Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1972

Spalte:

579-580

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Rosenthal, Erwin Isak Jakob

Titel/Untertitel:

Studia semitica 1972

Rezensent:

Simon, Heinrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

670

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 8

580

Auswertung verwendet, bedarf keines weiteren Kommentars
. Erst auf Grund solcher Arbeiten ist es möglich,
eine Geschichte des Samaritanertums und seiner Bedeutung
für die spätantike Religionsgeschichte zu schreiben.

Leipzig Kurt Rudolph

1 Zu ihnen gehört als ältestes erhaltenes Werk der Durrän,
ein, wie K. an anderer Stelle festgestellt hat, „Gebetbuch für
die samaritanischen Synagogengottesdienste aus dem 2. Jh.
n.Chr." (in ZDPV 85. 1969 S.76-103, mit Übersetzung und
Kommentar).

* Die gleichfalls (nicht nur) hierfür bemerkenswerte Studie
von J. Bowman, Samaritanische Probleme, Stuttgart 1967,
wird von K. merkwürdigerweise weder diskutiert noch im
Literaturverzeichnis angeführt.

Rosenthal, Erwin I.J.: Studia Semitica. I: Jewish Themes. II:
Islamic Themes. London: Cambridge TJniversity Press 1971.
XV, 368 S. u. XV, 224 S. gr. 8° = University of Cambridge,
Oriental Publications, 16 u. 17. Lw. £ 3.40 u. Lw. £ 2.80.

In den „Studia Semitica" ist der größte Teil von Beiträgen
Rosenthals zusammengestellt, die in den Jahren
1935-1969 in Zeitschriften, Sammelwerken und Kongreßmaterialien
erschienen sind. Sie alle beziehen sich auf die
beiden Interessengebiete des Autors: Judentum und
Islam. Der erste Band der Sammlung enthält die jüdischen
Themen, der zweite die islamischen, wobei sich der
Autor darüber klar ist, daß - besonders was die mittelalterliche
jüdische bzw. islamische Kultur angeht - die
Abgrenzung in vielen Fällen schwierig ist infolge der engen
Verwobenheit beider Komplexe. So ist die jüdische Bibelexegese
entscheidend von der arabischen grammatischen
und lexikographischen Forschung beeinflußt worden; die
jüdische mittelalterliche Philosophie, die großenteils in
arabischer Sprache verfaßt wurde, fußt weitgehend auf
der Rezeption der antiken Philosophie im islamischen Bereich
. Umgekehrt ist Averroes, wenn wir die uns überkommenen
Texte zugrunde legen, eher ein hebräischer
oder lateinischer Autor als ein arabischer.

Beiden Bänden ist eine kurze Einleitung vorangestellt,
und zwar jedem Band derselbe Text (jeweils S. VII-XV).
Die einzelnen Artikel sind photomechanische Nachdrucke
der jeweiligen Originale. Das hat zur Folge, daß die Bände
sehr uneinheitlich wirken. Den ursprünglichen Seitenzählungen
ist eine fortlaufende Paginierung beigegeben
worden.

Die jüdische Thematik, die den Gegenstand des ersten
Bandes bildet, gliedert sich in drei Komplexe: The Hebrew
Bible and its Exegesis (10 Aufsätze, S. 3-271), Medieval
Jewish Religious Philosophy (3 Artikel, S. 275-324), Wissenschaft
des Judentums (1 Aufsatz, S. 327-352). Die
islamischen Themen teilen sich in Political Philosophy in
Medieval Islam (8 Beiträge, S. 3-144) und Religion and
Politics in Modern Islam (3 Artikel, S. 146-214). Jeder
Band enthält neben einem eigenen Index einen Anhang
mit zusätzlichen Anmerkungen, je etwas über eine Seite,
worin einige neuere Literatur nachgetragen wird; gelegentlich
weist der Autor auf Ansichten, die von den
seinen abweichen, hin, ohne sich jedoch mit ihnen auseinanderzusetzen
.

Der Schwerpunkt der Interessen des Autors liegt bei der
mittelalterlichen Kultur, den Beziehungen zwischen jüdischem
und islamischen Denken und Forschen. Das
schließt jedoch die Behandlung anderer Themen nicht
aus; die Forschungsgegenstände Rosenthals reichen von
der jüdischen Antike ("Some aspects of the Hebrew
monarchy", Band I, S.3-20) in die Neuzeit ("Sebastian
Muenster's knowledge and use of Jewish exegesis",

Bandl, S. 127-145); "Edward Lively: Cambridge He-
braist", Bandl, S. 147-164) und bis in die Gegenwart
("Ismar Elbogen and the New Jewish Learning", Band I,
S. 327-352; die drei Artikel über Religion und Politik
im modernen Islam, Band II).

Bei der Vielzahl der behandelten speziellen Themen ist
es nicht möglich, an dieser Stelle auf Einzelheiten einzugehen
, besonders da die in den meisten Fällen nicht
mehr ganz neuen Arbeiten sowohl vom Autor selbst in
umfangreicheren Abhandlungen verarbeitet als auch diese
wie jene bereits kritisch benutzt und vielfach besprochen
worden sind. Neu indessen ist die Einleitung Rosenthals
, die knapp das wesentliche Anliegen formuliert, um
das es ihm bei all seinen Arbeiten geht: Es ist dies das
Verhältnis von Glauben und Wissen, von Religion und
Philosophie. Diese Frage, die seit der Begegnung von
Offenbarungsreligionen mit griechischer Wissenschaft
akut wurde, bestimmte vor allem im Mittelalter die Entwicklung
des Denkens in entscheidendem Maße. Indessen
scheint Rosenthal die Problematik einzuengen, wenn er
schreibt: „In the Middle Ages ... the confront« tion bet-
ween revelation and reason principally took the form of
the contrast between divine and human law in botn
Islam and Judaism" (S.VIII). Denn nicht nur ist das
Gebiet der Vernunft nicht allein auf die soziale und individuelle
Ethik beschränkt, sondern auch die Religion ist
umfassender. Allerdings reglementieren Islam und Judentum
das Denken weniger als das Handeln - im Gegensatz
zum Christentum, wo es eher umgekehrt ist -; daher bieten
sich der Vernunft auf den Gebieten der Physik und der
Metaphysik in der arabischen und jüdischen Philosophie
relativ große Möglichkeiten, und der Interpretation der
darauf bezüglichen Aussagen der beiden Religionen wird
ein breiterer Spielraum gewährt, als es in der abendländischen
Scholastik der Fall ist. Doch die Divergenz
von Glauben und Wissen stellt auch auf diesen Gebieten
das grundsätzliche Problem dar. Allerdings stieß die
philosophische Spekulation, da für das Handeln der Menschen
religiöse Gebote autoritative Geltung besaßen, JB>
Bereich der Ethik auf stärkere Hindernisse. Daher ergibt
sich auf ethischem Gebiet bei den arabischen und jüdischen
Philosophen eine - zumindest verbal - größere Gebundenheit
an die religiöse Tradition.

Und gerade dieser Thematik gilt Rosenthals spezielles
Interesse, wobei er besonders in seiner zusammenfassenden
Einleitung durch wohlabgewogene Urteile den Intentionen
der einzelnen Denker, deren Ansichten er in den
einzelnen Artikeln behandelt, gerecht zu werden sucht.
Die beiden Bände bieten einen instruktiven Einblick in
eine mehr als dreißigjährige Periode fruchtbarer Forschung
und erleichtern dem Interessierten die nicht immer
leichte und oft langwierige Suche nach Zeitschriftenartikeln
.

Borlln Helnrtoh Simon

Beerling, R.F.: Mythe als interpretatie (Zusammenfassung:
Der Mythos als Interpretation) (Tijdsohrift voor Filosofie 33,
1971 S. 519-534).

Biezais, Haralds: Gott der Götter. Eine religionspsyoholo-
gische und sprachwissenschaftliche Deutung des lettischen
Verstärkungsgenetivs Gott der Götter. Abo: Abo Akademie
1971. 29 S. gr. 8° = Acta Academiae Aboensis, Ser. A-
Humaniora. Humanistiska Vetenskaper, Socialvetenskaper
och Juridik, Teologie, 40,2. _

Eliade, Mircea: Zalmoxis (History of Religions 11, 1972 S.257
bis 302).

Smart, Ninian: Learning from Other Faiths. LT. Buddhisrn

(ET 83, 1972 S.211-214).
Zaehner, R.C.: Learning from Other Faiths: l. Hinduism (&1

83, 1972 S. 164-168).