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Ausgabe:

1972

Spalte:

666-669

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Sánchez Bosch, Jorge

Titel/Untertitel:

"Gloriarse" segun San Pablo 1972

Rezensent:

Bertram, Georg

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 9

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risthen Befund. So macht A. es wahrscheinlich, da5 Apg selbst wenn man sich nicht darauf versteift, daß vom „Bad"

19.1-7 nicht von Johannesjüngern, sondern von Christen der Wiedergeburt expressis verbis im Johannes-Evangelium

gesprochen wird, die allerdings die Taufe bisher nur so überhaupt nicht gesprochen wird.

kennen, wie Johannes sie geübt hatte. Sie brauchen daher Enttäuschend finde ich vor allem die Polemik von A. gc-

nur noch eine Unterweisung darüber, daß die Taufe nun gen Barths Behauptung, die Wassertaufe sei ein „Akt des

nach Ostern und Pfingsten auch den Geist mitteilt, und dann freien Gehorsams gegen den Befehl Jesu Christi". Offenbar

die Taufe als Geistesmitteilung selber. Entsprechend ist nach hat A. hier trotz der zahlreichen ausführlichen Zitate aus

A- auch Apg 18,24—28 zu verstehen (vgl. S. 15ff). Wichtig Barths Tauflehre nicht verstanden, was Barth sagen will,

ist ferner der Hinweis, daß „eine Taufe der Säuglinge bzw. Sonst könnte er nicht schreiben: „Frei, von sich aus, ver-

Kleinkinder als kirchlicher Brauch . .. zum erstenmal ein- antwortlich wollend und handelnd , wie JKarl Barth behaup-

deutig bei Tertullian kurz nach 200 in ,De baptismo' belegt" tet, kommt damals — und heute! — niemand zur Taufe. Die

lst (S. 28). Durch viele Zitate aus dem Schrifttum des 2. Jh.s Bekehrung geschieht nicht m i t den Kräften, dem Wollen,

weist A. nach, daß die Kleinstkinder weithin für sündlos der Entscheidung des Menschen, sondern gegen seine

gehalten wurden und schon deshalb ihre Taufe als noch un- Kräfte, gegen sein Wollen, gegen seine Entscheidung — sie

nötig erschien (S. 33ff). Vermutlich habe man um 140 damit widerstreben alle der Taufe. Er kommt nicht von sich aus,

angefangen, Kinder zu taufen, die „im Laufe der Jahre" mit ,frei', zur Taufe und zur Bekehrung, sondern er wird von

der Sünde in Berührung gekommen waren (S. 36ff). Und die Gott dorthin geführt, sein Widerstand muß vorher gebro-

Taufe von Säuglingen sei dann eine Folge des Endes der chen, seine Einwände dagegen müssen vorher widerlegt

Naherwartung und der Wiederbelebung der Lehre des Apo- werden. Das .Handeln' der Menschen, die zur Taufe kom-

st_els Paulus von der Verfallenhcit aller Menschen an die men, hat nur untergeordneten Rang" (S. 58). Barth hat doch

Sünde gewesen (S. 38). nirgends behauptet, die Bekehrung geschehe m i t den Kräf-

Das Ergebnis seiner Untersuchungen der neutestament- ten des Menschen. Die Bekehrung ist vielmehr auch nach

'ichen und frühkirchlichen Taufpraxis fa5t A. wie folgt zu- Barth ganz und gar Gottes Tat. Fast jede Aussage Barths

sarnmen: über die Wassertaufe als das freie Werk des Menschen ist

-1- Jesus selbst hat nicht getauft; durch Anruf, durch abgesichert durch die Feststellung, daß das, was der Mensch

frcdigt in Vollmacht, durch Wundertaten beruft er in die begehrt und tut, seinen Ursprung in Gottes Tat hat. Es ist

"achfolge aber doch nicht zu leugnen, dafj alle, von deren Taufe das

-> p., ... , ,. . Neue Testament berichtet, nicht dazu gezwungen werden,

SescÄ 2U *;ebze!.ten J€SU d"rch *e Jfunger getauft wurde, sondem sich freiwjni der Xaufe unterziehen. Das einzige,

cinW ü cfhatoli°9>sche Bußtaufe angesichts des her- wgs sie nöti w dje überwindcnde Kraft des Evangeiiurns

Brechenden oder nahe bevorstehenden Gottesre.ches. bzw die Begegnung mit Jesus. solche innere Nötigung wird

b .' Dle Gemeinde nach Pfingsten tauft auf den Namen Jesu, auth von Barth nicht bestritten. So sehr man also mit A.

i dieser Taufe erfolgt die Geistesverleihung, die sich im gegen die Barthsche Unterscheidung von „Geisttaufc" und

(b^enrCd°n dokurncntiert- Wundertat und Verkündigung „Wassertaufe" Einspruch erheben muß (vgl. S. 50ff), so hält

j,, ' umgekehrt), erst in späterer Zeit die Verkündigung doch die zuletzt genannte Argumentation von A. nicht Stich.

£«ön. bewirken das Hinzutreten Außenstehender zur Ge- Mit Freude wird der Leser dann wieder eine Reihe tref-

e' fender Hinweise zum Thema Glaube und Taufe entdecken,

_ 4- Eine Taufe von Neugeborenen oder auch von Kindern darunter auch einige kernige Sätze von Luther. Man ge-

lst nicht nachweisbar, sie wird anscheinend um der ,über- winnt den Eindruck, daß A. Luthers Taufaussagen für ganz

greifenden Heiligkeit' willen unterlassen. besonders treffend hält (vgl. vor allem den letzten Satz auf

5- Die Unterlassung der Taufe von Neugeborenen hat zur s- 79)- Es wäre freilich zu fragen, ob nicht über Luther hin-
*oraussetzung die Annahme ihrer Sündlosigkeit und die ra- aus einer möglichen Vielfalt und Unterschiedlichkeit neu-
dikale Naherwartung testamentlicher Taufaussagen mehr Rechnung getragen wer-

6- Mit dem Nachlassen der Parusieerwartung werden dcn muÖte.

zunächst Kinder getauft, wenn sie ein gewisses Alter er- Brandenburg (H.) Gottfried Forck
reicht haben und durch Einflüsse der Umwelt von der Sünde
"fafjt worden sind.

«. Sobald die Neugeborenen als unter der Herrschaft der Bosch, Jorge Sänchez: „Gloriarse" segun San Pablo. Sentido

Unde stehend angesehen werden und die Naherwartung Barcelona: Facultad de Teologia (SSP) 1970. xxviii, 341 S.

anz geschwunden ist, geht man zur Taufe von Neugebore- y teologia de xar/än/im Rome: Biblical Institute Press,

en über" (S. 43f). gr. 8° = Analecta Biblica. Investigationes Scientificae in

Nicht ganz so überzeugend ist für mich die Darlegung Res Biblicas, 40, consociata cum Colectanea San Paciano

er neutestamentlichen Tauflehre, die A. in Auseinander- 16- Lire 4 800•-•

Setzung mit den Bestreitern der Rechtmäßigkeit der Kinder- Begriff und Sache des Selbstruhms (Gloriarse = kaucha-

^aufe durchführt. Sicher hat A. recht, daß 1 Kor 15,29 (Taufe sthai) bei Paulus werden philologisch, theologisch, psycho-

ur die Toten) „auf ein sakramentales Verständnis der Taufe logisch und soziologisch untersucht. Von Pindar und Homer

neutestamentlichen Zeitalter hinweist" (S. 68). Man wird bis in die christliche Zeit erscheint der profane Sprachge-

... ,c ' auch noch die Zurückweisung des Argumentes, „die brauch in seiner ganzen Breite. Sich Rühmen ist Heraus-

üh rtau^c bedeute eine unzulässige Verfügung der Eltern forderung gegenüber Göttern und Menschen, ist maßloser

er ihre Kinder", mitvollziehen können, daß nämlich ge- Übermut oder verletzende Überheblichkeit, ist Pochen auf

umgekehrt „die Unterlasung der Taufe" als ein solch eigenen Besitz, auf körperliche oder geistige Vorzüge, über-

tcnZU. ssiges Verfügen der Eltern über ihr Kind" zu wer- triebener Stolz, Selbstüberschätzung und eine Selbstdarstel-

sei, weil hier „das Gnadenangebot Christi eigenmächtig lung, bei der alle berechtigten Ansprüche auf Anerkennung

ruckgewicsen" werde (S. 70). Ich finde es aber unbefrie- überschritten werden. In der LXX und in verwandten jüdi-

^gend, daß A. z. B. zu Joh 3,5 dreimal K. Barth zitiert, um sehen Texten in griechischer Sprache findet sich kauchasthai

2u" J;oziisagen durch dessen eigenes Zeugnis ad absurdum für verschiedene hebräische Grundworte bei den verschie-

zu ohne sich der Schwierigkeit dieser Stelle selber denen Übersetzern trotz mancherlei Möglichkeiten der Wie-

stellen (S. 63f). So kann denn auch die summarische An- dergabe. Die Vorkommen werden in sachlicher Ordnung

gj1, c = -Das Johannesevangelium definiert sie (die Taufe) behandelt: Sich wider Gott Rühmen ist beleidigende Provo-

Bad der Wicdergburt" (S. 66), nicht zufriedenstellen, kation und wird zur blasphemischen Leugnung des Wirkens