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1972

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

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Neuerscheinungen

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nale wie schlicht menschliche Frage nach der eigentlichen
und .wirklichen' Wahrheit seiner Behauptung.

Darüber hinaus liegt das Hilfreiche des Buches von W.
für die Theologie darin, daß er, ähnlich Kants Kritik, auch
die Gottesbestreitung unter die gleichen Gesetze zwingender
logischer Stringenz fordert: „Die Möglichkeit, die Religion
und den Glauben an Gott psychologisch zu erklären,
sagt noch nichts darüber aus, ob nicht in der religiösen
Erfahrung eine Wirklichkeit begegnen könnte. Denn auch
die Begegnung mit Wirklichem hat psychologische Voraussetzungen
, ohne dafj das in ihr Begegnende darum weniger
wirklich wäre. Die .Entlarvung' der religiösen Phänomene
durch die Herleitung aus psychischen Gegebenheiten reicht
nicht in die Dimension der Frage nach der Wahrheit
hinein" (S. 435 f.).

Von einem II. Band dieses Buches ist näherer Aufschluß
hinsichtlich der Frage zu erwarten: ob die .radikale Frag
lichkeit' eine solche a m Gottesglauben oder z u einem
neuen hin sein wird - und ob ein solcher dem biblischchristlichen
nähersteht oder dem Nihilismus.

Berlin Hans-Georg Frltziche

Hermann, Matthias, SVD: Der Mensch: woher - wohin?
Paderborn; Verlag Bonifacius-Druckerei [1971], 282 S. 8°.
Kart. DM 24,-.

Das Buch ist an sich eine interessante Einführung in
die Vorgeschichte des homo sapiens und die Urgeschichte
der Menschheit, auch wenn es recht massiv das apologetische
Anliegen zur Geltung bringt, das Mensch-Sein als
unmittelbare Schöpfung Gottes nachzuweisen - und obwohl
man sich manche Details und auch polemische Auseinandersetzungen
zu Anmerkungen herabgestuft wünschte. Auch
niythenkundlich erfährt man interessante Belehrungen -
wenngleich der Schluß von großer Verbreitung eines
Urwissens um Gott auf eine „Schöpfungs- und Wort-Uroffen-
barung im Anfange der Menschengeschichte, die bis ein
schließlich Sintflut reicht", für einen protestantischen Theo
logen kaum eine „plausible Erklärung" (S. 96) darstellen
wird. Immerhin freut man sich der Bereicherung der
knöchernen Fossilienkunde durch die geistige Fossilien
künde der Mythen- und Sagenforschung; und ist es woh!
das Modell der großen Konzeption des Teilhard de Char-
din, daß auch in diesem Buch die Linien vom ursprünglichsten
Woher bis zum äußersten Wohin ausgezogen werden
- freilich schließlich in Gestalt einer Christusspekulation
, die mit Präexistenz, kosmischer Seinsweise, himmlischem
Leib und diesbezüglichen Bibelstellen wie mit
festen Axiomen operiert. - Kein Evolutionismus, sondern
sprunghafte Entwicklung, und hierbei direktes Eingreifen
Gottes! Das bringt natürlich auch mit Karl Rahner und
ganz besonders mit Teilhard de Chardin in Konflikt, nicht
zuletzt mit dem neuen holländischen Katechismus (s. S.
131 ff.). - „Bei der Menschwerdung Jesu Christi haben wir
es mit lauter Ausnahmen vom normalen menschlichen Werden
zu tun . . . Die präexistierende gottmenschliche Geist
seele würde die höchste Stufe in der Hierarchie des Ge
schaffenen bilden ..." (S. 214). Relevant für protestantische
Neubesinnung dürften allerdings diejenigen Partien des
Buches sein, für die noch folgendes Zitat als Zusammenfassung
stehen möge: „In den Religionen als dem Dialog
Gottes mit den Menschen richtet der ,in undurchdringlichem
Lichte Weilende' durch seine Schöpfungs- und Wort-
offenbarungen Fragen an seine geistbegabten Geschöpfe,
die sie bejahend oder verneinend beantworten müssen .. ."
(S. 254). Die recht erheblichen Tragweiten dieser Theologie,
und gerade für die Gegenwart, werden vielleicht erst deutlich
und konkret am Problem des Gewissens und der Gottebenbildlichkeit
jedes Menschen, worüber im Anschluß an

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die Konstitution über „Die Kirche in der Welt von heute''
des II. Vaticanums doch recht Nachdenkenswertes ausge
führt wird (S. 86 ff.).

Berlin Sans-Georg Krilzsche

Biemel, Walter: Reflexions ä propos des recherches Husser-
liennes de la Lebenswelt (Tijdchrift voor Filosofie 33,

1971 S. 659-683).

Brunner, Fernand: Le philosophe et le monde d'aujourd'hui

(RThPh 105, 1972 S. 38-41).
Delfgaaew, Bernard: De Kierkegaardstudie in Scandinavic

(Tijdschrift voor Filosofie 33, 1971 S. 737-778).
Fink, Eugen Reflexionen zu Hausserls phänomenologisuluT

Reduktion (Tijdschrift voor Filosofie 33, 1971 S. 540-558).
Cadamer, Hans-Georg: Über die Naturanlage des Menschen

zur Philosophie (Universitas 27, 1972 S. 483-492).
Ijsseling, Samuel: Novalis. Een fragment over de taal

(Tijdschrift voor Filosofie 33, 1971 S. 636-658).

Leonard, Andre: La theologie hegelienne de la foi (Revue
Theologique de Louvain 3, 1972 S. 40-54).

Minkowski, Eugene: L'incident (Tijdschrift voor Filosofie
33, 1971 S. 535-539).

Robinet, Andre: Operation „PIM 71": L'informatique appli-
quee aux CEuvres Completes de Malebranche (RSPhTh 56,

1972 S. 43-62).

Scheltens, D.: De filosofie van P. D. M. De Petter (Resume:
La Philosophie du R. P. D. M. De Petter) (Tijdschrift
voor Filosofie 33, 1971 S. 439-506).

Tollenaere, M. de: De taal van de lichamelijke dimensies
(Resume: La strueture de la langue humaine et les
dimensions corporelles) (Tijdschrift voor Filosofie 33,
1971 S. 507-518).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Sauter, Gerhard: Zukunft und Verheißung. Das Problem
der Zukunft in der gegenwärtigen theologischen und
philosophischen Diskussion. Zürich-Stuttgart: Zwingli
Verlag 1965. 374 S. 8°. Lw. DM 28,80.
Während die theologische Eschatologie besonders unter
dem Einfluß der Existenztheologie als überholtes Mytholo
gumenon hoffnungslos in Mißkredit gekommen war, erschienen
um die Mitte des vorigen Jahrzehnts unabhängig
voneinander gleich zwei Bücher, die nicht nur den traditionellen
dogmatischen Artikel von den „Letzten Dingen"
wieder aufgriffen, sondern in Anknüpfung an K. Barths
einstigen Römerbriefkommentar die Theologie schlechthin
als Eschatologie entwerfen wollen: einmal das zum Bestseller
gewordene Buch von Jürgen Moltmann, „Theologie
der Hoffnung" 1964, und das obengenannte Buch von
Gerhard Sauter. Beide haben offenbar ihre Anregung von
ihrem früh verstorbenen Lehrer Otto Weber bekommen.
Den geistigen Anstoß haben beide aber durch Ernst Bloch
mit seiner philosophischen Eschatologie erhalten. Während
Moltmann ohne eine ausführliche Auseinandersetzung mit
den heute aktuellen Theologien und Philosophien einen
kühnen eschatologischen Entwurf zugleich mit sozialethischen
Implikationen bietet, bemüht sich S. mehr um
eine Grundlegung, sozusagen um Prolegomena zu einer
zukünftigen Theologie als Eschatologie in gründlicher
Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Theologie.
Ferner macht die kritische Beschäftigung mit der Position
E. Blochs beinahe ein Drittel des Buches aus.

Der Vf. lehnt es ab, irgendeine Philosophie zum Unterbau
der Theologie zu machen, wie es wieder und wieder
geschehen ist und noch geschieht. Aber er vertritt die Ansicht
, daß sowohl die Zusammengehörigkeit wie die Diffe
renz von Philosophie und Theologie sich an der Zukunft
der Verheißung erweist (S. 11). Damit ist der Titel des

Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 12