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Ausgabe:

1972

Spalte:

372-377

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Die mittelalterliche Kirche 1972

Rezensent:

Beyschlag, Karlmann

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Theologische Literarurzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 5

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äußere Wirklichkeit aber besteht in Institutionen, Bräuchen
und Werken. Der Alltag der Kirche, das sind Fragen der
Verwaltung, der Theologie, der Politik, der Frömmigkeit,
des Mönchstums oder der Liebestätigkeit. Auch in diesen
Dingen erscheint Gregor mehr als Zeuge des Bestandes, weniger
als theologischer Denker. Die Kirche umfaßt Menschen
aus allen Gruppen der Gesellschaft, die in der Christusnachfolge
steht. Eintracht in sich und Friedensbereitschaft nach
außen entsprechen der Harmonie der Schöpfung. Sie verwirklicht
sich in der hierarchischen Ordnung der Kirche wie
in der Ordnung der Natur und der Menschenwelt. So fordert
die Kirche auch das Miteinander von Hirt und Herde, ohne
dadurch die mystische Einheit der Christen mit Christus und
untereinander zu gefährden. Dieses harmonische Bild der
Kirche in all ihren Funktionen zeichnet die Arbeit.

Die Ausführungen des Vf.s in beiden Teilen der Arbeit
mit ihren Quellennachweisen, Zitaten und ergänzenden Anmerkungen
wie mit ihrer sorgfältigen und eingehenden systematischen
Gliederung des Stoffes machen die Ansichten
und Einsichten Gregors über die Kirche deutlich. Der Schlußabschnitt
hebt noch einmal die Hauptpunkte seines theologischen
Interesses hervor. Methodisch wie sachlich erhält
die Forschung dankenswerte Anregungen und beachtenswerte
Hinweise für das Verständnis des Kirchenvaters und
damit für das patristische Studium überhaupt.

Gießen Georg Bertram

Guitard, A„ et M.-G. Bulteau: Bibliographie Internationale
sur le Sacerdoce et le Ministere (International Bibliogra-
phy on the Priesthood and the Ministry) 1969. Montreal:
Centre de Documentation et de Recherche. Center of Do-
cumentation and Research. 1971. XXX, 396 S. gr. 8°.

Die sorgfältig gegliederte, aber völlig kommentarlose Bibliographie
bucht für das Jahr 1969 nicht weniger als 6989
Zeitschriftenausätze und selbständige Veröffentlichungen
zum Thema. Man erfährt im Vorwort, daß die Produktion
der Jahre 1966 bis 1968 in sechs Heften verzeichnet wurde,
die 1969 erschienen. Hinfort soll diese jährliche Bibliographie
notieren, was in aller Welt über Priestertum und geistliches
Amt gedruckt wird; der Band 1970 wird im November
1971 erscheinen. Der vorliegende Band wurde von den
kanadischen Sulpizianern finanziert.

Die Frage „cui bono?" läßt sich angesichts dieses Aufwandes
an Arbeitskraft und Geld schlechterdings nicht unterdrücken
.

Zürich Hans-Dieter Altendorf

Brox, Norbert: Profile des Christentums in seiner frühesten
Epoche (Concilium 7, 1971 S. 471—479).

Denzler, Georg: Grundlinien der Ekklesiologie im byzantinischen
Reich (Concilium 7, 1971 S. 486-491).

Frank, Suso: Die Erforschung der Anfänge des Mönchtums
und die Frage der Hermeneutik (FS 53, 1971 S. 28--14).

Garrigues, J.-M., Le Guillou, M.-J. und A. Riou: Le caractere
sacerdotal dans la tradition des Peras grecs (NRTh 103,
1971 S. 801-S20).

Geerlings, W.: Zur Frage des Nachwirkens des Manichäis-
mus in der Theologie Augustins (ZKTh 93, 1971 S. 45-60).

Grelot, P.: La traduction et Interpretation de Ph 2,6—7.
Quelques elements d'enquete patristique (NRTh 103, 1971
S. 897-922).

Hamman, A.; Dogmatik und Verkündigung in der Väterzeit.
2. Teil (ThGL 61, 1971 S. 202-231).

Kühn, Ulrich: Lehre und Ordnung der Taufe in der Zeit der
Hochscholastik (NZSTh 12, 1970 S. 196-220).

Marrou, Henri Irenee: Die Kirche innerhalb der hellenistischen
und römischen Kultur (Concilium 7, 1971 S. 479-486).

Steidle, Basilius: Die kosmische Vision des Gottesmannes
Benedikt (Erbe und Auftrag 47, 1971 S. 187-192 u. S.
298-315 u. S. 409-^14).

Weiß, Bardo: Die Unsterblichkeit der Seele als eschatolo-
gisches Heilsgut nach Origenes (TThZ 80, 1971 S. 156—169)-

KIRCH EN GESCHICHTE:
MITTELALTER

Jedin, Hubert: Handbuch der Kirchengeschichte hrsg.
Bd. III: Die mittelalterliche Kirche. Zweiter Halbband:
Vom kirchlichen Hochmittelalter bis zum Vorabend der
Reformation. Von H.-G. Beck, K. A. Fink, J. Glazik, E.
Iserloh, H. Wolter. Freiburg—Basel—Wien: Herder 1968.
XXIX, 783 S. gr. 8°.

Unter den in den letzten Jahren erschienenen fünf voluminösen
Bänden des Jedinschen Handbuchs der Kirchengeschichte
ist der hier zu besprechende zweite „Halbband
zum Mittelalter bisher der umfangreichste. Und er ist — zunl
mindesten für die römisch-katholische Perspektive — wohl
auch der wichtigste. Vollzieht sich doch in dem darin behandelten
Zeitraum des hohen und späten Mittelalters bis
hin zu Erasmus von Rotterdam, der die Reihe der Erscheinungen
beschließt, nicht nur der Aufstieg des römischen
Papsttums zu einer nie wieder erreichten geistlich-weltlichen
Führungsposition, sondern ziigleich auch seine Peripetie.
Die Frage, wie jene einmalige und machtvollste Entfaltung
katholischen Geistes und Wesens, in deren Rahmen sich
Kreuzzüge und Bettelorden, Scholastik und Mystik, Mönchsreform
und Laienaufbruch, Ketzertum und Inquisition, Reformkonzilien
und Renaissance samt dem Humanismus ein
unerhört buntfarbiges kirchengeschichtliches Stelldichein
geben — von der heutigen katholischen Theologie nachgezeichnet
und beurteilt wird, kann daher sicher auf Spannung
und aufmerksames Interesse rechnen und dies um so
mehr, als sich gerade die katholische Kirchengeschichtsschreibung
gegenwärtig in einem Stadium der Neuorientierung
befindet, deren Ende noch gar nicht absehbar ist. Eben
dafür ist gerade der vorliegende Band ein instruktives Beispiel
.

Blicken wir zunächst auf die äußere Einteilung. Wie bei
den übrigen Bänden, so ist auch diesmal der gewaltige

Stoff

auf mehrere Autoren verteilt, deren Beiträge — wie auch
in Bd. III/l (s. meine Rezension in dieser Zeitschrift, J9-
95, Sp. 5S9ff) — umfangmäßig stark differenzieren. So wird
der geschlossene erste Hauptteil zum „Hochmittelalter" (S.
3—362) fast allein von dem Frankfurter Jesuiten Hans Wolter
getragen. Neben ihm teilen sich Karl August Fink/Tübingen
und Erwin Iserloh'Münster den zweiten Haupttcil.
das „Spätmittelalter", wobei Fink im wesentlichen die Papstgeschichte
seit Avignon vertritt (S. 365ff; 490ff; 539ff u.
625ff), während Theologie und Frömmigkeit des gleichen
Zeitraums (einschl. des deutschen Humanismus) von Iserloh
betreut werden (S. 425ff; 516ff u. 676ff). Zwischeneingeschoben
ist mit Kapitel 45 (S. 479ff) ein zwar kurzer, aber
höchst dankenswerter Überblick zur ^Mission der Bettelorden
außerhalb Deutschlands" von Josef Glazik, und
schließlich hat auch diesmal wieder (wie in Bd. En/1) Hans
Georg Beck in zwei kompakten Abschnitten (S. 144ff u-
479ff) das Komplementärstück der byzantinischen Kirchengeschichte
(bis zum Falle Konstantinopels) beigesteuert-
Quellen- und Literaturnachweise wie in den übrigen Bänden
; ein über 40seitiges Generalregister am Schluß ergänzt
das verhältnismäßig knapp gehaltene Inhaltsverzeichnis
und bietet somit eine wichtige Orientierungshilfe.

Was die Abstimmung der einzelnen Verfasser untereinander
betrifft, so hebt Jedin im Vorwort ausdrücklich hervor
, daß „nach den bei der Abfassung des Handbuches geltenden
Grundsätzen .. . jeder der Autoren die Freiheit

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