Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1972

Spalte:

824-825

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Watts, John D. W.

Titel/Untertitel:

Obadiah 1972

Rezensent:

Zobel, Hans-Jürgen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

823

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 11

824

net ist das Wörterbuch nach den Stichwörtern des hebräischen
Alphabets. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird
jedoch der Großteil der innerhalb der Artikel zu nennenden
Begriffe und Namen in der international gebräuchlichen Umschrift
wiedergegeben. Subscriptionspreis der Lieferung
DM 16, — . Preis pro Band in Leinen ca DM 190, — , in Halbleder
ca DM 200,-."

Auf nähere Angaben über das ganze Werk muß der Leser
vorläufig warten, da die eigentliche Einleitung erst später,
wahrscheinlich in der letzten Lieferung des ersten Bandes,
erscheinen wird. Einige allgemeine Angaben befinden sich
jedoch schon auf dem Umschlag der ersten Lieferung, und
zwar unter dem Titel »Zum Geleit". Dort bemerken die beiden
Herausgeber, daß ein solches Wörterbuch zu jeder Zeit
ein Wagnis sei. Ein belehrter Leser erinnert sich an die heftige
Polemik von James Barr gegen das Kitteische Wörterbuch
. Und doch haben die Herausgeber des TWzAT recht,
wenn sie bemerken, daß die heutigen verfeinerten wissenschaftlichen
Methoden, der Fortschritt der Hilfswissenschaften
und die neu entwickelte semantische Forschung e> erlauben
, auf dem Boden der Begriffsforschung eine Synthese
zu wagen.

Daß die Zeit der Synthese gekommen ist, ergibt sich auch
aus der Tatsache, daß gerade in demselben Jahr (1971) auch
der erste Band des „Theologischen Handwörterbuches zum
AT" (weiter nur TH), hrsg. von Ernst Jenni und Claus Westermann
, erschienen ist. Es bietet sich von selbst an, die
beiden Werke zu vergleichen. TW ist natürlich viel umfangreicher
. TH soll nur in zwei Bänden erscheinen, das sind ungefähr
2000 Spalten. TW soll dagegen in vier Bänden von
jeweils 1540 Spalten erscheinen, im ganzen also etwa 5160
Spalten haben. Weil das Format des TW größer ist als das
des TH, kann man sagen, daß das TW etwa dreimal so viel
Material als TH enthalten wird. Diesen größeren Umfang von
TW verursacht jedoch kaum eine wesentlich breitere Auswahl
der untersuchten Begriffe. Es liegt viel mehr an einer
breiteren und gründlicheren Bearbeitung der einzelnen Artikel
. Ich habe den Buchstaben 'Alef in beiden Wörterbüchern
verglichen. TH hat hier 47 Artikel auf 260 Spalten, TW hat
49 Artikel auf 500 Spalten. Dabei hat TH 9 Begriffe, die im
TW nicht vorkommen ('°häh, 'ülaj, *hz, 3ed, 3ajje, 3ajjin,
'em, '«ml, 'rs;). TW hat wieder 10 Begriffe, die im TH nicht
vorkommen ('ebjön, 'eben, 'abrähäm, 'öhel, 'öb, 'emä, 'enö5,
'efes, '°rön, 'aserä).

Die einzelnen Artikel in TW beginnen mit einer Bibliographie
, die meistens so ausführlich ist, daß man nur selten
etwas beifügen könnte. So fände ich es zum Beispiel
nützlich, in dem Artikel Babel (Sp. 503ff) auf die Deutung
von t. J. Gelb (Journal of the Institut of Asian Studies 1,
1955, 1-4) hinzuweisen. Die einzelnen Artikel sind nach
keinem festen Schema aufgebaut. Doch beginnen die meisten
mit der Untersuchung der Etymologie und der Grundbedeutung
des Wortes. Dann kommt das außerbiblische Material
aus Ägypten, Mesopotamien und Ugarit, weiter der Zustand
im AT und endlich das eigentlich Theologische. In den Etymologien
sind die meisten Autoren sehr zurückhaltend und
sachlich, man findet keine neuen gewagten Hypothesen. Lediglich
der öfter benützte (z. B. Sp. 54 u. 504) und in der
Forschung leider fest eingefahrene Begriff der .Volksetymologie
" entspricht nicht mehr dem letzten Forschungszustand
(vgl. EvTh 27, 1967, 266). Das außerbiblische Material,
das gewöhnlich an zweiter Stelle im Artikel kommt, finde
ich besonders nützlich, weil es den meisten Benutzern des
Wörterbuches sonst kaum zugänglich ist. Dem interessierten
Leser zeigt es auch, wie die Füllung vieler atl. Begriffe sehr
zeit- und ortsbedingt war. Das atl. Material ist gewöhnlich
entweder phraseologisch oder nach den literarischen Quellen
geordnet. Bei den meisten Artikeln bringt dieser Teil
eine gute, verläßliche Übersicht über den Zustand im Text.
Der letzte theologische Teil kommt oft zu kurz und beschränkt
sich meistens nur auf eine knappe, zusammenfassende
Konstatierung der sonst bekannten Tatsachen. Ansätze
zu einer kerygmatischen Deutung der Begriffe oder
der Zusammenhänge finden sich kaum. Das ist aber völlig
im Einklang mit dem Vorsatz der Herausgeber, die im Geleitwort
ausdrücklich bemerken: „Theologie wird also zunächst
im deskriptiven Sinne verstanden, etwa so, wie man
von der Theologie Augustins oder der Theologie Luthers
spricht".

Der Schwerpunkt der ersten vier Lieferungen liegt in einigen
wichtigen theologischen Begriffen, denen mehr als
20 Spalten gewidmet wurden. Es sind 'äb, 'hb, "ör, 5öt, 5el,
'«ilohlm, 'mn; dazu kommt noch 'adam mit 19 Spalten. Das
Zentrum bildet hier offensichtlich der Begriff '«ilohlm, der
sicher nicht zufällig von einem der beiden Herausgeber
(Ringgren) bearbeitet wurde und die Spalten 285 - 305 in
der zweiten Lieferung einnimmt. Der Artikel beginnt mit
einer ausführlichen Darstellung der Gottesvorstcllung im
alten Ägypten, in Mesopotamien und bei den Westsemiten.
Weiter vergleicht der Autor die drei Vokabeln für Gott im
AT, 'el, '«ilöah und '«ilohlm und beweist, daß sie in mehreren
Wendungen untereinander austauschbar sind. Bei der
Untersuchung der Etymologie hält der Autor die Ableitung
von der Wurzel 'vi für die wahrscheinlichste, läßt aber prinzipiell
das Problem offen. Zu einer annähernden Definition
des Begrifft „Gott" will der Autor durch eine Analyse der
gegensätzlichen Begriffe und der Adjektivverbindungen
kommen. Als Appelativum bezeichnet das Wort '«slohim sowohl
die Götter anderer Völker wie auch den Gott Israels.
Einen besonderen Absatz widmet der Autor dem Gott eines
Einzelnen, der Wendung „mein Gott" et cons., den Götterbildern
und der abweichenden Verwendung des Begriffs
(z. B. 1 Sam 28,13 Ps 8,6 usw.). Am wichtigsten sind die letzten
Absätze, die von der Unvergleichbarkeit Gottes und von der
Identifizierung des Begriffs mit JHWH sprechen. Man kann
zusammenfassend sagen: Alles Wichtige ist da, klar formuliert
und gut geschichtet. - Die Druckfehler sind sehr selten
; In der Spalte 302 steht z. B. 'alef statt 'ajin im Worte
'vlm.

Pra3 Jon Heller

Watts, John D. W.: Obadiah. A Critical Exegetical Commen-
tary. Grand Rapids, Mich.: Eerdmans [1969]. 78 S. 8*.

Lw. $ 3.50.

Der Autor ist Präsident des Baptist Theological Seminary
in Rüschlikon, Schweiz. Aus dem Bemühen heraus, seinen
Hebräischschülern die Grundzüge der alttestamentlichen
Textkritik an Hand des Ob-Buches zu vermitteln, entsprang
die Idee zu dieser Publikation. Die weitere Beschäftigung
konzentrierte sich vor allem auf die formgeschichtliche Untersuchung
und die zeitliche Ansetzung von Obadja, und
somit waren einige wesentliche Voraussetzungen für die Erarbeitung
eines kleinen Kommentars geschaffen.

In der Einleitung (S. 7-28) gibt W. einen gedrängten
Überblick über die Forschungsgeschichte sowie den Abriß
der Geschichte Edoms mit dem Ergebnis, daß das Ob-Buch
gegen Ende des 6. oder in der ersten Hälfte des 5. Jh. v. Chr.
entstanden ist. Des weiteren analysiert W. das Buch als eine
mit einer Überschrift versehene Sammlung von fünf Orakeln
(v. la.lb-4.5-10.11-14.15-16.17-21), der Form nach
eine prophetische Liturgie. Ihren „Sitz im Leben" findet W.
in der Phrase vom „Tag Jahwes" angedeutet. Weil die Tag-
Jahwe-Vorstellung mit der von der Königsherrschaft Jahwes
zu verbinden sei und beide Vorstellungen zu den grundlegenden
Themen des „festival of covenant judgment and
renewal" (S. 22), häufig auch Neujahrsfest genannt, gehörten
und schließlich beide Themen auch im Zentrum des Ob-
Buches stünden, sei dieses im Neujahrsfestgottesdienst vorgetragen
worden (so schon M. Bic) und habe die Bestrafung