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Ausgabe:

1972

Spalte:

553-556

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Concilii actiones VIII. Appendices graecae. Indices 1972

Rezensent:

Rogge, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 7

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'leben, mit ihm ist Gemeinschaft zu suchen und zu pflegen, (S. VI) fortgeführt werden soll und damit u. a. die dogma-

^ährend eine Distanzierung vom geliebten ICH einsetzt. tische Grundlage für die griechische Orthodoxie umfaßt.

Beides geht übrigens Hand in Hand. Feindesliebe und Johannes Straub, dem seit 1940 die Edition der Akten

Selbstverleugnung sind zwei Seiten derselben Sache" (75). des V. Ökumenischen Konzils anvertraut worden ist, behält

Andere Arbeiten und Thesen befassen sich mit folgen- die von E. Schwartz einst aufgestellten und praktizierten

den Themen: VIII „Mensch und Gott" - XI „Gottes Knecht Editionsgrundsätze bei. Nur wo neue textkritische Einsich-

Und Sklave Christi" - XII „Ohne Macht - und doch all- ten dieses nicht geraten erscheinen lassen, gibt es Ab-

machtig" - XIV „Gott in der Diskussion" - XV „Die Zu- weichungen (S. XXXIV). Das Druckbild ist vortrefflich.

Kunft der Kirche - die Kirche der Zukunft" - XVII „Kritik Bereits erschienene Ausgaben (Migne: Patrologia Latina

an der Kirche" - XVIII „Mündigkeit". und Graeca, Mansi, Labbe, Surius etc.) werden stellen-

Besonders hingewiesen sei auf die Aufsätze XIX-XXII, angabenmäßig als Marginalien verzeichnet; ein erster
dje sich mit dem Frieden in der Welt beschäftigen. Für kritischer Apparat bietet in Petit-Kursiv zahlreiche Hinwiese
Ausführungen wird jeder Christ, der im gesellschaft- weise auf den Textbestand sowie Angaben auch zur ein-
lchen und politischen Leben tätig ist, besonders dankbar schlägigen Sekundärliteratur, ein zweiter gibt in approxi-
Sein- mativer Vollständigkeit Aufschluß über die Wortvarianten

Zum Aufsatz XX „Friede und Freiheit" wäre kritisch an- in den relativ wenigen Textvorlagen für das V. Ökume-

zumerken, daß zu wenig berücksichtigt wird, daß schon in nische Konzil.

den Schriften des NT die Tendenz zu erkennen ist, die In einer ausführlichen Praefatio (S. V-XXXVI) gibt
radikale Botschaft Jesu vom Unrecht der Sklaverei in die Straub einen ausgezeichneten Überblick über die handdogmatische
Formel umzubiegen, daß Christus gekommen schriftliche Überlieferung, besonders spezifiziert hinsichtlich
Sei< aus schlechten Sklaven gute Sklaven zu machen (Au- der Probleme um das (verlorene) griechische Authenticum
Sustin). Dann spricht der Vf. aber klar aus, daß christliche der Konzilsakten und die lateinische fast gleichzeitige
"eiheit „keine innere Freiheit trotz äußerer Sklaverei" Übersetzung, deren Textgestalt die Ausgabe folgt. Da zwei
U88) sei, sondern daß die Lebensnähe des Auferstandenen lateinische Versionen (longior und brevior versio) vor-
von jedem Christen fordert, seinen Beitrag zu leisten, daß handen sind, kompliziert sich die Edition ein weiteres
a''e Menschen in einer ihrer Gottebenbildlichkeit entspre- Mal. Welcher Lesart Straub aus sachlichen Gründen jeweils
Wenden gesellschaftlichen Ordnung leben können - gleich- den Vorzug gibt, ist genau notiert. Er verfährt abweichend
9ultig, w;e schwer dieser Auftrag auch ist. - im Gegensatz zu früheren Herausgebern - zugunsten
Zusammenfassend kann man feststellen, daß der Vf. der longior versio für die I., II. und VII. Konzilssitzung,
^ein im Vorwort gestecktes Ziel verwirklicht hat: „Alle Bei- „Die longior versio entspricht derjenigen Redaktion der
träge reflektieren auf die eine oder andere Weise spezifische Akten, die unmittelbar nach dem Abschluß des Konzils
^'tuationen und Zeiten, in denen sie verfaßt wurden: eine veranstaltet wurde. Sie ist durch die brevior versio ersetzt
Epoche doppelter Revolution technisch-wissenschaftlich einer- worden, nachdem Vigilius am 8. Dezember 553 den Ana-
f^lts und sozialistisch andererseits, wie sie sich in der thematismen des Konzils gegen die Drei Kapitel zuge-
°eutschen Demokratischen Republik ereignete und wie sie stimmt hatte ..." (S. VII).

einem bewußt verantwortlich in der Zeit, in der Die das Editionswerk vorbildlich aufschließende Prae-

Gesellschaft und in der Kirche lebenden Theologen gesehen fatio enthält außer der Textüberlicferungsgeschichte eine

"nd bedacht wurden." Als Ergebnis einer regen, geistigen Reihe von interessanten Angaben über die mit dem

Auseinandersetzung sind hier tatsächlich These und Gegen- v. ökumenischen Konzil zusammenhängenden Sachverhalte,

these zu wertvollen Aussagen herangereift. So wird kurz die Geschichte des Origenes und des Ori-

Greifswald Günther Kehnscherper genismus angesprochen, die Rolle des (trotz mehrfacher

kaiserlicher und konziliarer Aufforderung) fernbleibenden
Papstes Vigilius gekennzeichnet und schließlich das wesentliche
Phänomen „Justinian und das Konzil" behandelt. Der

Acta conciliorum oecumenicorum. Iussu atque mandato Kaiser - obwohl nicht persönlich anwesend - beherrschte

Societatis Scientiarum Argentoratensis edidit Ed. Schwartz. die Bischofsversammlung, und zwar nicht nur, weil er sie

Tomus IV: Concilium Universale Constantinopolitanum einberufen hatte, sondern weil er durch seine „Piissima

sub Justiniano Habitum. Vol. 1: Concilii actiones VIII forma" (S. 8,10), die gleich eingangs verlesen wurde und

appendiecs graecae - Indices, ed. J. Straub. Berlin: durch andere Initiativen die Verhandlungsgegenstände und

de Gruyter 1971. XXXVII, 286 S. 4°. Kart. DM 280,-. -ergebnissc wesentlich bestimmte bzw. beeinflußte.

Eduard Schwartz, der das Unternehmen der Acta con- Die Gesta Concilii sind in 8 actiones zusammengefaßt

eiliorum oecumenicorum begründet und größtenteils (seit (S. 3-231), die zwischen dem 5. Mai und dem 2. Juni 553

lg14) durchgeführt hat, wird in der Praefatio des anzu- erfolgten (s. zu den Datierungsvarianten die Ss. XXXIV f.).

Zeigenden Bandes (S. V u. ö.) die gebührende Anerkennung Theologisches Hauptthema war der dogmengeschichtlich

Zuteil. Ihn gleich eingangs zu nennen, dürfte ganz im bedeutsame Drei-Kapitel-Streit, d. h. die Auseinander-

Sinne des Herausgebers der jetzt vorliegenden Edition sein, Setzung (1.) um die „scriptis" Theodors von Mopsvestia,

lst doch Schwartz' Name mit dem Erscheinen der Bände I (2.) um den Ibas von Edessa zugeschriebenen Brief an den

(Ephesus, a. 431), II (Chalcedon, a. 451) ', III (Collectio Perser Mari und (3.) um die „conscriptis" des Theodoret

Sabbaitica contra Acephalos et Origenistas destinata. Insunt von Cyrus (S. 38,1-3). Ausführlich werden Partien aus

acta synodorum Constantinopolitanae et Hierosolymitae, dem in der Christologie - besonders in der Naturenlehre -

a- 536) und IV, 2 (Konstantinopel, a. 553) unlöslich ver- häretischen Schrifttum Theodors den Konzilsvätern zitiert,

bunden. Schwartz, der seine altphilologische Meisterschaft Gegen ihn werden zahlreiche Zeugnisse aus der anerkann-

der Herausgabe vieler wesentlicher Quellen zur Geschichte ten Tradition, in auffallender Häufigkeit aus Cyrill von

der Alten Kirche gewidmet hat, konnte selbst bis 1940 Alexandrien, geltend gemacht. Das Konzil endet mit einer

(Tom. III) die ACO betreuen. Die zwischen 1914 und 1940 einmütigen sententia synodica, die in 14 Canones kulmi-

erschienenen Bände sind in den Jahren 1959 bis 1965 niert (S. 215,8-220,14). Sie enthalten eine umfängliche

ausnahmslos nachgedruckt worden. Das ist ein Zeichen für spezifizierte Anathematisierung der drei Kapitel. Dieser

den hohen Rang der Ausgabe, die nach dem Plan des Konzilsabschied wird von den 166 anwesenden Vätern

Irütiators bis zum VIII. ökumenischen Konzil (a. 879/80) unterzeichnet.

' ;— _ , _ Eins der großen Probleme des Konzils stellte die

•»chEÄbÄÄ!Vp?»^ b-u*llch d" aco Abwesenheit des Papstes dar; dessen (Lehr-)Autorität