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Ausgabe:

1972

Spalte:

614-616

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Kunst und Geschichte Nubiens in christlicher Zeit 1972

Rezensent:

Onasch, Konrad

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813

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 8

liehen Seite nicht sehr groß ist"; er befürchtet, daß die
neugewonnene „Offenheit für das Kultsymbolische"
bereits wieder im Schwinden begriffen ist und daß „Entwicklungen
im Gange sind, die auf einen erneuten Abbau
hinsteuern" (17); den Bemühungen um .Modernität' und
Aktualisierung' im Kultus (wie im übrigen auch der Verwendung
,abstrakter', gegenstandsloser' Stilmittel) steht
er skeptisch gegenüber; er glaubt, daß die hier verwendeten
Formen „nur sehr begrenzt Ausdrucksmittel und Gehäuse
für sakrale Gehalte sein können" (16).

Der Bildteil, der die hier vorgetragenen Thesen belegen
■oll, gliedert sich in drei Abschnitte; der erste und für
«len Liturgiker interessanteste Teil stellt „Kulthandlungen
und Kultgeräte" dar (19-68): Abendmahlsfeiern,
Predigtgottesdienste, Taufe, Beichte, Konfirmation,
Irauung, Ordination, Amtseinführung von Pfarrern und
Presbytern, Begräbnis, Kirchweihe, geistliches Spiel,
Abendmahlsgerät, Altarkreuze. Die verschiedenen Epochen
, Traditionen, Konfessionen, Nationen sind hinreichend
repräsentiert; neben Holzschnitten, Stichen usw.
vorwiegend älteren Datums finden sich Reproduktionen
von Gemälden, Buchillustrationen und Fotografien.
Christian Rietschel und „Der Gute Hirte" sowie Darstellungen
vergleichbarer Provenienz sind unentbehrlich
(42, 47; 22, 50); der berühmte hessische Abendmahls-
Rang von Carl Bantzer (23) darf nicht fehlen; als besonders
fotogen erweist sich naturgemäß das liturgische Leben im
skandinavischen und im angelsächsischen Raum (28, 29,
34, 35, 36, 43, 48). Dankbar darf man dem Vf. vor allem
für zwei Dinge sein: Da sind zum einen eine Reihe hochinteressanter
, sonst schwer zugängliche]- Darstellungen
aus ileni 17./18. Jh., besonders aus dem reformierten Bereich
(reformiert: 25, 26, 44, 45, 51, 52, 55, 56, 59; lutherisch
: 21, 41, 46, 49, 53, 54, 58); da sind zum andern aufschlußreiche
Aufnahmen aus (lern gottesdienstlichen Leben
angelsächsischer Freikirchen (methodistisch: 30, 31,
32, 38; kongregationalistisch: 37). Im ganzen belegen die
Darstellungen in der Tat einen erstaunlichen liturgischen
Formenreichtum in den verschiedenen protestantischen
Denominationen, ein Reichtum, der sich keineswegs nur
auf den lutherischen oder anglikanischen Sektor des Protestantismus
beschränkt.

Der 2. Abschnitt des Bildteils („Symboldarstellungen",
69-96) belegt vor allem die These von der überwiegend
biblizistisch-alttestamentlich orientierten Gestalt der
protestantischen Kultsymbolik; ganz typische Beispiele
bierfür finden sich auf den Seiten 73, 74, 76, 78, 94. Neu-
testamentliches Material (vor allem aus dem euchari-
stischen und eschatologischen Bereich) wird u.a. verwandt
in den Darstellungen S. 71-73, 76 83, 87-92.

Der 3. Abschnitt (97-129) trägt die Überschrift „Kirchenbau
, Kirchenausstattungen"; hier werden nicht nur
Innen- und Außenaufnahmen von lutherischen und reformierten
Kirchen geboten, sondern auch - und dafür muß
man dem Vf. besonders dankbar sein - eine Reihe von
Idealkonzeptionen und Grundrissen wiedergegeben, die
besser noch als der verwirklichte Bau der „Kultideologie"
der jeweiligen Epoche deutlich werden lassen (106, 107,
110, III, 113, 117, 120). Die Darstellung reicht - aber
0. Bartning und E. Eiermann - bis in die 2. Hälfte des
20. Jh.s hinein, wo der Kirchenbau zunehmend seinen
Charakter als „ Bedeutungsträger" verliert und „nur noch
als Ganzes transparente Hülle für das Dasein der Gemeinde
im Gotteswort und im Vollzug des sakramentalen
Geschehens" ist (118); als typisch für unsere Epoche darf
die Tendenz zum Zentralbau (wie sie im übrigen bereits in
den ältesten reformierten Kirchenbauten, in gewissen
Elementen des Barock und in den Reformprojekten des
lH.Jh.s in Erscheinung tritt, S.101, 102, 107, 108-110,
112, 113) gelten: „Hervorhebung des Üemeindegedankens
und der gottesdienstlichen Ganzheit der um Kanzel und

Altar versammelten Gemeinde, Zurücktreten des Richtungsgedankens
und der Isolierung der Geistlichkeit"
(120).

Barth/Ostsee Karl-Helnrlch Bieritz

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GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Dinkler, Erich [Hrsg.]: Kunst und Geschichte Nuoiens in
christlicher Zeit. Ergebnisse und Probleme auf Grund der
jüngsten Ausgrabungen. Recklinghausen: Bongers 1970.
390 S., 69 färb. u. 278 Sehwarz-weiß-Abb., 73 Kto., l.age-
pläne u. Zeichnungen. 4°. Lw. DM 180,—.

Die Ergebnisse dieser Nubienarbeitstagung, über die
der Hrsg. S.7-10 zusammenfassend berichtet, interessieren
nicht nur den Nubiologen, Ägyptologen und Afri-
kanisten, sondern auch den Theologen als Kirehen-
geschichtler, christlichen Archäologen und Liturgie-
forscher. Überdies ist Nubien nicht zuletzt durch die von
polnischen Gelehrten erarbeiteten und in der DDR und
BRD veranstalteten Ausstellungen über die Ausgrabungen
in Faras in das Blickfeld eines breiteren Publikums
gerückt. Es erschien deshalb wünschenswert, auf dieses
Buch auch in der ThLZ aufmerksam zu machen. Es
wird, wenn auch nicht ausschließlich, bestimmt durch die
Ausgrabungsberichte: Nach der Übersicht von Dinkler