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Ausgabe:

1972

Spalte:

438

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Neusner, Jacob

Titel/Untertitel:

A life of Yohanan Ben Zakkai 1972

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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''^ Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 6 438

Delling, Gerhard: Studien zum Neuen Testament und zum richte von den Taten Jesu von den Aretalogien der Umwelt
hellenistischen Judentum. Gesammelte Aufsätze 1950 bis trennt: sie wollten nicht die Macht des Thaumaturgen de-
Hrsg. v. F. Hahn, T. Holtz u. N. Walter. Berlin: monstrieren, sondern Hinweise auf das in Jesu Wort zuge-
anS- Verlagsanstalt, u. Göttingen: Vandenhocck & Ru- sagte endgültige Heilshandeln Gottes an der Menschheitsein,
precht [1970]. 463 S. gr. 8°. d.h., „sie haben eschatologischen Charakter" (S. 151). Nir-
Dpi» pr n gends in der Überlieferung dient das Wunder hingegen dem
Schnl» ^eburutag G. Delling, haben Fachkollegen and Nachweis der Messianität Jesu; er wird allein vom AT und
ktaJ 7 7'Tr d,'e VeröffcnllicbunS *«f Samm" von der Auferstehung her geführt! Dem entspricht das Verlorn
,, " r,U tZe?. Jubllars aus zwel Jahrzehnten ge- haltnis zwischen Wundcr und Glaube in der Jesusüberliefe-
Ranzp r"'■. , . dankcnswer,e I>»l'at«ve sind eine jDer G,aube Ut wedeI eine psychische Disposition,
blizip,, ? k"Um bckannten' an entlegenen Stellen pn- Ä dic Heihing erleichtert, noch eine religiöse Leistung des
hin,,, Ar,bellen f>gänguch gemacht worden. Darüber Mengchwlf durch die dieser sich die Heilung verdient"
er 1 i Bede"lu»K dit'ses Bandes iedoch dann- daß (S. 155), sondern ein Sich-Festmachen in der durch das Tun
warb ii , ° M°ghcbkeit ^bt> dcn Std und das unver- Jesu zeichenhaft vollzogenen Gottesherrscbaft. Erst im
Don C ' der wissenschaflhchen Arbe,t Gerhard Glauben kommen die Taten Jesu zu ihrem Ziel, weil sie
fen 1 • e'nem ßrößcren Rabmen kennenzulernen. Wäh- (lurch i]m crschiosscn werden als zeichenhafte Hinweise auf
Part Aufsatzsan,mlungen sonst vielfach recht die- d(JS m Jesus gegcmv/jrtige rettende Handeln Gottes, „in dem
Ban 1 "n uuverb,ndl,cb wirken, fügen sich die 26 in diesem der ganze Mcnsch in Ordnung kommt" (S. 153).
n zusammengestellten Arbeiten, obwohl sie in Form und

"'Tstelhmgsweisc die verschiedenen Entstehungsanliissewi- Zwei Aufsat™ (Nr- 9; „Geprägte Jesus-Tradition im Ur-

dersPiegeln, zu einer überraschenden Einheit zusammen. Ob- Christentum"; Nr. 10: „Der .historische Jesus' und der ,ke-

die Herausgeher auf eine thematische Untergliederung rygmatische Christus'") umreißen Dellings Position in der

fachtet haben, wird dein Leser unschwer dic Gliederung Kontroverse um den historischen Jesus. Er vertritt in ihnen

Bandes in einige wenige scharf umrissene Themengebietc nachdrücklich die Überzeugung, daß die Frage nach der

deutlich werden, die zugleich die Interesscnfclder markieren, theologischen Relevanz des Lebens Jesu nicht primär von

*uf die sich Dellings wissenschaftliche Arbeit seit Jahrzehn- dcn Pressen einer dem Ansatz Heideggers verpflichteten

ten konzentriert hat Kcrygina-Theologic, sondern von Erwägungen über die Struk-

So siok„» j- j- c i ~tc % tt* l tur der neutestamentlichen Jesus-Tradition aus zu beant-

• ~r sieiien die die Sammlung eröffnenden Untersuchungen ... . , . ... .„ . , _ „.

ln Zn«-,m™ u .. t- „. ™ . . . „ t , Worten ist. Was das letztere betrifft, so weiß sich Delling

Zusammenhang mit Dellings Arbeit am Corpus Judaeo- . . , . _ . . x. „. ... , TT _ « -

tiellpiiici: i- -i . • i • i- a « • >i weitgehend mit Forschern wie 11. Hiesenteld und 11. bchur-

"i-uisticum. hrwahnt sei hier nur die Analyse einer Altar- ° . . . . . T, ,

•Uschn'ft r, ,»t „, ,. i .., , , mann in einer Betonung der relativen Konstanz der Uber-

*-iiriu in l'ergamon (iNr. 2), die zu dem überraschenden ... , „. , j t . T • ■ r> it t

^acli«»;.. r -i . j a r.. 1.- at- i • i », •• t- lieferung der Worte und laten Jesu einig. Deren Ursache

"»-"«eis fuhrt, daß „gottesfurchtige Mchtjuden Altare für • t i u- i » • j fr.

den r.ntt j t j -i» •■ ,c m, • „ c- ,• sieht er jedoch nicht nur in formalen raktoren, wie der Uber-

_ uou der Juden errichteten (S. 37), sowie die Studie . .. ™ .... ... , , , IT . .

über T„ i , ,. , ., • i *> .■ ' „ ,„ ., ,. nähme bestimmter 1 raditionstechniken durch das Urchn-

cl „Josephus und die heidnischen Religionen (Nr. 4), die , . - . ..... „ . . .

wtttKoh ,„ i • j o t u • j i. j « Li stentum, sondern pnmar in theologischen Gegebenheiten:

-«•uiii macht, dal} Josephus, wenn er in der bedrängten ¥T . , , . x . . _

oitu»i;„.. jtj ,1-7... . ~ , Die Urgemeinde hatte ein Interesse an dem, was Jesus tat

"«uon des Judentums nach der Zerstörung des lempels . .... . , _. . J , _

■urdipri -ii w . . „ .. , . , ■ i • l und sagte, weil sie einerseits von der Identität des Erhöhten

u,e Gleichberechtigung der jüdischen mit den heidnischen ,. , I ,. , „ ., , . __

''eli!»in„„„ i •■ t. i • j. r< • u ••!.,• mit dem Irdischen wußte — „Weil der erhöhte Herr, weil

"gionen kämpft, keineswegs die Grenzen zwischen judi- , „, . , „ , . , , ,,

scliem a u • j • i r. i j. • u -n ''er Christus des Glaubens der irdische Jesus ist, deshalb

und heidnischem Gottesglauben verwischen will. ,,,,,, ,,,,,,,

p:_„ . _ ... . , fragt man zurück nach dem Wort und nach dem Handeln

»-ine zweite Gruppe von Arbeiten (Nr. 5—8) befaßt sich , - ,. , T ,c ln,,„ , ., . , ,

mit a ir *yy*' ~__ ™ ^ * . des irdischen Jesus (S. 201) — und weil sie andererseits das

insei ?,rSlälU,n'S dßS Wundcrs,m Urchristentum sowie grundlegende Heilsereignis des Kreuzes als Ziel des Weges
8elpv'flle"1StlScl,en Und jüd,schcn Umwelt. Ein breit an- Jes ;rdischen Jesus verstand: „Das Kreuz vollendet für die
Wi,! .1- Lberbbt-kaufsatz B'lt zunächst der „Beurteilung des Urchriste.iheit das irdische Werk Jesu" (S. 201). So weist
■uiers ,n der Antike"; er setzt mit Empedokles e>n und <|i(j Hinrichtung Jesu aU „König der Ju.len" auf einen be-
andelt die volkstümlichen Heilungsberichte aus Epidau- sondercn Anspruch Jesu zurück, dessen Wesen und Abgren-
menT'T W1C merkwurd'g "«espältigen Stclluiignab- zung dic Überlieferung deutlich zu machen suchte. Die schö-
KSn ^0lx und des Spätpiatonismus zu wunderbaren Vor- ne Stu(]ie über ; Das Gleiclmis vom gottlosen Richter" ge-
rie n f°lgt elnC Untersuchung über „Wundei-Allego- hM insofel.n zum gleichen Themenkomplex. als sie dieses
allem ' . PhllOU V0" Alexandre,a"' ,D der Dell,n8 vor Urteil über die Jesusüberlieferung an einem konkreten Text
Rene n kon,plexe Verhältnis zwischen realer und ühertra- excgetisch zu verifizieren sucht: Lk 18,1-8 ist nach Dellings
dabei 0Ulu"f-' dos W"ndeis Pbi'» beleuchtet; er kommt Mcinung keine Parallele zu Lk 11,5-8, sondern eine Stellungklare
, *Uu Erge^' da,ß zw'schei, beiden weithin kein ,lahme Jesu zu der eschatoiogischen Heilserwartung der -
tuar', ernn,tT'C ^eStC • 1 ,° TL f beldc,)eU" im Bilde der bittenden Witwe dargestellten - Frommen sei-
»einem r-" vm! 6'c 'c" gt , ' w° " ner Zeit: wer auf Gott" Angreifen hofft, muß sich zuerst
eine ' ,J°"csb,ld "ud s<-'lnen ethischen Anschauungen her von GoU fragen ^ ob er |ich dem Hoheitsanspruch des
Alle,, ' Deut"nf? nicbt vertreten kann, wird für ihn die (mit Jesus identischcn) Menschensohnes gehorsam unter-

cBorese zum Mittel der Kritik, und zwar gut dieses kri- stellt fV 8b)
lsche Prinzip auch da, wo Philo sich auf „Gesetze der Na-

lUr> die unbewegliche Satzungen sind" (Aet. 59) beruft. Er D<>r Beitrag „Das Logion Markus 10,11 und seine Ab-

memt damit nanlli(.h nicht ein Kausalitätsprinzip, sondern Wandlungen im NT" (Nr. 12) repräsentieren den Problem-

*">e Gesetzmäßigkeit, die durch den Willen und das Walten kreis der neutestamentlichen Eheauffassimg, mit dem Del-

des Schöpfers gegeben ist. - Ähnlieh in Fragestellung und Un« s«h seit Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit kon-

5-rgeb„is ist der Aufsatz über „Josephus und das Wunder- ünuierlich beschäftigt hat. Mit guten Gründen wird hier der

*"-e". Programmatische Bedeutung haben die diesen The- P""""-1, Charakter der Mk-hassung des Ehescheidungsver-

menkreis abrundemlen Überlegungen über „Das Verständnis b°tes (Mk gegenüber der m judenchristlichen Voraus-

Wunders im Neuen Testament". Delling will hier einen Setzungen wurzelnden Q-Version (Mt 5,32) wahrscheinlich

^eitrag zur Überwindung der in der heutigen Forschung gemacht.

' e'thin gängigen Pauschalurteile leisten, denen zufolge die Fünf Aufsätze (Nr. 13-17) sind dem Thema der urchrist-

)yn°Ptischen Berichte weithin als zeitbedingtes Beiwerk zu liehen Taufe gewidmet. Während der erste (Baptisma bap-

getrachten seien, dem für die theologische Beurteilung der tisthenai) sich mit den Logien Mk 10,38f und Lk 10,50 befaßt

^rscheinung Jesu kaum Bedeutung zukomme. Er weist zu- und dabei zu dem Ergebnis kommt, daß in beiden Fällen

ac,ist auf den grundsätzlichen Unterschied hin, der die Be- weder von einer Todestaufe Jesu die Rede ist noch von der