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Ausgabe:

1972

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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S49 Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 6 450

Wachstums verwendet. Gipfelpunkt dieser Entwicklung ist lieh Legitimen - suchte, wirksam geblieben wie man vor

Christus, auf den bereits die historischen, prophetischen und allem bei Joseph Rat/.inger lernen kann Mereker weift aber

Weiheitsbücher des AT hindeuten. Diese innere Symmetrie richtig darauf hin, daß im Gegensatz zu Joachim - und auch

'1" Bibel und ihre I Unordnung auf Christus als ihre Mitte ist etwa zu Teilhard de Chardin in unserem Jahrb. - die He.ls-

'«ilich ohne Glaubensvorgabe und ohne Anwendung der geschichte bei Bonaventura keinen offenen Horizont besitzt

-geistlichen'- Schriftsinne - oder besser: des seinerseits die und der Mensch sich nicht auf das noch Ausstehende aus-

Trinität spiegelnden einen dreifachen geistigen Sinns -nicht richtet, weil der Sinn der Geschichte in Christus als ihrer um-

«iehtbar; vielmehr erscheint sie ohne diese zunächst wie ein greifenden Mitte stets, wenn auch in unterschiedlicher IJeut-

»■wegsames Dickicht. Sowenig die in Natur und Geschichte lichkeit, präsent ist. Auf diese Weise wird die häretische Lo-

Gott gelegte Ordnung an ihrer „Oberfläche" in Erschei- sung vermieden, Christus zu einem bloßen Durchgangspunkt

n»ng tritt, sowenig tut es die Ordnung der Bibel. Daher ist der Heilsgeschichte zu machen, doch besteht zugleich die

die Erleuchtung durch das ewige Licht des über vitac-weit Gefahr des Verlustes der hcilsgeschichtl.chen Dynamik,

davon entfernt, die anderen beiden Bücher additiv zu ergän- Mereker stellt fest, daß eine Reihe von fragen, die der .eu-

*«> - unabdingbarer Ermöglichungsgrund des Eindringens tige Mensch im Blick auf die Geschichte stellt, m dieser Hieo-

"> das Buch der Schrift wie «las der Natur, und deshalb spie- logie nicht vorkommen, ist aber zugleich der wohl richtigen

le« die geistlichen Schriftsinne einschließlieh des die Kon- Auffassung, daß die Geschichte nach Christus bei Verzieht

k°'danz der beiden Testamente erweisenden typologischen auf Überbietung des Chr.slus-Ere.gn.sses in der Zukunft

$«mes bei Bonaventura eine, viel größere Rolle als bei Tho- nicht vergleichgültigt zu werden braucht, sondern daß sie,

der sie mehr an den Rand drängt, ja - nach Merekers recht verstanden, dessen geschichtliche ExphkaUon, -he che

Auffilssun _ aberhaupt nur aua Pietät gegenüber derkirch- unauslotbare Eülle der Inkarnation und der in ihr bescMoS-

Sehen Tradition beibehalt. Für den Seraphischen Lehrer da- senen Implikationen in immer neuen Perspektiven abbildet ,

»gen sind sie allein Schriftsinne im eigentlichen Verständnis, darstellt. Wahrscheinlich liegt hier die Losung für die gerade

»•hrend der Literalsinn nur das - freilich als solches nicht auch in der Gegenwart im Raum der Kirche aufs neue so

«0 umgehende - Tor zu ihnen darstellt. Der nur durch Alle- heftig entbrannten Kämpfe zwischen den Bewahrern des

zu erschließende Tiefengehalt der biblischen Texte Status quo und den „Theologen der Hoffnung . Indes

''ängt zutiefst mit der HeUspfidagogik zusammen, erschließt macht Mereker deutlich, daß eine historische Untersuchung

sic>> deshalb aber auch nur dem glaubend Demütigen. Die selbst die Losung nicht bieten kann und die Gesch.rhtsfor-

*»pe.s»ung der Schrift an die sieh nur allmählich entwickeln- schung auch nicht aus Gründen der Selbsterhaltung diesen

*» Verständigungsmöglichkeiten des Menschen und ihre Anschein erwecken sollte. Dagegen können wir durch d.e Be-

»iedrigkeit im Vergleich mit der spekulativen Philosophie schäftigung mit der Geschichte die eigenen Voraussetzungen

?W»pricht Gottes Herablassung zur Welt des Gescböpflichen schärfer erfassen, wodurch der Weg zu einer bewußt verant-

!n der Inkarnation, der Armut und dem Kreuz Christi, ja sie werteten Entscheidung geebnet wird. In diesem Sinne st

« der konkrete Ausdruck dafür, daß Christus, dessen We- Merekers Arbeit ein sehr aktueller Beitrag zum Ringen der

«ensmerkmal die Armut um der Menschen willen ist, Sinn- gegenwärtigen Theologie um ihr rechtes Selbstyerstandnis

mi«e der Bibel ist - ein urfranziskanisches Motiv. damit sie ihrerseits im gehorsamen Nachdenken des von Gott

. . .' ' .__. Offenbar

Auf diese gnadenhafte Selbsterschließung Gottes in Um-

,tus kann man nur mit demütiger Hinnahme im Glauben Rostock

antworten. Das Gegenteil dieser glaubenden Haltung sind - __-

m'teinander verflochten — curiositas und superbia, der Wis-

^nstrieb ohne Maß und der Hochmut, der sich nicht be- ßakker, Ton: Relatie als kommunikatic. Kritische bescho-

Scl'enken lassen will. Es ist die Haltung des Philosophen, der wing'van de tomistische relatieleer (Bijdragen 29, 1968

a"s eigener Kraft zur Erkenntnis gelangen will und nicht ver- s. 259-287).

'»eht, daß dieser Trieb sowohl durch den Sündenfall als auch Bamberg, Corona: Was Menschsein kostet. Aus der hrfah-

*»eh Christus ad absurdum geführt wurde, sofern er näm- rung des frühchristlichen "«"^^.^"^.J^/

Jeh selbst Ausdruck der Erbsünde ist und in der Unruhe des Wiirzburg: ^erjeriag, .Stuttgart. J^BJ^

Jagens zu einer Zeit verharrt, da die Antwort in Christus ^^chung der christlichen Botschaft, hrsg. v. 0. Knoch

"ereits definitiv vorliegt. Andererseits wird die Philosophie, ^ p Wulf, 3. DM 13,80.

*° gewiß sie unter dein eben genannten Aspekt als Todfein- Capps, Walter H.: Motif-Research in Ircnaeus, Thomas

diu Jer Theologie erscheint, doch nicht eigentlich abgetan, Aqu'inas, and Luther (StTh 25, 1971 S. 133-159).

da ihre Fragestellung die gleiche wie die der Theologie ist. Flood, David E.: Petrus Johannis Olivi (Wissenschaft und

y'elmehr wird sie mittels der Theologie zu sich selbst ge- Weisheit 34, 1971 S. 130-141).

hfa*k« ■ , L Ii m 1.1t utirl -imn dnr flaviiran J.-J.: 1 he Auguslinian l'rovince Ol Anstro-Moravia

'•'tut, indem sie m (.laubenswissen verwandelt und von der uavij,an, j. « v. „

JWlogie überformt, assimiliert und aufgesogen wird. Die Valen^Zu^^^

.^dosophie ist also jedenfalls nicht in dem Sinne Magd der ^ fc (Fg 53^97! s. 3i7_327).

"eologie, daß sie ihr Stützungs- und Klarungsdienste lei- Lescün, Eliseo Garcia: El conoeimiento natural de üios en

*tele, denn die Theologie bedarf nicht der Philosophie, son- e] si„lo XIy En torno a Gregorio de Rimini (Augustiniana

dem die Philosophie der Theologie. Das Denken ist sinnvoll 21, 1971 S. 407-504).

'ertlich nur als Werkzeug zum Heil, und insofern bedürfen jjück) Dieter: Miszelien zur Geschichte Annos II. von Köln

iueh alle anderen Wissenschaften der Sinngebung durch die und ihre Quellen (Annale., des Historischen Vereins für den

T -logie freilich nicht indem diese in sachfremde Bereiche ^M^aV^mi ^VvSl* und die Bischöfe: Zen-

^'lkurhch hineinredet, sondern indem sie die verborgene TggS^v&cto? (Concilium 8, 1972 S. 28-34).

^rundausrichtung aller Wissenschaften auf Gott als ihren Mu]cuny Daniel G.: The Hands of Augustine but the Voice

e,gcntlichen Ursprung aufdeckt und diese sich so besser ver- o{ 'M/r'siiius (Augustiniana 21, 1971 S. 457-460).

''ehen lehrt, als sie es im Bereich der durch die Ursünde ver- Schalück, Hermann: Der Wissenschaftscharakter der Theo-

dunkelten menschlichen Erkenntniskraft bisher tun konnten. lo„ie „ach Johannes Doos Scotus (Wissenschaft undWeis-

n . ..,„•! „, heit 34, 1971 S. 141-153).

Bonaventura unterscheidet sich nicht nur betrachtlicli von Werbeck, Wilfried: Voraussetzungen und Wesen der scrupo-

. h°mas, sondern auch von Joachim von Fiore. Zwar sind losilas'im Spätmittelalter (ZThK 327-350).

j°achimische Tendenzen bei ihm als franziskanischem Theo- /umkeller, Adolar: Der Wiener Theologieprofessor Johannes

logen, der auch als General seines Ordens einen Ausgleich von Retz (, nach 1404) und seine Lehre von Urständ, Erb-

den Franziskanerspiritualen - freilich zugunsten einer sünde, Gnade und Verdienst (Augustiniana 21, 1971 S.

lntegrierung ihres Denkgebäudes in den Bereich des kirch- 505-540).

Offenbarten Leben und Welt erhellen kann.

Ort Wondelborn