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Ausgabe:

1973

Spalte:

209-211

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Benckert, Heinrich

Titel/Untertitel:

Theologische Bagatellen 1973

Rezensent:

Nierth, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 3

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schen Differenz verborgene christologische Problem auswir- denen Disput divergierender Strömungen innerhalb der Ev.

tan können, von dem K. zu Recht andeutet, daß es durch Kirche unverändert aktuell geblieben. Luther „wollte mit dem

seinen „universalen Anspruch in Beziehung zu allen Wirk- Est kein ontologisches Prinzip, auch keinen theologischen

hehkeitsbereichen des menschlichen Lebens" steht und erst Grundsatz festhalten, sondern die Einsetzungsworte als ein-

aus der Summe dieser Realitätsbezüge „der Wirklichkeits- zigen Grund und alleinigen Inhalt einer Abendmahlstheolo-

cr,arakter der Offenbarung selbst umfassend bestimmt gie betonen und darum sich und die anderen davor bewah-

^erden" könnte (610). Im Kreuz tut sich der Weltbezug ren, mehr auszusagen, als die verba testamenti aussagen:

Christi in seiner umfassenden Perspektive auf. Auch im kath. daß Leib und Blut des Herrn, für uns geopfert, gegenwärtig

Sektor gibt es durchaus schon Ansätze für dieses über K.s seien" (169).

Forderung einer neuen „Verhältnisbestimmung von Person- 4. Auch der nächste Komplex kreist um theologisch ungegart
-Geschichte" (651) hinausgehende Denken (vgl. Heri- klärte Tatbestände kirchlicher Existenz, wenn auch um Probert
Mühlen, Die Veränderlichkeit Gottes als Horizont einer bleme der Ekklesiologie im engeren Sinne. Seien es
zukünftigen Christologic, Münster 1969). „Probleme der innerdeutschen Ökumene" (231 ff.) oder die

Diese kritischen Anmerkungen ändern nichts an dem Ge- Frage „Was ist eine Synode?", die an Hand der Erfahrungen

samturteil über diese anregende katholische Rezeption evan- aus der ersten schlesischen Bekenntnissynode von 1936 in

Selischer Entwurfsvielfalt. Naumburg am Queis einer dogmatischen Überlegung für

Schraplau Wolfram Nienh wert gehalten wird (261ff.). Einen kirchenkritischeren Effekt

bezwecken die Untersuchungen zum Stichwort des Dienstes
(278ff. und 303ff.), die die Grenzen einer auf sich selbst beackert
, Heinrich: Theologische Bagatellen. Gesammelte zogenen Kirche aufzeigen. „Diakonia ist keine Gestalt der

Aufsätze, hrsg. v. G. Holtz u. M. Kuske. Berlin i Evang. einen nota ecclesiae neben anderen, sondern ein a 11 e mög-

Verlagsa'nstalt [1970]. 340 S. gr. 8". Kart. M 22.-. liehen Gestalten bestimmender Grundzug" (298). Dennoch

vu„.. j. , e ... . .__,____.. «n.inlr wurde diese Erkenntnis bis in die jüngste Gegenwart hinein

wenn die gesammelten Aufsätze des verstorbenen Rostok- '' 3 3

ker Svc»__?i j um i ti___^~„■.^u„ n™, in der traditionellen Dogmatik ubersehen, wenn auch „die

tr systematikers hier unter dem Titel „Theologische Baga- , : . , _ c

teilen" i . j j j k r„u u„:„„ it„„- betonte Aussage vom Dasein der Kirche für die Welt . . .

'"-n vorgelegt werden, dann sind wahrlich keine Uner- »

hcb"chkeiten. sondern eine Reihe von Kompositionen gerin- nlemals dazu fuhre" (**rf). dle, durch Gottes Erwahlung ge-

Umfangs. aber hinsichtlich der Thematik wichtiger «** Grenze zwische" der We ' ""d der ,Kirche ■ ™7?

Aktualität und der Ausführung beachtlicher Qualität darge- w,sclhen od« 9ar zu leugnen" (297). Katalysator ekklesiolo-

bo'en. Auf die Fülle des gedanklichen Kaleidoskops der 23 ^schen, Umdenken* war und ist dafür in entscheidendem

"ach der Entstehungszeit'(1931-67) gegliederten Aufsätze. Ma?e d,c ökumenische Bewegung und die in ihr sich voll-

Artikel und Reden kann nur in Konzentration auf Farbtup- gehende Neubesinnung auf die kirchliche Aufgabensituation

ter 711 j.„ u_j „ i_ j__ dcr Gegenwart und Zukunft. Die „Sammlunq i s t eben als

'-u Qcn verschiedenen Sachgebieten eingegangen werden, ■ 2" . .. ,

u,n dai-=...„ i-i-ii__j » I_, i i___t_ solche nur Sammlung, wenn sie der Sendunq dient oder .der

uaraus ein bleibendes Intentionsmosaik zu entwerfen. ■ . . _ . a , ,uc

lhl wir dazu übergehen, sei nur noch darauf verwiesen, daft Rüstung dcr Heiligen zu tätigem Dienst (Eph 4.12)" (320).

sämtliche Aufsätze Benckcrts hier abgedruckt sind; 5. Der Orientierung der Chnstenhe.t in dieser Welt dienen

,0do* ist die Auswah, fast vollständig. ™dhch die Erkenntnishilfen zur Gottesfrage (132ff„

, !■ Wiedergegeben sind in dem Bande neben zwei aus der 237ff" 27}H- ™2tt Gemeinsam ist den vier Beiträgen, „in

P^eit stammenden theologiegeschichtlichen Studien über c'ncr ««ehr und mehr atheistisch werdenden Welt" (136) die

„r"st Troeltsch (11 ff.) und Isaak August Dorner (24ff.) zu- Cottcsgewißhe.t m der Chr.stuserkenntn.s zu begründen.

"achst eine Gruppe von Untersuchungen zum Thema G e - "°hnc Chr,^tus ware 'ch Athclf- lautet eine Meditation über

let (-Gebctshilfe" 38ff., „Das Gebet als Gegenstand der £ncn Prophetischen Ausspruch Johannes Gottschicks in An-

"°9matik" 95ff., „De Invocation ... WA 39 II, 258 - 283" lchnung an Eph 2,11-13. „Je radikaler der natürlichen Got-

y**)- Sie signalisieren das praxisbezogene Denken des Sy- teserkenntnis die Absage erteilt wird, desto mehr und desto

tematikers. der eine ungewöhnlich lange Zeit im Pfarramt freier wird die Verkündigung und wird mit der Verkündi-

einschließlich der Kirchenkampfzeit - gestanden und 9ung die Theologie die gesamte Weltwirklichkcit - Natur,

,'ch dann auch im Lehramt einer für die Theologie gerade Geschichte. Vernunft und Gewissen - in Christus als dem

Dpnswichtigen Verknüpfung von Theorie und Praxis ver- dcm A11 SUnd und Wesen gebenden Schöpfungsmittler er-

rii l wuf*te- 1" der traditionellen .Dogmatik zuwenig be- «nnen. D h * weniger theologia naturalis, desto mehr

u*Sichtigt, hat das Gebet seinen topos in der Soteriologie. theologia naturac" (143). Die Abwandlung einer spinozisti-

»J: u " dcr Einbeziehung des Menschen in das Versöhnungs- Schen Wcnd«nS >" »Sive Deus sive Jesus" - einem der wich-

^sct>ehcn Christi. Ist dieses aber ein die Relation zwischen t'9sfen und bedeutsamsten Aufsätze - beabsichtigt ebenfalls,

« und Mensch umgestaltendes Ereignis, muß es zu einer Gott,'n chr>stus nennbar zu machen oder, wie es in der in

^änderten Echowirkung, zum Gebet, führen. Finnland gehaltenen Vorlesung 1966 heißt: „Gottes Sein an

a* In dieselbe Richtung stößt eine weitere Gruppe von s,ch ,afit *i* nur aus Gottes ^r-uns-Scin erkennen und aus-

utlerungen zum kornpiimentärcn Aspekt des dialogischen sa9cn j326'' Dlc Re'ation Gottes zum Menschen bedeutet

.Geschehens: der Predigt. „Meditation ist nur schein- dann die Repetition einer Beziehung in Gott; der sich in

ll Cin reines Gedankending, in Wirklichkeit ist sie ein Krc"z "nd Auferstehung Christi „als relational interpretie-

°ensakr (193) und die praedicatio dann eine jede dog- rc'nd^G°tt muf> als ein Sein >" der Relation von Vater. Sohn

(2o» ° Aussage begleitende theologische Grundkategorie Und Hcl!,9em Gc>st gedacht werden" (326, vgl. die Nähe zu

Beide zusammen bilden aber die Geburtsstätte theolo- Karl Barth)- D,e eschatologische Studie über „Die Aktualität

■ "ctier Erkenntnis. kommenden Christus" (HOff.) verweist (1955! schon vor

h.3 B-s starkes Insistieren auf begrifflicher Sauberkeit und Möllmann) auf den antizipatorischen Charakter (118) aller

i *tonsch exakter und darum kritischer Interpretation hat theologischen Erkenntnis.

3ab "ntCr dcm Tnema „Die Stofflichkeit der Abendmahls- 6 Es bleibt noch die kleine Zahl von Darlegungen ver-

m ac" - 190) zur Kritik an den Arnoldshainer Abend- schiedener Art zu erwähnen („Karl Barth zum 70. Geburts-

Klär scn stcllun9 nehmen lassen, um vor allem zur tag" 119ff„ „Offenbarung" 124ff, „Philipp Melanchthon -

SamrtUn9 der oft nur recht verwaschenen Vorstellungen - Mensch des Maßes und der Mitte" 197ff., Erläuterungen zum

'hrer Gleichsctzung - „von materia, res, substantia, Ron

as. Sache, Stoff (165) beizutragen. Sein Drängen auf ka- akti

■ale Präzision ist in dem bis heute noch nicht ausgestan- nen

Etw !llrer Gleicnsctzung - „von materia, res, substantia, Römerbrief, „Sein und Existenz" 250ff., „Ernst Troeltsch
teg^' Sache, Stoff" (165) beizutragen. Sein Drängen auf ka- aktuell?" 255ff.), ohne daß sie hier beleuchtet werden kön-