in Sinaibund und Sichembund noch
einen exegetischen Kapiteln eine Fülle trefflicher neuer getrennt vorliegen. Damit wird dem Einwand gewehrt,
Beobachtungen findet, manches an alten Anschauungen das Dt. sei nicht von den Vasallen Verträgen, sondern von
lst aufgegeben Das Traumerraten in Kap 2 spielt keine der Form der altorientalischen Gesetzeskorpora her zu
Ilolle mehr als Gesichtspunkt für die Exegese, in Dan 3,18 verstehen (146-157). Die am Hof zu Jerusalem tätigen
»ird dem von den drei Männern herausgestellten Ge- Schreiber haben das Dt. verfaßt; man spürt noch ihre
Slchtspunkt Wenn er es nicht tut" (Delcor) wenig Auf- königsfreundliche Einstellung und kann die Technik nach-
tttorkaamkeit geaohenkt in der Hinsicht, daß hier schon zeichnen, mit der sie (hier wird Dtr. einbezogen) ihre
Erfahrungen der Kampfzeit unter Antiochus Epiphanes Reden Königen und politischen Führern in den Mund
sich abzeichnen. Hinzuweisen ist ausdrücklich auf das legten (158-178). _, , ,
KaP 9, in dem m E die schwierige Exegese zu besonders Teil II und III wird mit einer Einleitung begonnen, in
&«ten und glücklichen Deutungen gelangt ist. der das Verhältnis von Dt. und P. mit Y. Kaufmann gegen
Man legt diesen Danielkommentar mit aufrichtigem Wellhausen als gleichzeitiges Nebeneinander, nicht einsank
gegen den Verfasser und mit dem Bewußtsein, daß linig-historisches Nacheinander bezeichnet wird (179-189).
?8 sich hier um einen Danielkommentar handelt, den man Der Unterschied zwischen priesterlich-sakraler und deu-
1,1 allen Fragen des Danielbuches zu Rate ziehen muß, teronomisch-säkularisierender Gesamtanschauung wird
aus der Hand. zum Leitmotiv der folgenden Untersuchung, in der nun
, die einzelnen Vorstellungskreise im Dt. mit den ent-
UlMl« ,lu"8 B"rd,ke sprechenden Bereichen innerhalb der älteren Pentateuch-

quellen und P. (einschließlich H.) verglichen werden. Da-
„, bei geht es um Gottesvorstellung (191-209), Opfer und
weinfeM, Moshe: Deuteronomy and the Deuteronomic School. Yeste (217-224), Reinheit und Unreinheit (225-232); Sä-
Osford: Clarendon Press; London: Oxford University kulari8ierungstendenzen werden in verschiedenen Rechtstes
« 1972. XVIII, 467 S. gr. 8°. Lw. £ 9.-. bereichen des Dt. festgestellt (233-243).
, Die umfangreiche Arbeit über das Deuteronomium (das Teil III behandelt die weisheitlichen Einflüsse in Dt.
|*tr- Geschichtswerk und die Prosareden bei Jer werden in und Dtr., wobei zunächst von der Weisheit allgemein
rei' I mehr vergleichsweise herangezogen, später aber (244-281), dann von ihren Tendenzen in Humanismus
'"cht mehr berücksichtigt) ist das Ergebnis einer rund (282-297), Didaktizismus (298-306), Vergeltungslehre
*n«erthalb Jahrzehnte umfassenden Beschäftigung des (307-319) gesprochen wird. Umfangreiche Anhänge: eine
Erfassers mit der Thematik (vgl. Vorwort, VII). Seine Liste typisch deuteronomischer Wendungen (320-36o),
.^undthese lautet, daß das Dt. in seiner rhetorisch-didak- vom Autor als besonders wichtig angesehen (VII), Ad-
*'schen Form von weisheitlichen Motivationen bestimmt denda, Glossarien, mehrere Indices, dazu eine Auswahl-
"•*> daß es als ein literarisches Werk von zur Schicht der bibliographie schließen das Werk.

"Wei8en" gehörigen Schreibern in Jerusalem verfaßt Es sind nicht erst diese Anhänge die dem Leser den

Sürde, und daß es in seiner Vertrags- (Bundesformulars-) Eindruck vermitteln, daß hier mit Sorgfalt und großem

1°^ nach dem Muster der Vasallenverträge Asarhaddons Fleiß gearbeitet worden ist. Eine umfangreiche Literatur

'672 v dir ) gestaltet wurde ist verwertet (wenn auch israelisch-jüdische Arbeiten ein

. l* dreiteiligen Gesamtaufbau bietet Teil I (10-178) zu- Übergewicht haben, fehlen z. B. auch deutschsprachige

n.*chst eine Typologie der deuteronomischen Kompo- Werke nicht), die man gern vollständig im Lit.-Verz. ge-

J'tion". Zuerst werden (10-51) die verschiedenen Rede- sehen hätte; neben reichhaltigen Belegen aus dem

0rrnen im Dt und dtr Werk (einschließlich Jer) be- deuteronomisch-deuteronomistischen Bereich im Alten