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Ausgabe:

1972

Spalte:

425-426

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Philonenko, Marc

Titel/Untertitel:

Pseudépigraphes de l'ancien testament et manuscrits de la mer morte 1972

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Seite 1

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Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 6 426

ALTES TESTAMENT Gedankenguts nachzuweisen und die vielschichtige biwe

düng dieses geistigen Gutes in den Griff zu bekommen.

Ph"°nenko, Marc, Picard, Jean-Claude, Rosenstichl, Jean- ****** "u"s 1!a,dl1"

irc, et Francis Schmidt: Pscudepigraphc» de l'Ancien

estament et manuscrits de la mer Morte, I. Paris: Press! s EbeMng, Gerhard: Psalmenmeditationen. Tübingen: Mohr

"Jn.vcrsitai.es de France 1907. V, 67 S. gr. 8° = Cahiers 19<;8. 176 S. kl. go, Kart DM 7j80.

"e la Revue d'Ilistoire et de Philosophie Reiigieuses, publ. „ „ , _ ' ... . „ ., „ .

sous los . j i c . rr, . , . Ti, . ... Daß heute Predigten über eine Keine von Psalmen gehal-

„, les auspices de la Faculte de Theologie Protestante de , . , .. , . , „ • ■ , . „

1 L'niversite de Strasbourg, dir par R Mehl, 41. ffr. 10,-. len werden> ,st erfreulich, ebenso .laß ein Lehrer der Dog-

b ' ' raatik sie sich als Texte gewählt hat (Ps 1 ; 2; 3; 5; 8; 14; 22:

In diesem Heft, das durch mein bedauerliches Versehen 23; 24; 51,12-14). Man spürt es diesen Predigten an, daß sie

' ier nipr n'cht angezeigt wurde, werden in vier Aufsätzen aus vielseitigem Überdenken (daher der Titel) der Texte er-

V'öblcme der Pseudcpigraphen des Alten Testaments unter wachsen sind. Es sind anregende, neue Gesichtspunkte, wenn

en neuen, aus der Qumranforschung gegebenen Gesichts- ps 1 unter dem Titel „Das Glück eindeutigen Lehens", Ps 5

Punkten behandelt. Philonenko knüpft, in seinem Aufsatz „Das Experiment der Streichung Gottes" steht. Bei der Aus-

" e Martyre d'Esaie et l'histoire de la secte de Qoumrän" legung von Ps 5 meint man zu spuren, wie die Polarität des

R an eine Arbeit von D. Flusser, „The Apocryphal Rufens zu Gott in Klage und Lob neu entdeckt wird: „Das

°ook 0f Ascensio Isaiae and the Dead Sea Sect" (IEJ 3, Seufzen und Schreien, das Klagen und Anklagen, und dann

n o3, 30-47) unter Zugrundelegung der Chronologie von auch wieder das Ausbrechen in Freude, Jubel und Jauchzen

uP°nt-Sommer an und zeigt am Zug des Jesaja in die Wü- sind so grundmenschlich... Urlautc des Menschen." Man ent-

**e a,s Trennung von der betl.lehemitischen Verderbtheil deckt dies aber erst, löst man diese Worte „aus der frommen

(Altar des Tammuz), am asketischen Leben in der Wüste, Atmosphäre der Gebetssprache heraus... Es wächst ihnen

an der Aufforderung, nach Tyrus und Sidon zu gehen (Par- Krhtheit zu". Ähnlich in das Reden der Psalmen eindringend

A e'e: Elucht nach Damaskus), daß die Schrift „Martyrium ist das Nachdenken über Ps 3: „Vom Recht, an Gott zu aj>-

es Jesaja" essenischc Züge trägt, die auf gemeinsame Wur- pellieren", wo sich im Aufbau der Predigt die Struktur der

|*ln schließen lassen. Philonenko gehl aber noch weiter und Klage als Ich-Klage, Feind-Klage, Gott-Klage erkennen läßt.

Rauptet, daß das Martyrium eine cssenische Schrift sei. So eine Entdeckung ist es auch, wenn die Auslegung des

-nter Zugrundelegung einer anderen Chronologie von Qum- 23- Psalms auf die Frage stößt: „Wie verhält sich der christ-

ran könnte man vorsichtiger nur von Ähnlichkeiten oder ver- hebe Glaube eigentlich zu dem, was man schlicht Gottver-

*a"dten Züge im Qumränschrifttum und im Martyrium des trauen im Sinne eines konkreten Vorsehungsglaubens zu nen-

esaja reden. nen pflegt?" Auch im Nachdenken über Ps 14 wird Ähnli-

p c i . . . ches entdeckt: In V. 3 findet der Vf. eine „menschlicheGrund-

chez p"m,dtjwelst 1,1 se"'e"' A"fsalz -Une Süurce essen.enne erfnhrullg«. „der Mensch wird das Bewußtsein des Beobach-

essenuTT ( 11_25) na°h' <Jaß Commodlanus d,e tetwerdens nicht los"; Symbol dafür ist das auf uns gerich-

bei a, i U,leratur gekannt hal)e" müsse- Er stutzl slch tele Auge. Wenn diese Auslegung des 14. Psalms aberschließt:

..Carmi"5 r T de" VInf ru^10"cs' und dc" „Der Gott der Gottlosen - das ist die große Wende, die sich

"".na , dm verwandle Züge mit der Damaskusschnfl , , . T „ , .„ , ... . ,

und in ii i , rT- . i i r- in der Erscheinung Jesu vollzogen hat , dann überzeugt das

,. 1vl"Ial) enlhallen. Diese können je nach der Exegese „- , . , . , u • j » i r><

d.cso„ n - , ... . « r, nicht recht ebensowenig, wenn bei der Auslegung von Ps 1

efer Qumränschriften auch Vorgänge des 2. Jh.s v. Chr. ., ' . .. , b' , fl ., n b ,° ,

*idpi-s^: i «t . . „ . , . , , * ■ recht unvermittelt der Satz auftaucht: „Der Glaube ver-

"^spiegeln. Nach meinem Dafürhalten hat der Autor mit i i . • i t _ i j vi u • r> q j t

l-.rfolcr „ ■ , r, , . _ ,. , .. . . dankt sich Jesus , zumal der Vf. bei Ps 8, wo es von der Tra-

neu o 'S°",S ^ÜgC 01 Con,,nod,anus a«fgfsPurt "nd se'- dition her nahe läge, die christologische Deutung bewußt verliert
8 Nacl,gesch,cll,<' der essenischen Rewegung ^ ymg andcrs dagegen jn dcr Auslegung vonPs22)

wo der Zusamuicnhang mit dem l'assionsbcricht der Evan-

dritte Beitrag von J.-C. Picard über „L'IIistoire des gehen überzeugend gezeigt werden kann. Nur wenn der VI.

'enlieureux du temps de Jeremie et la Nurration dc Zosime am Schluß sagt: „Wie das (Klage und Lob in beiden Teilen

arrierepliln historique et mythique" (S. 27—43) ist zweifellos des Psalms) eigentlich zusammengehört, das wird uns aus

er 'nteressanteste, indem er aus den beiden äthiopisch und dem AT nicht klar; das geht uns nur in Jesus auf", so klingt

Bj'eclnsel, erhaltenen, im Titel genannten Schriften Erzäh- das angehängt. Man kann doch wohl nicht von der „Iebenser-

ngszüge über Zedekia und Jeremia heraushebt und in ihnen fahrenen Sprache" des Psalms reden und gleichzeitig sagen.

Jj* den biblisch-geschichtlichen Hintergrund des beginnen- daß gerade die Ganzheit des Psalms, von der der Vf. über-

6. Jh.s v. Chr., sondern den der hasmonäischeii Dynastie, zeugend ausging, aus dem AT nicht klarwerde.

■, exander Jannäus und Aristobulos, zu erkennen vermag. Bis in den Stil hinein ist ganz deutlich zu spüren, daß der

Ur die Insel der Glückseligen nimmt er als Quelle den ira- Vf. an einigen Stellen auf dem Weg ist, die Psalmen neu zu

ab ?" ^'vthos „Var de Yima" an. Nicht alle Züge sind entdecken in dem, was sie selbst sagen wollen; daß er aber

y-er.lranischer Herkunft. Die Betonung von Keuschheit und in anderen Passagen in der geprägten christlichen Termino-

S'mtät scheint ein typischer essenischer Zug zu sein. logie eine Sprache spricht, die nicht aus dem Hören derPsal-

,,.D^ letzte Beitrag von J. M. Rosenstiehl „Le Portrait de -e" gewonnen ist

AntiehrJ.t«« fc /!- /.«>■• r • t...... /-v ■■ Gerade so aber können diese Psalmenmeditationen zeigen.

P;„i nr,st (S. 45-60 liefert eine Fülle von Quellenmate- , „ . , „ , j ü i • i r.

la' aus i- V „ . daß wir nicht nur von der Forschung der l'achwissenschaft-

n jüdischen und heidnischen Que en in Ubersetzung. , „ „ v__ -.

as m dioc„r. 11 ii . • i r.-. i i a .• u • . i. . Ier, sondern auch von der Beinnhung um ein VergegenwarH-

. a|esen Quellen erscheinende Bild des Antichrist hat ' .„ v„,„. a;„ p i ,

Pelip„n __. . , „ , , .. . j- gen der Psalmen her heute auf dem Wege sind, die Psalmen

j, "e, mysteriöse, esoterische Bedeutung und tragl die . lw,:t _•. „,llt„

^ennzpiol.„„ ■ • . ■ , . ... ,. . .. in einer neuen, von der geliuifigen Ausgelegtlieit weit entlcrn-

nt, , lcllc" astrologischer Spekulationen. Hierzu bieten die _. . ' ?

"rol|,™;c, i t, S . ... teil Weise wiederzugewinnen.
„ '"gisciien lexte von Qumrän, wie sie von Allegro.

'Jlarckv im.l 1>. . c; ~rr .!• i_. i ^;...l St. Ix'un Claus YSestcruiRnn

Par-Ii Uupont-Sommer veröffentlicht worden sind,

Pell 6 .' S° d auch hier essenische Spuren als erwiesen

en können. Torrey, Charles Cutler: Ezra Studies. Prolegomenon by Wil-

D'e wissonc, l ur i r- • • i ■ i- jm i,„„ liam F. Slinespring. New York: KTAV Publ. House 1970.

sr),- i lssenschafthche Energie, mit der hier die Nachge- vvv„, X °QO tu i . tun- ic j-

c,'ichte rlnr - i r, , , -j-.u XXXIV, 346 S. gr. 8° = I he Library of Bibhea Studies.

, 'ie aer essenischen Bewegung erforscht wird, ist sehr zu , , . rt ,. , . a,,,,^

°hen und ar,,. i i f ,. „ ,_7 . . . edited by Harry M. ürhnsky. Lw. 1 14,95.

jed " ".''"'"erkennen. Auch wenn die Ergebnisse nicht in ...

poer Beziehung überzeugend sein dürften, müssen solche Die vorliegenden Studien stellen einen Ausschnitt aus Tor-

rschungen gewagt werden, um die Verbreitung essenischen reys lebenslanger, sich über ein halbes Jahrhundert erstrek-