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Ausgabe: | 1973 |
Spalte: | 180-183 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Werner, Herbert |
Titel/Untertitel: | Uraspekte menschlichen Lebens 1973 |
Rezensent: | Heller, Jan |
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Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 3
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Mit demselben Autor beschäftigt sich auch H. Quecke,
Ein Pachomius-Zitat bei Schenute (S. 155 — 171). Die ungemein
gelehrte Studie ist für Verwendung koptischen Materials
bei Schenute wichtig und insofern ein Gegenstück zu
Weiß, ihren eigentlichen Aufschluß aber gibt sie für die Li-
turgik. Denn das Zitat „Singe dem O(mega), laß nicht das
O(mega) dir singen!" ist eine Randnotiz aus einem Brief
Pachoms in einer Schenute-Handschrift, die anzeigt, welches
Stück aus einem Sermo Schenutes am Fest des hl. Pachomius
verlesen werden soll. Von da aus gibt es Exkurse in die
Heortologie, die Bezeugung der Pachomius-Briefe, die Geheimsprache
, in der sie verfaßt sind (auch die Chiffre Omega
gehört dahin) und das Verhältnis der beiden Männer zueinander
. Texte, die sogleich als Liturgien konzipiert sind,
werden mitgeteilt von Maria Cramer, Zum Aufbau der koptischen
Theotokie (= Liturgie vom 10. Dezember bis 9. Januar
) und des Difnars (= Antiphonarium). Bemerkungen
zur Hymnologie (S. 197 - 223), dazu wichtige Informationen
über Handschriften (mit 6 guten Abbildungstafeln), Vortragsweise
und Auslegungen.
Ebenfalls Literaturgeschichte, mehr aber noch eine Untersuchung
des Selbstverständnisses des Mönchtums bietet M.
Kaiser, Literarische Traditionen in den Apophthegmata
Patrum (S. 125 — 144). Er bestreitet das Weiterwirken ägyptischer
Weisheitsliteratur und nimmt die Vermittlung von
Motiven altägyptischer Erzählungen durch hellenistische Literatur
an. Nüchtern wird manche Übereinstimmung auf die
gleichgebliebenen Umweltbedingungen zurückgeführt, deren
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dings unmagischer (und amüsanter!) ist als früher. F. W i n-
kelmann (S. 145-153) führt den scharfsinnigen Nachweis
, daß für Paphnutios, den er von den vielen Trägern
des gleichen Namens als „der Bekenner und Bischof" unterscheidet
, nur die Zeugnisse des vierten Jahrhunderts und die
Subskriptionslisten von Nikaia als Quellen zuverlässig sind,
und daß die Überlieferung in derjenigen Gestalt, die mit
dem Beinamen „der Große" versehen wurde, jenen rechtgläubigen
Bischof und einen schismatischen Anachoreten
zusammengeworfen hat. Karam N. Khella (S. 187-195)
beschäftigt sich mit den christologischen Ausdrücken 7 vatt,
hxioxaots und itQÖaonrny im Verständnis des Dioskoros, wie
er im arabischen 15. Hirtenbrief zur Fastenzeit des Jahres
647 vom Patriarchen Benjamin zitiert wird.
Drei Beiträge stehen für sich. Margarete Riemschneider
, Die Rolle Ägyptens in den Dionysiaka des Nonnos (S.
73 — 83), will zeigen, daß Nonnos ein Ägypter war: er weicht
von seinem Vorbild Ovid ab, wo es um die Verwandlung
von Göttern in Tiere geht, weil er gegen das kritisch-ironische
Moment darin empfindlich ist; er sagt oft „mein Ägypten
" und will nicht recht glauben, daß es in Indien Flußpferde
gibt; hinter Bei und Zeus scheine Araraon durch, Kad-
mos wird zum Ägypter gemacht, Spitzen gegen Griechisches
und Byzantinisches werden ausgeteilt, die Gleichsetzung
Seths mit Typhon wird abgelehnt. Die Vorliebe für das in
Berytos gelehrte römische Recht in den Dionysiaka erkläre
seh daraus, daß Ägypten zwar griechisch sprach, aber römisch
dachte. - E. H a m m e r s c h m i d t. Einige Beispiele
zu den Wiederbelebungsversuchen des Koptischen im heutigen
Ägypten (S. 225-231), berichtet aus seiner Landcskcnnt-
nis über untheologische Bekenntnisse zum Koptentum als
Volkstum, die schon, außer Editionen, moderne Dichtungen
und einen Sprachführer hervorgebracht haben, mit dem man
Basic Coptic einschließlich neugebildeter technischer Ausdrücke
lernen kann. - P. W e i g a n d t (S. 233-235) berichtet
über die neutestamentlich- und patristisch-koptologischen
Arbeitsvorhaben des Instituts für neutestamentliche Textforschung
in Münster.
Es ist leider nicht möglich, in Kürze auf Einzelheiten einzugehen
. So sei nach diesem Referat nur der große wissenschaftliche
Eindruck hervorgehoben, den diese Konferenz
- 17 Referenten, davon mehr als die Hälfte aus der DDR,
an die 100 Zuhörer, aus ihnen viele lebhafte und kenntnisreiche
Diskussionstcilnehmer — auf jeden Besucher machen
mußte. Den Veranstaltern, besonders dem sorgfältigen Bearbeiter
des Bandes, sei vielmals gedankt.
Berlin Carsten Colpe
ALTES TESTAMENT
Werner, Herbert: Uraspekte menschlichen Lebens nach Texten
aus Genesis 2 — 11. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1971], 226 S. 8° = Exempla Biblica, 5. DM 19,80.
Das Buch ist die fünfte Fortsetzung in der Reihe Exempla
biblica, die alle aus der Feder von H. Werner stammen. Der
Vf. lehrt Altes Testament an der Pädagogischen Hochschule
der Frankfurter Universität. Das erste Buch der Exempla
biblica heißt: Abraham, der Erstling und Repräsentant Israels
(1965), das zweite: Jona, der Mann aus dem Ghetto
(1966), das dritte: Joseph, Staatsmann und Seelsorger (1967),
das vierte: Arnos (1969). Alle erschienen bei Vandenhoeck
& Ruprecht in Göttingen.
Wie alle Exempla biblica hat auch dieses Buch ein praktisches
Ziel. Es will für einen biblischen Unterricht Material
sammeln und Hilfe leisten. Wie der Vf. in dem Vorwort erwähnt
, zählen die biblischen Urgeschichten zu den bekanntesten
, zugleich aber auch zu den am wenigsten verstandenen
Geschichten des AT überhaupt. Das liegt besonders daran
, daß wir diese Geschichten selbst dann noch heilsgc-
schichtlich ausgelegt haben, als es längst bekannt war, daß
der Anfang der Menschengeschichte keineswegs in einem
Akt, sondern im Laufe einer langen Entwicklung erfolgt ist-
Der Vf. beschränkt sich absichtlich auf die jahwistischen Urgeschichten
, aus denen er die Uraspekte menschlichen Lebens
schlechthin ablesen will. So kann er sie, ohne ihre geschichtliche
Dimension direkt zu leugnen, unmittelbar auf
die menschliche Existenz beziehen und so den historischen
Graben zwischen der damaligen und heutigen Zeit überbrücken
.
Das ganze Buch hat eine durchdachte Struktur. Der erste
wesentlichste Teil des Buches heißt: „Text, Auslegung, Einheit
, Selbständigkeit und Herkunft der jahwistischen Uraspekte
". Er umfaßt 180 Seiten und gliedert sich in vier Abschnitte
: Menschwerdung, Kain, Flut und Babel.
Oer erste Abschnitt „Die Menschwerdung des Menschen
und seine Entartung zum Unmenschen" ist eigentlich eine
ausführliche Interpretation von Gen 2,4b bis 3,24. Zuerst
wird der Text den Versen nach durchgegangen. Die einzelnen
Abschnitte haben bezeichnende Überschriften: a) Die
Erschaffung des Lebewesens Mensch 2,4b-7, b) Das Lebewesen
Mensch wird Mensch 2,8-17, c) Die Möglichkeiten
des Menschen, Mensch zu sein und Mensch zu bleiben 2,18
bis 52, d) Der große Betrug 3,1 -7, c) Das Geschick des entarteten
Menschen 3,8-19(21) + zwei Einschaltungen 3,20-21.
f) Der Schluß 3,22-24. - Danach kommt (wie am Ende jedes
exegetischen Abschnittes) eine Betrachtung der Einheit-
Selbständigkeit und Herkunft des Textes. Es ist praktisch
ein ausführlicher Kommentar, der sich besonders auf die bekannten
Arbeiten von G. Gunkel, U. Cassuto, K. Barth und
G.v.Rad stützt. Dem Leser werden in gut verständlicher Form
viel wertvolles Vergleichsmaterial und literarische Analysen
dargeboten. Hie und da fehlt natürlich eine Kleinigkeit, s"
z. B. die sumerische Parallele zu der Erschaffung des Weibes
aus der Rippe (vgl. S. N. Kramer, From the Tablcts of Su-
mer, Colorado 1956, Kap. XVII Paradies) oder die neueren
exegetischen Erlebnisse über die Gestalt von Eva (vgl. J. Heller
, Der Name Eva, Archiv Orientälni 1958, 636 - 656). Sehr
lobenswert sind die erwogenen theologischen Schlüsse, die
zur Vergegenwärtigung dienen sollen. Da möchte ich nur
zu einer Formulierung ein Fragezeichen anbringen: Kann
man auf Grund der jahwistischen Berichte und überhaupt