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Ausgabe:

1972

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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941

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 12

942

Plongeron, Bernard: Actuelles interrogations du fait chretien
par l'historien, in: Le Point Theologique. Recherches actuelles
n. Paris 1972 S. 131-165.

Rahner, Karl: Gotteserfahrung heute, in: Gott in dieser Zeit,
hrsg. v. L. Reinisch. München 1972 S. 1-16.

Röfjlcr, Andreas: Unsterblichkeit oder Auferstehung. Eine
Erwiderung auf den Artikel von Dr. Erik Schmidt (Freies
Christentum 24, 1972 Sp. 76-77).

Scharlemann, Robert P.: Christian Theology and Law (The
Lutheran Quarterly 23, 1971 S. 210-222).

Schlette, Heinz Robert: Zum Gottesproblem in der gegenwärtigen
Philosophie, in: Gott in dieser Zeit, hrsg. v
L. Reinisch. München 1972 S. 17-36.

Schmidt, Erik: Unsterblichkeit oder Auferstehung? (Freies
Christentum 24, 1972 Sp. 73-76).

Scott, Alcyone: The Language of God (The Lutheran Quarterly
24, 1972 S. 8-11).

Thomson, Mark: The Lordship of Jesus and Theological
Pluralism (Dialog 11, 1972 S. 125-132).

Wargelin, R. Alvar: Metaphor Versus Symbol in Man's
Relationship to Nature (The Lutheran Quarterly 23, 1971
S. 356- 365).

Welte, Bernhard: Ein Experiment zur Frage nach Gott, in:
Gott in dieser Zeit, hrsg. v. L. Reinisch. München 1972
S. 37-47.

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Failing, Wolf-Eckart: Kooperation als Leitmodell. Krise und
Strukturerneuerung des Gemeindepfarramts, Frankfurt M.Berlin
-München: Dicsterweg [1970]. VI, 226 S. gr. 8°.
Kart. DM 24,-.

1970 und 1971 erschienen mehrere vorwiegend empirisch
orientierte Untersuchungen über Chancen und Probleme
des pfarramtlichen Dienstes (Bastian, Bormann-Heischkeil,
Dahm, Spiegel; vgl. die Besprechungen in ThLZ). Failing
konnte diese Arbeiten nicht berücksichtigen, wertet aber
einen gro5en Teil der in den sechziger Jahren erschienenen
Literatur über Pfarramt und Gemeinde aus und vermittelt
so eine instruktive Einführung in die Diskussion um ein
neues Verständnis des Pfarrerberufes.

Die herkömmlichen Leitbilder pfarramtlicher Tätigkeit,
die den Pfarrer als Prediger, Hirt, geistlichen Vater.
Priester oder Lehrer verstehen, werden so dargestellt, daß
jeweils auch die positive Intention zur Geltung kommt.
Das Gesamturteil ist jedoch negativ: »Diese Bilder und
Dcnkmodcllc implizieren alle eine passive Rolle
der Gemeinde" (28), die in der Gefahr steht, zum
Objekt des Amtes zu werden. Neucrc Leitbilder s eilen
dagegen den Pfarrer als Rektor, Koordinator, Regisseur,
Trainer oder theologischen Fachberater vor. Sie gehen da
von aus, dafj in der Gemeinde positive Kräfte vorhanden
sind, die den „indirekten Dienst" des Pfarrers verlangen.
Die Grenzen der neuen Leitbilder und Dcnkmodcllc werden
nicht ebenso deutlich gezeigt, wie die negativen Seiten
der „klassischen" Typen des Amtsverständnisses.

In einer systematischen Besinnung zeigt Failing, daß
die Bemühungen um ein neues Verständnis von Gemeinde-
und Amt aus einer engen Verschränkung praktisch-theo
logischer, exegetischer und soziologischer Probleme und
Erkenntnisse erwuchsen. Sie verbanden sich mit der Neu
entdeckung des Dialogs als einer kirchlichen Lebens- und
Arbeitsweise. Am Beispiel des „Verkündigungsgesprächs"
(Heidland) wird die Notwendigkeit und theologische Berechtigung
dialogischer Verkündigungsformen gezeigt.
Welches Proprium bleibt dem Theologen bei einem dialogischen
Amtsverständnis? Failing nennt die theologische
Sachkenntnis, den längeren Beauftragungszeitraum und das
größere Aufgabenfeld (87). Das „publice" und „rite vocatus"
können angesichts der Wandlungen in Gesellschaft und
Kirche nicht mehr als Propria des Pfarrers gelten.

In den Spezialpfarrämtern, denen sich der folgende Teil
hauptsächlich zuwendet, fand die Kirche eine Möglichkeit,
in den vielfältigen Erscheinungen der gesellschaftlichen
Wirklichkeit besser präsent zu sein, als das im Rahmen
des Parochialpfarramtes allein möglich ist. Charakteristika
dieser Spezialdienste sind die missionarische Intention, ein
funktionales Amtsverständnis mit abgegrenztem Arbeitsauftrag
und partnerschaftlich-dialogischer Arbeitsweise sowie
intensivere ökumenische Beziehungen. Problematisch
ist weithin die Koordination der Spezialdienste mit den
Parochialdiensten. Eine fruchtbare Kooperation wird durch
das verbreitete Amtsverständnis erschwert, das „jeden
Dienst außerhalb der Parochie als ,uneigentlich' disqualifiziert
" (103) und monologisch strukturiert ist. Hinzu treten
mangelnde Information über die beiderseitigen Aufgaben,
ungenügende Planung und mangelhafte oder gar fehlende
Spezialausbildung.

Die Frage nach den sozialen Bezügen des pfarramtlichen
Dienstes, der sich die Spezial-Pfarrämter stellen, führt auf
das Problem der Parochie. Failing bemüht sich, die positiven
Möglichkeiten der Parochie zu würdigen, hält aber
Schnells Programm der „überschaubaren Gemeinde" entgegen
, die Ortsgemeinde könne ebensowenig wie der einzelne
Ortspfarrer „ .Schaltstelle' der Begegnung zwischen
Evangelium und Wirklichkeit" sein (116). Mit Hilfe
größerer Struktureinheiten wie Raumschaft oder Region,
aber auch kleinerer Gruppen, müsse die Kirche versuchen,
lokale und funktionale Dienste neu einander zuzuordnen.
Dabei sind die positiven Chancen der Wohnwelt nicht zu
übersehen. Die Schwierigkeit, angemessene Struktureinheiten
zu finden, wird an der ökumenischen Diskussion,
besonders an dem Beitrag von M. Thung verdeutlicht
(122 ff ). Die S. 150-153 graphisch dargestellten Organisationsmodelle
werden nicht ausreichend erklärt und können
den Eindruck erwecken, „Kooperation als Leitmodel!"
sei eine allzu komplizierte Angelegenheit.

Das. im Buchtitel anvisierte Ziel tritt im Schlußteil am
deutlichsten hervor. Team- und Gruppenpfarramt werden
als neue kooperative Dienstformen vorgeführt. Da dies.'
Begriffe oft schlagwortartig und unpräzis verwandt werden
, ist die Darstellung wesentlicher Teamstrukturen hilfreich
(145 ff.). Das Mißverständnis, im Team sei der einzelne
unwichtig, wird ebenso zurückgewiesen wie jede
Idealisierung der Teamarbeit. Als Beispiel eines Gruppenpfarramts
referiert Failing die Berichte von Kenrick und
Webber über die protestantische Gemeinde von East
Harlcm. Die Schwierigkeiten, in deutschen Gemeinden
„Kooperation als Leitmodcll" des pfarramtlichen Dienstes
durchzusetzen, werden offen ausgesprochen. Gemeinden
und Pfarrer sind noch weithin durch theologische und nichttheologische
Motive auf den Alleingang fixiert. Es ist zu
wünschen, daß das recht besonnene, von radikalen Pro
grammen freie Buch hilft, die Bereitschaft zur Kooperation
zu verbessern. Failing stellt dafür brauchbares Material
bereit. Leider stören viele Druckfehler, stilistische Män.jel
und Ungcnauigkeiten in den Formalien.

HaMe/Baale Ehcihnrd Wiukler

Berg, Hans-Georg u. a.: Konfirmandenunterricht als Jugendarbeit
. Problemskizze eines Jahres mit Konfirmanden
(Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft 61,
1972 S. 145-158).

Faber, Heije: Pfarrer und Clown. Was beide gemeinsam
haben (Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft
61, 1972 S. 217- 220).

Groeger, Guido N.: Interpretation von zehn Lcbensbcrichtcn
von Theologiestudenten - zugleich ein Beitrag zur Deutung
des gegenwärtigen Generationskonflikts (Wissenschaft
und Praxis in Kirche und Gesellschaft 61, 1972
S. 220-233). ....