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Ausgabe:

1972

Spalte:

616-618

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Albrecht Dürer 1972

Rezensent:

Mai, Hartmut

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016

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 8

wird das Buch eingeleitet durch einen Beitrag des Chefs
der Faras-Ausgrabungen, K.Micha lowski, Opeii Problems
of Nubian Art and Culture in the Light of the Dis-
coveries at Faras (S. 11-28), wobei hier von Interesse die
starke Differenzierung zwischen Monophysiten und Duo-
physiten (Melkiten) ist, die M. u.a. an verschiedenen Kultusgewändern
auf den Faras-Fresken feststellte und wofür
er weiter die Eleousa und Galaktotrophousa, ähnlich wie
K.Wessel, namhaft machen möchte. Dazu weiter unten
noch van Moorsei. Unter anderen noch zu lösenden Fragen
stellt M. das Verhältnis der drei Sprachen Griechisch,
Koptisch und Nubiscli heraus. (Spielte das Syrische im
kirchlichen Bereich gar keine Rolle?) Zum Ganzen vgl.
jetzt auch 1. Hofmann, Die Kulturen des Nils von Assuan
bis Sennar (Diss. Hamburg 1967). Als Einführung in die
Forschungsprobleme der christlichen Epoche seien das
Buch von K.Micha lowski, Faras. Die Kathedrale im
Wüstensand, Einsiedeln-Köln 1967, für die vorchristliche
Zeit F.Hintze, Alte Kulturen im Sudan, Leipzig 1967
empfohlen.

F. und U.Hintze, Einige neue Ergebnisse der Aus
grabungen des Instituts für Ägyptologie der Humboldt-
Universität zu Berlin in Musawwarat es Sufra (S.49-70);
H.D.Schneider, Abdallah Nirqi-Description and Chro-
nology of the Central Church (S. 87-102); W.Y.Adams,
The Evolution of Nubian Pottery (S. 111-28), dessen
Chronologie der ausgegrabenen Kirchen (in: Journal of
American Research Center in Egypt 4, 1965, 87-139) auf
der Tagung mehrfach diskutiert wurde, und der hier eine
Chronologie der nubischen Keramik gibt; J.M.Plum-
ley, Some Examples of Christian Nubian Art form the
Excavations at Qasr Ibrim (S. 129-40); W.Y.Adams,
The University of Kentucky Excavations at Kulubnarti
1969 (S.141-54); J.Vercoutter, Les trouvailles chre-
tiennes francaises ä Aksha, Mirgissa et Sai (S. 155-62) u. a.
über eine dreiapsidiale Kuppelbasilika im Vorhof eines
Tempels aus der Epoche Ramses II. in Aksha; K.Mi-
chalowski, Les fouilles Polonaises ä Dongola (S. 163 bis
170) über die schöne „Granitsäulenkirche"; St.Jako-
bielski, Polish Excavations at Old Dongola (S. 171-80)
über eine (trikonchale, oder tetrakonchale?) kreuzförmige
Kirchenanlage mit einem zentralen Naos, dessen Typ
mit den rechteckigen „Kreuzarmen", wie mir scheint,
in Syrien, dem Kaukasus und in Altrußland verbreitet
war; Ch.Maystre, Fouilles americano-suisses aux
eglises de Kageras, Ukma Est et Songi Sud (S. 181-208);
S.Donadoni, Les fouilles ä l'Eglise de Sonqi Tino (S.209
bis 218); T. Säve-Söderbergh, Christian Nubia - The Excavations
carried out by the Scandinavian Joint Expedition
to Sudanese Nubia (S. 219-44), dessen Bemerkung,
„daß weder der Übergang vom Heidentum zum Christentum
noch der vom Christentum zum Islam einen Bruch
darstellte", den Religionsgeschichtler und -Soziologen
interessieren dürfte; E.Dinkler, Die deutschen Ausgrabungen
auf den Inseln Sunnarti, Tangur und in Kulb
(S. 259-80). Mit der Sakralmalerei und ikonographischen
Fragen beschäftigen sich: (abgesehen von dem bereits
notierten Beitrag von Plumley, der überdies keine
Fresken vorfand): P.P.V.van Moorsei, Die Wandmalereien
der zentralen Kirche von Abdallah Nirqi
(S. 103-10), die tatsächlich, wie die Fresken von Faras in
al-secco-Technik gemalt sind. Bemerkenswert sind die
„Theophanie mit einem Kreuz", die verhältnismäßig
zahlreichen Reiterheiligen, zu denen ein rätselhafter
Mann in einem Krug gehört, und die Nativitas, auf deren
Position in der byzantinischen Prothesis bereits Engdahl,
Beiträge zur Kenntnis der byzantinischen Liturgie, Berlin
1908, S. 130f. eingegangen war (s. auch jetzt H.-J.
Schulz, Die Byzantinische Liturgie, Freiburg 1964,
S.179f.); ders., Die stillende Gottesmutter und die Monophysiten
(S. 281-90), wo er die Auffassung, daß die Galaktotrophousa
bei den Monophysiten unmöglich sei, iuit
Hilfe hymnographischen und archäologischen Materials
ablehnt: P.-M. du Bourguet, La peinture murale Copte:
Quelques problemes devant la peinture murale Nubienne
(S.303-24), zeigt, wie die engen stilistischen und ikonographischen
Beziehungen zwischen der koptischen und
nubischen Kunst vom 9. Jh. ab durch byzantinische und
modifizierte islamische abgelöst wurden; J.Leclant,
L'Art Chretien d'fithiopie. D6couvertes recentes et points
de vue nouveaux (S. 291-302) über axoumatische und
Höhlenkirchen sowie deren Malereien, Hinweise auf
Arbeiten an Hss.; K. Weitzmaiin, Some Remarks ou
the Sources of the Fresco Paintings of the Cathedral of
Faras (S.325-46) bestätigt und ergänzt im ganzen die von
Michalowski herausgearbeiteten Stilphasen durch Zuweisungen
an die ägyptischen, syrischen und konstanti-
uopolitanischen Kunstprovinzen (Stadt Konstantinopel),
ehe sich mit dem 11. Jh. ein eigener byzantinischer herausbilden
konnte. Daß die Fresken zunächst wie Ikonen im
Kultus respektiert wurden, wissen wir auch aus anderen
Gegenden, z.B. aus Altrußland. An narrativen Zyklen
konnten nur einer der Passion und ein anderer der Geburt
Christi ohne jeden Hinweis auf eine Position in einem
Bildprogramm festgestellt werden, an dessen Existenz
in Faras W. überhaupt zweifelt. Liturgiegeschichtlich
sind Deutsche Textfunde in Nubien (S. 245-58) von
CD.G.Müller wichtig, deren eine Gruppe von Fragmenten
S.2511'. jetzt von K. Gamber (Ostkirchl. Studien
20,1971,185-88) als Eucharistiegebet mit anschließender,
nach ägyptischem Vorbild vor den Einsetzungsworten
stehender Epiklese verifiziert hat. M.Krause, Zur Kirchen
- und Theologiegeschichte Nubiens (S. 71-86) lehnt es
entschieden ab, aus archäologischen oder ikonographischen
Funden auf entscheidende Unterschiede zwischen
Dyo- und Monophysiten in der Liturgie zu schließen.
(Leider wissen wir nur zu wenig über die liturgischen Gewänder
, s. oben Michalowski, um diesen Standpunkt
genauer zu umschreiben). Abweichungen im Kirchenbau
sind „nicht konfessionell, sondern lokal bedingt". K.
möchte auf jeden Fall das Koptische als zweite Kultsprache
in Nubien ansehen. Damit steht er im Gegensatz
zu St. Jakobielski, Some Remarks on Faras Inscrip-
tions (S.29-40), nach dem das Griechische als Sprache der
byzantinischen Verwaltung und der byzantinischen Kirche
im Volke verbreitet war, während "Coptic was used
only by isolated social groups". Deshalb "Coptic being
regarded as a sort of 'lingua franca' of the Christianity of
those times". Über ein Spezialproblem aus der Säkulargeschichte
Nubiens handelt G. Vantini, Le Roi Kirki de
Nubie ä Baghdad: Un ou deux voyages? (S.41 -48).
Schließlich stellt B.C.Trigger, The Cultural Ecologv
of Christian Nubia (S.347-86), die ökologischen, d.n.
natürlichen, materiellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen
des alten Nubien dar. Der Band ist wieder vom
Verlag in vorbildlicher Weise ausgestattet worden. - Der
Bollandist Paul Peeters schrieb erleichtert: le temps
est heureuseinent encore loin oü les hagiographes seront
forces d'apprendre le nubien". Das war vor 15 Jahren.

Halle/Saale Konrad Onasoli

Schade, Herbert [Hrsg.]: Albrecht Dürer. Kunst einer Zeitenwende
. Regensburg: F.Pustet [1971]. 143 8., 12 Taf. 8°.
Kart. DM 9,80.

Der vorliegende Band ist ein katholischer Beitrag zun»
Dürer-Jahr. Er enthält außer einem Vorwort von Franz
Henrich 6 Vorträge, die auf einer wissenschaftlichen Tagung
der Katholischen Akademie in Bayern in Nürnberg
zum Thema „Albrecht Dürer - Kunst einer Zeitenwende