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Ausgabe:

1972

Spalte:

822-824

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. Band I, Lfg. 1-4 1972

Rezensent:

Heller, Jan

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 11

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Das Buch ist anziehend ausgestattet. Aus den meist unveröffentlichten
Totenbuchhandschriften des Louvre hat der
v'- Vignetten zu allen Kapiteln ausgewählt, vorwiegend
Strichzeichnungen in der Art der Spätzeitpapyri, die sich
sehr gut für die graphische Wiedergabe eignen (S. 301 Quellennachweis
). Eine ausführliche Einleitung (S. 8-25) gibt
Auskunft über Text- und Wissenschaftsgeschichte und den
religiösen Lebenszusammenhang des Totenbuchs, eine chronologisch
aufgebaute Bibliographie (S. 27 - 33) verzeichnet
die wichtigste Literatur. Indices (S. 278 - 299) erschließen
Namen und Epitheta von Göttern, Ortsnamen, Personennamen
und Titel (jeweils in französischer Transkription)
und „res notabiles".

Leipzig Elke Blumenthal

Genies, Anges et Demons. Egypte, Babylone, Israel, Islam,
Peuples Altaiques, Inde, Birmanie, Asie du Sud-East, Tibet
, Chine. Paris: Editions du Seuil. (1971). 427 S. 8°
= Sources Oricntalcs, VIII.

Nach mehrjähriger Pause erschien erneut ein Band der so
äußerst verdienstvollen Publikationsreihe der „Sources
Orientales". Französische Forscher haben wiederum zu einem
Zentralthema Material aus den verschiedensten religiösen
Bereichen des Orients zusammengetragen, aus dem alten
Ägypten (Dimitri Meeks), Babylonien (Marcel Lcibo-
vici), Israel (Andre Caquot), der islamischen Religion (Toufy
Fahd), den Glaubensformen altaischer Völker (Jean-Paul
Roux), aus Indien (Jean Varenne), Birma (Denise Bernot),
Südostasien (Pierre-Bernard Lafout), Tibet (Irene Martin
du Gard) und China (Kristofer Schipper). In bereits gewohnter
Weise bestechen die Darstellungen durch die Akribie
ihrer Ausführungen wie durch die reichliche Zitation übersetzter
Originaltexte. Das Zentralthema lenkt außerdem in
dankenswerter Weise den Blick auf ein religionsgeschicht-
'■ch höchst bedeutsames, aber hinter den großen Themen
der heutigen Religionsforschung stark zurücktretendes Gebiet1
.

Geister, Engel und Dämonen werfen in ihrem Verhältnis
zum Gottesglauben und hinsichtlich ihrer Abgrenzung gegenüber
diesem zweifellos, wenn auch auf anderer Ebene,
ähnliche Probleme auf, wie sie bestehen in bezug auf die
Beziehungen eines polytheistischen Pantheons zum Hoch-
SJottglauben. Sie sind mit letzteren nahezu identisch, wenn
nicht, wie bei Gestalten des niederen Spuks, der „religiösen
Halbwelt", von der Rudolf Otto sprach2, die Trennungs-
'inie zwischen Göttern und Geistern scharf zu ziehen ist.
°imitri Meeks zeigt auf, daß diese Grenze in der ägyptischen
Religion äußerst unpräzise ist (S. 21); bereits der Betriff
ntr beschränkt sich nicht auf „Gott", sondern kann jede
den Menschen übergeordnete Macht bezeichnen.

Die Stellung der Geister zu den Göttern hängt natürlich
eng zusammen mit dem jeweils ursprünglichen Wesen der
P'steren. Es ist ein grundlegender Unterschied, ob wir in
ihnen selbständige Wesen erkennen können, ursprüngliche
Gestalten der „niederen Mythologie", oder Epiphanien großer
Götter, Hypostasen ihrer Qualitäten, Personifikationen
v°n Mächten und Kräften oder abgesunkene Numina unterlegener
Religionen, die, gemäß dem Wort Augustins „omnes
dii gentium daemonia"'1, in der Welt des Spukhaften weiterleben
.

Wie ihr Charakter, so sind auch die Funktionen der Geisterwesen
ganz unterschiedlich. Der Engel als Bote Jahwes
(S. 119ff) hat gar nichts gemein mit jenen unreinen, anthro-
Pophagen Dämonen der Nacht, der Krankheit und des Todes
, die das alte Babylon fürchtete (S. 88ff). Und selbst eine
Zweiteilung in gute und schädliche Wesen wäre zu simplifizierend
. Denn die Religionsgeschichte kennt den doppelten
Aspekt der Dämonen, der hier für Tibet aufgezeigt
^''rd (S. 385), die Vorstellung von numinosen Gestalten, die.

wie der Typ des Tricksters, nützlich und schadenbringend
wirken können.

Weder Charakter noch Funktion rechtfertigen es daher,
die unterschiedlichen Gestalten der Geister, Engel und Dämonen
phänomenologisch zusammenzufassen. Begründet ist
dies vielmehr mit ihrer Stellung im Glaubensleben. Sie gehören
- zumindest überwiegend — zu jener religiösen
Schicht, die Friedrich Pfister als „Religion der Tiefe" kennzeichnete4
, als den eigentlichen Volksglauben, der neben
der offiziellen Religion sein Leben führt.

Heidelberg Günter Lonczkowski

1 Vgl. jedoch aus neuerer Zeit: Robert Müller-Sternberg, Die Dämonen
. Wesen und Wirkung eines Urphänomens, Bremen 1964.

2 Rudolf Otto, Dos Gefühl des überweltlichen (Sensus Numinis),
München 193?, S. «off.

> Migne, Patrologio Lotino XXXVII, S. 1231; vgl. G. Lonczkowski,
Begegnung und Wandel der Religionen, Düsseldorf-Köln 1971, S. 90f.

4 Friedrich Pfister, Die Religion der Griechen und Römer, Leipzig
1930, S. 19.

Croatto, Severino: Die Unsterblichkeitshoffnung in den großen
Weltbildern des Ostens (Concilium 6, 1970 S. 679 bis
685).

Dhavamony, Mariasusai: Christian approaches to Hindu-
ism: points of contact and difficultics (Gregorianum 53,
1972 S. 89-116).

Henninger, Josef: Religiöse Strukturen nomadischer Gruppen
(Bibel und Kirche 27, 1972 S. 13- 16).

Kwiatkowski, Wincenty: Das Verhältnis der Apologie zur
Apologetik in der gegenwärtigen Religionswissenschaft
(Gregorianum 53, 1972 S. 153-164).

Mensching, Gustav: Der Buddhismus — eine geschichtslose
Religion (Bibel und Kirche 27, 1972 S. 8-12).

Quispel, G.: Mani et la tradition evangelique des judeo-
chretiens (RcchSR 60, 1972 S. 143-150).

ALTES TESTAMENT

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. In Verb,
m. G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Freedman, S. Tal-
mon u. G. Wallis hrsg. v. G. J. Botterweck u. H. Ringgren.
Band I, Lfg. 1-4. Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz: Kohlhammer
[1970/71). 512 Sp. gr. 8°. Je DM 16,-.

Der Traumwunsch vieler früherer Theologen, ein theologisches
Wörterbuch zum AT (weiter nur TW), liegt endlich vor,
mindestens in den ersten vier Lieferungen. Die wesentlichen
sachlichen Angaben bringen die Herausgeber auf der letzten
Seite des Umschlages des vierten Heftes. Sie schreiben
dort: „Als Gegenstück und Ergänzung zum .Theologischen
Wörterbuch zum Neuen Testament", dem „Kittel", bringt der
Verlag Kohlhammer jetzt den „Botterweck - Ringgren",
das „Theologische Wörterbuch zum Alten Testament" heraus
. Der „Kittel" wurde von seiner Entstehungsgeschichte
her im wesentlichen von den deutschen protestantischen
Neutestamentlern geprägt. Die heute veränderte Situation
in der ökumenischen Zusammenarbeit macht es selbstverständlich
, ein theologisches Wörterbuch zum Alten Testament
von allem Anfang an auf die breite Grundlage aller am Alten
Testament arbeitenden Wissenschaftler sowohl aller
christlichen Bekenntnisse als auch des Judentums zu stellen.
Das Werk ist ein wahrhaft weltweites Unternehmen, an ihm
arbeiten Forscher aus Dänemark, Frankreich, Griechenland,
Großbritannien, Holland, Israel, Italien, Norwegen, Schweden
, Schweiz, USA sowie der DDR und der BRD; an
ihm arbeiten Katholiken, Lutheraner, Reformierte, Angli-
kaner, Griechisch-Orthodoxe und Juden. Das Wörterbuch ist
auf 4 Bände mit einem Umfang von jeweils etwa 1540 Spalten
(770 Seiten in etwa 12 Lieferungen) angelegt. Jährlich
sollen 3-4 Lieferungen (je 128 Spalten) erscheinen. Ceord-