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Ausgabe:

1972

Spalte:

134-135

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Keller, Martin

Titel/Untertitel:

Johann Klajs Weihnachtsdichtung Das 'Freudengedichte' von 1650 1972

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 2 134

hielt zwar sowohl das Imprimatur als auch das Nihil obstat De Lubac fragt kritisch, ob Teilhard nicht bisweilen die
^es Jesuitenordens, aber nachdem die erste Auflage vergrif- traditionellen Vorstellungen „verkürzt" und die Notwendigen
war, durfte zunächst keine neue erscheinen, und vor allem keit verschleiert habe, die „ewigen Werte" zu bewahren(301),
16 ^e.F Verfasser keine Zustimmung zu Übersetzungen ob er die „Unterscheidung der Ordnungen" immer genug be-
der f Pbersetzun8 ins Deutsche soll bereits bald nach tont habe (303), ob er nicht in seiner letzten Zeit die Auf-
ranzösischen Veröffentlichung vorgelegen haben, der wärtsbewegung mehr und mehr der Vorwärtsbewegung ge-
o lannes-Verlag Einsiedeln hatte sie bereits angekündigt, opfert und Christus „naturalisiert" (d.h., die „Übernatur"
a er sie kam nicht — und erschien erst 1969 im Herder-Ver- zugunsten der „Natur" preisgegeben) habe (304). Und doch

versichert de Lubac immer wieder, daß Teilhard keineswegs

Von dieser dramatischen Geschichte des Buches erfährt der das „Physische" dem „Geistigen" und dem „Übernatürli-

Lesi'r leider nichts - sie ist in der Öffentlichkeit unbekannt chen" entgegensetze (302) und die irdische Zukunft nicht mit

geblieben -, und so wirkt die deutsche Veröffentlichung heute der „transzendenten und übernatürlichen Bestimmung" des

völlig unmotiviert. Sie ist jedoch durchaus gerechtfertigt als Menschen im „Jenseits" vermische, vielmehr sich nur „aus

Juslorisches Dokument, als Beleg für das Denken eines der pädagogischen Gründen" auf den Standpunkt des „Dies-

»edeutendsten Vertreter der Nouveau Theologie, eines engen seits" stel,e (321)-

"eundes und Ordensbruders Teilhards, als Dokument für Zu einer Beschränkung auf Teilhards Spiritualität, auf

fernen Einfluß auf das Konzil und für den spektakulären seine Frömmigkeit, und zur Ausscheidung der kritischen

Wandel in der katholischen Tcilhard-Beurteilung, als Objekt theologischen Überlegungen ist de Lubac durch seinen Titel

«er auch noch postumen Verurteilung und Verfolgung Teil- „Teilhard de Chardins religiöse Welt" (La Pensee Religi-

nards durch die katholische Kirche und als Subjekt seiner euse...) berechtigt, der dieses Auswahlprinzip legitimiert,

"eehtfertigung und Behabilitierung seit dem Konzil. Eine „Korrektur", wie Pfleger es zu Becht nennt, dürfte bei

AI» n i , . . , ^ . .... ... einer bloßen Wiedergabe von Teilhards Denken aber nicht zu

v,,. Dokument dafür ist das Buch verständlich und für den „ ,., .. • fit l i ■ » ■ r> , j n ■

Wh(l,n„i ... , . , ^ . rechtlcrtigen sein. De Lubac beginnt sein mich mit den Zei-

at-uscnaltler auch interessant: als Versuch eines Ordens- ■ wi-i.ii • j n j i a

bruderc , j .l-i t- ■ m •„ , ■ , rr • *en: „Wie leicbt lassen wir aus dem Gedankengut eines Au-

j nt* persönlichen rreundes leilhards, in der Zeit, in , ■ , „ • , . • . . , • , . ,

der Teill. j i ir , •. . • ™ , tors "as fallen, was uns nicht interessiert, wie leicht beurtei-

«cunard als Ketzer be-und verurteilt wurde, seine Recht- i i u t -i j i •

gläubiirl » • »t i , ■ .... len wir einen solchen 1 eil, der nach unserer Meinung uninter-

° "'feKeit zu erweisen. Nach den erwähnten anfänglichen ... , i •• ui- u__i -i l -u m

Rflekwklii .. . ° essant ist, als nebensächlich oder übersehen ihn vollkom-

obwohl gT 1St , l61 aP°lo&etlsche VersU(;h gelungen - men, Auf djese Weige verfälschen wir in gutem GIauben die

nisiertl" „ vielmehr weil - er ein manipuliertes, harmo- Bedeutung eines ganzen Werkes, indem wir seine Proportio-

Dieser T 7^' entschärftes Teilhard-Bild zeichnet. nen verfälscheni selbst wenn wir davon nur exakte Analysen

und K- , 1 1U kathol'9chen Urologie vorlegen. Wie häufig sieht man nicht diesen unbewußten

man „ Jdu„rcl.,gesetzt. und ,st, «"erkannt worden. Soll Mechanismus mehr oder minder subjektiven Auswählens und

als gar kebe? ^ ^ Teilhard-Rezept.on besser ist Ausklammerns am Werk!" Genau das, was er hier einleitend

^ verurteilt, hat de Lubac dann selber getan,
enri de Lubac will den „traditionstreuen Charakter" von

^Ihards Denken erweisen (35). Und er beruft sich dabei auf Aachen/Stuttgart Sigurd Martin Daecke

briefliche Äußerung Teilhards, der davon „überzeugt"
ar> „daß eine höchst traditionalistische Übersetzung meiner

Richten möglich ist" (277). Dabei verkennt oder ver- Baum- W.: Emil Michael (1852-1917) Persönlichkeit, Leben

sclnveiVt a il . , , . o . ii • j• . . und Werk (Zk 1 h 93, 1971 S. 182—199).

. 'gl ue Lubac jedoch, daß es sich bei diesen und anderen t, .l r> . a i it t? __i:„ l. j 1 *l r u v

Zitatpn r, . _ . it Benrath, Gustav Adolf: livangehsche und katholische Kir-

han I i "m ZeuPn,sse von Teilhards lebenslangen Versuchen chenhistorie im Zeichen der Aufklärung und der Romantik

de tv- Se'nC Solidarität mit den „Ileterodoxen" gegenüber (ZKG 82, 1971 S. 203—217).

r Kirche und selbst gegenüber seinen Freunden zu verber- Boyens, Armin: Treysa 1945 — Die evangelische Kirche nach

gen- Das von Lubac gezeichnete Teilhard-Bild — bei dem un- dem Zusammenbruch des Dritten Reiches (ZKG 82, 1971

gfeillich bleibt, wieso Teilhard zeit seines Lebens und die S. 29—53). . . ._,„,

ersten »pl.r. t.,i...„___i o„:__™ t__i„____ ,i__i„(i,„i;,„i,„n Bremmer, R. IL: David Frantzius (1678—1742), een opmer-

v. ' zenn Jahre nach seinem lode von der katholischen , ' . ... tnni a ooo om(

•^fc he f,-„ ... ,. . _, . m kehik Voetiaan (NedThT 25, 1971 S. 283—307).

v'"= lur so gefährlich gehalten und mundtot gemacht, „ ' . ,r , 1 ■,, _ i i .r 1 n •
warum a- i» Kr .• i » " e ' Conzemius, Victor: Warum wurde der päpstliche Primat ge-
dle Veröffentlichung seiner Bücher verboten und be- ^ im Jahre 18?0 definiert? (Conc 7, 1971 S. 263-267).
her i WUrde ~ kann der Vf" dadurch a,,s Teilhards Werk Dolan, Gerald: The Gift of the Spirit aecording to J. H.
ein ""destillieren, daß er seine Darstellung im wesentlichen Newman (1828-1839) (Franciscan Studies 30, 1970 S.
erseits auf die mystischen Frühschriften, andererseits auf 77—130).
'e „Persönlichen (,intimen') Schriften, die autobiographi- English, John C: John Wesley and the Anglican Moderates
et,en Notizen und den Briefwechsel des Paters" (332) stützt, of the Seventeenth Century (AThR 51, 1969 S. 203-219).
fahrend die kritischeren theologischen Schriften nur wenig Pinmngton, John E.: Anglican Openness to Foreign Protestiert
nnA .-in j j. u j taut Churches in the Ligliteenth Century: A Gloss on the

und viele Passagen daraus ganz unterdrückt werden. r>i i r> ■ . j iw t> u . ti • t ir „ c 1

Ue LiiK ii- • . m ■„ , Old Priest and JNew Presbyter Thesis of Norman Sykes

sönlich cP „mystischen Texte, die Teilhards per- (AThR 51, 1969 S. 133-147).

Phis k i Frömm,gkeit dokumentieren, gegen die pluloso- Schäfer, Philipp: Wissenschaft und Glaube. Das Theologie-

de C!?"tneo,ogiscI>en programmatischen Schriften aus. Mit Verständnis Ignaz Thanners (1770-1856) (MThZ 21, 1970

m Maßstab der als Norm gesetzten und verabsolutierten S. 313—326).
Jj~*tttahtat Teilhards, die aus den „intimen Texten" eruiert
» > scheidet de Lubac nun alles, was nicht in das von vorn-

s"°"i postulierte supranaturalistische Natur-Übernatur- LITERATURGESCHICHTE

^^dhneinpa5twiden^t'aus818v2^' UND CHRISTLICHE DICHTUNG

I(0n.. Ungeschicklichkeit, ungenaues Denken, mangelnde

. arenz im sprachlichen Bereich" (305): „Ks ist ein glück- ... , , „, . lxr ., , . ,. , . n

Ucher Griff i i ,• rr. .• ^ ' ,." „. ... , . Keller, Martin: Johann Klajs Weihnachtsdichtung. Das

, « untt Lubacs, die Übertreibungen, die Einseitigkeiten, * ' ' . . ... .... ■ .

Ule Lnterlo.„ ... . , i * u il . „I'reudengedichte" von 1650 mit einer Einführung seinen

rU_ "eriassungen, die im Ausdruck einer neuen Idee selbst " „ " , , „ ,. _

»ein •. , . , . . , Ouellcn gegenulicrgcsctzt und kommentiert. Berlin: E

tr.»- „V rfteitshungrigsten, frommsten Menschen fast unver- 2» . f.j,,, r,/.?c- oo t>l-i i c» j- ^ n

Ulpirll' i » o ' ... v,. ..in, t M11711 )U. S Js° = l'hi n ncr Stmlipn 11 In» im

Midlich T~--6^»-^ »--.....—-..... Schmidt [1971]. 243 S. 8° = Philolog. Studien u. Quellen,

,.1 . .n Slnd, zu korrigieren und auszugleichen durch die L ' , u x. t, S. , Co

ablreichnr, I o ■ ■ l tf , hrsg. v. W. Binder, 11. Moser, K. Stackmann, 53.

hcht n Äußerungen seiner vielfach noch unveroffent- b ' ' *

ker i Briefe" (Karl Pfleger, Die verwegenen Christozentri- Johann Klajs Werk wird durch W. Flemming in RGG 13

' 1'1). Sp. 889 als „deklamatorische Oratorien" charakterisiert. Im