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1972

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 8

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Einen beziehungstiefen Aufriß von Joh 1,35-4,54 versucht
K. Hanhart ("The Structure of John i 35-iv 54")
einsichtig zu machen. Der Komplex soll in Inhalt und
Abfolge gestaltet sein in Aufnahme charakteristischer
Themen von Markus, Matthäus und Lukas-Apostelgeschichte
. Derartige Versuche entziehen sich freilich
weitgehend der Kontrolle. - Nur mit dem Weinwunder beschäftigt
sich A. Geyser ("The Semeion at Cana of the
Galilee"); er versteht die Geschichte als Darstellung der
Überlegenheit Jesu über den Täufer.

Anregende eigene Wege gehen die beideu Arbeiten von
B.IIemelsoet („L'Ensevelissement selon Saint Jean")
und Th.C. de Kruijf ("The Glory of the Only Son [John
i 14]"). In der ersten wird der Abschnitt Joh 19,31-42
analysiert und mit dem Prolog, bes. 1,12 u. 14, in Beziehung
gesetzt, wobei das Wort ).cxfißd.vuv eine besondere
Rolle spielt. Die zweite geht der Bedeutung von ,«oi'o-
yevrn nach mit dem Ergebnis, daß der Begriff mehr
soteriologisch als christologisch geprägt ist und den Hinweis
auf das rettende Opfer Jesu als des einzigen Gottessohnes
enthält.

M. de Jonge ("The Use of the Word ^giatd? in the Jo-
hannine Epistles") vergleicht in instruktiver Weise den
Titelgebrauch von x'Jiar6s (in seiner Relation zu vldg
xov &ccv) in den Joh-Briefen und im IV.Evglm mit dem
Ergebnis, daß trotz deutlicher Unterschiede die Grundlage
des Gebrauchs beidemale gleich ist, die Differenzen
aber sich aus der jeweils anderen theologischen Fragestellung
der Schriften erklären. Die Untersuchung von
J. Smit Sibinga ("A Study in I John") hat mich ratlos
gelassen. Er zählt die Silben einzelner Sinnabschnitte des
I Joh und verfolgt dann die Gliederung des ganzen Briefes
anhand der Silbenzahlen. Die Teile A (1,1-2,26) und C
(4,7-5,21) haben je 1450, der Teil B (2,27-4,6) 1370 Silben
! Der Vf. bemerkt selbst: "It is, admittedly, not easy
for us to imagine how the author - or, for that matter -
the Compiler, or perhaps the ancient scholar who edited
this Greek text, went about to achieve this somewhat
amazing result" (S.207).

Schließlich beschäftigen sich zwei Aufsätze mit Apc.
C.H.Lindijer („Die Jungfrauen in der Offenbarung des
Johannes xiv") sieht in den m<Q&6vot Apc 14,4 Unverheiratete
und knüpft an diese durchaus fragwürdige exegetische
Entscheidung einige sehr beherzigenswerte
Sätze über die Distanz zu Menschen und Dingen, die wir
auch heute nötig haben. W.C. van Unnik („Mi« yvdtfirj,
Apocalypse of John xvii, 13,17") bietet in gewisser Hinsicht
ein reizvolles Gegenstück zu dem Aufsatz von Kil-
patrick, indem er eine Phrase in der Apc als der gebildeten
Sprache in Form und Inhalt zugehörig aufweist und darüber
hinaus aus ihrer Verwendung überzeugende Folgerungen
für die theologische Aussage der Apc zieht.

Der Band ist eine wertvolle Geburtstagsgabe für J.N.
Sevenater, der mit einem Bild und einer ausführlichen
Bibliographie vorgestellt wird. Leider beeinträchtigen
zahlreiche Druckfehler etwas die Freude an der Lektüre.

Halle/Saale Traugott Holtz

Breymayer, Reinhard: Rhetorik und Polkloristik (I) (Linguistica
Biblica 1971 Nr. 7/8 S.2-6).

-, Buschey, Sabine, Güttgemanns, Erhardt, u. Hans-Manfred
Schuh: Interdisziplinäres Forschungsteam. Theologie als
sprachbezogene Wissenschaft (Linguistica Biblica 1971
Nr.4/5 S.7-41).

Burtness, James H.: Who Cares about Theology Now? (Dialog
11, 1972 S. 23-29).

Collmer, Willy: Aus Paul Tillichs Leben und Werk (Freies
Christentum 23, 1971 Sp.97-110).

Harbsmeier, Götz: Ernst Wolf zum Gedenken (JK 32, 1971
S. 507-509).

Di Lella, Alexander A.: Louis F.Hartman, C.SS.R. - An
Appreciation (CBQ XXXII, 1970 S. 497-500).

Ogden, Schubert M.: What Is Theology? (JR 52, 1972 S.22
bis 40).

Schmidt, Ernst Walter: Gedanken um den Fundamentalsatz
der Reformation. Zum theologischen Denken von Paul
Schütz (Freies Christentum 23, 1971 Sp. 129-131).

Schmitz, Karl-Josef: Alois Fuchs - Leben und Werk (ThGl 62,
1972 S. 34-47).

Wright, G. Ernest: What Archaeology Can and Cannot Do
(BA 34, 1971 S. 70-76).

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Kippenberg, Hans Gerhard: Garizim und Synagoge. Traditionsgeschichtliche
Untersuchungen zur samaritanischen
Religion der aramäischen Periode. Berlin - New York: de
Gruyter 1971. XIV, 374 S. gr. 8° = Religionsgeschichtl.
Versuche u. Vorarbeiten, hrsg. v. W.Burkert u. C.Colpe.
XXX. Lw. DM 88,-.

Mit Recht beklagt der Autor der vorliegenden Untersuchung
in seiner Einleitung, daß die Geschichte der Sa-
maritaner keine kontinuierliche Aufmerksamkeit unter
den Theologen, vor allem den Neutestamentlern, ge"
funden hat und auf diese Weise in der sog. nt-lichen Zeitgeschichte
eine Lücke entstand, die bis heute nicht geschlossen
ist. Dies ist um so erstaunlicher, als bekanntlich
bereits die Evangelisten einen Kontakt Jesu mit Sama-
ritanern schildern. Nur die ältere Sektengeschichtsforschung
des 18. und 19. Jhs. - abgesehen von den frühchristlichen
Häresiologen - schenkte ihnen stärkere
Aufmerksamkeit. Nun liegt das sicherlich vor allem an der
mangelhaften Quellenlage, die sich erst in allerjüngster
Zeit sukzessive zu bessern beginnt (darüber informiert K-
in dem einleitenden Forschungsbericht, 1-27). So ist es
uneingeschränkt zu begrüßen, wenn K. einer Anregung
seines Lehrers C.Colpe folgend sich der Mühe unterzog,
mit den modernen Methoden der Traditionsforschung die
ältere samaritanisch-aramäische Literatur zu analysieren
und einen, wie ich meine, bahnbrechenden Beitrag zur
Geschichte dieser jüdischen „Sekte" zu liefern. Gleichzeitig
hat sich wieder einmal die Fruchtbarkeit der traditionsgeschichtlichen
Methode gezeigt. Mit ihr lassen sich
an einem spröden, zunächst für historische Fragestellungen
völlig ungeeigneten Material Erkenntnisse über die
Geschichte eines bisher recht dunklen Zeitabschnitts des
aramäischen Samaritanertums vom 4. Jh.v.Chr. bis zürn
4. Jh.n.Chr. oder literarisch ausgedrückt: zwischen der
Redaktion des samaritanischen Pentateuch und der Entstehung
der samaritanischen-aramäischen Literatur ge"
winnen. Damit will K. die samaritanische Religion in die
Geschichte des antiken Judentums und des entstehenden
Christentums eingliedern (37). Es ist sehr zu hoffen, daß
dem in Zukunft Rechnung getragen wird und das Mosaik
der Umwelt des Urchristentums einen weiteren wichtigen
Stein erhält.

K. hat über Inhalt und Ergebnis seiner 1968 von der
Theol. Fakultät in Göttingen angenommenen Dissertation
in dieser Ztschr. selbst referiert (95,1970 Sp.549f.)-
Sie ist nahezu unverändert jetzt im Druck erschienen.
Hinzugefügt sind nur einige Ergänzungen auf Grund
jüngster Forschungen (z.B. 103f. über die Grabung auf
dem Teil er-Räs; 119 ff. über den Samaritaneraufstand
579/30) und in Teil 2, der die „Traditionen der antiken
Samaritaner" analysiert, gleich eingangs ein neuer Abschnitt
über die „Stände des Volkes" (175-187), zu denen
die Priester, die Schriftgelehrten, Stammesfürsten und
Richter gehören. Nur über die ersten beiden liegen nähere
Nachrichten vor, die erkennen lassen, daß sie die „allein-