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Ausgabe:

1972

Spalte:

774-779

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Deissler, Alfons

Titel/Untertitel:

Der priesterliche Dienst I 1972

Rezensent:

Niebergall, Alfred

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773 Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 10 774

zeigt des Paulus enge Bindung an das Hcrrengebot, das frei- Kay, A. W.: La simpatia e il ragionamento, basi della nostra

lc" vom Christen nicht erwartet, daß er den nichlchristli- morale. Un parallelo Ira Socrate e Gcsü (Rassegna di

chen Partner an der Scheidung hindert. Gegenüber rigo- teologia 12, 1971 S. 91-95).

•^tischen Exkommunikationsbestimmungen von Ehebre- Lüning, Hildegard: Ich habe nur Angst, meine Drüder zu

ehern will J0h 8,1-11 „wahrscheinlich" (67) sagen, daß die verraten (JK33, 1972 S. 253-256).

•tristen ..Anwälte der Barmherzigkeit Gottes" (70) sein Mathewson, Robert C.: Bibliography of Paul L. Lehmann

solle,,. _ Für alle Autoren will Vf. zeigen, wie sie das Gebot (ThToday 29, 1972 S. 120-132).

2 ungesetzlich in ihre jeweilige Situation hinein umsetzen. Rufer, Martin: Friedenserziehung als Pädagogik der Unter-

^ um Nachweis bedient sich Vf. gern paulinischer Termino- drückten. Versuch einer Ideologiekritik praktizierter Frie-

gie. Auch kommen in diesem exegetischen Teil alle Aus- denspädagogik (Internationale Dialog Zeitschrift 5, 1972

loSungsmethoden zum Zuge. Ein Vergleich mit anderen Ex- S. 129-135).

l|f' " z<,|Vrt jedoch, daß unabhängig von der konfessionellen Troisfontaines, Roger: Bisogna lcgalizzare l'aborto? (Rasse-

Heimat viele Fragen unterschiedlich beantwortet werden. gna di teologia 12, 1971 S. 404—417).

nicht der jeweils angenommene „Sitz im Leben" auch Wolf, Ernst: Eid in säkularer Gesellschaft, in: Geschichts-

anderer sein kann? Auch der Wortlaut des jesuanischen mächtigkeit und Geduld. FS Ev. Fakultät Wien, hrsg. v.

I nvortes, das H. Baltensweiler in Luk 16,18 besonders deut- <i. Eitzer. München 1972 S. 41-49.
Cn wiederfinden will, ist wohl kaum ganz genau zu erheben.
r°tz dieser Unsicherheiten erweist sich die Auslegung aufs

G»nze gesehen als sehr fruchtbar. P R A KTI S C H E TH E O LO G I E

Der 2. Teil fragt: „Was sagt das Neue Testament uns?"

U7—101). Leider spricht man in der kirchlichen öffentlich- ')er prieslerliche Dienst. I. Ursprung und Frühgeschichte.

..sehr viel über rechtliche Aspekte der Gültigkeit, der Mit Beiträgen von Alfons Deissler, Heinrich Schlier, Jean-

Eriaubtheit, des Beginns sowie der Unauflöslichkeit der Paul Andel. - II. Wesen und Vollmachten des Priester-

Kl" über Scheidung«- und Nichtscheidungsgründe" (77), 1ums nacl> dem Lehramt. Von Karl J. Becker, S. J. Frci-

sl'"t „über Wirklichkeit und Anspruch christlicher Ehe auf- bürg-Basel-Wien: Herder [1970]. 175 u. 178 S. 8° =

grund des Evangeliums" ZU diskutieren. Man denkt zu ge- Quaestiones Disputatae, hrsg. von K. Rahncr und II.

setzlich, statt zu sehen, wie Jesu Gebot „nicht mit Gewalt Schlier, 46 u. 47).

(2,<) erzwingen" ist, sondern „ein Appell an die sich frei ver- Die beiden Bände gehören zu den in jüngster Zeit nicht
^henkende Güte des Herzens, an die Liebe" (84) sein will. seltenen katholischen Publikationen, die sich, veranlaßt
ü« Erfolg eines rigorislischen Verhaltens gegenüber Ge- durch das Zweite Vatikanische Konzil und durch die Krise
^hiedenen ist der „Laxismus" (87) unter den Gemeinde- des Priesterberufes, imt der Problematik des priesterlichen
federn. Nachdem Kirche und Gesellschaft immer mehr aus- Dienstes beschäftigen. Nach dem Vorwort von II. V. Vor-
einandergetretcn sind, hat die Kirche keinen Auftrag mehr, grimmler ist beabsichtigt, verschiedene Hefte der Reihe
als Hüterin der Ehe auf dem Wege gesetzlicher Mittel einher- Quaestiones Disputatae „in zwangloser Folge den vielfälti-
Zuschreitcn. Der Zwiespalt zwischen rigorosen Kirchenvor- gen Fragen des priesterlichen Dienstes" zu widmen. Die Not-
^hriftc, und laxem Verhalten in der Gemeinde hat in der wendigkeit, solche Untersuchungen anzuregen und zu ver-
^elsorge an vielen Stellen zu einer Lösung von der kirchen- öffentlichen, liegt angesichts der derzeitigen theologischen
amtlichen Regelung geführt. Die Schwierigkeiten auf dem "n<1 kirchlichen Situation vor aller Augen. Es fragt sich nur,
Gebiet der Scheidung können nicht durch starre Gesetze, °b die vier Beiträge dieser beiden Bände sich den heute auf-
sondern nur durch erneuerte Gemeinden eingeschränkt wer- brechenden, radikalen Fragen stellen. Man wird dies nur in
£en> in denen sich die Christen ohne Vorurteile umeinander einem gewissen Umfang behaupten können. Die Beiträge
kummern. Dem „Amt der kirchlichen Einheit" obliegt es zielen vielmehr mit einer Ausnahme im wesentlichen darauf,
..darüber zu wachen, daß Jesu Anspruch nicht ver- de» gegenwärtigen Status mit neuen Argumenten zu beucht
und sein Geist der Freiheit nicht erneut gegen die gründen.

Sklaverei des Gesetzes eingetauscht wird. Es bräuchte nicht Der erste Beitrag von A. Deissler schildert das „Prie-

"^Inlichen Zentralismus zu urgieren, sondern könnte parti- stertum im Alten Testament" - imt einem „Bhck vom Alten

k"' Lösungen inspirieren" (98). Diese und andere Zitate zum Neuen Bund" (I, S. 9-80). Schon d.ese Fragestellung

Zei!?en, wie Vf. an den rechtlichen Vorschriften seiner Kirche kennzeichnet das ganze Unternehmen. Man bemüht sich ei-

Weise rüttelt, die die evangelische Kirche und Theo- nerseits in der katholischen Kirche „Probleme des Glau-

lQg'e aufhorchen lassen muß: Verborgener Pharisäismus und *>ens... viel stärker als früher nicht zuerst von der Tradi-

|jesetzliche Traditionsverbundenheit sind auch häufig ein tion her,... sondern aus biblischer Sicht" anzusehen (S. 9).

^kmal protestantischer Kirchlichkeit, ohne daß es eine Andererseils bietet das alttestamenlhche Pricstertum in ei-

Ve">indliche „Lebensordnung" im Sinne gesetzlicher Bin- nem gewissen Umfang bereite Grundmuster für den priester-

uuuggiht. liehen Dienst der katholischen Kirche. I). geht bei seiner

Darstellung von der Tatsache aus, daß die „Geschichte des

Lüdersdorf bei Berlin Friedrich Winter althundiichcn Priestertums bis heute zu den dunkelsten und

verschlungenstcn Problemen der Forschungsarbeit am A. T.
gehört" (S. 10). Unter Verweis auf die Arbeiten katholischer

- und evangelischer Forscher werden als die „Hauptprobleme

der ntl. Priestergeschichte einerseits die Frage des Verhält-

ourbeeu Christine: Futurologie in der zweiten Phase (JK nisses des Lea-Stammes Levi... zu den .Leviten', die prie-

r .1,i, 1972 S. 242—246). sterliche Funktionen ausüben", bezeichnet und „andererseits

"',,f1,,,s- Hermann: Der Mensch in der Anklage. Buße-Sünde- das Problem des Verhältnisses von levitischem und nicht-

, chuW-Bußsakrament, Meitingen-Freising: Kyrios-Ver- levitischem Priestertum" (S. 12). Unter dem Gesichtspunkt

«gi Linz-Wien-Passau: Veritas-Verlag [1972]. 39 S. kl. „Wesen, Stellung und Aufgaben des atl. Priestertums" wer-

Ittl = Me>tinger Kleinschriften 14. Kart. DM3,-. den zunächst „Funktion" und „Amt" unterschieden, da-

Ut}' Gerhard Wolfgang- Die Ehe im Gespräch der Konfes- nach die Aufgaben des priesterlichen Amtes an Hand von

j Woi>en (Die evang. Diaspora 42 1972 S. 33-55). De«1- 33,8-11; 18,1-8; 10,8f. analysiert, weiter das Prie-

Johan Marie de: Die Zukunft hat Vorrang. Über den stertum in der nachexilischen Zeit und schließlich das Prie-

'.'•'"'ben im technokratischen Zeitalter. Kommentiert von stertum in der Kritik der Propheten behandelt - eine Kritik,

.Jörns, übers, v. U. Kabitz München: Kaiser [19721. die die Priesterschaft selbst der „Nachwelt weitergegeben"

'' s- 8°. DM 5,80. bat (S. 73). Als Ergebnis stellt sich heraus, daß dem alttesta-