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Ausgabe:

1972

Spalte:

745-747

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Conrad, Joachim

Titel/Untertitel:

Die junge Generation im Alten Testament 1972

Rezensent:

Zobel, Hans-Jürgen

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Theologische Literalurzeituug 97. Jahrgang 1972 Nr. 10 , J6

^96-, hätte diese empfindliche Lücke schließen können. Daß urteilung der jungen Generation insofern vorhereitet, als
arüber hinaus nun in diesem Zusammenhang auch die Mari- durch das Gegenüber von alter und junger Generation eine
^xte starker zu berücksichtigen wären, bedarf kaum der rein phänomenologisch orientierte Betrachtungsweise aus-
lit erS'r.CIC'umfi- — Falls der Vf. persönlich gegenüber der geschlossen oder doch gegenüber einer teleologisch ausge-
1 erarkritischen Beurteilung der Prophetenbücher Vorbe- richteten Beurteilungsweise als zweitrangig erkannt wird
allC h;ibpn sollte' hätte cr in einem Nachschlagewerk leicht (Einleitung, S. 9-12).
u jegliche, die Verfasserschaft betreffende Hinweise ver- Bei der Untersuchung der einschlägigen alttestament-
iten können. Mag er da und dort freudige Zustimmung liehen Quellen ergaben sich C. drei grundsätzliche Beurtei-
en, wenn er Jes 14,4bff. auf Saigon IL bezieht und als lungsmöglichkeiten. Den beiden ersten liegen menschliche
JMajanisch beurteilt, vgl. S. 571f., so dürfte er heute in Fach- Vorstellungen und Erwartungen zugrunde. „Im patriarcha-
^reisen nur noch Kopfschütteln erwecken, wenn Jes 27; 34 lisch-familiären Denken" (S. 13—23) werden die Sohne von
6"()r a'S j('silj''',1'sc'1 angesprochen werden, vgl. S. XXV; den Interessen der Familie her beurteilt, weshalb den Töch-
J i Iii und 576. Und schließlich dürfte es sich auch lang- tern lediglich mittelbare Bedeutung zukommt. Die Söhne
sam herumgesprochen haben, daß Saeh 9—12 nicht von dem garantieren deren Fortbestehen nach dem Tod der Eltern
6 "-"'ehnamigen Propheten des ausgehenden C. Jh.s stammen, und stellen somit, ein Zeichen göttlichen Hcilshandelns dar.
JjB • S. 080. — Zu Jes 7,14—16 hätte m. E. statt von der Hei- Die zweite Möglichkeit der Beurteilung ist die ,.unter dem
gen Hochzeil besser von Dickmilch und Honig als Nah- Aspekt der Erziehung" (S. 24—47). Auch wenn es hierbei
rur'gsmitte] bei den Arabern gehandelt werden sollen, wozu wiederum ausschließlich um die männlichen Vertreter der
Wan jetzt G. B. Driver, JSS 13, 1968, S. 39 vergleichen mag. jungen Generation geht und ein für alle geltendes zukünf-
as zu Jes 14,12 — 15 angemerkt wird, befriedigt ebensowe- tiges Ziel angestrebt wird, was bis zu einem gewissen Grade
ni£. vgl. d,qzu schon P. Grelot, BHB 149, 1956, S. 18ff., aber in Übereinstimmung mit dem im ersten Kapitel Dargelegten
auch M. Astour, Hellenosemitica, 1965 (1969i), sowie jetzt steht, so ist nur» doch das Interesse viel stärker auf das Er-
'_"• McKay, VT 20, 1970, und U. Oldenburg, ZAVV 82, gehen und die Fähigkeiten der jungen Generation selbst ge-
jyj ~ "u das neuerliche Eintreten für Hoseas Gomer Bat richtet, was eine Verkürzung der Zukunftsperspektive und
lolajim als einem „Zweifcigenkuchenmädchcn" Anklang eine durchgreifende Individualisierung mit sich bringt. Die
»et, bleibt abzuwarten, vgl. S. 636f. Und ob die compara- junge Generation wird um ihrer selbst willen und besonders
Ive Folklore andere davon überzeugt, daß es sich beim Joel- danach beurteilt, wie der einzelne Angehörige dieser Gene-
ctl um ,,a sustained satire on a pagan seasonal festival" ration die ihm gegebenen Möglichkeiten nutzt und für das
andelt, vgl. S. 642, sei in Frage gestellt. — eigene künftige Leben wirksam werden läßt. Eine Differen-
Werfen wir noch einen grundsätzlichen Blick auf die Be- zierung tritt insofern ein, als hierbei nicht alle Angehörigen
^andlung der Hagiographen, so bleibt es unverständlich, daß der jungen Generation zwangsläufig den gleichen Wert ha-
.ei c'en Psalmen das Vergleiehsmaterial, von einzelnen Mo- ben, sondern nur die Tüchtigen den in sie gesetzten Erwarten
abgesehen, im wesentlichen auf Ugarit beschränkt tungen genügen. Zugleich zeigt sich eine Belativierung und
p 1Dt> während zu den Klageliedern auf mesopotamische Infragestellung dieser menschlichen Maßstäbe durch das
^arallelen verwiesen wird. Der instruktive Molivvcrgleich Eingreifen Gottes; denn wenn Gott nicht nur die Zukunfts-
• 8l7ff. spricht m. E. gegen seinen Willen gegen die These, Perspektive absichert, sondern alles zum Besten lenkt, dann
aß der israelitische Dichter einfach einem Standardklischee besteht die Aufgabe der jungen Generation darin, dieser
gefolgt ist. — Schließlich bleibt es unverständlich, daß die göttlichen Führung bei sich Baum zu geben. Daraus ergibt
c'sheitsliteratur fast völlig unter Absehung des Phäno- sich die dritte Möglichkeit der Beurteilung „auf Grund gött-
Oiens der altorientalisch-ägyptischen Weisheit abgehandelt lieber I'lrwählung" (S. 48—77). Ihr liegt nicht menschliches
Wlrd. Außerdem wäre gerade hier ein echter volks- und völ- Denken, Planen und Hoffen, sondern das göttliche Heilshan-
erkundlicher Beitrag dringend erwünscht. — Aber ich möch- dein am Menschen zugrunde. So werden Simson, Samuel
auf weitere Einzelhinweise verzichten, um so meinem und Gideon, Saul und David als Unerprobte zu Werkzeugen
espekt vor der immensen, hier geleisteten Arbeit gebüh- Jahwes berufen. Im anderen Falle wird bei der Erwählung
^nden Ausdruck zu geben. Salomos, Davids und Jonathans die menschliche Eignung

betont, und schließlich werden Simson und Jakob sogar kri-

""burg/Lahn 0,10 Kaiser tisch beurteilt. Hierbei handelt es sich fast ausnahmslos um

Jugendgeschichten hervorragender Männer, wodurch einer-

^ seits die Bedeutung, die die junge Generation für Familie und

'. ^"achim: Die junge Generation im Allen Testament. Volk haben kann, exemplarisch verdeutlicht, anderseits aber

Möglichkeiten und Grundzüge einer Beurteilung. Berlin: ausgedrückt wird, daß die wichtigsten Vorentscheidungen

Evang. Verlagsanstalt [1970]. 79 S. gr. 8° = Aufsätze u. für Jie Folgezeit in der Jugend fallen und in ihr die später

«rträge z. Theologie u. Beligionswisscnschaft, hrsg. v. eigenständig auftretenden Persönlichkeiten ihr entscheiden-

■> Schott u. IL Urner, 47, u. Stuttgart: Calwer Verlag. (]cs Gepräge bekommen.

Diese Untersuchung, der die von Prof. Hans Bardtke Diese Studie C.s stellt eine abgerundete Leistung dar. Ge-

ngeregte, jedoch stark gekürzte und in der Literaturbe- wiß kann man hinter manches exegetische oder literarkri-

^utzung bis 1966/67, in einem Einzelfall bis 1968 (S. 49, tische Urteil ein Fragezeichen setzen. Auch scheinen dem

nrn- 8) weitergeführte theol. Dissertation des Vf.s von 1963 Bez. die Nachkommcnschaftsverheißungen für die Erzväter

^gründe hegt, greift die bislang fast unbeachtet gebliebene und für das Volk Israel oder das Verhältnis der Kinder zu

^age auf, wie die junge Generation im AT beurteilt wird. den Eltern (vgl. dazu 0. Eißfeldt, Sohnespflichten im Alten

le Schwierigkeit, die sich einem solchen Unternehmen ent- Orient, in Syria 43, 1966, 39-47 = Kl. Sehr. IV, 1969,

6egenstellt, liegt darin, daß das AT selbst kein einziges Äqui- 264—270) und damit die sich im vierten Dekaloggebot aus-

alent für unseren Begriff „junge Generation" bereitstellt. sprechende hohe Wertschätzung der Eltern in diesem Zu-

eshalb muß sich der Vf. zunächst um die Klärung dessen sammenhang zu kurz weggekommen zu sein. An der Ge-

^ejnühen, was einen jungen von einem älteren Menschen ab- samteinschätzung dieser Arbeit als einer manches Problem

AK üa')ei stellt sich heraus, daß weder die altersmäßige in ein neues Licht rückender und somit die wissenschaftliche

grenzung noch die Skala der hebräischen Bezeichnungen Fragestellung bereichernder Untersuchung ändert das nichts.

vUr den jungen Menschen, sondern nur die Unterscheidung Dazu gehört auch z. B. die Feststellung, daß die sog. Thron-

°a junger und alter Generation ein sicheres Kriterium bie- nachfolgcgeschichte wegen ihres tendenziösen Charakters

Jt> weil sich hierin die Ordnungsstruktur der hebräischen „nur mit Vorsicht als Geschichtsschreibung bezeichnet wer-

roßfamilie widerspiegelt. Damit hat der Vf. die Möglichkeit den kann" (S. 63 unter Verweis auf F. Mildenberger), und

Ur Behandlung dieser Frage gewonnen und zugleich die Be- die aus der Beobachtung, der Jahwist habe die Spannung