Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1972

Spalte:

22-24

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Marcolino, Venicio

Titel/Untertitel:

Das Alte Testament in der Heilsgeschichte 1972

Rezensent:

Möller, Hans

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

21

Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 1

22

Eine solche Arbeit (die nicht allein steht, sondern anscheinend
einem immer stärker werdenden Trend im deutschen
Sprachraum entspricht) sollte als Warnzeichen gewertet
werden, da5 nicht hartnäckige Vorurteile in der Prophetenforschung
den Anschluß an die internationale Forschung
abschneiden. Das hochinteressante Thema verlangte nach
einer adäquaten Behandlung, die man von der Zukunft
erhoffen muß.

Bochum Henning Graf Reventlow

Das theologische Gesamtergebnis kann in Abgrenzung
gegen das „Prinzip Hoffnung" nur so lauten: Nach dem
Alten Testament beruht die Hoffnung des Menschen nicht
auf einer ihm selbst eignenden Fähigkeit, seiner Existenz
immanenten Möglichkeit der Hoffnung, sondern auf Gottes
schöpferisch richtendem und rettendem Handeln. Damit
erhält Ernst Bloch eine entscheidende Kritik.

Halle/Saale Gcrlinnl Wallis

1 Soeben erschien M. O'ltourkc Boyle, The covuiiuut law- ' _' , " ...

suit of the prophet Arnos: III. UV, 18. In: VT XXI, 1971, Marcolino, VeniciO: Das Alte Testament in der Heilsge-
S. 338-362, dort die wichtigste Literatur. schichte. Untersuchung zum dogmatischen Verständnis

des Alten Testaments als heilsgcschichtliche Periode nach
Alexander von Haies. Münster/W.: Aschendorff [1970).
VIH, 370 S. gr. 8° = Beiträge zur Geschichte d. Philosophie
u. Theologie des Mittelalters. Texte u. Unter-
Zimmerli, Walther: Der Mensch und seine Hoffnung im suchungen, hrsg. v. L. Hödl u. W. Kluxen, N. F. 2. Kart.

Alten Testament. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht DM 58,-.

[1968). 187 & 8' = Kleine Vandenhoeck-Reihe 272 S. Alcxander v. Hales (ca. 1185-1245) und Wilhelm v.

Kart. DM 7,80.

Auxerre sind die Begründer der Hochscholastik. Von den

Der vorliegende Band enthält in wohl abgewogener Werken Alexanders werden die Glossa sowie die gedruck-

Stoffverteilung elf Vorlesungen, die der Göttinger Ordina- ten und ungedruckten Quaestioncs disputatae ausgiebig

rius für Altes Testament - bis auf Kapitel XI - im Som- behandelt. Die auf A. sich gründende, aber von anderen

mersemester 1967 für Hörer aller Fakultäten gehalten hat. redigierte Summa wird mehrfach mitherangezogen, um

Der Autor setzt sich darin mit Ernst Blochs „Prinzip Übereinstimmungen oder Weiterentwicklungen zu konsta-

Hoffnung" auseinander (S. 163-178). tieren. Der Traktat De legibus et praeeeptis, dessen Her-

Nach dem Vorwort (S. 5) breitet I. Die Frage. Das kunft umstritten ist, wird ebenfalls ausgeklammert, aber

Vokabular (S. 7-18) sowohl die Problematik des modernen, zuweilen berücksichtigt.

aus der Geborgenheit der philosophisch bewältigten Welt- Nach einer historischen Einleitung über A. wird der

zusammenhänge herausgescheuchten Menschen (S. 7) wie Stoff in drei Gedankenkreisen abgehandelt: 1. Die Funk-

auch den klaren Wortgebrauch der griechischen Übersetzung- ti0n des Alten Testaments in der Heilsgeschichte (Kap. Ii

und den vielseitigen des hebräischen Urtextes des Alten DiezentraleStellungChristiinderHeilsgeschichte.Kap.il:

Testaments aus. Nach dieser Grundlegung werden die ein- Das Alte Testament als vorbereitende Stufe der Heils-

zelnen Bücher oder Literaturgattungen des Alten Testa- geschichte auf Christus hin). 2. Die Erlangung des Heils

ments durchleuchtet: XL Die Hoffnungsaussage der Weis- im Alten Testament (Kap. III: Die heilswirksame Gegen-

heit und des Buches Hiob (S. 19-32), in. Die Hoffnung wart Christi im Alten Testament. Kap. IV: Die Mittel zur

der Psalmen (S. 33-48), IV. Der Mensch und seine Hoff- Heilsaneignung im Alten Testament). 3. Die Ablösung des

nung nach dem Jahwisten (S. 49-65). V. Die Grundlagen Alten Testaments durch das Neue Testament (Kap. V: Der

der Hoffnungsstruktur der alten Geschichtsberichte Israels. Übergang vom Alten zum Neuen Testament). Ein zusam-

Der Bericht der Priesterschrift (S. 66-81), VI. Deuterono- menfassendes Schlußkapitel befafjt sich mit dem Alten

mium und deuteronomistische Geschichtsschreibung (S. 82 bis Testament als Vorbereitung des Christusgeschehens, dem

98), VII. Die Schriftprophetie des 8. Jahrhunderts (S. 99 bis Alten Testament als Heilszeit, seiner Aktualität für die

117), VIII. Die Prophetie der Spätzeit Judas und der an- Kirche.

hebenden Exilszeit (S. 118-133), IX. Deuterojcsaja und sinn und Ziel der Menschwerdung Christi ist die Rück-
die Spätlinge der Schriftprophetie (S. 134-148), X. Die führung der sündigen Menschheit zu Gott. Im Rahmen der
Hoffnung des Glaubens nach den Aussagen der Apokalyp- Menschwerdung spricht A. von Ehe, Gottebenbildlichkeit
tik (S. 149-162). ^es Menschen und dem Fall Luzifers. Auch abgesehen vom
Versteht es der Vf. schon, in meisterhafter Form den Sündenfall dient die Menschwerdung Christi der Seligkeit
gesamten Stoff auf diesen wenigen Seiten so zu durch- des ganzen Menschen, dem Überströmen der göttlichen Güte
messen, daß wirklich jede entscheidende Aussage des Alten und der Vollendung der Schöpfung. Entsprechend der
Testaments zu ihrem gebührenden Recht kommt, ohne daf3 Dreiteilung Naturgesetz, Sinaigesetz, Christusgesetz bevor-
eine subtile Fachdiskussion betrieben wird, so bemerkt der zugt A. die Einteilung in drei Zeitalter: infantia, pueritia
eingeweihte Leser die Stellungnahme des Vf.s innerhalb und iuventus. Doch finden sich bei ihm auch andere Einher
modernen Auseinandersetzung. Dies geschieht zudem teilungen. Gottes allmähliche Offenbarung ist dem zu-
>n einer bewundernswerten methodischen Straffheit und nehmenden Verstandesvermögen und der zunehmend emp-

onzentration, daß eine jede Vorlesung als ein Kabinett- fundenen Erlösungsbedürftigkeit des Menschen angepaßt,

stuck gelten kann. Ist der gesamte Stoff zwar sachlich Die Geschichte des Alten Bundes ist Vorbereitung des

angeordnet: Weisheit mit Psalmen, alte Gcschichtsschrei- Christusgeschehens, Verheißung der endgültigen Hcilsoffen-

"r und Prophetie, so findet in diesem Rahmen eine barung und bereits geschehende Selbstmitteilung Gottes an

mtliche Untergliederung statt. Auf diese Weise erhält der die Menschen (Kap. I).

ser einen Einblick in die theologische und historische Nur das Neue Gesetz enthält exempla: die Vollendung

Bewältigung des Problems der Hoffnung im Alten Testa- der Weisheit verwirklicht sich erst im Leben Christi, und

ment. In diesem Sinne geht der Autor auf die geschieht- ihre Nachahmung geht nicht aus der Furcht, sondern aus

liehen Erfahrungen Israels mit seinem zürnenden und der Liebe hervor. Das Alte Gesetz hat statt dessen Gerichte

strafenden und darin rettenden und verzeihenden Gott Gottes (iudicia). Auch die mandata als positive Wegweisun-

Jahwe cm, in dem somit alle Hoffnung allein beruht. Wer gen zum Guten sind dem Neuen Testament vorbehalten,

iefer in die Materie einzudringen wünscht, bediene sich das Alte bringt nur die Abkehr vom Bösen zustande. So

der ausgewählten, aber doch aufschlußreichen und weiter- hat das Alte mit dem Neuen nur praeeepta und testimonia

führenden Nachweise (S. 179-186). gemeinsam. Verheißungen bewegen im Alten Testament