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Ausgabe:

1972

Spalte:

581-582

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Werner H.

Titel/Untertitel:

Das erste Gebot 1972

Rezensent:

Smend, Rudolf

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Seite 1

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681

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 8

582

ALTES TESTAMENT

Oldenburg, Ulf: The Conflict between El and Ba al in Canaanite
Religion. Leiden: Brill 1969. XIV, 217 S. gr. 8° = Supple-
roenta ad Numen, Altera Series. Dissertationes ad Historiam
Religionunt Pertinentes, ed. curavit C. J.Bleeker, ITT. Lw.
hfl. 64,-.

Eingerahmt einerseits von Preface (S.XI), von Abbre-
yjations (S.XIII-XIV) und andererseits von Appendix:
Translations of some Ugaritic texts (S. 185-200), Biblio-
graphy (S.201-209), Index of Authors (S.211-212), General
Index (S. 213-216) sowie Ugaritic texts quoted
(S.217), wird die Darstellung selbst geboten, die außer der
Introduction: Our Sources for Knowledge of Canaanite
Keligion" (S.l-13) und "Conclusion" (S. 183-184) die
folgenden Kapitel enthält: I. Kl and his Family; II. Ba'al
*M his Associates at Ugarit; III. Evidences of Conflict
between El and Ba'al; IV. The Conflict between El and
Ba'al as described in Mythology; V. The Data of the Con-
fl'ct; VI. Bases for the Conflict; VII. The Conflict between
El and Ba'al in Hebrew Religion. Dieser VII. Hauptteil
2eigt deutlich, daß dem vorliegenden Buch der Gegensatz
zwischen El-Jahwe und Ba'al nicht unbekannt ist, wie
'lenn ein Unterteil des VII. Hauptteils ausdrücklich die
Uberschrift "The Ba'al-El/Yahweh conflict" trägt. Die
Mitteilung großer Abschnitte der ugaritischen Texte ist
sehr dankenswert, eine Feststellung, die nicht ohne weiteres
bedeutet, daß alle Erklärungen und Ergänzungen richtig
wären. Das gilt etwa von der hier und da ausgesproche-
nen Auffassung der ugaritischen Mythen als Kultdramen
oder Kultagenden, während sie doch weithin freie Dichtungen
über freilich auch im Kultus vorkommende Handlungen
sind. Bei der reichen Mitteilung ugaritischer Texte
empfindet man schmerzlich den bedauerlichen Verzicht,
auf Abbildungen kultischer Monumente, insbesondere des
El und des Ba'al, wie sie wiederholt abgebildet sind, so bei
Claude F.A.Schaeffer, The Cuneiform Texts of Ras
^hamra-Ugarit, London 1939 = The Schweich Lectures
°f the British Academy 1936, Plate XXXI "El seated on a
throne accepting an offering from the King of Ugarit
(XIV cent. B.C.)" and Plate XXXII, Fig. 2 "Stele show-
jng the god Baal brandishing a club and holding a sty-
hzed thunderbolt ending in a spear-head".

Halfc/Snalo Otto Elßfeldt

Schmidt, Werner H.: Das erste Gebot. Seine Bedeutung für das
Alte Testament. München: Kaiser [1969]. 55 S. 8° = Theologische
Existenz heute, hrsg. v. K.G. Steck u. G. Eichholz,
165. DM 5,—.

Der Vortrag des Kieler Alttestamentiers geht von der
Geschichtlichkeit des alttestamentlichen Gottesverständnisses
aus und fragt, ob es nicht angesichts ihrer
j*Uch „etwas Konstantes und Kontinuierliches" gegeben
habe, das es erlaubt, von einer Einheit bzw. einer Mitte
j~* AT zu sprechen. Er findet die Antwort im ersten Gebot
des Dekalogs (S. 11), mit dem das zweite Gebot, also
«as Bilderverbot, zusammenzusehen ist (47ff.). Ist das
erste Gebot auch nicht sicher in die Zeit vor der Landnahme
zu datieren, so war es doch der Sache nach von
Anfang an vorhanden. „Es ist keine Periode denkbar, in
oer andere Gottheiten grundsätzlich gleichberechtigt neben
dem Gott Israels standen oder Jahwe mit einer Göttin
verbunden war" (13). „Für die Exklusivität des Glaubens
weist der Alte Orient keine echte Analogie und damit
«ein wirkliches Vorbild auf" (14); allenfalls gibt es innerhalb
des AT selbst „eine gewisse Vorform" in Gestalt des
Glaubens an den Vätergott (15f.). Das AT „wird vom
ersten Gebot auch dort beherrscht, wo dieses nicht ausdrücklich
zitiert wird; es wird nur ab und zu erwähnt,
wirkt aber überall. Weil aber diese Grundforderung das
Alte Testament als ganzes durchdringt, läßt sich die Folgerung
wohl auch umkehren: Das erste Gebot faßt nur in
Worte, was das altGestamentliche Gottesverhältnis in seinem
Wesen konstituiert" (16 f.). Das erste Gebot wirkt
sich im Glauben und Denken der Israeliten auf vielerlei
Weise aus (24ff.). In mehrfachem Sinne wird es im Deu-
teronomium und im deuteronomistischen Geschichtswerk
aufgenommen, interpretiert und in seiner Bedeutung
erweitert (17ff.). Es steht hinter der gesamten
Prophetie (33ff.) und spielt auch im Psalter seine Rolle
(40 ff.).

Schmidt deutet am Schluß (49ff.) die Möglichkeit an,
vom ersten (und zweiten Gebot) her eine Theologie des
AT zu entwickeln. Er sieht dabei fünf Vorteile: 1. Die religionsgeschichtliche
Fragestellung käme herein. 2. Angesichts
der Verschiedenheit des Verständnisses des ersten
Gebots in der Geschichte würde der Geschichtsbezogen-
heit des israelitischen Glaubens Rechnung getragen. 3. Die
Frage nach der Einheit des AT angesichts seiner Ge-
schichtsbezogenheit würde beantwortet. 4. Gegenstand
der Theologie wäre das Glaubensverständnis, die Theologie
des AT wäre Geschichte des Glaubens. 5. Vom ersten
Gebot her läßt sich die Brücke zum NT und in die Kirchengeschichte
hinein schlagen.

Es wäre schön, wenn Schmidt irgendwann sein Programm
verwirklichen würde; nicht zuletzt verdiente eine
Reihe einzelner Beobachtungen und Abgrenzungen, die
sich in den Anmerkungen der vorliegenden Schrift finden
, breiter ausgeführt zu werden. Daß sich vom ersten
Gebot her ein plastisches Bild von der Theologie des AT
zeichnen ließe, steht, vollends nach Schmidts Darlegungen
, außer Zweifel. Herausstellen müßte sich noch, ob es
das allein sachgemäße Gesamtbild wäre. Aus der Noga-
tivität der Ausschließlichkeitsforderung erwachsen positive
Konsequenzen (24); sie ist aber auch ihrerseits
schon Konsequenz eines, nein des schlechthin Positiven,
der Selbstoffenbarung Jahwes, des Gottes Israels, an sein
Volk, die ihr nicht zufällig im Dekalog voransteht. Ist
damit die Mitte des AT nicht voller und zutreffender bezeichnet
?

Göttingen Rudolf Smond

Perlitt, Lothar: Bundestheologie im Alten Testament. Neu*
kirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag des Erziehungsverein«
1969. VIII, 300 S. gr. 8° = Wissenschaftliche Monogra-
phien zum Alten und Neuen Testament, in Verb. m. F. Hahn
u. O.H. Steck hrsg. v. G. Bornkamm u. G.v.Rad, 36.
DM 42,— ; Lw. DM 44,—.

Diese Heidelberger Habilitationsschrift greift in die
Diskussion um die Grundlagen alttestamentlicher Theologie
und Religionsgeschichte mit großer Entschiedenheit
ein. Vor noch recht kurzer Zeit war in der alttestamentlichen
Wissenschaft die These, daß am Anfang Israels der
Bund Jahwes mit seinem Volke steht und daß dieser
Bund Israel durch die Jahrhunderte begleitet und geprägt
hat, in ungebrochener Geltung. Den Zusammenhalt des
vorstaatlichen Israel stellte man sich in der Form eines
sakralen Stämmebundes, der Amphiktyonie, vor. Im
Bundeskult meinte man die Institution gefunden zu haben
, in welcher der Bund zwischen Gott und Volk und
damit auch der Zusammenhalt Israels immer wieder erneuert
wurde. Auf dem Boden dieser Vorstellungen entstand
dann die These, daß Bundesschluß und Bundeserneuerung
auf einem bestimmten Formular beruhten,
und daß dieses „Bundesformular" enge Beziehungen zu
den hethitischen Vasallenverträgen habe (so besonders
G. Mendenhall u. K.Baltzer). So war allmählich ein