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Ausgabe:

1972

Spalte:

759-760

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Johannes Scotus Eriugena, Homélie sur le Prologue de Jean 1972

Rezensent:

Heidrich, Paul

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Seite 1

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759

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Kr. 10

760

Leese, Kenneth: Physical cause of the death of Jesus: A
Medical Opinion (ET 83, 1972 S. 248).

Lee, G. M.: A Secondary Semitism (NovTest 14, 1972 S. 93).

Panagopoulos, Johannes: Zur Theologie der Apostelgeschichte
(NovTest 14, 1972 S. 137-159).

Pryor, J. W.: Markan Parable Theology. An Inquiry into
Mark's Principles of Redaction (ET 83, 1972 S. 242-245).

Schnackenburg, Rudolf: Apostolizität: Stand der Forschung
(KuD Beiheft 2, 1971 S. 51-73).

Tilborg, S. van: A Form-Criticism of the Lord's Prayer
(NovTest 14, 1972 S. 94-105).

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Scot, Jean: Homelie sur le Prologue de Jean. Introduction,
Texte critique, traduction et notcs de E. Jeauneau. Paris:
Les Editions du Ccrf 1969. 392 S. 8° = Sources Chretien-
nes, dir. par C. Mondesert, 151. ffr. 42,—.

H. de Lubac, J. Danielou und C. Mondesert sind Begründer
bzw. Herausgeber der Sources Chrctiennes. Diese Jesuiten
aus dem Lande Mignes sorgen für neue, kritische Ausgaben
der Kirchenväter; die ganze Serie umfaßt folgende Abteilungen
: griechische, lateinische, byzantinische, orientalische
Texte, monastische Werke des Abendlandes und — als
Nebenreihe — Texte nebenchristlicher Provenienz. Der vorliegende
Band, ausgezeichnet gedruckt, ist einem Werk des
Johannes Scotus, genannt Eriugena, gewidmet.

Die Einleitung informiert gründlich über den Menschen
und sein Gesamtwerk. Dabei wird die Forschung ausführlich
berücksichtigt, speziell M. Cappuyns, Jean ScotErigene,
1933. Deutschsprachige Literatur hat wenig zum Thema beigetragen
. Da „Scotus" und „Eriugena" in gleicher Weise auf
die irische Abstammung des Johannes verweisen, ist der uns
gewohnte Gebrauch dieser Bezeichnungen nebeneinander
pleonastisch — der Bearbeiter vergleicht es zu Recht mit einem
„Thomas d'Aquin Aquinate" und verzichtet darum
durchgehend auf die zweite Bezeichnung. Wir finden dann
eine Skizze der griechischen Studien in karolingischer Zeit,
eine Darstellung des geistigen Lebens am Hofe Karls des
Kahlen. Jeauneau verfolgt das Auflauchen pseudo-dionysi-
scher Schriften im Abendland. Werke dreier griechischer
Theologen — des Pseudo-Dionysius, Maximus Confessor und
Gregor von Nyssa — hat Johannes Scotus sicher übersetzt
und ist von ihnen tief beeinflußt. Das 2. Kapitel der Einleitung
behandelt Echtheit, Quellen und Lehrgehalt der Ho-
milie, die in den Handschriften verschiedenen Autoren zugeschrieben
worden ist. Im 3. Kapitel werden wir über die
54 Handschriften kurz informiert, zu jeder Handschrift ist
die entsprechende Literatur verwertet worden. Von vier
Handschriften ist jeweils eine Seite als Photo beigegeben.
Nach der Liste früherer Editionen erfahren wir viel über die
Geschichte und das Schicksal der Homilie. Nach Jahrhunderten
geordnet, begegnen uns die Autoren, die diese Homilie
über den Johannesprolog zitiert und verarbeitet haben.

Johannes Scotus' Werk als solches steht nicht zur Besprechung
, sondern die Edition. Sie ist sorgfältig gemacht
worden und erläutert durch einen sehr ausführlichen Kommentar
den Homilictext. Dieser Kommentar, übersichtlich
gedruckt, stellt die Parallelstellen aus den anderen Werken
des Scotus zur Verfügung und bringt die patristischen Quellen
. Die Fülle der verarbeiteten Literatur ist groß. Es entsteht
ein plastisches Bild von der besonderen Geistigkeit dieses
Iren. Text und Kommentar umfassen 117 Seiten des Buches
. Der gesamte Text ist in einem Wortindex aufgeschlüsselt
; vermutlich um willkürliche Auswahl zu vermeiden, sind
selbst alle Konjunktionen einzeln verzeichnet! Auch zitierte

Autoren, verwendete Manuskripte und die auftretenden Bibelstellen
haben je ihren Index.

Spezialproblcme werden in Exkursen im Anhang verhandelt
, z. B. besondere Ausdrücke, Zitate und Lehrmeinungen
des Johannes Scotus. Dieser Band nimmt einen würdigen
Platz in der Reihe der Christlichen Quellen ein.

Rostock Peter Hcidrirh

Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch, hrsg. von
K. D. Schmidt und E. Wolf, Band 2, Lfg. G (2. Teil) S.
67-181: Scholastik. Von Martin Anton Schmidt. S. 183 bi«
219: Kirchliche Kunst im Mittelalter. Von Kurt Goldammer
. Göttingen: Vandcnhocck & Ruprecht [1969] gr. 8 •
DM 18,80.

Die Lieferung G dieses Handbuches, von der der erste 1 eil,
die „Ketzergeschichte des Mittelalters" von Herbert Grundmann
, bereits 1963 erschien, sollte offensichtlich Sond<»gebiete
behandeln, denen ein solches Schwergewicht zukam,
daß ihre Behandlung im Rahmen des Gesamtstromes der
mittelalterlichen Kirchengeschichle untunlich schien. DaS
gilt besonders auch für die nun vorliegenden beiden Beiträge
des 2. Teiles der Lieferung, in denen neben der Geschient«
bzw. Kirchengeschichte systematische Theologie und Phil0'
sophic einerseits, die Kunstgeschichte andererseits angesprochen
werden.

Martin Anton Schmidt, auf seine Aufgabe u. a. vorbereitet
durch ein Buch über „Gottheit und Trinität nach dem Kommentar
des Gilbert Porreta zu Boethius, De trinitate" (1956);
sowie durch eine Reihe von Beiträgen zur HGG, bietet detaillierte
Information und reichhaltige Bibliographie. Er bezieht
mit Recht nicht nur Philosophie und Theologie ein,
sondern die ganze Wissenschaftsgeschichte, indem er die
Rechtswissenschaft, namentlich die Kanonistik und ihre Bedeutung
für die Ausbildung der scholastischen Methode
sowie — in geringerem Ausmaß — die Medizin mit ins Auge
faßt und auch die Entwicklung der Schulen — Kloster und
Dom- bzw. Sliftsschulen — und Universitäten sowie der Unterrichtsmethoden
würdigt. Daß dabei Staats- und Sozial-
philosophie zu ihrem Recht kommen, sei ebenso hervorgehoben
wie das ständige Bemühen, die Philosophie in den
allgemeinen geschichtlichen Zusammenhang zu rücken, wobei
diese Verweise dadurch erleichtert sind, daß auf den
Spätmittelaltcr-Beitrag von Bernd Moeller zurückgegri Ken
werden kann. In der Gliederung lockert Schmidt das nur
mit Vorsicht anzuwendende Einteilungsschema von Früh-i
Hoch- und Spätscholastik auf, indem er der „Hochscholastik
bis zu den Verurteilungen von 1270 und 1277" eine „später''
Hochscholastik" folgen läßt, zu der er Düna Scotus rechnet
und an deren Schluß er als Gegenbild zu den thomistische»
Denkern die neuplatonische Richtung in Meister Eckhar*
gipfeln läßt. Auf dem Hintergrund des staatsphilosopht'
sehen Gegensatzes zwischen Kurialistcn wie Aegidius

Romanus
und Augustinus Triumphus einerseits und MarsiliH
von Padua andererseits führt er dann die Spätscholastik von
Wilhelm von Ockham bis hin zur Aufhebung der methodischen
Voraussetzungen der Scholastik in der platonisieren-
den Koinzidenz-Methode des Nikolaus von Cues und zur Via
moderna des Gabriel Biel. Wird also — wie schon diese Andeutungen
zeigen — das Stichwort „Scholastik" nicht so eng
gefaßt, daß etwa die Vertreter des früher gern so genannten
„Symbolismus" und Mystiker wie Bernhard von Clairvau*»
Eckhart oder Tauler ausgeschlossen blieben, so beginnt W
den Vf. die Frühscholastik mit den methodischen Bemühungen
von Kanonislen wie Bernold von Konstanz und schließlich
bei Abaelard, während er in Übereinstimmung mit neueren
Forschern Anselm von Cantcrbury noch zur „Mona-
stik" und damit zur „Vorgeschichte der Scholastik" zählt)
deren Namenreihe er bei Augustin, Martianus Capelle, '>>""
thius, Cassiodor, Isidor und Beda einsetzen läßt. Daß bei