Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1972

Spalte:

681-682

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Stadter, Ernst

Titel/Untertitel:

Psychologie und Metaphysik der menschlichen Freiheit 1972

Rezensent:

Junghans, Helmar

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

681

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 9

682

Stadter. Ernst: Psychose und Metaphysik ^^^J^^^^t

chen Freiheit. Die ideengeschichtliche Entwicklung zwi- schnitt veränderte was sicner au »

sehen Bonaventura und Duns Scotus. München-Pader- Franziskaner nicht ohne J^^^f*^^81^" H

born-Wien: Schöningh 1971. XXV. 348 S. gr. 8» = NWn- tes Beispiel dafür wie d.urcJ *™*C™

chener Universitäts-4riftcn. Kath.-Theol. Fakultät, Ver- stimmte Frage und einen bestimmten ™enkre,< es auch

öffentl. des Grabmann-Institutes zur Erforschung der mit- noch heute möglich ist. begehba" ^u^r ^~

telalterlichen Theologie u. Philosophie, hrsg. V. M. geschichtlichem bzw. a«»t^esd,»*t',*^n

Schmaus. W. Oettloff. , Heinzmann. N.F. 12. Kart. DM ^^it

Peckham und Olivi dargestellt werden, erlauben einen leich-
Diese 1969 in Salzburg angenommene Habilitationsschrift [en Zugang zu den behandelten Stoffen. An manchen Steluntersucht
die Lehre über die Freiheit des menschlichen Wil- Jen entstent freilich die Frage, ob nicht zuviel abgeblendet
]ens bei den Franziskanern zwischen Bonaventura und Duns wurde. Die Freiheit des menschlichen Willens ist — abgese-
Scotus: Walter von Brügge (33—85), Johannes Peckham hen yon den wenigen Aspekten, bei denen diese Franzis-
(86-143), Petrus Johannis Olivi (144—237), Wilhelm de la kaner jn den behandelten Texten selbst darauf eingingen -
Ware (238-244), Peter von Falgar (245-249), Nikolaus von ohne Berucksichtigung der Vorstellung über den Willen Got-
Ockham (250—252), Matthäus von Aquasparta (253—259), ^ jn der Gottesiehre abgehandelt worden, so daö die Frage
R°ger Marston (260-262), Richard von Mediavilla (263 bis offengeblieben ist, ob und in welchem Mafte die Lösungen
2?1). Petrus de Trabibus (272-279), Wilhelm von Ware dieser Franziskaner nicht auch schon in der Gotteslehre mit
(280f) und Gonsalvus Hispanus (282-284), deren hier bc- vorentschieden worden sind.

fücksichtigte Werke etwa in der Zeit von 1267 bis um 1300 £s hort zu einer guten Tradition, Dissertationen und
entstanden, wobei Wilhelm von Ware wahrscheinlich, Gon- Habilitationsschriften mit einem Überblick des Forschungs-
salvus Hispanus sicher ein Lehrer von Duns Scotus war. Standes oder gar einer Forschungsgeschichte des behandelter
geschichtliche Ort dieser Franziskaner wird genau ten stoffes einzuleiten, die aber nicht zu .Bemerkungen zum
bestimmt, ebenso ihre Absicht. Um 1265 trat Siger von Bra- stand der Forschung" in der Form einer beschreibenden
bnnt mit einer Aristotelesdeutung hervor, die durch ihren Bibliographie herabsinken sollte (7-21), denn diese wären
Determinismus Bonaventura veranlagte, den Kampf zu be- in dcn Anmerkungen besser aufgehoben. Nachdem die For-
ginnen, um die Freiheit des Willens zu erweisen. Dabei be- schUng gelehrt hat, zwischen Wilhelm von Falgar und Peter
handelten die Aristoteliker den Willen unter metaphysischen VQn Falco zu unterscheiden, erscheint es zweckmäßig, auf
Gesichtspunkten, die Franziskaner aber unter phänomeno- die Schreibweise Peter von Falgar zu verzichten,
logisch-deskriptiven. Zu ihren Gegnern zählten diese Fran- obgleich der weitaus größte Teil der Arbeit philosophie-
ziskaner auch bald Thomas von Aquino, weil er bei der Wil- geschichtlich abgefaßt ist, will sie doch ein Beitrag zu der
knsentscheidung die Mithilfe der ratio lehrte, ohne ihn ge- Frage sein ob wjr für unsere Taten verantworlich sind
"ügend von anderen Aristotelikern zu unterscheiden. Der oder nur im Banne unausweichlicher Notwendigkeit stehen",
Vf- zeigt gut, wie die Lehren über die Willensfreiheit schon und aufzeigen, wie die dem Denken zur Verfügung stehenin
der jeweiligen Psychologie vorgebildet und vorentschie- den Mittei schon die Ergebnisse mit enthalten. In bezug auf
den wurden Er hebt hervor, zu welchen tiefen Einsichten die Beziehung zwischen Psychologie und Willenslehre hat
in die Seclenvorgänge die Franziskaner durch ihre Methode der vf dies einprägsam dargelegt. Er stellt seine Arbeit
kamen, und verfolgt anschaulich, wie Walter von Brügge aber auch ,in daS Thomasverständnis der Gegenwart hinein
an Bonaventura anknüpfend das Problem entfaltete und für und unterstrcicht, daö die Franziskaner durch ihre phano-
«ehrere Lösungen das Material ausbreitete, die dann auch menologische Schau die ontologischen Darlegungen des Tho-
ihre Verfechter fanden Während Walter von Brügge noch mas erganzt und beide Verstehensweisen desselben Pro-
d'e Vernunft in die Willensentschcidung mit hineinnahm, b,ems ihren Eigenwcrt hätten; wodurch er praktisch der
erreichte die antiaristotelische Haltung ihren Höhepunkt Psychologie eine eigenständige Stellung neben der Methanach
der Verdammung des Aristotelismus von 1277 in Olivi, h ik in einer von Thomismus geprägten Weltbetrachtung
für den die voluntas eine .totalster activa" war, da kein Ob- schaffen will, so daß der Titel sich nicht nur als fruchtbare
jekt sie beeinflussen konnte. Gerade an der Person Oliv.s Arbeitshypothese für den Streit um die menschliche Wil ens-
*ird deutlich worum es bei diesem Kampf ging. Olivi war freiheit im ausgehenden 13. Jh. erweist sondern zugleich
der Führer d'er Spiritualen die in erhöhtem Maße den Or- ein Programm darstellt, das der Ausschießlichkeit einer
densregeln nachkommen, d. h„ den Neigungen des alten Wissenschaft die Zuordnung zu einer anderen vorzieht.
Menschen entsagen wollten. Die persönliche Entscheidung Le|pz.g Helmor junghans
s'and im Vordergrund, ohne Willensfreiheit schien sie undenkbar
und die Grundlage der Frömmigkeit zerstört. Diese

üonndSkwCnkämpfte,n 3,50 " FromrnSek'w«■den Hilgenfeld. Hartmut: Mittelalterlich-traditionelle Elemente

Eifer H * CnS' SOndCrn "u 'h 1 ZTZ wenn sTe ihren in Luthers Abendmahlsschriften. Zürich: Theologischer

«fer des Streites verständlich macht, selbst wenn s ejnre , s dicn zur Dogmenge-

Jegnern in manchem nicht gerecht wurden. Nach Oliv, r t ySJfsystematischen Theologie, hrsg. v. E. Jüngel.
^e antianstotelische Argumentation zurück, auch die ratio s. ' . _ ' . nrhnr T st,edtke 29 Kart DM 48,-.
erhielt wieder einen Platz in der Entscheidungsfindung. Als A. Rieh, G. W. Locher, J. Staedtke. 2». &an^
Abschluß dieser PhLe stellt de Vf. Duns Scotus heraus, der Vf. will .das Verhältnis von Luthers Ausführungen über
dadurchzwa an Originalität verliert, aber in seinen Aussa- das Abendmahl zu den vorgegebenen mittelalterlichen Tragen
erst voll versanden und in seiner historischen Leistung ditionen» darstellen, da es an einer solchen historischen Darrichtin
„ • 'Clstanaen una ■* ctplluna aänzlich fehle, jedoch nicht an vielen Behauptun-
■chtig gewürdigt werden kann. Pe„ da? Luther während des Abendmahlsstreites solche
Der Vf. nimmt diese gesamte Entwicklung in die Ansto e ^^ftfoarfenL^ufgcnommen hat'. Dies Fehlen ist um so er-
'esrezeption des Mittelalters mit hinein, denn selbst Olm T««hj»nen au g Theologie Luthers so häufig

nt^T T Kate9°Hen ZTtneZt unter utt worden ist. wie seine Abendmahlslehre (7). vi

gezeichnet, wie aristotelische Begriffe von den einzel unte ^ ^ ^ ^

bar. ^anziska"em umgedeutet wurden. Eine «nuberhor fj™ent so)che Untersuchungen veröffentlicht

Hs L RarnU«9' bd LektÜrC Sch0laSt,isCtler TeXtveerstehTn worden ind die Luthers Verhältnis zunf .patmittelalterii.

^SttZttiEttXltt S 5*— " °PferCharakter '« MeSSC **