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Ausgabe:

1972

Spalte:

35-39

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Frühmittelalterliche Studien 1972

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 1

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als Ganzem die im Evangelium geschilderte Geschichte Jesu
ihre theologische Deutung.

Diese von den meisten anderen Interpretationen des
Prologs abweichende Auffassung versucht der Vf. durch
eine Auslegung der Einzelverse zu stützen, die von Willkürlichkeiten
nicht frei ist. V. 5 beschreibe nicht das
Kommen des Logos, "but State the factors, that will be
involved in his Coming" (S. 23). V. 14 stelle nicht den
Höhepunkt des Prologs dar, bilde vielmehr die Zusammenfassung
des zuvor Gesagten in paradoxer Formulierung.
Ganz eigenartig ist die Deutung von V. 15: dieser blicke
nicht auf die Präexistenz zurück, sondern voraus auf die
"exaltation to lordship of the humble servant" (S. 27). Hier
spätestens wird offenbar, wie hoch der Preis ist, der für
das Festhalten an der nahtlosen Einheit des Prologs und
seiner engen Zusammengehörigkeit mit dem Evangelium
entrichtet wird. Schade, daß der Vf. seine Konzeption nicht
an der von W. Eltester, Der I-ogos und sein Prophet
(Apophoreta, Festschrift f. E. Haenchen, 1964, S. 109-134)
gemessen hat, wo das, was von ihm versucht wurde, noch
am ehesten als gelungen erscheint.

Halle/Saale Wolfsrans: Wiefel

Gnilka, Joachim: Die Auferstehung des Leibes in der
modernen exegetischen Diskussion (Conc 6, 1970 S. 732-
738).

Horst, Ulrich: Neues Testament und Ehescheidung (WuA 12,
1971 S. 77-81).

Kremer, Jacob: Paulus: Die Auferstehung Jesu, Grund und
Vorbild unserer Auferstehung (Conc 6, 1970 S. 707-712).

Luck, Ulrich: Der Jakobusbrief und die Theologie des Paulus
(ThCl 61, 1971 S. 161-179).

Muriner, Franz: Die „Sache Jesu" (Cath 25, 1971 S. 81-89).

Pesch, Rudolf: Neutestamentliche Grundlagen kirchlichdemokratischer
Lebensform (Conc 7, 1971 S. 166-171).

— Die Stellung und Bedeutung Petri in der Kirche des
Neuen Testaments. Zur Situation der Forschung (Conc 7,
1971 S. 240-245).

Ramos-Residor, Jose: Die Wiederversöhnung in der Urkirche.
Anregungen für die heutige Theologie und Pastoration
(Conc 7, 1971 S. 37-43).

Romaniuk, Kazimierz: „Ich bin die Auferstehung und das
Leben" (Conc 6, 1970 S. 702-707).

Thüsing, Wilhelm: Die Erhöhung und Verherrlichung Jesu
im Johamesevangelium. 2., verb. u. um Teil V erweiterte
Aufl. Münster/Westf.: Aschendorff [1970]. XIV,
347 S„ 1 Tabelle gr. 8° = Neutestamentl. Abhandlgn.,
hrsg. v. M. Meinertz, XXI. 1/2. Kart. DM 30,-.
(s. Bespr. in ThLZ 87, 1962, Sp. 1).

Voss, Gerhard: Glaube und Taufe in den Paulusbriefen
(Una Sancta 25, 1970 S. 371-378).

Wagner, Günter: Leitsätze zur Tauftheologie im Neuen
Testament (Una Sancta 25, 1970 S. 367-370).

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für
Frühmittelalterforschung der Universität Münster. In
Zusammenarbeit mit H. Belting, H. Borger, W. Foerste (f),
D. Hofmann, K. J. Narr u. K. Schmid hrsg. v. K. Hauck,
1. Berlin: de Gruyter 1967. V, 443 S. m. Abb., 35 Taf.,
1 Kte. Lw. DM 86,-.

Der Herausgeber des neuen Jahrbuches sagt einleitend:
„Der Begriff Frühmittelalter wird hier unkonventionell für
einen Zeitraum gebraucht, der sich mit Kaiser Konstantin I.
und Papst Gregor VII., mit Tacitus und Otto von Freising,
mit Augustin und Humbert von Silva Candida als hervorragenden
historischen Gestalten an den Grenzsäumen

umschreiben läßt." Kirchengeschichtlich betrachtet handelt
es sich um eine Epoche, in der die Kirche ihre Kontinuität
wahrte in einer sich grundlegend ändernden Welt. Der
erste Beitrag stammt vom Herausgeber Karl Hauck: „Von
einer spätantiken Randkultur zum karolingischen Europa'.
Ausgangspunkt sind bestimmte zeremonielle Handlungen
in Byzanz, die im fränkischen Gallien aufgenommen wurden
(Gregors Bericht II, 38 für 508!). Hauck meint, „daß die
Franken im römischen Grenzbereich bereits im späten
5. Jahrhundert für hervorragend wichtige Entscheidungen
ein akklamatorisches Zeremoniell benützten, so daß die
Neuerung von 508 nur eine freilich sehr erhebliche und
romanisierende Erweiterung dieser alten Vor- und Frühformen
bedeutete" (S. 32). Die Entwicklung läfjt sich in
der Merowingerzeit beobachten. „Diesen Gang der Dinge
hat grundsätzlich der romanische Episkopat gefördert"
(S. 51/52). Neben der machtpolitischen Linie steht die
Bedeutung der asketischen Missionare (S. 57 ff.). Hauck
spricht von „Leistungs-Asketen", die über nationale Grenzen
hinausstrebten (S. 62). Zum Dynastiewechsel im Frankenreich
750/51 formuliert Hauck: Wie „in Tours 508 mit
der aus Konstantinopel mit dem Konsul-Kodizill übersandten
vestis regia die Majestät des Kaisers den Glanz
des neuen, nach Gesamtgallien trachtenden Großkönigtums
erhöhte, so entschied das responsum des Papstes Zacharias
750/51 zur Anfrage der Franken-Versammlung in der
Königsache gegen den regierenden Merowinger, damit
nicht die von Gott gesetzte Weltordnung gestört würde .."
(S. 74). Das Endergebnis lautet: „Von der triumphalen
Gaben-Prozession und den großen Aus- und Eingängen der
spätantiken Kaiser, auf die wir durch den Zusammenhang
des Justinianmosaiks zurückblickten, und von der unmittelbaren
merowingischen Imitatio imperii, die uns mit
dem consularia-Text aus Tours in einem Offertorium Chlodwigs
nach dem Westgotensieg knapp, aber besonders eindrucksvoll
bezeugt ist, führt eine Traditionskette zu den
außerordentlichen Offertorien Pippins 754, 756/57 und 762.
Als beispielhafte Zwischenglieder seien hier nur die Offertorien
Kaiser Konstans II. in Rom 663 und die kostbaren
Geschenke von Pippins Vorfahren an St. Peter genannt
Dieser Dauer in einer sich verändernden Welt einmal die
besondere Aufmerksamkeit forschender Bemühung zu
widmen, lohnt sich, wenn man sich darüber klarzuwerden
versucht, wie sich der Wandel vom merowingischen Frankenreich
als einer spätantiken Randkultur zum karolingischen
Europa vollzog. Denn wie die asketischen Exulanten
, besorgt um eine Christianisierung des Orbis, aus ihrer
irdischen Heimat aufbrachen, um neue Seelen zu entdecken,
die sich der Botschaft des Evangeliums zu öffnen bereit
waren, so übernahm der starke Schwertarm Pippins mit
seinen Franken den Schutz der urbs aeterna im fernen
Süden in einer Verantwortung, aus der heraus auch sein
Sohn Karl zum Vorstreiter und Schutzherrn der lateinischen
Christenheit selbst über die erweiterten Grenzen der fränkischen
Monarchie hinaus werden konnte. Den zündenden
Brand aber, der die Welt des 8. Jahrhunderts im Frankenreich
zu einer religiösen Bewegung der Siegeserwartung
und Himmelsgewißheit auf Grund des Dienstes für den
Himmelspförtner entflammte, vermittelten die peregrini.
Sie waren im Bann der Endzeitbotschaft Christi von einer
noch größeren Lebensfülle und noch unruhigerer Leistungs-
spannung bewegt als der Papst und der neue König, die
sie zusammenführten" (S. 93).

Hans Belting erörtert „Probleme der Kunstgeschichte
Italiens im Frühmittelalter" (S. 94-143). Belting fragt
„nach der Bedeutung der jünsten vorkarolingischen Entwicklung
in Italien für das Werden der karolingischen
Kunst" (S. 95). Er stützt sich vornehmlich auf Zeugnisse
aus dem langobardischen Raum und hält Einflüsse der
Buchmalerei für naheliegend (S. 125). Am Godescalc-Evan-
gelistar und am Stuttgarter Psalter werden Einflüsse auf-