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Ausgabe:

1972

Spalte:

809-818

Autor/Hrsg.:

Cullmann, Oscar

Titel/Untertitel:

Ökumenismus im Lichte des biblischen Charismabegriffes 1972

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Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 11

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absätzen rechnet. Auch K. Rupprecht (Nachrichten von Er- die Charakteristika des Jerusalemer Tempels. Die Vorhalle

Weiterung und Renovierung des Tempels in 1. Könige 6, mit den beiden abgestützten Säulen will er aus Phönikien

Z°PV 88, 1972, 38 - 52) hat kürzlich die Meinung vertreten, ableiten wie auch die auf die Mittelachse ausgerichtete

dafj es sich in 1 Kön 6 um Berichte über Arbeiten handele, Bauanlage.

die den abgeschlossenen Tempelbau bereits voraussetzen. Im 7. Kapitel (S. 618 - 663) kommt der Vf. auf das Pro-
°ie Mauerabsätze sind aber seiner Meinung nach vorhanden blem .Eigentempel und Redchstempel" zu sprechen. Die
9ewesen, als der Umbau angefügt wurde (S. 47). So übersetzt Unterabschnitte behandeln die Problemkreise .Tempel und
er 1 Kön 6,7: .Mit fertigem (oder: passendem) Stein vom Palast", .Wohntempel", .Reichstempel", .Religiöse Motive",
Steinbruch wurde gebaut, weder Hammer (pl.) noch Stein- .Sonnenkult", .Symbolik". Daß der Tempel von Anfang an
haue, keinerlei Eisengerät war im Tempelhaus (im Bajit) auch als ein Heiligtum der Nation gedacht war, mag aus der
211 hören, während (der Anbau) an ihm gebaut wurde." Bei baulichen Verteilung der Gebäude des Palast- und Tempel-
dieser Annahme bleibt also die Möglichkeit, da5 der Tempel areals erschlossen werden. Der Tempel als besonderes Quar-
längere Zeit hindurch sich mit solchen nach oben zurück- tier war vom Palast deutlich getrennt und wird seinen eige-
sPringenden Mauern den Blicken darbot, auch auf der nen Zugang von Norden oder Osten gehabt haben. In der
Schmalseite des Ulam, falls dieses später angebaut sein soll- Frage des Wohntempels spricht sich Busink gegen Weisers
te- Von einer solchen Bauform erfährt man im Alten Te- Theorie des Erscheinungstempels aus, betont aber auf der
stament beim Altar des Ezechiel etwas (Ez 43, 13-16). Die- anderen Seite, daß die Vorstellung vom Wohnen Jahwes im
*er Altar mdfjt in der unteren Stufe 16 Ellen im Quadrat, Himmel bereits vorhanden war, als der Tempel errichtet
dann 14 und 12 Ellen in den oberen Stufen. Zimmerli (Kom- wurde. Damit überschreitet der Tempel seine eigenen Gren-
mentar z. St. 1095) meint, dafj dieser Stufenbau von ferne zen und nimmt in der Symbolik der Kultgeräte und der
an eine Zikkurrat erinnern mochte. Ob der Tempel von Je- Keruben Charakteristika einer kimmlischen Wohnung Jah-
^salem in seiner nicht umbauten Form an eine solche erin- wes an. Der Autor schlieft diesen Abschnitt mit den Sätzen:
nem mochte, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls sollte ..Salomos Tempel, baulich ein unkompliziertes Gebäude,
Jfder, der mit einem späteren Anbau rechnet und nicht wie verkörperte verschiedene Gedanken: Zelttradition, Lade-
Galling die migrä-öth anders auffaßt, dieses vom syrischen tradition, Tempelvorstellung und Himmelvorstellung fanden
^empelbau abweichende Aussehen des Jerusalemer Tempels wir in ihm vereint. Weder Anlage noch Ausstattung des
^denken. Busink läfjt den Umbau im Zusammenhang mit Tempels noch Daten aus dem Alten Testament erlauben uns
dem Tempel vollendet sein. aber, den Tempel als Abbild des Weltalls zu sehen oder

^ anzunehmen, daß Salomo ihn als ,the limitless world in

Der n™f,__j d v j j- _ ... ... i . , which the deity moved'betrachtet habe" (S. 662).

"er umfang des Buches und die Reichhaltigkeit des darge- _ , . . * .. , „ . . ,v / , „

"Otenpn - i _ . . , _. . _. Das letzte Kapitel „Untergang des salomonischen Tem-

L«ien Materials zwingen zur Beschrankung. Im 4. Kapi- , . ,„ ... .Jl, ,. . . . , ? _ .... . „

tel fq it, j . - v j j ^. i • ... pels (S. 664-692) gliedert sich in eine Geschichte des Baus

^a. 353 - 485) wendet sich der Vf. den Tempeln in Alt- . . . . „ . . „. , .... . ,

Kanaan ah v- -i • j t. j c 1 . j- und in eine Behandlung des Glaubens an die Unzerstorbar-

»«dan, Altphonikien und Ugarit zu und verfolgt diese ... , ____, , . , , ...

TcrnDpm,,,.,; j u i , , J~_ _ kat des Tempels, wobei der Vf. auf die prophetischen Tra-

, "Peibautypen durch die einzelnen archäologischen Epo- .... , _ . . . ~ , _

vom Neolithikum (Jericho) über das Chalkolithikum *Tv,f ^ r.T f ruck?relft; Der letzte

^r frühen Eisenzeit Im 5. Kapitel (S. 486-565) geht T£ Sf f^ «"tergang des Tempels, wie er in der

der vf ,,.t a■ f i ah • j u ■ L *a alttestamenthchen Tradition bezeugt ist.

vt. auf die Tempel Altsyriens ein und bespricht für ,, ... ... . _, a ' ..

frühe Bauperiode die Stätten von Alalach und Qatna, in 7°" S; f3 - 699 werden Lateraturnachtrage geboten, die

de' spätaltsyrischen Periode Karkemisch, Sam'al, teil tejinät SfZU °bf ™? b« «nem so umfangreichen Werk unbe-

""d Hamath. Das 6. Kapitel ist der Ableitung des Salomo- dAmf erf°rd"hch Dem nachfolgenden zweiten Band

Empels gewidmet (S. 566 - 617). In einem Abschnitt be- darf mit großer Spannung und Freude entgegengesehen

sPricht ftp, a . j- -,. ~. ■ -u j- ,ki •._ werden. Hier ist ein Werk begonnen worden, das in seinem

j- *un aer Autor die alteren Theorien über die Ableitung ,»..,• t.. j • j . _~° ~7

"es Sal™.., t _ . j - . j- .• • .. ' 3 Materialrcichtum und in der Fülle der verwerteten Litera-

aaiomo-Tempels und erwagt die Ableitung aus dem , . . . ., .. ,. _ , , . , „ „

a3i'Dti<:f-Vio„ ~__, .... .?. , „ tur sowie m der selbständigen Durchdringung des Stoffes

ao-puschen Tcmpelbautypus, aus dem philistaischen Ty- . . _ r, ., .f . _

Pus. der -1 -X ... u i . . t. ■ . j und seiner Problematik so viele eigenständige Losungen an-

■ uer aber mit vielen Hypothesen belastet erscheint, und , . . . . , , _._ .__. „ . ~Z ■ ... 7

^liefilirh a _ ■ u t- ■ mti v ■ , bietet, daß es als Standardwerk sui generis zugleich eine

cgncn aus dem assyrischen Typus, wie Mohlenbnnk es , . , „ ,.£. , . .... * „, ,

seinerzeih r.: ^ • . u j umfangreiche, modifizierende und weiterfuhrende Diskus-

«Äeit vertreten hat. Dieser Typus ist aber wegen der t . .. . , . _ ,. , .

"reiteilimn a„, ■ j. ~ , ^- u » . S10n einleiten wird, deren Grundton die Dankbarkeit ge-

Teilung des assyrischen Tempels nur mit Emschrankun- ^<nm„„ .nm ... ... ., . . . . . . a

9en auf ap„ cai„ ' -r , . j , . . • genuber dem Vf. für die vollbrachte Leistung sein wird.

Deo- . Salomo-Tempel ubertragbar, da letzterer im

Par m Ci" ei9enartiges Gebilde aufweist, für das es direkte

ki Clen nicht gibt. Hinsichtlich der Ableitung aus phöni- 1 Busink, 7h. A.: De« Tempel von Jerusalem von Salomo bis Heroischen
Vorbildern meint der Vf dafi im nhfinikkrhen Tem- d"- Ein.e <?rchoologisdi-l.lstorisdie Studie unter Berüdc.lditiaung des
Pel dsc v , i , meint aer vr., aan im pnoniKlSCnen lem- westsemitischen Tempelbous. I: Der Tempel Salomos. Leiden: Brill 1970.

sa. ai 'Kultbild fre<i zugänglich aufgestellt war im Gegen- XXI11^ 699 174 Abb. I, Text u. ouf Tof. «« = Nederionds instituut

12 zum unzugänglichen Debir. Dieses und der Umbau seien veaorODeA^Kompmon. S,üd'Ca Fr°nCiSCi Sch°"*n Memo,io» Dico,°'

Okumenismus im Lichte des biblischen Charismabegriffs

Von Oscar Cullmann, Basel und Paris

Konzil'10'11010'1 Arbeiten- die ich seit dem 2. Vatikanischen heute allzuoft sind: unter Mißachtung der legitimen Viel-

wahr Vcr°^ent'icnt habe1, unterscheide ich zwischen einem falt der Kirchen gibt dieser den vereinfachenden Tendenzen

me^.en und einem falschen Ökumenismus. Als wahren öku- unserer modernen Welt nach und sucht alles zu nivellieren.

seits'SniUS betracnte ieh denjenigen, der die Einheit einer- In diesem Fall verfolgt man als Ziel das Verschwinden der

len au^ eine Vertiefung und Läuterung der Besonderhei- Einzelkirchen und strebt eine künstliche Einheit an, in der

die 6r e^enen Kirche zu gründen sucht, andererseits auf die Quelle des Evangeliums versiegt.

Ki ^"""'"ns gegenüber den Besonderheiten der anderen Die Einheit kann nicht von einem rein abstrakten Ein-

rdlen, insofern diese uns nicht in ihrem Grundcharakter heitsprinzip aus hergestellt werden. Sie ist kein unabhän-

ötm Evangelium zu widersprechen scheinen. Als falschen giges Ideal, dem man die Grundlage des Evangeliums op-

"nienismus betrachte ich denjenigen, dessen Zeugen wir fern kann, sobald kein wirkliches Einverständnis über diese