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Ausgabe:

1972

Spalte:

116-117

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Bardtke, Hans

Titel/Untertitel:

Bibel, Spaten und Geschichte 1972

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 2

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ich sehen konnte, ausgezeichnet gelöst worden, indem der
Vf. 13 Abschnitte aufstellte, von denen die beiden ersten einmal
die bibliographischen Hilfsmittel umfaßten sowie eine
Ubersicht über die „General Publications. History of the
Discoveries". Dann folgen vier Abschnitte, die den linguistischen
Studien, dem Verzeichnis von Text-Editionen, den
Übersetzungen und Kommentaren zu diesen Übersetzungen
und schließlich der Fülle von Einzclarbeiten über verschiedene
Manuskripte gewidmet sind. Diese Einzelstudien sind
ja ein Charakteristikum der Qumränliteratur überhaupt. Als
ein 7. Abschnitt folgen Archäologie und Geschichte der
Qumrängruppe. Die vielfältige Literatur über Religion und
Kult, über Theologie und Organisation, über die Messiaserwartungen
und den Lehrer der Gerechtigkeit wird in einem
achten Abschnitt zusammengefaßt. Ihm folgt ein neunter
Abschnitt, der sachgerecht und doch überraschend ist in seiner
Überschrift: Qumrän und das Alte Testament (S. 94—
99). Hier sind die Arbeiten über die Phylakterien, über Bibelexegese
, Carmignacs Arbeit über die alttestamentlichen Zitate
in den Hodajoth von Qumrän (RQ II, 1959/60, 357-
394) und viele andere zitiert. Dann folgt ein Abschnitt, der alle
Arbeiten über die apokryphe und pseudepigraphiscbe Literatur
in Qumrän vereinigt. Den Beschluß bilden die Abschnitte
„Qumrän und Judaism", insbesondere die Kalenderfrage,
„Qumrän und das Neue Testament. Qumrän and Christia-
nity", und als letzter Abschnitt werden wichtige Monographien
und „Collective Works" verzeichnet. Ein siebeneinhalbseitiges
Autorenregister bildet den Abschluß des Buches.
So gut der verdienstvolle Autor seine Aufgabe auch gelöst
hat, so bedauerlich ist es, daß kein Verzeichnis der Unterabschnitte
seiner Hauptkapitel gegeben wird. Z. B. Abschnitt
III Linguistic Studies hat mehrere Unterabschnitte, so A:
General Studies, Linguistic History, B: Paläographie und
Orthographie, C: Grammatical Studies, D: Lexikographische
Arbeiten, E: Konkordanzen und Wörterbücher, F: Literarische
Formen. Aus diesem einen Beispiel der Untergliederungen
ersiebt man, daß in dieser Bibliographie viel mehr Arbeit
geleistet worden ist, als aus dem Inhaltsverzeichnis ersehen
werden kann. Nicht alle Hauptabschnitte sind so gegliedert,
nur solche, bei denen die Art des Problemgebietes solche Unterteilungen
notwendig machte. Z. B. im Abschnitt VI „Studies
on Various Manuscripts" wird nach den einzelnen Handschriften
gegliedert, also CD, lQJes a, Jes b, 1 QpHab,lQS,
IQSa, Sb, 1QI1, 1 QM, lQGenAp ar, und ähnliches mehr.
Es verdient auch Beachtung, daß am Schluß der einzelnen
Abschnitte auf Sammelwerke, Encyklopädien hingewiesen
wird, in denen allgemeine Übersichtsartikel vorhanden sind
oder in deren Spezialartikeln auf Qumräntexte und Qumrän'
pröbleme Bezug genommen wird.

Die zweite Aufgabe war die, eine Auswahl aus dem Schrifttum
zu treffen. Jeder weiß, daß die Flut der Quinränlileral ur
vielfach veralt«1 ist, insbesondere aus der ersten Hälfte der
fünfziger Jahre. Die Auswahl ist gut und geschickt getroffen
worden und setzt eine profunde Kenntnis der Qumränliteratur
voraus. Manchmal ist man etwas erstaunt, z. B. bei 0.
Schlisske, De Schal in het woestijnklooster. Ist das eine niederländische
Übersetzung der Schrift des Verfassers „Der
Schatz von Jericho", Stuttgart 1955? Sorgfältig ist vieles
verzeichnet, an das man selbst nicht gedacht hätte, so an
J. D. Amusins Einführung in die russische Übersetzung von
H. A. Stoll, Die Höhle am Toten Meer, Moskau 1965 oder an
die Bibliographie von J. Coppens, dessen Qumränarbeiten,
in seiner Bibliographie S. 107 verzeichnet, ausdrücklich S. 7
der Bibliographie von Jongeling erwähnt werden und mit
Recht!

Selten verzeichnet der Autor eigene Bemerkungen und Urteile
über die Literatur. So bemerkt er zu einer Arbeit von
S. B. Hoening, daß er das Buch von G. R. Driver, The Ju-
daen Scrolls referiert. Und auf S. 23 weist er zu John M. Alle-
gro, Qumrän Cave 4 Vol. I 1968 auf die Rezension von Strug-
nell in RQ VII 1969, 163-276 hin. Auch sonst tauchen Inhaltshinweise
auf. Nicht seilen sind die Überschneidungen

zwischen den einzelnen Abschnitten, daß Literaturnummern
in mehreren Abschnitten auftauchen. Aber das ist schwer zu
vermeiden.

I m ganzen wird man dem Autor für solche höchst nützliche,
notwendige und entsagungsvolle Arbeit sehr zu danken haben
. Daß sie entsagungsvoll war und sein mußte, liegt in der
Eigenart einer sich selbst überholenden Bibliographie, die im
Augenblick der Drucklegung schon veraltet. Aber das läßt
sich nicht vermeiden. Der Autor hat noch alles, was er von
den Publikationen des Jahres 1970 erreichen konnte, verzeichnet
, sogar Stegemanns Arbeit über die „Entstehung der
Qumrängemeinde" hat er verzeichnet, allerdings nur die Tatsache
der Dissertation selbst, nicht aber ihr Erscheinen als
Dissertationsdruck, der in diesem Jahr herausgekommen ist.
Es sei hier die ernste Erwartung und zugleich die aufrichtige
Bitte ausgesprochen, daß die Bibliographie fortgesetzt werden
möchte. Aber mit einer Untergliedcrung des Inhaltsverzeichnisses
zur besseren Erschließung des Inhalts!

Leipzig Hans Bardtke

Bardtke, Hans: Bibel, Spaten und Geschichte. Leipzig: Koeh-
ler & Amelang, u. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1969]. 363 S. m. Abb. i. Text u. 116 Abb. a. Taf., 4 Farb-
taf., 2 Faltktn. gr. 8°. Lw. M 22,80.

Populärwissenschaftliche Darstellungen der archäologischen
Erforschung Palästinas nach ihren wichtigsten Ergebnissen
erfreuen sich nach wie vor besonderer Beliebtheit.
Darin spiegelt sich nicht nur ein Interesse am Sensationellen
und Abenteuerlichen wider, das manchen archäologischen
Entdeckungen und ihren Begleitumständen anhaftet, sondern
auch die Erwartung, durch ,exakte' archäologische Forschungsergebnisse
genauere Kenntnis über das geschichtliche
und kulturelle Milieu der Bibel und vor allem diese oder
jene Bestätigung von Angaben der biblischen Überlieferung
zu erhalten. Speziell auf diese Anliegen des Bibellesers abgestimmt
ist die vorliegende Darstellung aus der bewährten Feder
von Hans Bardtke. Deshalb stehen auch die Übereinstimmungen
zwischen archäologischen Forschungsergebnissen
und der biblischen Überlieferung im Vordergrund. Dies ist
durchaus legitim, zumal im übrigen Übertreibungen der Bedeutung
archäologischer Sachverhalte für die Bibelinterpretation
, wie sie in volkstümlichen Darstellungen nicht seilen
anzutreffen sind, vermieden werden. Der Stil des Buches ist
klar und schlicht, nüchtern und doch plastisch. Umsichtig
achtet B. darauf, daß nichts unerklärt bleibt. Manchmal hat
der Rezensent den Eindruck, daß an die Leser eigentlich getrost
etwas höhere Anforderungen gestellt werden könnten;
aber er mag sich darin täuschen.

Der auch äußerlich stattliche Band bietet alles, was für den
Themenkreis wichtig ist. Vorangestellt ist eine Einführung in
den Sinn und Zweck der archäologischen Arbeit sowie in ihre
mannigfachen Methoden. (Dabei hallen wohl auch Uadio-
karbontest und neue Konservierungsmclboden eine Erwähnung
verdient.) Alsdann werden „Inschriftenfunde als außerbiblische
Bezeugung biblischer Aussagen" ausgewertet. Ein
besonderer Abschnitt ist den Handschriftenfunden biblischer
Texte gewidmet. Der Ilauptteil des Werkes bietet eine archäologisch
-geschichtliche Darstellung Palästinas von der
prähistorischen bis in die persische Zeit. Dabei wird der Leser
auf die jeweils für einzelne Epochen besonders wichtigen und
charakteristischen Grabungsfelder geführt. Wenn z. B. für
„die Zeit der Landnahme" Arad, Jericho, Hazor, Gibeon und
Bethel herangezogen werden, so beschränkt sich der Vf. nicht
auf die Darstellung der speziell für den genannten Zeitraum
wichtigen Entdeckungen auf diesen Ausgrabungsstätten,
sondern schließt die Ergebnisse aus früheren oder späteren
Siedlungsperioden mit ein. Auf diese Weise gerät zugleich die
gesamte archäologische Geschichte jedes dieser Grabungsplätze
geschlossen in den Gesichtskreis des Lesers. Demge-