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Ausgabe:

1972

Spalte:

525-526

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Alte Kirche und Ostkirche 1972

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Seite 1

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525 Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 7 526

Dokumentation für die Erhellung der NS-Rcligionspolitik kirche vom Bilderstreit bis zum *^n%J**&^

des Jahres 1933 erbracht hat: es kann „schwerlieh von derts (S. 226-269) von A. Kallis We o^dnol

einer geschlossenen kirchenpolitischen Konzeption des sind von namhaften Autoren verfaß die ihren Dars el un

nationalsozialistischen Staates gesprochen» werden. Das an gen einen gut lesbaren und flussigen Stil gegeben, haben.

^ Macht gekommene NS-Rcgimc lieft keinen Zweifel Es werden dabei sowohl der neueste wissenschaftliche Stand

daran, daß man sich den „politischen Führungsanspruch als auch die wichtigsten Diskussionen vorgetragen So

a"ch von den Kirchen nicht streitig machen lassen" werde: haben z. B. die Gnos.s oder das frühe Monchtum eine an-

-aber es gab durchaus verschiedene Vorstellungen darüber. sprechende Entfaltung ihrer Hauptprobleme gefunden. De

»elcher Platz ... den Kirchen eingeräumt werden sollte". Darstellung der Ostkirche nimmt nur einen vierten Teil

Dabei wurde die „an sich naheliegende weltanschauliche des Ganzen ein. Die Folge sind natürlich Auswahl des

Konfrontation mit den beiden grofien Konfessionen .. . Stoffes nach dem Standpunkt des Vf s. vielleicht auch de

bewuftt vermieden". War auch der „Kampf um die - aus- Hrsg.. und Informationsenge. Einem Unternehmen, das s ch

•Chliefilkhe - Macht im neuen Staat ... nicht von den „Ökumenische Kirchcngeschichtc nennt wäre die Heraus-

spezifischen ideologischen Voraussetzungen des National- gäbe eines Einzclbandcs über die O^'^^^^^X

^.alismus zu lösen", so erfolgte ein Arrangement mit standen. So ist dieser Abschnitt wesentlich »111^

den Kirchen auf einer Ebene die dem NS-Staat eine orthodoxer Sicht geschrieben und eine *^ *****

gewisse Kontrollmöglichkeit über alles, was in den Kir- keit damit von vornherein gegeben. So braucht z^ B_ über

*en geschah', einräumte und die von den Kirchen ohne die, auch von katholischen Forschern «"^cncl

wesentliche Zugeständnisse betreten werden konnte: für matik der verschiedenen Mkhr«Ä

die kath. Kirche das Reichskonkordat, für die evang. Kirche weiden. Sie steht fest Aber es sollte bei < nci objek iven

-die Errichtung einer auch von breiten Kreisen des Pro- ökumenischen Sicht ebenso auch nicht ubersehen^«d«.

»estantismus gewünschten einheitlichen Reichskirche". Die daft der Phanar ,n türkischer Zeit unter dem LeirvOTwmnd

Erfolge des NS-Kirchcnpolitik hätten sich jedoch bereits des Phylcthismos die nationalen ">«archl™ ™ °',c^1 "nd

Ende 1933 als trügerisch erwiesen, da in puncto katho- auf dem Balkan mit oft bedenklichen Mitteln 9™««'

'iseher Organisationen infolge staatlicher Übergriffe keine hat und den Autokephalbcstrcbungcn einer Reihe von K>r-

Einigung erzielt wurde und sich bald schwerwiegende Kon- chen Widerstand entgegensetzte (vgl. S. 262 Diese Graz,

"ikte ergaben und andererseits die evangelische Kirche ,n sierungswelle hat im 17. Jh sogar m Ruftland zu einem

?»ei sich befehdende Lager zerfiel. (S. XXI f.) Man wird inncrkirchlichcn Schisma ^^^^^J^

freilich nicht übersehen dürfen, daft die weltanschaulichen jährigen Landessynode der ™

Distanzierungskräfte im Nationalsozialismus die im Verhält- Seiten des Patriarchats für n ch t g e.kla t wuidu Das

* «nn Katholizismus sich ergebenden Spannungen und das hätte z. B S. 261

'* Protestantischen Raum aufbrechende Chaos sich nur zu werden sollen. Auch das sc' P^ale tow» de

9em zunutze machten, um einen erst später stärker sieht- orthodoxen Kirche, der '^^J^^iZ

bar werdenden ideologischen Entflechtungsprozeft einzu- orthodoxen Monchtum usw. er chc.nJ"1» ^f^.^

[eiten. der auf eine Verdrängung des kirchlichen Einflusses in Wirklichkeit das Grundprinzip de, Autokephal tat auf

hinauslief. Durch die taktisch erforderliche „konfessionelle der gemeinsamen ^f^.«^ft^^n*°"f^

Neutralität" der NSDAP seit August 1933. die auch auf zugelassen hat. Der Vf. verfugt zweifellos über einen wis-

***** Strömungen rein völkischer Anhänger Rücksicht zu senschaftlich fundierten °£^ite» dill 0 «Uta

"ehmen hatte, kam bei zunächst noch bis Herbst 1934 Gründen konnte er sich nicht ^entfalten. Da gilt^auch

«dauernder, dann aus vorwiegend außenpolitischen Grün- für die Ansätze einer kritischen S cht. w e z,K imZusam

den abgeblasener massiver staatlicher Unterstützung des menhang mit denJ^^^^^J^Ä^

Reichskirchenprojekts eine Entwicklung in Gang, die den Wetarch^d^esSS^S^l^SS^IS! 263)

Kg" sich Pof naiv artikulierenden STÜÄ Ä^dse'S iSSA^

ÄS £. -d Fachwörter sowie eine Bibliographie beigegeben wor-

klrchlichen Einflusses, wenngleich es auch spater - etwa den. .......,

In Gestalt der Kirchenpolitik Kerrls - noch Konzeptionen Halle (Hauli-)

9ab, die auf konsequente, jedoch kirchlichen Widerspruch
Provozierende „Einordnung" der Kirche in das Gefüge des

NS-Staatcs ausacrichtet waren Ihre weitgehende Erfolg- ___.

'osigkeit ie^tfeAfauch aus den zunehmend erstarkenden Maczewski, Christoph: Die Zo.-Bewegung Griechenlands,
fistanzierungsbestrebungen von Christentum und Kirche Ein Beitrag zum Tradit.onsprob em der C^tk.rche Got-

'nnerhalb der NS-Partei tin9en: Vandcnhocck & Ruprecht [1970]. 160 S. gr. 8 =

t . . ' Kurt i|#jM Forschungen zur systematischen und ökumenischen Thco-

m* logic, hrsg. von E. Schlink, 21. Kart. DM 27,-.

Die von E. Schlink angeregte Untersuchung macht mit
einer der interessantesten und bedeutendsten reformistischen
Bewegungen der neuzeitlichen Orthodoxie überhaupt
bekannt, der nicht nur mit der kirchlichen Tradition, son-

Bcnoit, Andre Kallis Anastasios. Kötting, Bernhard, Lohse, dem auch mit der kirchlichen Hierarchie sich auseinandei-

Eduard, Schindler Alfred, u. Anton Vögtle: Alte Kirche setzenden Zoi-Bewcgung (greh. zoe. Leben). Angesichts der

"nd Ostkirche Mainz- Matthias-Grüncwald-Vcrlag; Mün- Bewegungen und Unruhen in den anderen Konfessionen ist

chcn- Kaiser 119701 XII 297 S 8° Ökumenische Kir- die Kenntnis dieser in ihren Wurzeln viel weiter zuruck-

ehcnqcschichtc hrsc, v R Kottjc u. B. Moeller, 1. Lw. liegenden Erneuerungsaktion nicht nur für den Konfessions-

DM 19 80 ' kundlcr von Wichtigkeit. Dabei zeigt der mit immanenter

n ' '......, , ... j r-Mchtc des Notwendigkeit ablaufende tragische Weg solcher Semi-

Das Buch zerfällt in y.er Abschnitte: I. ^«J'chtcdcs £ fo«mjstcn> daf ihr Festhalten an den überkommenen

Urchristentums (S. 3-69), von E. Lohse^ und A. Vogtle N StruktUren eine Illusion war. die sie ent-

* Geschichte der Alten Kirche bis Konstantin £ 73 126) Untergang oder aber mit ihrer bis zur
Seht kcn0,t und4 b- kott',n9' a"h£ ts^ 29-22?) von politischen Reaktion gehenden Rekonservativierung bezah-
b Kötting S tSO^J^ Ost- len mu6ten. Eine andere Traditionsi.lusion ist die eigen-

KlRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE