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Ausgabe: | 1973 |
Spalte: | 251-259 |
Autor/Hrsg.: | Funk, Wolf-Peter |
Titel/Untertitel: | "Authentikos Logos" 1973 |
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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 4
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Priester während der Liturgia verbi „die Gebete leitet",
von dem aus er auch in der Regel die Predigt hält
(Art. 271.97).
Die Umgestaltung der katholischen Kirchen, diesen
Richtlinien entsprechend, ist bekanntlich in vollem Gange
; und die in den letzten Jahren neuerbauten Kirchen,
bei denen wirklich „die Liturgie die Bauherrin" (C. Gur-
litt) gewesen ist, sind zum großen Teil so vorbildlich, daß
die allermeisten neuen evangelischen Kirchen - trotz allem
Einfallsreichtum der Architekten und aller technischen
Perfektion - erschreckend restaurativ wirken und daß der
Gottesdienst in den rekonstruierten und restaurierten
evangelischen Kirchen - trotz allem Kostenaufwand und
aller Akribie der Restauratoren - weithin einen peinlich
musealen Charakter haben muß, weil wohl die Vorschriften
des Denkmalsschutzes, aber nicht die Erkenntnisse
einer evangelischen Theologie des Gottesdienstes beachtet
worden sind.
Der liturgischen Reform sind natürlich auch in der katholischen
Kirche Grenzen gesetzt, enger gezogen als die
Konzilsväter es gewollt haben. Dafür hat die konservative
,Rechte' gesorgt (wie aus L.s Kommentar deutlich
hervorgeht). Der Schatten des Tridentinums fällt über das
Vaticanum Secundum! Die Rubrizistik ist - trotz einschneidender
Reduzierung - nicht überwunden (sie wird
ja auch wohl immer ihr relatives Recht behalten müssen!).
Und wie dasV I.Kapitel mit der Überschrift „Bedarfsgegenstände
für die Meßfeier" (De iis, qui ad Missa
celebrationem requirunter) mit Art. 281-312 (S. 397-415)
zeigt, hat sich im Hinblick auf die liturgischen Geräte
(sacra supellex, die liturgischen Gefäße (vasa sacra)
und die liturgische Kleidung (vestes sacrae) nicht allzuviel
geändert; das ist aber für die ,Optik' des gottesdienstlichen
Geschehens nicht unwichtig.
Ohne Zweifel steht dem großen Gewinn der liturgischen
Reform auch dieser und jener Verlust gegenüber
: Mit dem Gebrauch der vielen Muttersprachen an
Stelle der einen lateinischen Liturgiesprache, mit der
Möglichkeit der „Auswahl der Meßformulare und
ihrer einzelnen Teile" (De Missa ejusque partibus
eligendis), geregelt durch das VII.Kapitel, Art.313 bis
325 (S.417-442), mit der aktiven Beteiligung der Laien,
die gemeinsam mit dem Priester Kyrie und Gloria, Credo
und Sanctus, Vater-unser und Agnus Dei singen oder
sprechen sollen, - mit dem allen ist manches verloren gegangen
, was die Messe zu einem imponierenden heiligen
Schauspiel machte, dem die Gläubigen mit wenig Verständnis
, aber mit großer Ehrfurcht ,von ferne' beiwohnten
; ein großer Teil der klassischen Musica Sacra -
von den Messen Palestrinas bis zu denen Bruckners - ist
nur noch beim Kirchenkonzert verwendbar, nicht mehr in
der Eucharistiefeier der Gemeinde, für die sie eigentlich
geschaffen ist; auch das, was Paul Claudel, Botschafter
der französischen Republik, so erfreulich fand: daß er, ob
er in Paris oder Rom, in Tokio oder Washington, in Berlin
oder Wien in die Kirche ging, immer die ihm bekannte
und vertraute Messe mitfeiern konnte, auch das gilt nur
noch eingeschränkt. Aber der Gewinn ist ohne Zweifel
unendlich viel größer als der Verlust: Die Nähe der Meßfeier
zur Tischgemeinschaft Jesu mit den Sündern, zum
Brotbrechen der Urgemeinde ist viel größer, die Kluft
zwischen den Kirchen ist viel kleiner geworden. An Stelle
der fatalen Verpflichtung, sich gegenseitig zu verketzern,
ist die erfreuliche Verpflichtung getreten, von einander zu
lernen. Und wenn auch vorerst die Interkommunion noch
nicht realisiert werden kann, sie ist als ein Ziel ins Blickfeld
getreten, das nicht mehr als unerreichbar erscheinen
muß.
1 Lengeling, Emil Joseph: Die neue Ordnung der
Eucharistiefeicr. Allgemeine Einführung in das römische
Meßbuch, endgültiger lateinischer und deutscher Text, Einleitung
und Kommentar. Münster/W.: Regensberg [1970]-
492 S. 8° = Reihe „Lebendiger Gottesdienst", hrsg. v>
H.Rennings, 17/18.
Lengeling, Emil Joseph: Die neue Ordnung der
Eucharistiefeier. Kommentar der Dokumente zum Rom1'
sehen Meßbuch. Leipzig: St. Benno Verlag (Lizenzausgabe des
Verlages Regensberg, Münster) f 1972]. 416 S. 8°.
3 Art. 1-6 (S. 153-Hi:i).
8 Art. 7-57 (S. 165-247).
„Authentikos Logos"
Die dritte Schrift aus Nag-Hammadi-Codex VI
Eingeleitet und übersetzt vom
Berliner Arbeitskreis für koptisch-gnostisehe Schriften*
Die dritte Schrift des Codex VI (p. 22-35) unter dem
anspruchsvollen Titel „Authentische Lehre", enthält eine
homiletisch-didaktische Behandlung verschiedener Themen
betreffend die Existenzmöglichkeiten der Seele in der
Welt - ihr Schicksal und ihr Verhalten auf Erden. Charakteristisch
und zugleich eindrucksvoll ist dabei, daß sich
der Verfasser einer stark metaphorischen Ausdrucksweise
bedient, die sich an Hand der wichtigsten Themen des
öfteren zu groß angelegten Vergleichen und Allegorien
ausweitet, die in mannigfacher Weise miteinander verknüpft
und ineinander verwoben erscheinen.
Das leitende Bildmotiv für die Erlösungsmöglichkeit
der Seele dürfte das des Logos sein, der ihr „wie ein Heilmittel
" - sei es „auf die Augen" (p. 22,27; 27,31; 28,12),
sei es „in den Mund" (p.22,24; vgl. p.31,34f) - von ihrem
„Bräutigam" (p. 22,23) verabreicht wird (der „Logos"
nimmt also hier gleichsam die Stelle von Gnosis oder
Pistis ein, während der Erlöser der Bräutigam der Seele
bzw. der zu ihr gehörige Nüs ist, vgl. p. 28,25). Allein von
diesem Motiv aus ergeben sich eine ganze Reihe von
Anknüpfungspunkten
für weitere Bilder: Das Heilmittel für
den Mund .tchl in Kontras! zu den „Speisen zum Tod*
(p.30,25), mit denen die Verlockungen des „Widersachers
" (p.30,6; 31,9) gemeint sind (vgl. Lasterkatalog
innerhalb von p.30,26-31,8) und die ihre bildliche Aussagefülle
aus einem breit angelegten Vergleich zwischen
dem Ausgeliefertsein der Fische gegenüber den „Netzen,
(p. 29,4-14) bzw. den „Angelhaken" und „Ködern
(p. 29,20-30,6) des „Fischers" einerseits und der Verführung
der Seele durch den Widersacher (p. 30,6-31,2*/
andererseits beziehen. Das Heilmittel für die Augen steh1
in Zusammenhang mit dem geläufigen Motiv der Blind'
heit, die hier als Folge der Verwundung der Augen durch
den materiellen Leib erscheint (p.27,25-29) und anderer-