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Ausgabe:

1972

Spalte:

850-851

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Actes du Congrès Erasme 1972

Rezensent:

Kohls, Ernst-Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 11

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staltet werden und trägt eine erstaunliche Fülle einschlä- von Aristoteles einer saub ^Losung ÄSiert wurde

Siger Nachrichten zusammen - gerade auch für die heid- Dafj sie z. T. mit der Vielfalt der Cotte^™£n ^

nische Antike. Aufjer den Naturgewalten (Blitzschläge!), dürfte Origenes von dessen Losu"9 ^"^f^"

Kriegen und Unruhen wirkte besonders in der römischen Augustin ist es dagegen -unter ande em mit

Antike in zunehmendem Ma5e die Bekämpfung unerwünsch- tonisch-sto.schen Antakoluthiebezuges ge un9en^ ne ^

Schriften und Anschauungen, vor allem gefährlicher Ora- originelle, über alles bis dahin zur Trmitatgesagte hinaus

kel und politischer Pamphlete, durch die Staatsgewalt. Dazu gehende und seither ™(Wl™f^9™9M d£

kommt die andersartige, aber unter dem Gesichtspunkt der des dreifaltigen Gottes zu begründen J. _M DemaroUe

Erhaltung und Überlieferung wichtige Vernichtung mancher zeichnet das wenig freundliche Bild nach ■das F'orphyru.*

Schrifte/durch ihre Urhebe'r selbs? - nach Bekehrungen von der Rolle der Frauen (d. h.

(pIato) aus Selbstkritik (Verqil wollte die Aeneis Vernich- nicht so genannten „Witwen ) in der christlichen Kirche

* sehen) odet£politische' vlsicht. z. T. auch postum entwirft (S. 42 - 47).

durch die lieben Verwandten. Die offizielle Vernichtung Autor sein, der eine Vorbild ^''^

astrologischer, zauberhafter und manichäischer Schriften liehen Asket.nnen bezeug^ ™£S££gn

-tzte sich unter den christlichen Kaisern mit vermehrter, sy- ^^^^^i^tüSS^Z

stematischer Gründlichkeit fort, und statt der christlichen Pastoralbnete gewesen m^derlealidier Sorq-

Schriften wurden jetzt die häretischen Schriften verfolgt begründen gesucht. N. Brox *e gtnnt .^d"3^"r'.0%

und ihr B^sta mit z T. barbarischen Strafen bedroht. Die falt, da* diese Hypothese schlechterdings unhaltbar ist (S.

heidnische Literatur wurde von solchen Verboten im allge- 78-82). Tahrhnrhs unter dem

feinen nur betroffen, wenn sie ausgesprochen christenfeind- So vermittelt auch dieser Band des J^b„U^ls^ f^^.

]i* war (Porphyrios!). Büchervernichtungen unter morali- Gesamtthema von .Antike und Christentum vehe hge An

s*em Gesichtspunkt sind erst mittelalterlich. Die asketische regungen. Er ist wie üblich mit Tafeln undJ*™^

Moral der Klöster begnügte sich mit dem Verzicht auf allzu ausgestattet, und die Lektüre ist ebenso belehrend wie rr

Weltliches und gelegentlicher Purgierung des Erhaltenen. freulich.

Man wird trotz der erbaulichen Beleuchtung durch Euseb Heideiberg H- v- Compenhauser,

H- E. VI 3,8f kaum sagen können, das schon Origenes' Vergeht
auf den Besitz der alten Schriftsteller „um der Askese

willen- erfolgt sei (S. 139): er verkaufte sie, um sich da- Actes du Congres Erasme,, organise par la Municipalite de

durch eine lebenslängliche Rente zu sichern. Natürlich haben Rotterdam sous les auspices de l'Academie Royale Neer-

ärianische Herrscher bei den Germanen (Hunerieh) und die landaise des Sciences et des Sciences Humaines. Rotter-

"'Werfeinde die Büchervernichtung der ihrer Meinung nach dgm 27-29 octobre 1969. Amsterdam: North-Holland

häretischen orthodoxen Schriften gleichfalls gefordert und Publishing Company 1971. VI. 209 S. gr. 8° = Academic

g^bt. Eine hier und da schon in der heidnischen Antike Royale Neerlandaise des Sciences et des Sciences Humai-

be9egnete Kritik an diesem Vorgehen haben die Christen nes Rart hfl 25.-.

"ur so lange vorgebracht, als sie selber die Verfolgten waren. Erasmus_Kongre5 in Rotterdam im Oktober 1969

~ Eine kleine Ergänzung ist der Aufsatz desselben Vf.s ^ ^ internationale geistige Ausstrahlung des Erasmus,

^er eine .Legende von der Verbrennung der Werke Papst ^ ^hon der ErasmUskongrefj in Möns 1967 eindrucksvoll

Gregors I." aus dem 9. Jh. (S. 78-82). Sie ist gänzlich un- gezejgt hatte [vgl. Roland Crahay et Leon-E. Halkin (Hrsg.):

«storisch, aber religions- und geistesgeschichtlich nicht un- Couoqujum Erasmianum. Actes du Colloque international

'"teressant. reuni a Mons du 26 au 29 octobre 1967. Möns 1968], noch

Unter den diesmal besonders ausgedehnten Besprechun- einmal zum Ausdruck gebracht.

9en des Bandes seien die von Colpe über P. J. Alexander, Der Kongref3 in Rotterdam war der letzte der Erasmus-

Ttle Oracle of Baalbek (die „tiburtinischen" Sibylle), von Kongresse, die seit 1966 in verschiedenen Ländern und Stad-

Jocelyn Toynbee über den zweiten Band von Kirschbaums ten abgehalten worden sind. Wie man sich in der Antike

J-exikon der christlichen Ikonographie und Klausers einge- uber die G e b u r t s s t a d t Homers stritt, so ist in der Neu-

hende Rezension von H Kähler, Die Hagia Sophia (im Ver- zeit das wahre Geburtsjahr ihres Genius Erasmus vie-

S'eich mit dessen Vorgängern) besonders hervorgehoben. ien nicht sicher. Deshalb sind vom Jahre 1966 an bis zum

Dazu kommen folgende archäologische Aufsätze: P. Gross- Jahre 1969 verschiedene Gedenkfeiern „zum 500. Geburtstag

mann bespricht die Probleme der Anlage und die Bauge- des Erasmus begangen worden. Die historisch echte Feier

fhichte der heute unter Wasser liegenden Ostkirche auf der dürfte in Basel 1966 stattgefunden haben. Aber fruchtbar

NiIinsel Philae (S 29-41) Bernh Andreae kritisiert mit waren alle diese Kongresse und Gedenkfeiern: Möns Bel-

über,egener Sachkenntnis die revolutionären, auch metho- gicn 1967, vor allem dann Valparaiso 1968. Brüssel, Tours

d'sch revolutionär begründete Dmdatierungen, die Eberh. und Paris 1969. ^

Reschke (1966) für dt Sarkophagchronologie des 3. Jh.s Die in dem vorliegenden Sammelband veröffentlichten

V«sucht hall 83 - 88") Bei den Lesern dieser Zeitschrift Vorträge des Rotterdamer Kongresses können das verdeut-

Joh. MaVers AufVatz über die „Bedeutung und Erfor- lichen. Die Beiträge von S. Dresden: ;P«*cence d Erasme

der KZerSz^grömes Interesse findenEr (, ^^^T^^^ St

^rÄpltteÄS'Ä SÄ^SÄ die be-

de*ung uÄ*55^ S^rlchriSten und gibt ein Ver- s0„dere Stellung des Erasmus innerhalb des Humanismus

ghnis der Sammlungen. Kataloge und B^hreibunger, sei r^,t. Erasmuskongreß in Rotterdam

^ >st als Laie überrascht, zu hören, daft die ungeheure „^S'^tanalysen zu einzelnen Schriften des Eras-

tTrSr h!UtC in CambTidr l39Tdenhf s^TisT Tus vo g trag n worden, wobei jeweils Otto Herding eine

noch gar nicht gesichtet und erschl essen ist. ^^ng Tn die „Querela pacis' gegeben hat (S. 68 - 87).

" -J. Horns Darlegungen zur „Antakoluthie der Tugen a ^ ^ „Colloquia familaria" (S. 88 - 98), Jean

l?n und Einheit Gottes (S. 5-28) führen tief in die Philosc,- Leon t. n ^ ^ ^Enchiridion militis christiani" (S.

^egeschichte hinein. Das Problem, wie die „Antakolutme . ua« ^ Warschauer Romanist Kazimierz Kumaniecki,

ne Tdle wechselseitigeZusammengehörigkeit der verschiede- ^ • AntihaThaTei- fur die neue Niederländische Ge-

„ " Tugenden (Gerechtigkeit undGüte!), im Blick auf die eine " ^ der Werke des Erasmus bearbeitet hat, hat
^ottheit zu denken sei, hat sdion Plato beschäftigt und ist