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Ausgabe:

1972

Spalte:

150-152

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Weippert, Manfred

Titel/Untertitel:

Edom 1972

Rezensent:

Weippert, Manfred

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149 Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 2 150

kritische Beurteilung beider Positionen anhand ihrer Ge- Erfahrungsproblem einen gangbaren Weg gewiesen zu haben.

roeinsamkeiten und Divergenzen. Während die bisher besprochenen Kapitel (1—3) von den

Teil A dient der Analyse und Konfrontation beider Theolo- (scheinbaren) Übereinstimmungen zwischen B. und L. aus-

gien, wobei B.s Theologie methodisch die Ausgangsbasis bil- gehen, setzt das 4. Kap. (als Probe aufs Exempel) bei B.s L.-

aet. In Teil B wird der Versuch unternommen, die in A eru- Kritik an. Sie konzentriert sich auf vier Punkte (Überbewer-

lerten Hauptprobleme zur Entscheidung zu bringen. tung des Glaubens, kreaturvergötterndes Sakramentsver-

Einstiegspunkt der Arbeit ist das zentrale Thema, das der ständnis, „himmelstürmende Christologie", „Umkehrungvon

Tu 6 ' ^' a's »'Korrelctiv" gegenüber der zeitgenössischen oben und unten"), die sich zusammenfassen lassen in dem

ologie zur Geltung bringt: der unendliche qualitative Un- Satz: „Finitum non est capax infiniti". Überall dort, wo L.

erschied zwischen Gott und Mensch (Welt). B. sieht sich ein reales Eingehen Gottes in die Welt, eine Vereinigung von

rin, sowohl hinsichtlich des Gottes- als auch hinsichtlich Göttlichem und Menschlichem und damit eine Partizipation

es Menschen bzw. Sündenverständnisses, in grundsätzlicher des Endlichen am Unendlichen behauptet (Glaube, Sakra-

eremstimmung mit L. (deus absconditus, peccatum origi- ment, Jesus Christus), will B. nur von einer aufeinander be-

ale). Die nähere Untersuchung erweist jedoch einen Dissen- zogenen, aber stets getrennt bleibenden Zweiheit sprechen.

Sus zwischen beiden, insofern als der Gott—Welt—Gegensatz Diese Zweiheit ist jedoch nichts anderes als ein Exponent des

v°n B. als ein ontologischer, mit dem Dasein als solchem ge- grundlegenden ontologischen Gegensatzes zwischen Gott und

Sebener, von L. hingegen als ein personaler, in der Entschei- Welt.

uno (des Menschen gegen Gott) begründeter, verstanden Weil der „frühe" B. und L. in der grundsätzlichen Frage

***d. B.s konsequente Durchführung des Gott—Welt—Ge- nach der Verhältnisbestimmung von Gott und Mensch (Welt)

Ansatzes führt zu einer Infragestellung der bonitas creatu- differieren, darum stellt sich aufs Ganze gesehen die Alter-

^ae' zu einem Verständnis der Sünde als eines tragischen Ver- native: B. oder L.

angnisses, das über den Menschen mit seiner Zeitexistenz

ereingebrochen ist, und letztlich zu einer Herleitung der

nde aus Gott selbst. Auch bei L. finden sich gelegentlich . » w *_ j uj c j- j v » • i< n

Aussirr j- • , ,. , _. . . J? D Weippert, Manfred: lidom. Studien und Materialien zur be-

äugen, die in eine ahnliche Hichtung weisen (Behauptung r-j „•» tn j u :*»v u j l«

des im i i> • i n i i .. l schichte der Edomiter auf drund schriftlicher und archao-

"nago-Verlustes, naturalistisches j'^rbsündenversland- i • i r> n n- tr i-i o u •*» t~• mnt

nis <i;» j . i . i . , , , , • logischer Quellen. Diss. u. Habil.-Schrift Tubingen 1971.

/■ oie werden jedoch durch andere zentrale (jedankenrei- jy s 4 Ktn

en (peccatum originale als willentliche Personsünde) bei L.

ust in Frage gestellt. Im Hinblick darauf erscheint L.s Für die Behandlung der Geschichte der Edomiter, des süd-

*v'eo'°gie als die sachgemäßere Interpretation christlicher östlichen Nachbarvolkes der Israeliten, stehen so gut wie

erlieferung unj as der geeignetere Anknüpfungspunkt keine einheimischen Quellen zur Verfügung. Alle historischen

r eine gegenwärtig zu verantwortende Schöpfungs- und Informationen sind vielmehr aus Fremdquellen, ägyptischen,

ndenlehre. assyrischen und hebräischen Texten zusammengetragen. Es

uer zweite verhandelte Themenkreis hat das Offenbarungs- ist bei dieser Situation nicht verwunderlich, daß die letzten

Pr°blem zum Mittelpunkt. Dabei erweist sich, daß B.s Offen- monographischen Bearbeitungen des Themas, die im Druck

arungsverständ nis formal (Verhüllung/Wunder) und inhalt- erschienen sind, aus dem letzten Jahrzehnt des vorigen Jahr-

^ 1 (Gericht/Gnade) von dem Gott—Welt—Gegensatz ab- hunderts stammen: die „Geschichte der Edomiter" von Frants

antPg und bestimmt ist. Aus diesem Offenbarungsverständ- Buhl (Reformationsprogramm Leipzig 1893, auch selbstän-

51 resultiert zugleich die dialektische Methode, die B. für dig) und die „Geschichte der Edomiter im biblischen Zeit-

sachlich übereinstimmend hält mit L.s theologia crucis. Diese alter" von Joseph Lury (Diss. phil. Bern 1896; vgl. W. Bau-

^ einung hält der Uberprüfung jedoch nicht stand, da L. die dissin, ThLZ 24, 1899, 132—135). Seither sind neben einer An-

^erborgenheit Gottes (in passionibus) weder gleichsetzt mit zahl von mehr oder minder ausführlichen Lexikon-Artikeln

^elthaftigkeit der Offenbarung noch aus ihr die alleinige höchstens die entsprechenden Kapitel (XIV und XXII—

Möglichkeit indirekter Gotteserkenntnis ableitet, wie B. dies XXVII) bei G. L. Robinson, The Sarcophagus of an Ancient

Für L. ist theologia crucis Ausdruck für das paradoxe Civilization: Petra, Edom and the Edomites (New York

andeln Gottes, der sich in der Erniedrigung des Kreuzes 1930), anzuführen. Dazu kommen drei ungedruckte ameri-

y°Z ersc'lueßt und den rechtfertigt, der sein Heil nicht in kanische Dissertationen: V. R. Gold, Studies in the History

erken, sondern in der Liebe Gottes sucht. Von da aus ist and Culture of Edom (Diss. phil. Johns Hopkins University,

Ur L. Offenbarung und Geschichte untrennbar miteinander Baltimore, 1951); J. S. Irvine, The Early History of Edom:

r°unden, und er gewinnt ein Kriterium für die Unterschei- A Study of the Land of Edom and its Inhabitants from Pre-

Ungen zwischen revelatio generalis und specialis, Gericht historic Times to 922 B. C. (Diss. phil. ebd. 1958); und B. C.

,„ Gnade, wahrem und falschem Offenbarungszeugnis Cresson, Israel and Edom: A Study of the Anti-Edom Bias

öchriftkritik). Im Unterschied dazu werden bei B. das Ein- in Old Testament Religion (Diss. phil. Duke University,

.'e.n Gottes in die Geschichte problematisiert, die Unter- Durham, N. C, 1963; für die Geschichte hauptsächlich S.

eidungen zwischen revelatio generalis und specialis, Ge- 2—48). Die vorliegende Dissertation, die von Herrn Professor

"t und Gnade nivelliert. Das Reden von „Offenbarung" Donner angeregt worden ist, verfolgt ein doppeltes Ziel: Es

d zur unkontrollierbaren Behauptung. sollen einerseits die verfügbaren schriftlichen und archäolo-

le deutlichsten Berührungspunkte zwischen B. und L. gischen Quellen der edomitischen Geschichte in neuer kriti-

Suf lnnernaiD der Soteriologie festzustellen. So beruft sich B. scher Bearbeitung vorgelegt werden, und es soll andererseits

L.s Aussagen über „iustitia extra nos", „imputatio", „si- auf Grund der bei der Bearbeitung des Materials gewonnenen

g _ und „sola fide". Von seinem Ausgangspunkt her muß Ergebnisse versucht werden, wesentliche Aspekte der ge-

." Jedoch L. einseitig interpretieren, so daß die für L. not- schichtlichen Existenz der Edomiter zusammenhängend dar-

■ endigen Äquivalente (i ustitia in nobis, sanatio, Partial- zustellen.

^sPekt des simul, fides als fiducia) in Wegfall kommen. Damit Nach einem einleitenden 1. Kapitel (S. 1—3), das „Gegen-

at B. — in offenkundiger Gegenbewegung gegen den „Psy- stand, Absicht und Methode der Arbeit" beschreibt, folgt im

°l°gismus der zeitgenössischen Theologie — das Erfah- 2. Kapitel (S. 4—387) die Bearbeitung der schriftlichen Quel-

^^sproblem verdrängt, ohne es einer Lösung nähergebracht len in den drei Gruppen der ägyptischen, akkadischen und

SaiIlrr,enordnung von Gerechtsprechung und Gerechtma- anderer Stelle vorliegenden Texte mit wenigen Ausnahmen
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haben. Im Unterschied hierzu scheint L. mit seiner Zu- hebräischen Texte. Dabei sind die in zitierfähiger Form an

^nmenordnung von Gerechtsprechung und Gerechtma- anderer Stelle vorliegenden Texte mit wenigen Ausnahmen

j Urjg sowie von Glauben und „innerer Erfahrung" (Evi- nur in Übersetzung, alle anderen auch im Originalwortlaut,

^enz) Wesentliche soteriologische Anliegen zur Sprache ge- sämtliche jeweils mit sprachlichem und sachlichem Kom-

racht und der theologischen Auseinandersetzung um das mentar geboten. Insgesamt handelt es sich um 35 Texte;neun