Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1972

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

783

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 10

784

obachtungen des Aufmerksamkeitspegels während der Pre- Probleme, die in unserer Zeit im Vordergrund stehen, nennt
digt (erschlossen aus Gesichtszügen und Verhalten einer Hö- gelegentlich Namen, die auch außerhalb der Theologie be-
rergruppe), mit Predigtnachgesprächen und Interviews mit kannt sind, macht aber nicht klar, worin sich nach seiner Anden
beteiligten Pfarrern untersucht er die Resonanz einer sieht die jetzige Urteilsfindung von der Urteilsfindung frtt"
Predigt und deren Beziehung zu den verschiedenen Typen herer Jahrhunderte unterscheidet. Die Begriffe der Anpas-
von Einleitungen, die verwendet wurden. Aus den Befunden sung, der theologischen Freiheit und sogar der Häresie
zieht der Vf. sogleich Folgerungen für die Gestaltung der (S. 70) werden gelegentlich ins Gespräch gebracht, aber nicht
Einleitung. „Wegen des hohen Aufmerksamkeitspegels in alle einschlägigen hermeneutischen Probleme treten ms
den ersten Minuten sollte man... auf Einleitungen verzieh- Blickfeld. Der Schlußteil behandelt auf dreizehn Textseiten
ten, die nur eine Verkündigung vorbereiten, aber selbst noch die Kreuzespredigt in der Abendmahlsfeier und soll als Mo-
keine sind" (S. 30). Wenn die emotionale Tonlage, die in der dellfall dienen, der zeigt, wie das neutestamentliche Zeugnis
Einleitung aktiviert wird, dem Text ganz entspricht, führt vom Kreuz in seinen mannigfachen Bezügen an einein ElB"
sie „eine größere Erlebnistiefe der Predigtresonanz mit". zelpunkt entfaltet werden kann. Dieser Anhang enthält ein*
Über Bilder und Kurzberichte wird ausgeführt: „Interpre- Reihe origineller Gedanken bis in liturgische Anregungen
tierte Bilder sind ein sehr dankbarer Einleitungsstoff. Nur hinein.

muß der strukturelle Zusammenhang zwischen Verkündi- Das Buch ist leicht lesbar und auch für NichttheologW
gungsaussagen und dem Bild offensichtlich sein" (S. 35). verständlich. Es bereichert die Forschung nicht durch be-
Gewarnt wird ausdrücklich vor Verfremdungen, in denen deutsame neue Erkenntnisse und zeigt lediglich die Predigt
„Wertdiskrepanzen zwischen aktueller Anrede und Gemein- vom Kreuz in einer Vielfalt theologischer Zusammenhang6'
defrömmigkeit anklingen" (S. 52). Sie bewirken eine Ent- Halle/Saale Ernst Lerle
fremdung zwischen Gemeinde und Pfarrer. „Theologisch gesehen
hat der Pfarrer keinen Auftrag, als advocatus diaboli Cone> Jomes H . Black Spirituals as Theology (ThToday 29,
die Gegenrede von der Kanzel aus zu proklamieren. Psycho- 1972 S 54—69)

logisch gesehen zersetzen die Einwände einen Teil der posi- Herzog-Dürck,'Johanna: Die Arbeit der Seele. Heilung als

tiv dargebotenen Verkündigung in zweierlei Weise. Erstens Erlebnis im psychotherapeutischen Prozeß. Hamburg:

stören sie den Aufbau emotionaler Tonlagen, und zweitens Furche-Verlag [1972]. 174 S. kl. 8° = Stundenbuch 107-

neutralisieren sie positive Aussagen, weil im Resonanzge- pj]^ g gQ

gehehen die Zuordnung der Gedanken zueinander nicht im- Lanne, Emmanuel: Die Ortskirche: ihre Katholizität und

mer dem Predigtaufbau folgt" (S. 50). Im Unterschied zu den Apostolizität (KuD Beiheft 2, 1971 S. 129-151).

verfremdenden Einleitungen empfiehlt der Verfasser solche, Lanne> Emmanuel. vielfalt und Einheit: Die Möglichkeit

die im Hörer projektive Identifizierungen mit biblischen Per- verschiedener Gestaltungen des kirchlichen Lebens *a

sonen auslösen. Im allgemeinen will Lerle dem Prediger Mut Rahmen der Zugehörigkeit zu der gleichen Kirche (KuD

machen zu den verschiedenen Einleitungen, die der Verkün- Beiheft 2 1971 S 110—128)

digungsabsicht dienen. „Je mehr Formen und Möglichkeiten Mechern, James L.: Authority and Freedom in Preaching

zur Verfügung stehen, um so besser ist es für die Gemeinde, (ThToday 29 1972 S 70—85)

die Sonntag für Sonntag den gleichen Pfarrer hört" (S. 47). Proust) Jacques: Du texte au sermon. Lecture d'un sermon

Die Problematik der Arbeit von Lerle sehe ich darin, daß (EThR 47 1972 S 121—143)
empirische Befunde, eigene Werturteile, Hinweise auf berühmte
Predigten aus der Geschichte und homiletische Anweisungen
auf Grund einer recht traditionellen Predigttheorie
, die nirgends deutlich dargelegt wird, ständig miteinander
verquickt werden. Empirische Befunde sind immer inter- RELIGIONSPÄDAGOGIK
pretationsbedürftig. Werden sie unreflektiert in Anweisungen
für die Praxis umgesetzt, so sind diese nicht mehr als _ „. . , t. .. . . _, «_.*»•.. ,„ter-
u- l n Ms Berg, Sigrid : Kurze literarische Texte für den Religionsunie»

3 ' rieht. Inhalt in Stichworten — Thematik —

Altersstufe-

I. Stuttgart: Calwer Verlag u. München: Kösel-Verlag

KATECHETIK UND

Basel Watter Neidhart

[1971]. 104 S. gr. 8° = Rcligionspädagogische Praxis, i»

Chevallier, Max-Alain: La prtdication de la Croix. Paris: Verb, mit den Zeitschriften „Katechetische Blätter" uf

Editions du Cerf [1971]. 104 S. kl. 8°. ffr. 12,-. „ru" hrsg. v. H. K. Berg, W. Langer, P. H. A. Neumann,

, , .. „ ,. A. Zenner, Serie A: Zum Religionsunterricht in der Schule,

Die vorliegende Arbeit behandelt die Predigt vom Kreuz „ ^
unter verschiedenen Aspekten, vor allem exegetisch und

hermeneutisch, nicht aber homiletisch. Nach den Ausführun- S. Berg stellt 150 kurze literarische Prosatexte von 102 Vef

gen des ersten Teils ist die Passion Jesu einerseits Ausdruck fassern aus dem deutschen, amerikanischen, polnischen,

der Verwerfung des Messias durch Menschen, andererseits mänischen, russischen und skandinavischen Sprachbereie ^

weist der im NT häufig angeführte Schriftbeweis darauf hin, vor. Die Wiedergabe des Inhalts erfolgt in Stichworten, *°

daß im Leiden des Messias Gottes Handeln wirksam ist. Zum bei Sache, Handlung und Tendenz außerordentlich geschlc

Reichtum der biblischen Kreuzesbotschaft gehören auch die in wenigen Sätzen anschaulich vermittelt wird. Es folgen Au

im NT verkündigten Zusammenhänge zwischen Passion und künfte darüber, in welchen gängigen Taschen- oder Lcseb

Vergebung der Sünden, zwischen dein Tode Jesu und dem ehern der Text zu finden ist, für welche Altersstufe er sie

neuen Leben der Gläubigen und zwischen dem Opfer am eignet, wieviel Lesezeit er beansprucht und unter welch

Kreuz und der Abendmahlsgabe. Der Vf. untersucht die sy- Thematik er sich im Unterricht verwenden läßt. '■

stematische Einbettung der Kreuzespredigt in die Gesamt- I )er Gedanke, literarische Texte im Religionsunterricht O

heit des Zeugnisses für folgende vier Bereiche: Paulus, He- Schule oder auch in der Evangelischen Unterweisung

bräerbrief, viertes Evangelium, Markus. Behandelt wird Kirche zu verwenden, ist nicht neu. Dabei zeigten sich IA

nicht die ganze Fülle des Stoffes, dafür sind einzelne Linien und Verfahren stets abhängig von den jeweiligen rt'll£">"

recht scharf ausgezogen. Die Ergebnisse zeigen eine Reihe pädagogischen Konzeptionen, deren Problematik die ■

von Gedanken und Einsichten, die in der Predigt vom Kreuz in einer grundsätzlichen Besinnung ihrer Materialsanun

hier und heute aktualisiert werden können. Dieser Problema- voranstellt (5-17). Konzentration auf Tradition und L

tik gilt der zweite Teil des Buches. muß nicht eine zunehmende Schabionisierung und VcrCjb

Die Vorstellung von einem Menschen „von heute", der gung der religiösen Sprache zur Folge buhen. Wer des it^

angesprochen werden soll, ist recht unscharf. Ch. erwähnt neben anderen Möglichkeiten literarische Kurztexte m