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Ausgabe:

1972

Spalte:

447-450

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Mercker, Hans

Titel/Untertitel:

Schriftauslegung als Weltauslegung 1972

Rezensent:

Wendelborn, Gert

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447 Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 6 448

Fee, G. ü.: The Text of John in Origen and Cyril of Alexan- liehen gegenüher darstellt. Diese Ordnung nimmt man W

dria (Bibl 52, 1971 S. 357-394). Hch nur wahr, wenn man die Zeichenfunktion der Schöp-

Fernandez, Jesus: San Agustin y la espiritualidad sacerdotal fang - man beachte die Analogie zum augustinischen Sakra-

(Revista agustiniana de espiritualidad 12. 1971 S. 97-139). mentsverständnis! - erkennt und die Geschichte nicht in ein

Hauschild, W.-D : Christentum und Eigentum Zum Pro- Konglomerat zusammenhangloser Fakten auflöst. Die Har-

blem eines altkirchlichen „Sozialismus" (ZEE 10, 1972 < i ... •• • ,„ ,. , , ■ „i, ,i„n Sün-

S 3/,_/,9) monie der kreaturhehen Welt konnte auch durch den »juh

v " i i i r.• » , ■• • denfal] nicht gestört werden, und in diesem Zusammenhang

Knrawidopulos, Johannes: Ein Agraphon in einem liturgi- , „ „ , «.„„c.rc-

schen Text der griechischen Kirche (ZNW 62, 1971 S. ScI,nSl 65 Mer<,ker' Ratzingers Darstellung des egressus r

299—300). gressus-Schemas hei Bonaventura zu präzisieren. IM

van der Löf, L. J.: Regula apostolica in the „Liber de unico gressio meint danach bei ihm nicht primär die Rückkehr der

baptismo" (Augustiniana 21, 1971 S. 448—456). gefallenen, aber durch Christus erlösten Schöpfung zu Got

Metz, Ren6, et Jean Schlick: Orientations du Cerdic du als ihrem Ursprung, sondern ein bereits in der Schöpfung»-

Decret de Gratien A l'ordinateur. Strasbourg: Universite Ordnung angelegtes Korrespondcnzverhältnis alles Kreatur

de Strasbourg II 1970. 16 S. = Bulletin du Cerdic, 1. liehen zu Gott. Der Sündenfall hat aber die Erkennt niskr.if'

Padberg. Rudolf: Das Amtsverständnis der Ignatiusbriefe des Menschen verdunkelt, so daß er, der als Spiegel des Um-

(ca 110 n. Chr.) (ThGl 62, 1972 S. 47-54). versums und als Bindeglied zwischen (lott und der Welt des

M71 Sa599-666^ Kpifimi° divorzista ? (S«Wa»WB 33, Geschaffenen dienen sollte, nunmehr einem erblindeten

v ■ ' r .', 'V r . ■< • - i-.- •.• Spiegel gleicht. Der Sinn des Erlösungshnndelns Gottes he

Verheilen, L. M. J.: t.ontribution a une edition critique r, ° , , . . . . °, . , Ctjtnd

amclioree des Confessions de sainl Augustin (Augustiniana sl(,hl deshalb darin, den Menschen aufs neue in den

21, 1971 S. 405—416). zu versetzen, die Harmonie und Schönheit der von liOW

— Elements d'un Commentaire de la Regle de Saint Augustin von Anfang an fertigem Plan durchwalleten Welt bewfl

(Augustiniana 21, 1971 S. 357—404). dernd zu schauen. Die Erlösungsordnung ist mithin Wiederherstellung
der Schöpfungsordnung, und die Erlösung |St
sinnenfälliger Ausdruck der Kontinuität des göttlichen "°
lens gegenüber der Welt, dessen Realisierung durch keu""

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER feindliche Gegenwirkung verbinden werden kann.

Diese restauratio aber geschieht mittels der Schrift. Da der

Mercker, Hans: Schrirtauslegung als Weltauslegung. Unter- Mensch im über creaturae nicht mehr zu lesen verstand, 1*"

sucliungen zur Stellung der Schrift in der Theologie Bona- durfte er jetzt des liber scripturae. Diese beiden Bücher sin«

venturas. München-Paderborn-Wien: Schöningh 1971. in strengem Sinne aufeinander bezogen, da ja die Bibel die

XXII, 225 S. gr. 8° = Münchc ner Universitäts-Schriften, geschaffene Welt aufs neue zum Sprechen bringen will- ^,l>

Kath.-Theol. Fakultät. Veröffentl. d. Grabmann-Institu- aßer schließt ein, daß die Bibel nichl eigentlich dem Zw««»

tes zur Erforschung der mittelalterlichen Theologie u. dient, unser natürliches Wissen von der Welt durch ein ab**"

Philosophie, hrsg. v. M. Schmaus, W. Dettloff, R. Heinz- natürliches Wissen von den grundlegenden Glaubensartikel"

mann, N.F. 15. Kart. DM 28,—. zlI ergSnzen, sondern daß sie entsprechend ihrem Charakter

Die vorliegende Münchener katholische Dissertation stellt al* s,ienlia I)racli<-" heusgeschichtlich verstanden werde«

sich die Aufgabe, von einer streng begrenzten Problemstel- wil1' Die Schrift liißt niiml,ch <lic He.lsgesch.chte glc.chf"'

lung aus das Spezifik,!... der Theologie Bonaventuras heraus- als e,n vo" c"'em - "'l,M' 1"'SS,M': dem «"umfassenden - £

zuarbeiten. Unbeschadet der Möglichkeit, ja Notwendigkeit, hc.hen Plan »ehemchtes Konünuum verstehen, das sein

die hier eruierte Sinnmitte des Theologisierens des Seraphi- se,ts voIlcr !,Iarm°n,,°: wcl1 an^füllt geheimnisvollen »

,,, rn i j c .11 i Ziehungen, Ähnlichkeiten und Entsprechungen ist. Auen"

sehen Lehrers aul Grund anderer l'ragestellungen zu kontra- . , , . ,, •■ ■•• ,. • r~ „inen

,.. •__| _ , . ... .... , „ ,. Geschichte — und nur als I leilsgescluchte ist il.ese ja lur eii"

punktieren, wird man doch urteilen dürfen, daß dieser Ver- ....., _ , , ° . , ,-„»t«>s:

, . . , ... ,._ ... « ■ mitte a ter it hen Denker relevant — ist. also Abbild tiOi"5

such durchaus gelungen ist und die rrucht harkeit der ange- . ., _ . , ..her

,. . a » j- ii auch sie trägt, die Spurender I nnität an sich. Vor allem ."

wandten Methode eindrucksvoll demonstriert. Aul die Un- , ° ... . . . , ■ • , , >i «r-

... , .. ,. -.T ... , . tu i • kann die Bibel ihre soteriologische l'unktion desliaiu

terschiedenlieit dieses Verständnisses von 1 heologie vom f . . „, - .us

. , . . c , , , . , füllen, weil ihre umgreifende Mille Christus ist. Ulf I I"15

theologischen Svstem des Aouinaten, aber auch von der spe- , , , ., D„ _. , ,. . . . _ , .„{pr

l i m. i • i i r , . .. ... kraft seiner hehlen .Naturen Bindeglied zwischen N'lu'l"

Kulativen 1 heologie Anselms von Canterbury, die nicht nur , _ , , . ... , . , ,, „ , . . . _„ .]•

, . ,.rr T t i- • i- • i i- • . j e und Geschöpf in unüberbietbarem Volls.nne ist, so ist er ">

durch dil lei icrcnde 1 radilionslimcn liedingl. ist, sondern auf „. . , _ , ., . _ . ^„11-

... i_ «-. j i_ -j Sinnmitte der Schrift auch Bindeglied der beiden lestan»'

einer jeweils anderen vorgegebenen < 1 rundsalzentscheidung . _, , .■ • ■ „ ., , .... , .. .füllt

, . ; ...... . , , • , . , u , u 1 1. • 1 te wie überhaupt aller einzelnen Teile der Bibel. Er eriu»

beruht, lallt scharfes Licht, und ff. Mercker verhehlt nicht, „ , ,. . r „ . . , . . . . . .,nr-

, o c ... ,. . , , . ... , , . . alle menschliche tieschichte, wirkt also nicht nur nacli vi

dall seine nvmpathie diesem sich letztlich von Augusl.ii her- , , , .... ■ , • lmiiif

... , , ... ; . , . , t, , . . 1-1 v. wärts. sondern auch nach rückwärts. I'.s gibt mithin

leitenden lruhlranziskanisrhen 1 heologisieren aus (ilauben , ... ' , _ , . . ,. • ■ n :KMD

, . , , , ... j i/- 11 .1 ■ • 1 heillose Phase der Geschichte, sondern diese ist in allen i""-

und nicht der rationalisierenden Konklusionstheologie des ... , . . _ „ , . , « Ate-

,r. ... ■ 1 .• 1 •• j 1 ■ ■ . Phasen l.eilshafte Geschichte. I-reilich muß der einzelne <in

Ihomas gilt, gegen die er vorsichtig abwägend polemisiert. ,„ . , , . , „ ... ..ine

t u • ° .... , 17,1 1 . 1 , 11 . sen Charakter erkennen und daraus im I Jaunen alle Im st

Dabei verfallt er nicht in den beider, die bestehenden Unter- ,. . , ,. , , „. . r;e-

, . , 11. j -o j o • •. ™ persönliche Existenz erforderliehen Schlußlolgerungen *■

schiede zu verabsolutieren, da er weiß, daß einerseits I ho- „ , . „ .. .. ° , „ «riß-

1 • i.« n-u »_« i.i-i _t a j 1 . ■ • hen, er muß also, geleitet von der Schrift, die Schopliing

mas gleichfalls in beträchtlichem Maße von der neuplatonisie- . ... r, ■ , , 1 t Call

, .. . . q. .... . , .. ■ 1 1- l • 1 t der 111 ihrem /.eichen- und Verweisungscharakler aui "l

rend-augustinischen I radilion abhängig blieb — in hezug auf ,. , , , , „. „ ■ 1 hfl

„ , • 1. 1 • 1 . »1 cii j- -1. hin sehen, da der rechte Sinn alles geschopflichen Lehens

seine Geschichtstheologie legte Max Secklcr dies uberzeu- , , . . .. .. , ~ ..... , L . . r*—,nA,

, . , . . d . , , .• 1 Lobpreis der göttlichen TrnnLn! besieht. Das ist der Grunui

gend dar —, andererseits auch Bonaventura als scholastischer . _. , , , . , , c l.rifl-

S,. . . . t,, . . . ... warum — dem 1 itel der Monographie entsprechend — Mtin«*

1 heologc keine I heologie der Diustase 111 einem zugespitzt , _ r , r.

. ... c. , . ., ... „. n * auslegung für Bonaventura Weltauslegung ist.

protestantischen Sinne betreiben wollte. Die ganze Betonung

liegt aber, wie es sachgemäß ist, auf der sich von anderen Ent- Allerdings konnten nichl alle menschlichen Generali""1"

würfen deutlich abhebenden Grundiiitention des minoriti- die I leilswabrheit im Buch der Schrift gleich klar erfass'"'

sehen Theologen. Aus heilspädagogischen Gründen ließ Gott nur in sehr lange0

Besonders stark betont Mercker die unaufhebbare Zusum- Zeiträumen die Menschheit zur vollständigen lleilserkeiint"1

mengehörigkeif von Schöpfung und Erlösung bei Bonaven- gelangen. Die Schrift erweist gerade darin ihre Syi"""'11" '

tura. Die Schöpfung ist durchwaltet von strenger, geradezu daß ihre einzelnen Teile — und nicht nur blockartig die hei

nach Zahl, Maß und Gewicht aufweisbarer Ordnung, Schön- den Testamente — heilsgeschichtlich aufeinander aufbaue11

heit und Harmonie, da sie Abbild der göttlichen Trinität ist und die grundlegende 1 leilswabrheit immer deutlicher alt'

und die Verwirklichung des göttlichen Planes allem Geschöpf- kulicrcn, wofür Bonaventura gern Bilder eines organische"