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Ausgabe:

1972

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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471 Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 6

werden, ihre Schüler das Antworten zu lehren und nicht das Diese Kritik von rechts, die den Schuster, der rcvolutionai
Fragen; 3. Daß gegen Frischs — ausdrücklich im Heft zi- zu werden droht, zu seinen Leisten zurückruft, ist uichl die
tierte — Überzeugung angearbeitet wird, wonach wir das unsere. In der Deutschen Zeitschrift für Philosophie zitier"
Eigentliche, das Unsagbare eben nicht aussagen, sondern nur Dieter Bergner einen französischen Journalisten. Ihm sc
mit Worten ,,um-stellen" können. Vorsicht scheint mir ge- den USA am nachhaltigsten aufgefallen „die Tatsache, daß
boten bei der Eroberung des von Frisch nur umstellten Raums ein Mann in Amerika sieh erlauben kann, absolut alles ZU i;l
mit den Waffen säuberlicher Frage- und Antwortoperatio- gen, gleichgültig wie trivial, absurd, obszön oder gar verratenen
. Diese Arbeitshilfe, meine ich, sollte nur der benutzen, risch es sein mag, wenn er das Gespräch oder die Rede oM
der seine Schüler gut kennt, der Max Frisch gut kennt und mit den Worten beginnt und beendet: ,Ich hasse den Kotn-
der Möglichkeiten sieht, wie die Schüler in der Beschäftigung munismus.'" Damit ist auch Sh. getroffen. Er grenzt sich
mit diesen Texten nicht Frisch kennenlernen, sondern sich dem Marxismus gegenüber ab. Theoretisch: „Für miehhat-
selber. te... der Marxismus seine Grenzen" (S. 11). Praktisch: ,,D»*
Jena Klaus-Peter Hertzsch scr Weg (sc: der Christlichen Demokraten für eine chilem

sehe Gesellschaft, wie ihn Präsident Frei in vielen Büchern
und Artikeln während dreier Jahrzehnte beschrieben hat]
ist Chile angepaßter als der des Marxismus..." (S. 41). Nac 1

Dreher, Bruno: Exegese und Verkündigung (Cöncüium 7, sh ht es dabei darum / nicllt (lie Revolution

1971 S 703_708^ • • i u'

* '* . . __ . , _ . christianisieren, sondern sie durch intensive Mitarbeit KU "

Halle« Garth L : I raining in PracUcal Wisdom: the Deci- manjsieren" (S. 49). Für ihn ist die „Neuc Christliche Linke' ,

sion bennnar (Gregonanuni 1971 S. 7o7—öUö). , • , , , . »»„rvis-

... . _ T j, -, T r, „, ., ' der er sich verbunden weiß, die „Alternative zum JYiai*'

Meinmetz, b. J.: budbrack, J., u. r. Wulf: Verantworteter „

Glaube. Meditationen zum christlichen Bekenntnis. Würz- mus ^ JJ^

bürg: Echter Verlag, u. Stuttgart: Kath. Bibelwerk [1971], viele richtige Einzelbeobachtungen beschreiben Verhält-

126 S. 8° = Geist und Leben. Studien zur Verwirklichung ni die m wertKch-kapitalistischen Ländern und in Oliga»"
der christlichen Botschaft, hrsg, v. (). Knoch u. r. Wulf, ■ • • > ,. r> i n

a v * tm* Ii on chien unterentwickelter Staaten zur Revolution zwingi

1. Kart. DM 11,80. „ , ., , , ., ...,„, ... , . , , Aes

Doch Sh. bleibt bei Halbherzigkelten, beim Postulat <ie

„Dritten Weges" — oft gerühmt und viel gepriesen, nur nOC 1
nie beschritten, weil er offenbar nicht existiert. Vor den R**

MISSIONSWISSENSCHAFT, ÖKUMENE ^sJa^

nicht, er mag es aber auch nicht. Sein Dilemma liegt zwischen

Shaull, Richard: Befreiung durch Veränderung. Herausforde- dem Unbehagen, ja dem Abscheu über Erscheinungsform'"

rungen an Kirche, Theologie und Gesellschaft. München: der kapitalistischen Gesellschaft, in der er lebt, und der.»rst

Kaiser, u. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1970]. vor einer Gesellschaft nachmarxistischer Revolution. So 1111!

249 S. 8° = Gesellschaft u. Theologie. Abt. Systematische er die Flucht in eine Liturgie vormarxistischer Revolution

Beiträge, hrsg. v. H. Baier, C. v. Beyme, E. Feil, I. Fet- an. Er sucht nach theologischen Legitimationen für „sein«

scher, J. B. Metz, J. Moltmann, W. Oelmüller, K. Scholder, Revolution, deren Ziel ist: Freiheit.

. Schwan, R. Weih, 3. Karl. DM 16,50. . . . v0„

Den Weg dahin muß er sich selbst bahnen, da er sich '

Shaull - in der Ökumene durch seinen progressiven Bei- den Systematikern „im Stich gelassen" (S. 16) sieht. 1 :

trag bei der Konferenz Kirche und Gesellschaft in Genf 1966 pflastert ihn mit biblischen Motiven: Tod und AuferstehuBgi

bekannt geworden - legt eine Reihe von vierzehn Aufsätzen Ausreißen, Zerbrechen, Verstören und Verderben, um baue»

vor, die zwischen 1966 und 1970 geschrieben wurden (teil- und pflanzen zu können (Jer 1,10). Diese „Paradigmen '

weise bereits deutsch vorher erschienen), darunter die beiden d;ese biblischen „Bilder" rechtfertigen den „radikale"

Arbeiten zur und auf der Genfer Konferenz: Revolution in Bruch"; er nimmt es in Kauf, ja er beansprucht es sogar u"'

theologischer Perspektive. Die revolutionäre Herausforderung rechnet es sich zur Ehre an, Häretiker zu sein. Eschatolop*

an Kirche und Theologie. und Apokalyptik faszinieren ihn als Wege aus der »SaCJj

Die Aufsätze sind - mehr zufällig - in drei Teilen unter- gasse", für die man „den Preis zahlen" müsse - alles Shaull"

gebracht (I.) Situationsanalyse, (IL) Revolution in theolo- sche Motive. Grundtatsachen biblischer und evangelische1,

gischer Perspektive, (HL) Aufgaben für Kirche und Theolo- Verkündigung und Hoffnung werden so rasch und leichtl»'1"

gie. Zufällig, denn Analyse enthalten alle Beiträge, und die tig zu gesellschaftspolitischen Modellen umfunktioniert. Sj«

Nominierung sich ergebender Aufgaben ebenfalls. Eine werden zu rem revolutionären Prinzipien. Ob die Aufsätze J°

Sammlung wie die vorliegende mutet dem Leser häufige den USA (und in der BRD) Furore machen ? Ihr ÜberschW«*!

Wiederholungen zu, da sie einen begrenzten Themenkreis ent- jsl leicht durchschaubar; an realer Substanz ist nicht vM

liäll und Aufsätze, die in einem verhältnismäßig kurzen Zeit- daran. Nicht einmal Kirchenführer mögen dabei schaudern "

abschnitt entstanden sind. Bei einigen ist gar die Form des s;e s;nd heute Kummer in ganz anderen Ausmaßen gewöhn*"

Vortrages beibehalten; das läßt zwar die kämpferische Aus- Denkanstöße für Theologie und Kirche in den sozialistische»

einandersetzung der Situation spüren, in die sie hineinge- Staaten gehen von diesem Material nicht aus. Zu sehr ist d*

sprechen sind, bleibt aber dem Leser die gebührende Objek- intellektuelle theologisch-theoretische Kompensation für etf>

tivität schuldig. nur scheinbar ersehnte Revolution sichtbar.

Ein USA-Pastor aus Minnesota, Dr. Michael Rogness(vor- . . „, . ., , ..us

• u , ■ tj , p____ nm t.1- ;;i___ Doch ein Aufsatz macht eine Ausnahme. Sh. scnreim •

übergehend Porschungsprolessor am Institut lur okume- . , ,„ • r ttäiV

. i ti i i s i -u» ci d__f eigener fast ibiähriger lätigkeit als Missionar in i"'u>

nische Forschung in Strasbourg) schreibt, Sh. sei „Professor & . j e .,,„.,- l he'

k, n • t i , i i i „„__t„i,»i,„. ™ amenka kenntnisreich, aufschlußreich, interessant uiw

für Ökumene. Das ist ein Lehrstuhl, von dessen Inhaber man ' . ' . .. u,,;, |it

... , n ■ , ■ ■ tj .j_ 4. • j- achtheh über „Neue Zielsetzungen in der Mission . Viel i'

erwarten wurde, daß er sich solchen hragen widmet wie: die ™ ~~* " ,,7, , . . „, .. ,,. )r

,. . . , B i . ,■ jr- , i, . f., . , wäre es doch besser, er bliebe bei seinem Ihema, weil ua»

historischen Faktoren, die zu Kirchenspaltungen geluhrt ha- . . ' ' ' , . , ,. _ ' , ,-in«

u j- u- u. j -l „ • u u____a-„ wr___i lettieren in Sachen Revolution auf die Dauer ihn und »'

ben, die deschichte der ökumenischen Bewegung, die Wand- „ ... . ..ine»1

i jt>j j > „ »• i. tt * .. u:„j„ ,.„.„ Hörer und Leser unbelricdigt lassen muß. Hier — in sei«

lung in der Bedeutung der dogmatischen Unterschiede usw. , . . . , , , aach*

Prof. Shaull wurde hingegen bekannt durch seine Vorlesun- Miss.onsbeitrag - nimmt er vieles zurück und stellt es »

gen und Veröffentlichungen auf dem sozialen Gebiet der hch rlcl!US (»I'erd.ngs durchaus nicht expressis verbis,

r/^i-, ■ , , , , . 'i n ..i i- r> u ihm an Uberschwang und Schwärmerei ansonsten unten"

Ethik, insbesondere durch seine Äußerungen über die Holle * " " "„ b

der Kirche in revolutionären Situationen" (Evangelium und ( —Mo).

Einheit, Göttingen 1971, S. 200 Anm. 33). Berlin Gerhard Dassarak