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Ausgabe:

1972

Spalte:

897

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Christian, William A.

Titel/Untertitel:

Oppositions of religious doctrines 1972

Rezensent:

Lehmann, Arno

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Seite 1

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S97

Theologische Literaturzeitur.g 97. Jahrgang 1972 Nr. 12

898

Christian, William A.: Oppositions of Religious Doctrines. sind die Aufsätze nach den Entstehungsjahren geordnet und

A Study in the Logic of Dialogue among Religions. bieten einen sehr gut orientierenden Überblick über die

London-Basingstoke: Macmillan Press [1972]. IX, 129 S. allmähliche Entwicklung des weitschichtigen Lebenswerkes

8° = Philosophy of Religion Series, ed. by J. Hick and des verdienten Gelehrten. Der Auswahlband ist diesem

H. G. Wood. Lw. £ 2,80. chronologischen Anordnungsprinzip nicht gefolgt, sondern

Ein namhafter Vertreter der kritischen Religionsphilo- bevorzugt eine sachliche Anordnung, indem erst die exege-

sophie unternimmt es, mit seinen Arbeitsmitteln der Frage tischen Arbeiten, dann die einleitungswissenschaftlichen

nachzuspüren, ob und wie „oppositions" vcrsch'edener Rcli Aufsätze - nur vier Arbeiten gegenüber zwölf exegetischen

gionen möglich sein können. Dabei soll es nicht gehen Untersuchungen - dargeboten werden. Aus dem Problem

um Gegensätze von Begriffen, Personen oder Institu'ionen. kreis der Geschichte Israels sind drei Arbeiten ausgewählt,

sondern um solche auf dem Gebiet der Doktrinen, die während der Abschnitt „Themen aus Theologie und Reli-

sich auf Handlungsweisen, Erfahrungen und „existents" gionsgeschichte" vierzehn Arbeiten umfaßt. Den Beschluß

erstrecken können. Folglich werden einige wenige Lehr- bildet der Abschnitt „Biographische Abrisse", der die

aussagen aus div. Religionen gemacht, ohne daß einer der Arbeiten über Julius Wellhausen, Baudissin und Berthole;

Weltreligionen eine Vorrangstellung eingeräumt wird. Da- umfaßt.

bei wird das Problem nicht historisch oder theologisch, Diese Auswahl in sachbedingter Anordnung ist unbe
sondern rein philosophisch behandelt. Die leitende Haupt- dingt geschickt und glücklich getroffen und vereinigt wirk-
erkenntnis lautet: Zwei Lehraussigen s nd entgegengesetz- llch diejenigen Arbeiten, die dem Theologen im Amt der
ter Art, wenn sie nicht ohne Absurdität gemeinschartlich Forschung oder der Verkündigung unmittelbar zu dienen
angenommen werden können. Zwei Aussagen befinden sich vermögen. Daß die zahlreichen Arbeiten Eißfcldts über
im Gegensatz, wenn es absurd wäre, wollte man beides, ugaritische Probleme und archäologische Fragen zurück-
was in der einen und was in der anderen behauptet und treten mußten, versteht sich von selbst. Der Wissenschaftler
als wahr angenommen wird, als wahr annehmen. So also wird natürlich neben diesem Auswahlband die große Auswidersprechen
sich Doktrinen in ihren Behauptungen, wenn 9abe je nach seiner Fragestellung heranziehen müssen,
sie einander entgegengesetzt sind oder einander kontradik- Die beiden Herausgeber haben ein sehr warmes, wür-
torisch sind (S. 2). Das erklärte einzige Ziel der Arbeit digendes Vorwort, das in die Lebensarbeit von Otto Eiß-
soll sein, aufzuzeigen, wie solche „oppos;fons" möglich feldt verständnisvoll und sachlich-ehrerbietig einführt,
sind (S. 5.6). Wie im Untertitel des Buches angedeutet, vorangestellt. Daß dieses Vorwort auch den Dank an alle,
geht es in allem um den Erweis der Logik im Verhältnis die zum Zustandekommen dieser Auswahlausgabe mitwirk-
der verschiedenen Lehraussagen. ten' zum Ausdruck bringt, ist anerkennend zu vermerken.

Mit dieser Zielstellung werden einige Fälle in längeren Und schließlich muß sehr lobend hervorgehoben werden.
Ausführungen untersucht, wobei sich die Verschiedenheit daß der vorliegende Auswahlband mit Registern versehen
der Termini als erschwerend erweist, denn gerade hinter »t. Sie werden dem Fleiß der beiden Herausgeber Verden
Formulierungen lauern die Gegensätze, die also als dankt. Die Register betreffen erst die Bibelstellen Apo-
„möglich" erkannt werden. kryPhen und Pseudepigraphen (»■ *56-48S) Dann folgen

Die Darlegungen erfolgen etwa an folgenden Sätzen: ein Verzeichnis der Stellen aus außerbiblischen Quellen

Das Selbst ist ewig. - Alle Dinge s^nd wandelbar. - und SAnhen <s- 4 >■ und «"> sehr dankbar zu

Oder: Der Dharma ist der Weg zur Erlangung des Nir- begrüßendes Sachregister das den Untertitel trägt: In

vana. - Die Torah lehrt, wie man sich Gott gegenüber Auswahl zur Ergänzung des Inhaltsverzeichnisses und des

richtig zu verhalten hat. Steuerregisters'. Da das Gesamtregister über die Kleinen

Das Verfahren in der Behandlung solcher und anderer Schriften von Otto E.ßfcldt erst im geplanten fünften Band
Satzpaare erfolgt in rein philosophisch-stilcchter Form, und zu findcn sein wird- muß dleses Re3>ster der Auswahlaus-
es kann um seiner Länge und der nötigen Lückenlosigkeit 9abe sehr begrüßt werden. Dem Verlag und den Herauswillen
hier nicht kurz und daher uneinsehbar wiederge- ?ebern gebührt der Dank all«, die sich dieses reichen
geben werden.

Das Schlußkapitel geht der Frage der Logik nach, ob
alle Religionen dasselbe aussagen, was offensichtl'ch nicht

der Fall ist. Der kurz angesprochenen „Toleranz" wird für--. _ _^ __

den Umgang mit anderen Religionen und deren Vertretern ^C°>-re Alan D.i The daughter of my People Arab.c and

überraschend die "charity in the old sense" gegen berge- Hebrew Para phrases of Jeremnh 8.13-9.23. Leiden:

stellt und also vorgezogen, was sicherlich für die Dialog- Brll> 1^'.K' "8 ~ S^dlcs m Scmltlc Lan9ua"

Gesprächspartner von großer Bedeutung sein dürfte. 9es and L.nguistics. ed. by G. Pijper. III. hfl. 32,-.

Halle/Snnlo Arno Lehmann Die im Buchtitel angegebenen Bibeltexte entsprechen der

Prophetcnlesung am 9. Ab., dem Gedenktag der Zerstörung

— Jerusalems und des Tempels im Jahr 70 n. Chr. Die

ALTES TESTAMENT spanischen Juden hatten die Gepflogenheit, diese Haftare

in spanischer Paraphrase zu bieten, wobei traditionelle
Eißfeldt, Otto: Kleine Schriften zum Alten Testament, Predigtelemente verwendet wurden. Als die Juden aus
hrsg. v. K.-M. Beyse, H.-J. Zobel. Berlin: Evang. Ver- Spanien im 15. Jahrhundert vertrieben wurden, nahmen sie
lagsanstalt (Lizenzausgabe des Verlages J. C. B. Mohr, diese Paraphrasen mit und übertrugen sie in das Arabische.
Tübingen). [1971]. 482 S. gr. 8°. Diese arabischen Paraphrasen wurden aufgeschrieben, und
Von den „Kleinen Schriften" Otto Eißfeldts liegen bis zwar in hebräischen Buchstaben. Die hierbei verwendete
jetzt vier Bände vor. Sie wurden in dieser Zeitschri't be arabische Sprache war nicht die klassisch-arabische, sondern
sprochen. und zwar Band I Jahrgang 88, 1963, 107-109, die jeweils gebietsmäßig bedingte, dialektisch bestimmte
Band II Jahrgang 91, 1966, 178-180, Band III Jahrgang 92, Sprache, die Sprache „der Straßen von Fez und Bagdad",
1967, 653-657, Band IV Jahrgang 94, 1969, 491-494. Ein wie der Verfasser des Buches in seiner Vorrede schreibt,
geplanter, aber noch ausstehender fünfter Eand er ordsrt Literarisch hält sich die Paraphrase des gegebenen Pro
zu seiner Vorbereitung (Register etc.) mehr Zeit. Es war phetentextes ganz in der Linie der Thematik des Gedenkein
ausgezeichneter Gedanke, aus diesen vier Bänden und tages an die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Es
dem geplanten fünften Band - aus letzterem drei Arbei- sollen Reue und Buße erweckt werden. Das bedingt zahlten
- eine Auswahl zu bieten. In den einzelnen Bänden reiche Wiederholungen gemäß der Technik volkstümlicher

Werkes in Verkündigung und Forschung bedienen werden.
Leipzig Hans Hariltke