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Ausgabe:

1972

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 12

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schritten erstellt, für den Vatcrunserkommentar stand das
Autograph zur Verfügung, neben dem einzelne Handschriften
herangezogen worden sind, sowie ein Druck von
1516. Die Handschriften werden jeweils in der Einleitung
beschrieben, bei den zeitlichen Ansetzungen kommt Dame-
rau dazu, die Ergebnisse von Madre, Nikolaus von Dinkelsbühl
, BGPhThMA XL, 4 Münster 1964, zu bestätigen. Bei
den Editonen sind Register für Bibelstellen, Stellen anderer
Quellen und für wichtige Begriffe beigegeben. Der Autor,
dessen Werke wir, dank Damcraus großer Mühe, nun vor
uns haben, war Rektor in Wien. Besonders sein Vaterunser
kommentar hat Klerikern und Mönchen seiner Zeit viel
gegeben. Gabriel Biel hat Gedanken, ja Formulierungen
Nikolaus' übernommen. Der Autor kommentiert nicht nur
das Herrengebet, sondern erörtert Fragen des Gebets
allgemein.

liostwk Peter Heidrleh

Colc, Richard G.: Law and Order in, the Sixtecnth Century:
Eberlin Von Günzburg and the Problem of Political
Authority (The Lutheran Quarterly 23, 1971 3. 251-256).

Loeschen, John: Promisc and Necessity in Luther's De
servo arbitro (The Lutheran Quarterly 23, 1971 S. 257 bis
267).

Nechutova, Jana: Surget novus populus. Die soziale Lehre
der tschechischen Vorgänger der hussitischen Revolution
(Internationale Dialog Zeitschrift 5, 1972 S. 171-176).

Spijker, W. van't, Dr.: Goddelijk recht en kerkelijke orde
bij Martin Bucer. Kampen: Kok 1972. 40 S, 8° Apel-
doornsc Studies, 3. hfl. 4,50.

Sprengler-Ruppcnthal, Anneliese: Bugenhagen und das
protestantische Kirchenrecht (ZSavRGkan 88, 1971
S. 196-233).

Weigelt, Horst: Sebastian Franck und die lutherische Reformation
. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
(1972). 84 S. 8° = Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte
, Nr. 186, Jahrg. 77. Kart. DM 16,80.

digen Geistlichen. Die Zahl der Katholiken war in der
Provinz zunächst klein. Sie wuchs erst seit ca. 1850. Es
war das Verdienst der Bischöfe Franz Drepper und Konrad
Martin, das mitteldeutsche Kirchenwesen auszubauen. Das
Buch zeigt dann, wie dies in den einzelnen Orten, wo eine
größere Anzahl von Katholiken war, vor sich ging. So
wurden unter Bischof Martin 22 neue Gemeinden ins Leben
gerufen. Es ist zu begrüßen, daß der Vf. bei jeder d eser
Gemeinden die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte kurz
darstellt, um dann zu zeigen, wie diese ursprünglich paslo-
riert wurden, ehe eine ständige Seelsorgestelle errichtet
wurde. In einer Reihe Gemeinden wurden auch katholische
Privatschulen eingerichtet.

Im VII. Teil wird die Auswirkung des KulturkaTip''es
in diesem Gebiet geschildert. Nach einer Periode der Ver
schärfung (1871-1875) folgten eine Zeit des Stillsandes
(1876-1879) und dann Jahre der Revision (1880-1887), in
denen die aufgehobenen Ordensnicderlassungen wiedereröffnet
und weitere bis zur Jahrhundertwende begründet
werden konnten. Eine Auswirkung des Kulturkamp es
war auch ein Rückgang der Theologiestudenten und damit
ein Pricstcrmangel im Kommissariat. Im übrigen hatte der
Kulturkampf die Neugründung von sieben Gemeinden nicht
behindert.

Wie auch bei der Besprechung der Bände I und II soil
hier erneut auf die sorgfältige Darstellung für die Kirchen-
gcschichtc hingewiesen werden.

Druckfehler: S. 13 statt 1648-1848. Auf S. 19 muß be
richtigt werden, daß August Bebel nicht in einem provinzsächsischen
Wahlkreis als erster sozialdemokrst.'scher
Reichtstagsabgeordneter (1867-1869) gewählt wurde, sondern
in dem Wahlkreis Meerane-Glauchau des Königreiches
Sachsen.

Walter Delhis "i-

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

^ipppen, Rudolf: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg
. Geschichte und Rechtsstellung von der Eingliederung
in den Diözesanvcrband Paderborn bis zum Ende'
des Kulturkampfes 1848-1887. VI. Rechtsstellung der
katholischen Kirche in Preußen 1848-1871. VII: Der
Kulturkampf und das Bischöfliche Kommissariat 1871 bis
1887. Leipzig: St. Benno-Verlag [1971]. 295 S. 8° ----- Studien
z. katholischen Bistums- u. Klostcrgcschichtc. hrsg.
von H. Hoffmann u. F. P. Sonntag, 12. M 19,50.
Die Teile I und II sind in ThLZ 92, 1967 Sp. 117/118,
die Teile HI V in ThLZ 93, 1968 Sp. 354/355 besprochen
worden. In Teil VI weist der Vf. zunächst auf die wesentlichen
Ursachen für den Ausbau des Kirchenwesens im
bischöflichen Kommissariat Magdeburg nach den schweren
Erschütterungen in napoleonischer Zeit hin. Die Romantik
führte zu einem Wiedererstarken des katholischen kirchlichen
Geistes in Deutschland und damit zu einer sictig
wachsenden Resistenz der deutschen Katholiken. Die Bildung
der Provinz Sachsen (1816) aus verschiedenen poli
tischen und wirtschaftlichen Gebieten ergab für die Ent
wicklung der katholischen Gemeinden in den Regierungsbezirken
Magdeburg und Merseburg neue Probleme. Zwar
kann von einer industriellen Durchdringung dieser Gebiete
erst in den Jahren 1857-1871 die Rede sein, aber sie
setzte sich dann mit Riesenschritten fort, um den gegenwärtigen
Höhepunkt zu erreichen.

Das Kommissariat, das dem Bistum Paderboin im 19. Jh.
eingegliedert wurde, hatte bis zur Mitte des 19. Jh.s nur
in größeren Städten wie Magdeburg, Halle, Halberstadt
und seit 1848 in Quedlinburg Seelsorgestellcn mit stän-

Hoffmann, Hermann.- Friedrich II. von Preußen und die
Aufhebung der Gesellschaft Jesu. Rom: Institutum Histo-
ricum S. I. 1969. XII, 275 S. gr. 8° Bibliotheca Insti
tuti Historici S. I., XXX.

Durch seine Weigerung, die Auflösung des Jesuitenordens
durch Papst Clemens XIV. am 21. Juli 1773 anzu
erkennen und das päpstliche Breve in seinen Ländern verkünden
zu lassen, brachte König Friedrich II. die Väter des
Ordens in Schlesien in schwere Gewissenskonflikte: wem
sollten sie gehorchen, dem Papste oder dem Landesherren?
Der König wollte in seinen Ländern, besonders in der
schlesischen Ordensprovinz, die Jesuiten behalten, weil ihm
die Tätigkeit an den Schulen für die Landesbewohner unerläßlich
schien. Er wollte ihnen aber auch in anderen Gebieten
seiner Länder, so in Preußen, Zuflucht gewähren
und andere »ketzerische" Länder, wie England und Rußland,
für diese Politik gewinnen.

Die Verhandlungen, die von den Ministern des Kön'gs
Joh. Heinr. Kasimir Carmer und Karl Georg Heinrich
Hoym mit dem Orden einerseits, den Vertretern der Kirche,
etwa dem Weihbischof Moritz von Strachwitz und dem
Nuntius Garampi, andererseits geführt wurden, machen
den Inhalt des Buches aus. Friedrichs II. Pläne konnten
nicht verwirklicht werden. Er mußte sich, wie dies in
anderen Ländern auch geschah, mit dem Status der Ex-
jesuiten zufriedengeben.

Das Buch gliedert sich in zwei Teile: in die Darstellung
und in die der Darstellung zugrunde liegenden 134 Aktenstücke
, die zum Teil den Veröffentlichungen der Urkunden
über Preußen und die katholische Kirche von Max Lehmann
entnommen sind, zum größeren Teil aber den Akten
des Jesuitenordens im Vatikanischen Archiv in Rom entstammen
.