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Ausgabe:

1972

Spalte:

863-866

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Reallexikon zur byzantinischen Kunst. 1972

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 11

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von P. Peachey im vierten, in Parallele zu dem ersten recht
kurzen Hauptkapitel .Überwindung der konfessionellen Besonderheit
?" gestellt (S. 249 - 258). Er geht dabei von einer
nicht unumstrittenen Definition von Kirche und Sekte (E.
Troeltsch) aus. Die äußeren Überlebenschancen des Menno-
nitentums werden mit Recht positiv eingeschätzt. Wie aber
steht es mit der geistlich-theologischen Zukunft? P. kommt
hier zu der, auch für andere Kirchen gültigen Erkenntnis,
„daß die Mennoniten in dem Maß, als sie bereit sind, ihre
kirchliche und ethnische Identität in der Erkenntnis der eigentlichen
Kraftquelle der christlichen Gemeinschaft abzustreifen
, wieder an einem schöpferischen Aufbruch teilhaben
werden" (S. 258).

Ein Anhang enthält neben dem Verzeichnis der Mitarbeiter
Einzel- und Gesamtstatistiken der Weltbruderschaft, die
Satzungen der deutschen Mennonitengemeinden, Richtlinien
für die Weltkonferenz sowie wichtige Anschriften. Die Kurzbibliographie
erleichtert die selbständige Weiterarbeit. Auch
Sach-, Namens- und Ortsregister fehlen nicht.

Es liegt mit diesem Werk eine begrüßenswerte und hilfreiche
Selbstdarstellung des im besten Sinne des Wortes fortschrittlichen
Mennonitentums vor. Sie geht über den Rahmen
einer konfessionskundlichen Darstellung hinaus und
ist eine Aufforderung zur theologischen Neubesinnung und
zum ökumenischen Dialog.

Halle/Saale Helmut Obst

Baum, W.: Luigi Maria Torrigani (1697-1777) (ZKTh 94,
1972 S. 46-78).

Conzemius, Victor: Warum wurde der päpstliche Primat gerade
im Jahre 1870 definiert? (Concilium 7, 1971 S. 263
bis 267).

Hammer, Karl: Adolf von Harnack und der erste Weltkrieg

(ZEE 16, 1972 S. 85-101).
Klein, Karl: Newman-Studien (ThGl 62, 1972 S. 135-143).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Wessel, Klaus: Reallexikon zur byzantinischen Kunst, hrsg.
unter Mitwirkung v. M. Restle. LT. Lfg. 13: Geburt Christi
(Schluß) - Glas (Anfang). Sp. 641—800 m. 44 Abb.,
Lfg. 14: Glas (Schluß) - Hand Gottes (Anfang). Sp. 801
bis 960 m. 17 Abb., Lfg. 15: Hand Gottes (Schlufj) - Hellas
(Anfang). Sp. 961-1120 m. 32 Abb.; Lfg 16: Hellas
(Schluß) - Himmelfahrt. Sp. 1121-1278 m. 56 Abb.; XI S.
Titelbogen zu Band II. Stuttgart: Hiersemann 1970/71.
4°. Je Lfg. DM 30,-.

Die vorliegenden Lieferungen des RBK (letzte Besprechung
ThLZ 95, 1970 Sp. 693-696) bringen zur Ikonographie
folgende Artikel :GeburtChristi (Sp. 637-662) von G.
Ristow, ein angesichts der Stoffmasse und komplizierten
Themenentwicklung übersichtlich gestalteter Beitrag. Vielleicht
hätte der situationsmilitante Hintergrund der Heor-
tologie etwas mehr herausgearbeitet werden sollen (vgl.
Handbuch der Liturgiewissenschaft 2. Bd., Leipzig 1967,
265), dessen Spuren in der Ikonographie selbst allerdings
nur mit Mühe herauszulesen sind. Hier nur einige Randbemerkungen
: Für die Koordinierung von Geburt und Theo-
phanie s. jetzt das patristische und liturgiegeschichtliche
Material in dem Sammelband Noel-Jpiphanie, Retour du
Christ, Paris 1967 (Lex Orandi 40). Falls mir nicht entgangen
wäre zum Bademotiv P. J. Nordhagen, The Origin of the
Washing of Child in the Nativity Scene (Byz. Zeitschr. 54,
1961, 333—337) nachzutragen. Zur spätbyzantinischen Ikonographie
s. H. Hunger, Eine spätbyz. Bildbeschreibung
der Geburt Christi (Jahrb. der Österreich. Byz. Gesellschaft
7, 1958, 125—140). Für die Synaxis der Gottesmutter bringt
Pokrovskij, Ikonografija, 88 schon ein Denkmal (Basrelief)

aus dem 11./12. Jh. bei, ob mit Recht, sei dahingestellt. Zur
freundlich vermerkten Auffassung des Rezensenten über
den alten Hirten als Jesaja sei notiert, daß ihr als stichhaltigster
Einwand das Fehlen des Nimbus entgegengehalten
wurde. Wahrscheinlich müßte in der apokryphen Hagi°'
graphie weitergegraben werden. Das Stehen des Neugeb"'
renen im Badewännchen entstammt der antiken Heroento-
prk; Gethsemane (Sp. 783-791) von K. Wessel. Hier
vermißt man einen Hinweis auf die spätbyzantinischen
Darstellungen moldauischer Kirchen; Gleichnisse-
Christi (Sp. 839-867) von Wessel. Der berechtigte Hinweis
auf den Mangel an Literatur (immerhin hat schon N.
Prokovskij, Evangelie v pamjatnikach ikonografii, S.— Petersburg
1892, S. 222—246 eine Übersicht gegeben) zu diesem
Gegenstand dürfte jetzt durch den Artikel dm LChl gemil-
dert werden. Trotzdem bleibt nach Wessel noch viel zu tun;
Gloriole (Sp. 867-882) von Wessel, die als Symbol der
Theophanie Christi, auch auf den drei Ampullen in Bobbio
mit der Büste Christi vor dem Kreuz verstanden wird;
Goldgrund (Sp. 882—893) von Wessel, nach dem der
Goldgrund „in erster Linie eine theologische bzw. ikonolog'"
sehe, nicht eine künstlerische Funktion" hat; Griff anS
Handgelenk (Sp. 940—944) von W. Loeschke (t) fin'
det bei G. Neumann, Gesten und Gebärden in der griechischen
Kunst, (West-)Berlin 1965, 59ff, einige Ergänzungen.
Auf Weitzmanns Hinweis auf dasselbe Motiv in der Heraklessage
wird nicht eingegangen. Hades (Sp. 946—950)
von Wessel als Personifikationsmotiv in der Anastasis, der
Auferweckung des Lazarus und der Sündenüberweisung im
Jüngsten Gericht. Hier hätte vielleicht O. Erich, Die Darstellung
des Teufels in der christlichen Kunst, Berlin 1931-
sowie die Behandlung der Dämonisierung des Hades durch
Beat Brenk erwähnt werden können. Hand Gottes (SP-
950—952) von Wessel, wie immer mit einer Übersicht der
biblischen Texte und der nichtchristlichen Zeugnisse. Hei"
lige (Sp. 1034-1093) von A. Chatzinikolaou. Der Artikel
ist nach ikonographischen, frömmigkeits- und patronatS'
geschichtliche Aspekte nur streifenden Gesichtspunkten aufgebaut
: I. Hl. Hierarchen, II. Soldaten-Hl., HI. hl. Asketen
und Mönche, IV. hl. Styliten, V. hl. Ärzte, VI. weibliche Hl-
Ein VII. Kap. Legendäre Hl., unter ihnen der hl. Christo-
phoros wäre wünschenswert gewesen. Ebenso wird der
„Hyperhagios" Nikolaos nur en passant erwähnt. Anrichs
große Arbeit über ihn nicht genannt. Ein Kap. über hl. Fürsten
hätte den Ansatz auf dem Balkan (Boris von Bulgarien.
Sava von Serbien z. B.) aufzeigen können, wie er dann in
Rußland voll entfaltet wurde. Damit soll aber nicht die Leistung
der Vf.in, einen schier unübersehbaren Stoff übersichtlich
gegliedert zu haben, eingeschränkt werden. Heimsuchung
(Sp. 1093-1099) von Wessel. - Über Liturgisches
in der Ikonographie bringt Wessel in dem Artikel
Gesten (Sp. 766—783) ein straff geordnetes Material und
macht zugleich deutlich, daß hier noch ein Forschungsgebiet
nicht völlig erschlossen ist. An Literatur erscheinen mir
nachtragenswert: Th. Michels, Segensgestus oder Hoheits-
gestus (Festschrift f. Alois Thomas, Trier 1967) und den Artikel
Finger/Gesten von K. Groß im RAC 7, 1968, Sp. 940ff.
Heilers großes Buch über das Gebet ist in neuer Aufl. 1969 erschienen
. Wessels Einwand Sp. 778 auf meine Darstellung"
der Fingerstellung beim Segensgestus besteht zu Recht
(Ikonenmalerei, S. 74). Der dort geschilderte Gestus, nur mit
angebogenem Ring- und kleinem Finger, ist die offizielle
Vorschrift der russischen Patriarchatskirche seit Nikon, als"
auf byzantinischen Denkmälern nicht zu finden (vgl. jetzt
auch P. Hauptmann, Das russische Altgläubigentum und die
Ikonenmalerei [Beiträge zur Kunst des christlichen Ostens.
Erste Studien-Sammlung, Recklinghausen 1965, 9ff)). - Ob
der an sich begrüßenswerte Artikel Größendifferenzierung
(Sp. 944—946) von Wessel nicht besser in einem
größeren über die Perspektive der byzantinischen Kunst untergebracht
worden wäre? Mit der sog. Bedeutungsperspek-