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Ausgabe:

1972

Spalte:

356-358

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Thompson, William G.

Titel/Untertitel:

Matthew's advice to a divided community 1972

Rezensent:

Roloff, Jürgen

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 5

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ten Testament als von Qumrän bestimmt gewesen sei. In
der Begründung des asketischen Lebens bestehen zwischen
beiden Gegensätze. Außerdem denkt Johannes nicht daran,
sich von dem sündigen Volk zu trennen, insbesondere in
der Weise, wie es die exklusive Qumrängemeinde getan
hatte. — F. F. Bruce, „Jesus and the Gospels in the Light of
the Scrolls" (S. 70—82) hebt einige wichtige Gegensätze hervor
, z. B. die Ehescheidung war in Qumran cf CDC 13,17
nicht verboten im Gegensatz zu Jesu Polemik gegen Dt 24,1-4
(Mc 10,1—12). Neben weiteren Gegensätzlichkeiten, die hier
nicht alle aufgeführt werden können, weist Bruce auf die
Übereinstimmung im Problem des Heiligen Geistes hin,
doch sehen die Qumränleute ihre Gemeindegründung als
Voraussetzung für den Geistempfang an (1 QS 9,3). — Der
vorletzte Beitrag von M. Wilcox, „Dualism, Gnosticism and
other Elements in the pre-pauline Tradition" (S. 83—96) ist
zweifellos einer der bedeutsamsten und stoffreichsten des
ganzen Buches und voll von guten Einsichten wie der, daß
die Sekte von Qumrän als gnostische nur insofern bezeichnet
werden könnte, als sie geheime Erkenntnis des Denkens
und Wollens zu besitzen glaubte, aber hinsichtlich des
gnostischen Erlösungsweges keinesfalls als gnostisch, sondern
als alttestamentlich bezeichnet werden müsse. Er gesteht
zu, daß ein Kontakt zwischen dem qumränischen Gedankengut
und dem paulinischen obwaltet, aber keine Abhängigkeit
. Paulus zeigt dort Kontakte, wo er gegen eine
Größe etwas einzuwenden hat, z, B. 2 Kor 6,15—7,1.

Aus dem Gedankenreichtum der vorliegenden Schrift
konnte in der vorstehenden Besprechung nur hier und da
ein charakteristischer Gedanke ausgewählt werden. Das
kann bei Büchern mit verschiedenen Beiträgen mehrerer
Autoren nicht anders sein. Mitunter sind die Beiträge untereinander
nicht ganz ausgeglichen. Mehrfach ist festzustellen
, daß die einzelnen Verfasser die Identifizierung mit den
Essenern nicht so absolut gewiß vertreten, wie der einleitende
Aufsatz von Albright und Mann es tut. Auch sonst
lassen sich Divergenzen feststellen, die aber bei der gemeinsamen
Grundtendenz vorsichtiger Abwägung der Urteilsmöglichkeiten
kaum ins Gewicht fallen. S. 107—116
sind gute z. T. umfängliche Anmerkungen zu den einzelnen
Aufsätzen gegeben. S. 117—131 sind fünf Register zusammengestellt
, die die Autoren, die Sachen, die Bibelstellen,
die Zitate aus dem Qumränschrifttum sowie solche aus den
Apokryphen und Pseudepigraphen betreffen.

Leipzig Hans Bardttce

The Annual of Leeds University Oriental Society. Ed.: J. Macdonald
. Vol. VI: 1966-1968. Dead Sea Scroll Studies 1969.
Leiden: Brill 1969. V, 166 S. gr. 8° = Leeds University
Oriental Society. Dep. of Semitic Languages & Literatu-
res. hfl. 45.—.

1—6 John Macdonald, Editorial; A. Introduction: 7—20
Winton Thomas, The Dead Sea Scrolls: What may we Be-
lieve?; B. On Qumran, the Scrolls, Literature and Teachings:
23—48 G. R. Driver, Myths of Qumran, 49—55 F. F. Bruce,
Holy Spirit in the Qumran Texts, 56—81 P. Wernberg-Mol-
ler, The Nature of the YAHAD aecording to the Manual of
Discipline and Related Documents; C. Biblical Interpretation
at Qumran: 84—97 G. Vermes, The Qumran Interpretation
of Scripture in its Historical Setting, 98—163 Rabbi
S. Lowy, Some Aspects of Normative and Sectarian Interpretation
of the Scripturcs (The Contribution of the Judean
Scrolls towards Systematization); 164—66 Record of Lectures
attended by Members, 1965—68; 167 Publications of the Society
.

Halle Saale Otto Eißfeldt

Dommershausen, Werner: Das „Los" in der alttcstamentli-
chen Theologie (TThZ 80, 1971 S. 195-206).

Fischer, Balthasar: Zum Problem einer christlichen Interpretation
der Psalmen (ThRv 67, 1971 S. 5—11).

Groß, Heinrich: Geschichtserfahrung in den Psalmen 44 und
77 (TThZ 80, 1971 S. 207—221).

Gouders, Klaus: Zu einer Theologie der prophetischen Berufung
(Bibel und Leben 12, 1971 S. 79-93).

— : „Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund" Die Berufung
des Propheten Jeremia (Jer 1,4—10] (Bibel und
Leben 12, 1971 S. 162—186).

Haag, Ernst: Prophet und Politik im Alten Testament (TThZ
80, 1971 S. 222-246).

Horn, Hieronymus: Traditionsschichten in Ex 23,10—33
und Ex 34,10-26 (BZ 15, 1971 S. 203-222).

Molin, Georg: Halonoth atumoth bei Ezechiel (BZ 15, 1971
S. 250-253).

Ruppert, Lothar: Die Sündenfallerzählung (Gn 3) in vor-
jahwistischer Tradition und Interpretation (BZ 15, 1971
S. 185-202).

Schreiner, Josef: Mythos und Altes Testament (Bibel und

Leben 12, 1971 S. 141-153).
Schwarz, Günther: „Keine Waffe..." (Jes 54, 17a)? (BZ 15.

1971 S. 254-255).
Seybold, Klaus: Krankheit und Heilung in den Psalmen

(Bibel und Kirche 26, 1971 S. 107—111).
Wallis, Gerhard: Das Jesaja-Buch (ZdZ 25, 1971 S. 201—206).

NEUES TESTAMENT

Thompson, William G., S. J., Prof.: Matthew's Advice to a
Divided Community, Mt. 17,22-18,35. Romc: Biblical Institute
Press 1970. XVI, 297 S. gr. 8" ■" Analecta Biblica,
Investigationes Scientificae in Res Biblicas, 44. Lire 4.500.
Diese Untersuchung, die auf eine von Ignace de la Potte-
rie betreute und vom Päpstlichen Bibelinstitut in Rom angenommene
Dissertation zurückgeht, ist sowohl in formaler
als auch in methodischer Hinsicht symptomatisch für den
gegenwärtigen Stand der redaktionsgeschichtlichen Arbeitsweise
. So macht sie durch ihre entschlossene Hinwendung
auf einen relativ kleinen Komplex innerhalb des Matthäusevangeliums
, nämlich die sogenannte Gemeindeordnung
Mt 18, deutlich, daß die Phase der großen redaktionsgeschichtlichen
Entwürfe nun von einer Phase der Detailuntersuchungen
abgelöst zu werden scheint. Zugleich läßt sie
auf Schritt und Tritt erkennen, daß die die redaktionsgeschichtliche
Arbeit seit ihren Anfängen begleitende methodische
Unsicherheit noch keineswegs überwunden ist.

Dankenswerterweise gibt Thompson in seinem ausführlichen
Einleitungsteil über seine methodischen Voraussetzungen
eingehend Rechenschaft. Angesichts der Debatte
darüber, ob die Redaktionsgeschichte einen Teilaspekt der
traditionsgeschichtlichen Methode oder eine von dieser
weitgehend unabhängige Arbeitsweise sei, die den Ansatz
jener Forscher des ausgehenden 19. Jahrhunderts weiterführe
, die nach der schriftstellerischen Tendenz der Evangelisten
fragten, entscheidet er sich deutlich für das letztere
: „The fundamental insights and principles of R(edac-
tion C(riticism) are rooted not so much in F(orm) C(riticism)
as in earlier literary and stylistic studies of the individual
gospels, in the work of W. Wrede on the gospel of Mark and
in the writings of J. Wellhausen. It ist curious that more attention
is not given to these important forerunners" (S. 8f)-
Aufgabe der RG sei es nicht, mit einem bestimmten Vorverständnis
über die literarische oder vorliterarische Herkunft
des von den Evangelisten verarbeiteten Materials zu arbeiten
; ihre Ergebnisse seien vielmehr auschließlich aus der
Untersuchung der Endgestalt des jeweiligen Evangeliums zu
gewinnen, d. h. aus der Analyse der Kompositionstechniken,
literarischen und sprachlichen Eigenheiten des Evangelisten
. Zwar können literarkritische, formgeschichtliche und