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Ausgabe:

1972

Spalte:

873-875

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Dürr, Otto

Titel/Untertitel:

Frieden, Herausforderung an die Erziehung 1972

Rezensent:

Kehnscherper, Günther

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Theologische Literaturzedtung 97. Jahrgang 1972 Nr. 11

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Blankenburg, Walter: Heinrich Schütz 1672-1972 (MuK 42,
1972 S. 3-11).

cyr, Louis: Das Amt des Kirchenmusikers (Concilium 8, 1972
S. 120-128).

Eyden, Rene van: Das liturgische Amt der Frau (Concilium

8, 1972 S. 107-115).
Gamber, Klaus: Der Ordo Romanus IV, ein Dokument der

ravennatischen Liturgie des 8. Jh. (RQ 66, 1971 S. 154 bis

170).

Hollmann, Klaus: Die Gestalt Christi im liturgischen Vollzug
(ThGl 62, 1972 S. 197-218).

Kavanagh, Aidan: Dienstämter in der Gemeinde und in der
Liturgie (Concilium 8, 1972 S. 100-106).

Weyer, Michael: Loben? Konsequenzen aus Überlegungen
zum Lob Gottes im Alten Testament (MuK 42, 1972 S. 61
bis 64).

Nikolasch, Franz: Die Bufjliturgie in den Kirchen des Ostens

und ihre Bedeutung (Concilium 7, 1971 S. 32 - 36).
Power, David: Sakramentale Feier und liturgisches Amt

(Concilium 8, 1972 S. 84-93).
Richter, Christoph: Kirchenmusik und Pädagogik (MuK 42,

1972 S. 11-17).
Rohwer, Jens: Neue Musik - kirchenfeindlich? (MuK 42,

1972 S. 64-73).
■Schille, Gottfried: Thematische Gottesdienste? (ZdZ 26, 1972

S. 94-96).

Schmidt, Eberhard: Das Berufsbild des Kantors in einer veränderten
Kirche (ZdZ 25, 1971 S. 441-447).

Skoglund, John: Freikirchen: Gottesdienst in einer freien
Gemeinde (Concilium 8, 1972 S. 129-131).

Tena, Pedro: Die liturgische Versammlung und ihr Vorsteher
(Concilium 8, 1972 S. 93 - 99).

Töth, K. Csomasz: Das Umsingen einer berühmten deutschen
Singweise in Ungarn (Studia Musicologica Acade-
miae Scientiarum Hungaricae 11, 1969 S. 113-122).

"Vogel, Cyrille: Das liturgische Amt im Leben der Kirche.
■Entfremdung von Kult und christlicher Gemeinschaft (Concilium
8, 1972 S. 76-83).

KATECHETIK UND
RELIGIONSPÄDAGOGIK

t*ürr, Otto: Frieden - Herausforderung an die Erziehung.

Probleme, Orientierungshilfen, Unterrichtsmaterialien.

Stuttgart: Calwer Verlag [1971). 240 S. 8° = Arbeiten zur

Pädagogik, hrsg. v. O. Dürr u. T. Schlatter f, 16. DM 10,-.

Otto Dürr, Prorektor der Pädagogischen Hochschule Reutlingen
, legt ein Buch vor, das in seiner Anlage von der Erörterung
grundsätzlicher Zielvorstellungen des Friedensbe-
9riffes über Texte, Dokumente und Statistiken bis zu praktisch
-pädagogischen Hinweisen und Unterrichtsmodellen
Weit über den Rahmen üblicher Unterrichtshilfen hinausseht
und sich als hilfreich erweisen wird.

Obwohl seit Jahren die Erhaltung des Friedens und die
Erziehung zum Frieden für uns alle zu einer Lebensfrage
geworden sind, lag eine derart umfassende Materialsammlung
bisher nicht vor. Das „Dafj" der Friedenserziehung ist
inzwischen allgemein einsichtig, das »Wie" aber höchst unklar
und methodisch verunsichert.

Deshalb entfaltet der Autor zunächst im Teil I nach einem
Uberblick über die vorhandenen Konzepte einer Friedens-
Pädagogik die grundsätzliche Problematik einer Erziehung
zum Frieden. Im Teil II stellt er dann ausführlich in 9 Themenkreisen
die Probleme dar, die mit der Friedenssicherung
Und einer bewurjten Erziehung zum Frieden untrennbar zusammenhängen
.

Im Abschnitt LI. .Dringlichkeit der Erziehung zum Frieden
" wird das Generalthema präzisiert: Weltfriede ist im
■Wissenschaftlich-technischen Zeitalter lebensnotwendig. Aber

„der Zwang zum Frieden schafft nicht zwangsläufig Frieden
" (14).

Der Abschnitt 1.2. „Das Dilemma der Erziehung zum Frieden
" deckt schonungslos auf, wo und wie in der Welt gesellschaftliche
und politische Gründe ein Nachhinken des Erziehungswirkens
an der jüngeren Generation verursacht haben.
Dann (1.3.) werden wichtige pädagogische Folgerungen aus
der aufgezeigten Situation gezogen, wobei das Schwergewicht
auf einer besseren Information bereits der Schüler zur
richtigen Urteilsbildung liegt. Ein durchdachtes Zusammenwirken
aller Erziehungsträger und verantwortlichen Organisationen
wird gefordert und (1.5.) verschiedene Konzeptionen
einer Friedenspädagogik entwickelt, wobei allerdings
die Weltfriedensbewegung mit ihren pädagogisch vielfältigen
und weitreichenden Friedensbemühungen nur am
Rande erwähnt wird, obwohl sie zur Ächtung der Atomwaffen
mehr als 600 Millionen Unterschriften aufbrachte. Wegen
der vom Vf. selbst geforderten Universalität der Information
sollte er in einer Materialsammlung, die auf Verlautbarungen
der Regierung der BRD und anderer westeuropäischer
Staaten eingeht, nicht einen Hinweis auf die
konstruktiven Abrüstungsvorschläge und Friedensprogramme
sozialistischer Staaten unterlassen.

Teil I schlieöt mit didaktischen Aspekten (I.6.), die von
einem Fachmann evangelischer Pädagogik formuliert, jedem
Pfarrer, Lehrer und Erzieher in methodischer Hinsicht
wertvolle Hinweise geben. So wird u. a. ein ,Verstehens-
modell' — einem Raster vergleichbar — angeboten, das die
verschiedenen Schichten eines politischen Problemkomplexes
sicherer erkennbar macht und eine Beurteilung erleichtert.

Teil II bietet sachliche und sorgfältig zusammengestellte
Informationen, Texte und Unterrichtshilfen, und zwar gegenwartsnah
und recht vollständig (55 — 213). Schon die
Überschriften der neun Unterabschnitte lassen erkennen,
welche Aufgaben der Vf. zur Erziehung zum Frieden als
vordringlich ansieht:

1. Kein Friede ohne internationale Verständigung

2. Kein Friede ohne Achtung der Menschenrechte

3. Kein Friede ohne Lösung des Rassismusproblems

4. Kein Friede ohne Gewaltverzicht

5. Keine Friedensfähigkeit ohne das rechte Verhältnis zu
den Aggressionen

6. Friede wird durch manipulierte Menschenmassen gefährdet
7. Wer Frieden will, mufj Vorurteile abbauen

8. Kein Friede ist, wo Unrecht geschieht - die Gastarbeiterfrage
9. Kein Friede, solange die Welt ungerecht zwischen Armen
und Reichen aufgeteilt ist - „Frieden ist identisch
mit Entwicklung"

Diese Themenkreise sprechen in der Vielschichtigkeit ihrer
Argumente, ihrer Aspekte und ihrer Fakten alle an, die
zu unterrichten haben und die sich dem Anspruch, zum Frieden
zu erziehen, stellen. Die Abschnitte II.1-4 bieten über
den Kreis der Unterrichtenden hinaus Informations- und
Orientierungshilfe für alle Gruppen, die sich mit Fragen der
rationalen Konfliktregclung, von Macht und Autorität, des
Rassismus, der Vorurteile und ihres Abbaues, der Menschenrechte
, der Gewaltlosigkeit und der Entwicklungshilfe befassen
.

Im Abschnitt II.5. werden sehr interessante naturwissenschaftliche
Ergebnisse der Verhaltensforschung bei Tieren
hinsichtlich der Beurteilung von Aggressionen ausgewertet.

Hinsichtlich der Reichhaltigkeit und Eindringlichkeit des
Materials zum Themenkreis 9 über Armut, Hunger, Krankheit
, Unsicherheit und den Gegensatz von Armen und Reichen
in der Welt wüßten wir bisher keine gleichwertige Veröffentlichung
zu nennen. Einige vom Vf. angeführte Beispiele
werden bei besserer Information berichtigt werden,
so der nicht haltbare Vergleich zwischen Goebbels und Sekoü
Toure (154) oder Probleme des Warschauer Vertrages (110).