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1972

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Lileraturzeitüng 97. Jahrgang 1972 Nr. 6

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gen Aussagen des Jahres 1933 vom Bielefelder Bekenntnis letzterem meine ich manche überklerikalen Anschauungen

bis zum Betheler Bekenntnis als ein Wort „zur Stunde" und auf der Seite der Jungreformatoren, denen ich mich rleshal

als ein Wort besonderer Relevanz. Erst die Worte von Januar bis heute nicht anschließen konnte; nun, mein Name würde

und von Mai 1934, die als Aussagen freier Synoden zu hören ja auch mehr kompromittieren als helfen."

waren, kommen Antworten gleich, die mehr waren als nur Ja der Arierparagraph! Es ist, sicher, daß sich die Dinge

Forderungen nach Freiheit in einem autoritären Staat und seit den ersten braunen Synoden hier entschieden. Hier fielen

fromme Betrachtungen in einer unheimlichen Situation. letzte Entscheidungen. Daß die Abwehr nicht bei allen Ini-

Man wird kaum behaupten wollen, daß Bodelschwingh die tiatoren und Mitgliedern der Jungreformatorischen Bewe-
Hauptperson im kirchlichen Ringen des Jahres 1933 gewesen g«ng ausgeübt und ausgehalten wurde, liegt am Tage. Es is
sei. Es ist gut, daß der Vf. das Vorhandensein eines Manu- auch sicher, daß nach der Gründung des Pfarrernotbundes
skriptes in Bethel festgestellt und verwendet hat, in dem Bo- viele „Jungreformatoren" diesem nicht beitraten, weil der
delschwingh auf fünfzehn Seiten „Dreißig Tage an einer Weg- vierte Satz der Verpflichtserklärung lautete: „In solcher Verwende
deutscher Kirchengeschichte" geschildert hat. Man pflichtung bezeuge ich, daß eine Verletzung des Bekenn»! •
kann nur hoffen, daß diese kleine Arbeit einmal veröffent- Standes mit der Anwendung des Arierparagraphen im Hau
licht wird. ,ler Kirche Christi geschaffen ist." Zweierlei kann festgesteu

Allerdings ist Bodelschwingh nie Mitglied der Jungrefor- werden- L "Der Pfarrernotbund war mit der JB nicht iden-

matorischen Bewegung gewesen. Es schwebte ihm immer vor, tisch' er ist ied°ch aus ihr hervorgegangen (so der VU

er müßte für die ganze evangelische Kirche bereitstehen. Und Selte 17i)" 2" D,urch dle Notbundverpfhchtung im ganzen

so trat er nicht zu den Männern, die 1933 eine „Front" bilden "nd besonders durch ihren vierten Satz hat die ^cM,c

wollten, obgleich er oft befragt, um Rat angegangen, um Mit- „Opposition , die bald darauf den Anspruch machte, <

arbeit gebeten wurde. Er konnte ebensowenig mitmachen „rechtmäßige Kirche in Deutschland darzustellen, einen

wie dann später bei der Führung des Pfarrernotbundes oder heblichen Schritt vorwärts getan und damit, wenn auch •

bei der der evangelischen Kirche aufoktroyierten Einrich- kleine Minorität, die Kirche und ihre Glaubwürdigkeil g

lung der Kirchenausschüsse und deren Bekämpfung. rettet.

r» n j i i • i i i ii- i- i ii Dem Verfasser dieser Monographie ist Dank zu sagei .

Da Bodelschwingh gerade unter den Mitgliedern der Juna;- .. , .. . , .. , " , „ ., ,. „»»Vite

, . , S. o tt" na .-■ » Man mochte ihm wohl wünschen, daß es ihm gelingen mocn"=

reformatorischen Bewegung großen Einfluß ausübte, wäre ,. ... . „ n -n , i„ und

... , „ -,. r» . !• die offiziellen Quellen zu seinem Thema zu sammeln um

es nicht abwegig oder unnutz gewesen, in diesem buch die . . . „.„ , ^ i ■ i .. tit-

t> .. i- , i • ..i i „ , ., , herauszubringen. Mit Hilfe der Sammlungen einzelner w

J ersonlichkeit dieses uberragenden Mannes zu schildern und ,. , » TS „Dj. j • i

, , , . . -, ... glieder der J n mußte das zu erreichen sein,
herauszubekommen, wie er seiner Gegenwart gegenubertrat

und wie er auf Freund und Feind wirkte und wirken mußte. Bielefeld Wilhelm Niemäller

Zumeist sieht man in ihm den großen Charismatiker, und ein _

solcher ist er zweifellos gewesen.

Bodelschwingh hatte nicht nur Anhänger und Bewunderer, Baunl; w . Emil Michael (1852-1917) Persönlichkeit, Lebe»

sondern auch Feinde. Daß die Nationalsozialisten ihm nicht un(j Werk (ZKTh 93, 1971 S. 182—199).

hold waren, ergibt sich aus der frühen Korrespondenz. Im Ceyssens, L.: La relation de Francois Albizzi sur la condarn-

Betheler Archiv werden sich gewiß Briefe des NS-Reichs- nation des cinq propositions de Jansenius. Annexe: M«

tagsabgeordneten Homann befinden, die zumindest seit dem morial d'Albizzi adresse au pape Innocent X le 19 mal lhö

22. Februar 1932 Bodelschwingh bedrängen, zumal wegen (Augusliniana 21, 1971 S. 702-724).

der Haltung des Wochenblattes „Aufwärts" und wegen der Greschat, Martin: Valentin Ernst Löscher als Verteidiger «

., w ... . . „ „ iT,,., lutherischen Schulphilosophie (NZSlhli, 1970 n. l'J

Haltung von „pazifistischen Uozenten an der 1 heologischen ,™ r 1

Schule in Bethel. In seinem eigenen Bereich, in der Anstalt Hamel, Edouard: Retours ä l'Evangile et theologie morale,

Bethel, erwuchsen ihm allerlei Sorgen und Ärgernisse, be- en France et en Italic, aux XVIIe et XVIIIe siecles (Gre-

sonders durch einen Chefarzt, der Kreisleiter der NSDAP gorianum 52, 1971 S. 639—688).

wurde. Er ging seinen Weg, seinen eigenen Weg und betonte Kantzenbach, F. W.: Politischer Protestantismus. Zur u_e

die Verantwortung für die Sache schon am Tage nach der schichte seiner Theoriebildung (ZEE 16, 1972 S. 15 ,jj

Kirchenwahl, indem er sofort eine Anzahl von Amtsbrüdern Kn°PP> Gisbert: Kirchliche Personalpolitik im Düsseldoii

., _ ,i , t i ■ . • , j -,. j Regierungspräsidium vom Ausgang des Kulturkamptes *»

aus dem Ravensberger Land zu sich einlud, um mit denen ^ Eq(* ^ Monarchie (Annai des Historischen Ver-

die neue Lage zu beraten. eins für den Niederrhein 173, 1971 S. 157-181).

Ganz wichtig ist an Neumanns Arbeit, daß er in einem be- Laje, E. J.: La iglesia y el proceso latino-americano de hbe'

sonderen Exkurs über die Jungreformatorische Bewegung raeiön (Stromata 27, 1971 S. 163—187).

und den Arierparagraphen berichtet hat. Hier ist es nun Le Brun, Jacques: Politik und Spiritualität. Die Herz-Je^

schade, daß an dieser Stelle nicht die theologische Arbeit des Verehrung in der neueren Zeit (Concilium 7, 1971 S. 61/-

besonders betroffenen und bedeutenden Bochumer Pfarrers t''.-i n r >n j- • • i mo-

Ti tj 171 i i ■ , • ii - i van Luiik, Benigno: L (Jrdine agostiniano e la rilorma

Dr. Hans Ehrenberg herangezogen wurde, den man vielleicht (Augusbtinialm 2i, 1971 S. 637-701).

nur wegen der räumlichen Entfernung zwischen Bochumund Meier> Jollannes: Studien zur nachtridentinischen Frömn"?'

Berlin nicht recht und nicht rechtzeitig hörte. Es würde sich keitsgeschichte (ThGl 61, 1971 S. 444—454).

wohl lohnen, die Aussagen zur Sache bei dem „arischen" Neuner, Peter: Friedrich von Hügels Bild von der

Kirche-
Dietrich Bonhoeffer und dem „nichtarischen" Hans Ehren- Kirchenvorstellung im Modernismus und moderne rUr
berg zu vergleichen. chenreform (StZ 97, Bd. 189, 1972 S. 25-42). . f
Gewiß: auch Ehrenberg hat der Jungreformatorischen Be- Plongeron Bernard: Archetypus; und Repristination e^e
. ... x , .x ., . • Christenheit: „1770 und „1830 (Concilium 7, W1
wegung nicht angehört. Aber er stand mit ihr in unablässiger 496—504)

Fühlung, korrespondierte mit den maßgeblichen Männern, Scbeffezyk,'Leo: Die dogmatische Konstitution „Über den

entwarf ein theologisches Gutachten nach dem anderen, wi- katholischen Glauben" des Vatikanum I und ihre ßod^[

dersprach, mahnte, bat, beschwor und wies immer auf die tung für die Entwicklung der Theologie (MThZ 22, 1"'

Macht des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs hin. Am S. 76—94).

7. Juli 1933 schrieb er an Bodelschwingh: „Ich darf Ihnen Wagner, H.: Für ein „inwendiges Reich Gottes" - Die The

sagen, daß mein volles Verhältnis zu Ihrem Auftrag als unser loS« des Ketisten Gottfried Arnold (UNA SANC 1A '

geistlicher Führer erst seit dem Tage besteht, da Sie den „ , ,' ... . , n ■ , r>;0ticuius

, P „ . , _ Wagner, Harald: Die ökumenische Bedeutung des l'ieUM"

Menschenauftrag, so wertvoll derselbe von uns auch bewertet (ThGl 61 1971 S 231—242)

werden muß,... zurückgaben. Unter denen, die hinter Ihnen Zumkeller, Adolar: Neuentdeckte Predigtskizzen Gregor Men-

standen, war zuviel Bureaukratie und zuviel Hochmut; mit dels (Augusliniana 21, 1971 S. 338—350).