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Ausgabe:

1973

Spalte:

193-197

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Hauschild, Wolf-Dieter

Titel/Untertitel:

Gottes Geist und der Mensch 1973

Rezensent:

Opitz, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 3

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sehen Union des Jahres 1821 führt eine kontinuierliche Linie Horizontes. Darum geht es dem Vf.: .... in jenen Konzep-
über unsere Gegenwart in die Zukunft hinein" (743). tionen (= die pneumatologischen Redeweisen und ihr angine
vom Hrsg. zusammengestellte umfangreiche Aus- thropologisch-soteriologischer Untergrund, Rez.) haben wir
wahlbibliographie und ausführliche Register machen den ein frühchristliches Gegenstück zur reformatorischen Recht-
Band zu einem wertvollen Arbeitsinstrument. fertigungslehre, das nicht zuletzt wegen der heutigen Auf-
Wenn der Hrsg. formuliert, die Schrift ziele .auf eine gäbe, die christliche Theologie in einer neuen Synthese von
kritische Bewahrung des Vergangenen als Element der Aus- Christentum und Humanismus zur Geltung zu bringen, Be-
einandersetzung mit der Gegenwart und könnte nicht zuletzt achtung verdienen könnte. In diesem Sinne verstehen sich
a,s ein Kriterium zur Beurteilung künftiger Entwicklungs- die Studien als eine historische Vorarbeit für die systemati-
m°glichkeiten herangezogen werden" (5), so wird man be- sehe Theologie" (S. 15).

■wögen können, daß alle Beiträge diesem hohen Anspruch l Nach Clemens von Alexandrien wird das We-

9enügcn. sen des Menschen durch zwei Pneumata geprägt: Schöp-

Erlono.r, >• . fungspneuma und eigentlicher Gottesgeist (17ff). Dieser ist

Sen Helmut Merkel ,..... ,. _ , , ■ , , , „ .

grundsätzlich an die Taufe gebunden, d. h., das neue Sein
- nach Clemens das wahre Menschsein — ist ganz und gar

Hamby, E. R.: The Curch History Association of India. A Gnadengabe Gottes (28ff). Aber nur, wenn der Hl. Geist

Report on its State of Affairs (Indian Church History Re- durch sittliche Anstrengungen persönlich angeeignet wird,

view 5, 197| § 89 - 94) kann es zu dem erleuchtenden Ineinanderwirken von Logos

Humbert, J.. Donna Juliana Da Costa (Indian Church History (Christus) und Gottesgeist kommen, durch das vollkommene

Review 5, 1971 s 107 — 116) Gotteserkenntnis und schließlich die endgültige Vergöttli-

Meersman, A.; Notes on the Charitablc Institutions the Por- chun9 des Menschen bewirkt wird (36ff). So entsteht neben

tugese Establishcd in India (Indian Church History Review Judcn und Griechen das .dritte Geschlecht', an Erkenntnis

* 1971 S. 95-105). den Philosophen, an Bruderliebe allen anderen Menschen

M'tra- S. K.: Education and the Missionaries in the Presi- überlegen. - Im Ganzen der clementinischen Theologie

dcncy 0f Madras, 1793-1833 (Indian Church History Re- sPielt der Hl. Geist eine geringe Rolle (76ff). Er ist selbst

view 5, 1971 s. 117-124). nicht Gottheit, sondern ist eine geschöpflichc Mittlergröfje

Sln9h. D. V.: Social Activities of the Methodist Episcopal zwischen Gott und Mensch, wobei er neben dem Logos (Chri-

Church in India in the 19th Century (Indian Church History stus) verblaßt. Der systematische Ort der Pneumatologie ist

Review 5, 1971 S. 133-152). die Anthropologie. Hier entfaltet Clemens mit Hilfe der

ebster, John C. B.: The Famine Relief Work of the Punjab Zwei-Geister-Lehre (s. o.) in Auseinandersetzung mit gno-

and North India Missions of the Presbyterian Church in stischen (valentinianischen) Konzeptionen (s. III) - selbst

™* U.S.A. during the Nineteenth Century (Indian Church am Rande kirchlicher Rechtgläubigkeit - eine »regelrechte

History Review 5, 1971 S. 125-132). Psychologie des neuen Menschen" (45). In Fortführung der

paulinischen Dialektik von Indikativ und Imperativ (76)
zeigt er, wie im Christen die Gnade Gestalt annimmt:

^iRCHFMPFQri-lirHTF AITPIflP/^WE der H'' Geist formt den durch sein Schöpfungspneuma zum

^nCINÜtoLnlLnlt: / L I t MKLMt wahren Menschscin disponierten Menschen auf das Endziel,

Hau«: huj die Vergöttlichung, hin. Der Christ wird zum .wahren Gno-

«sanid, Wolf-Dieter: Gottes Geist und der Mensch. Stu- stiker- zum ,Pneumatiker'. Dabei kommt es aber niemals

sernic,7ur frühchristlicnen Pneumatologic. München: Kai- zu einer Vermischung mit dem Gottesgeist. Der Christ bleibt

loa' k 312 S' 8> = Beiträge zur evang. Theologie. Theo- Schüler des Geistes. Gnosis, sittlich gutes Leben und schließ-

^gische Abhandlgn., hrsg. v. E. Wolf. 63. Kart. DM 40. -. liche Vergöttlichung bleiben Gnadengaben (im Gegensatz

h; u Erf°rschung altchristlicher Pneumatologie hat sich zur gnostischen Auffassung),

"'stier moiot____ j__a___t-i__j„ 1__u___1-._____ „ > .________

er meist von den Aspekten des fertigen Dogmas - II. Bei O r i g e n e s stehen die pneumatologischen Aussa-

eia Un<^ Personalität des Geistes - leiten lassen. Der gen noch eindeutiger als bei Clemens im anthropologisch-
9isch"'C'1e ^'tZ *m LeDen' der anthropologisch-soteriolo- ethischen Rahmen (86). Die Bedeutung der Taufe für die
' e Bereich, wurde in Ansatz und Fragestellung nicht ge- Geistverleihung tritt in den Hintergrund. Geistmitteilung
Han ^ Derucksiehtigt. In den ersten Jahrhunderten bediente ist ein wesentlich ethischer Vorgang und „hängt an der be-
sich aber pneumatologischer Ausdrucksweise, um an- reits vor der Taufe nötigen Änderung des Lebens" (102). Ja,
das Ph 1°9isc'1 konkret von der Gnade reden (S. 275), sowie die Geistgabe ist krönender Abschluß der moralischen An-
Ujt cnr'stliche Selbstbewußtsein und die Exklusivität Christ- strengungen (103). - Die Seele des Menschen, einst Geist
jr~ Anthropologie begründen zu können (281). bei Gott, hat „ambivalenten Charakter". Denn in der Welt
tiert '0c^erer Form von fünf traditionsgeschichtlich orien- des Materiellen ist der Mensch Tummelplatz der Dämonen,
aus Cu Stud'cn möchte die Münchener Habilitationsschrift, Das Pneuma seiner Seele muß in einem als ethischen Erzie-
doo Von c'emens Alexandrinus und Origenes, die hungsprozeß verstandenen Erlösungsvorgang mit Hilfe des
fruh h" Und rcligi°nsgeschichtlichcn Entwicklungslinien Hl. Geistes seine ursprüngliche Einheit in Gott zurückfinden
hejt L.ns."icncr Pneumatologie in Umwelt und Vergangen- (98). Der Christ wird also zum Kampfplatz des HL Geistes
I und'nC'n vcr^°'9en. Von den beiden Alexandrinern (Studie gegen die bösen Geister. Durch Rückfall in Erkenntnis und
Gn . ) führt der Vf. die Linien über die valentinianische Lebensführung kann dem Christen der Hl. Geist wieder ver-
aPok'<i ^ ZU Tatian und Irenäus (IV) und ins gnostisch- lorengehen (106). „Ohne das Werk des Logos" (= Christi
~ V y.pti'?cnc Judentum (Apokryphon des Johannes durch den Hl. Geist - Rez.) „könnte der Mensch sich nie
Pn Ein letzter Teil .Zur Bedeutung der frühchristlichen erneuern" (113). Im Anschluß an Paulus redet Origenes von
mat°logie' faßt die wesentlichen Ergebnisse der Unter- den .Früchten des Geistes' und von .Heiligung'. Durch die
stes Unf'crl zusammen und würdigt sie im Rahmen der gei- Einung mit dem Hl. Geist wird die ambivalente Seele in ih-
Enhv.s£ 'entliehen, kirchenpolitischen und gesellschaftlichen ren pneumatischen Urzustand zurückgeformt. Diesem Vor-
"eklung des 2. bis 4. Jahrhunderts. gang parallel läuft nun für Origenes die asketische Abwen-
Ein C"!tzu'a9e ist eine dogmen- und religionsgeschichtliche dung von der Welt des Materiellen (120). — Gegenüber dem
auf *i!arDeit nur sinnvoll innerhalb des konstruktiven und all-wirkenden Vater und dem die vernünftigen Wesen durchmisch
10 Prax's ausgerichteten Zusammcnspiels aller theolo- waltenden Logos ist der Hl. Geist streng subordiniert. Er ist
sere Bcmühungen um die Klärung und Erweiterung un- Geschöpf des Logos und hat auch den kleinsten Wirkungssystematischen
, ökumenischen und allgemein-geistigen kreis: nur die vollkommenen Christen. Aus dieser Abstu-