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Ausgabe:

1972

Spalte:

354-355

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Black, Matthew

Titel/Untertitel:

The Scrolls and Christianity. 1972

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 5

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Verlag danken muß, Aufsätze, die 1958—1968 zumeist in
-Verbum Caro" (Taize) oder „Lumiere et Vie" (Lyon) erschienen
. Trotz dadurch bedingter einzelner Wiederholun-
9en bilden sie eine überzeugende Einheit, die den Titel
•Approche aux Psaumes" für das Ganze wie für die Teile
rechtfertigt.

Wie Vf. seine Aufgabe als Exeget sieht, charakterisiert
Oer thematisch der Sammlung vorangestellte erste Aufsatz
-Calvin et les Psaumes" (1960). In knappen, aber sicheren
Strichen wird Calvin als Exeget, vor allem als Ausleger der
Psalmen gezeichnet, der in strenger Wissenschaftlichkeit
"ach Absicht und Situation eines Textes fragt, dem dies
aber nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Aufbau der Gemeinde
, nicht Intellektualismus, sondern Erleben bedeutet,
so daß vom Exegeten der Glaubende nicht zu trennen ist,
"er sich über den Psalmen selber offenbar wird. Wie für
Calvin David das Vorbild des Beters war, so bestimmt sein
Vorbild hier die Anlage der einzelnen Auslegungen und
Ausführungen. Sie führen jeweils am gegebenen Ort in die
Probleme (Gattungen, Formen, Motive, Rituale usw.) ein,
nehmen dazu besonnen Stellung, aber bleiben nicht bei in
"eh selbst ruhenden Ergebnissen; diese werden durchschau-

ar gemacht und können so den Menschen der Gegenwart
anreden.

Das erste Beispiel dafür sind die „Remarques sur le
Psaume 22" (1963). In litcrarkritischer Würdigung dieser
-supplication du hasid" entscheidet Vf. sich für die Einheitlichkeit
, sieht nur in w 28—32 einen Zusatz. In der Weiter-

"hrung wird der Psalm als Gebet Christi gewürdigt, wer-

^n dann die Linien durch das Neue Testament, die Patri-
st'k bis hin zu homiletischen Anmerkungen gezogen. Im Zusammenhang
damit steht der vorangehende Aufsatz „Yahwe
*jl.les Anawim" (ThZ 1965), der zeigt, wie trotz aller Be-

rangnisse das Thema der Anawim Jahwe, seine Gerechtig-

eit und seine Freude gewesen ist.

Eine inhaltliche Einheit bilden die Beiträge „La Priere
es Malades. Quelques Remarques sur le Psaume 38"; den
ganzen Psalter umgreifend „La Priere des Malades dans le
Psautierd'Israel" (1968) und „Notre ennemi, le Mort" (1964).

uch hier werden die Gattungs- und Motivfragen sachkun-
^9 entfaltet, darüber aber die ganze Weite alttestamentlich-
iblischer Fragestellungen dargestellt. Die Bibel kennt
Wahrheiten, die wir erst wieder entdecken (z. B. die psychosomatische
Einheit menschlichen Seins, die Macht des Bösen
und die Gewalt des Todes, die nicht verharmlost ist),
'e scheinbar unauflösliche Problematik aller Einzelzüge
alt der Theozentrismus des Gebetes zusammen, in dem
er Kranke nicht für sich, sondern für Gott und vor Gott
lst. So führen diese Gebete in das Herz des Evangeliums,
ertlich in das Geheimnis des Kreuzes Christi.

Zu Psalm 8 (vgl. o) beschäftigen sich die Ausführungen
p achst mii ^en Hymnen Israels; sie werden dann am
salm selbst geprüft, der den Schöpfer preist, der seine
chopfung mit Ehre und Kraft bekleidet hat, und die Dank-
arkeit des Gläubigen ausdrückt.

Der letzte Aufsatz „A Propos d'un recent Commentaire des
saumes" (1961) stellt als für ihre Wissenschaftssituation
Repräsentativ die Kommentare von Duhm, Gunkel und die
rbeiten von Mowinckel nebeneinander und charakterisiert
ran den Kommentar von Kraus, wobei hier der Nach-
», aut der Synthese von kritischer Wissenschaft und
erausarbeitung der spezifisch biblischen Botschaft liegt,
e uns unmittelbar angeht. Damit schwingt der Bogen zum
^fang, dem exegetischen Werk Calvins, zurück.

er Band ist „aux pasteurs de l'eglise reformee evangeli-
^Ue du chanton de Neuchätel" gewidmet. Aber nicht nur,
er direkt im Amt der Gemeinde steht, auch der, dessen
trag die Forschung ist, wird Gewinn und Anregung aus
a'esem Bande haben.

Basel Johonnes Stoobe

Black, Matthew [Ed.]: The Scrolls and Christianity. Histori-
cal and Theological Significance. Edited with an Intro-
duetion and concluding chapter. London: SPCK 1969. 132
S. 8° = Theological Collections, 11. £ 1.—.

In diesem Buch sind acht Aufsätze vereint, die von verschiedenen
an der Qumränforschung beteiligten Gelehrten
geschrieben worden sind. Matthew Black steuert zu dieser
Sammlung das Vorwort (S. 7—10) sowie den Schlußaufsatz
„The Dead Sea Scrolls and Christian Origins" (S. 97—106)
bei. Das Vorwort gibt in wenigen Sätzen einen Überblick
über die Ergebnisse der Qumränentdeckungen unter besonderer
Betonung der alttestamentlichen Textgeschichte, daß
man sich erst jetzt ein Bild von der Beschaffenheit des vorchristlichen
hebräischen Textes machen könne. Drivers Lösung
der Qumränproblematik wird abgelehnt. Hinsichtlich
der Zusammenhänge zwischen Qumrängemeinde und Neuem
Testament meint Black zusammenfassend (S. 106), daß von
einer direkten Abhängigkeit nicht die Rede sein könne, wohl
aber sei ein Strom gemeinsamer, hauptsächlich alttestament-
lich inspirierter Tradition und Interpretation vorhanden
gewesen. Black zitiert Renans Formulierung, dafj tatsächlich
das Christentum ein Essenismus war, aber eben ein
tiefgreifend umgestalteter Essenismus, und dafj diese Umgestaltung
nicht erst Paulus verdankt wird, sondern schon
bei Johannes dem Täufer und Jesus sichtbar würde. Schön
schließt Black mit dem Zitat aus Drivers großem Buch, daß
die Person und die Stellung Jesu Christi die letzte und tiefste
Unterscheidung zwischen den Evangelien und den Schriftrollen
von Qumrän bilden.

Der erste Beitrag ist von W. F. Albright und C. S. Mann
geschrieben über das Thema: „Qumrän and the Esscnes:
Geography, Chronology and Identification of the Sect" (S.
11—25). Dieser Aufsatz schließt mit einer guten chronologischen
Übersicht über die Geschichte der Sekte und die Abfassungszeit
der einzelnen Schriften. Die zwanzig Jahre aus
CDC 1,9—11 werden zwischen 160 und 140 angesetzt. Der
Lehrer der Gerechtigkeit und seine Anhänger kamen nach
dem Partherangriff auf Babylon nach Damaskus. Etwa 128
v. Chr. erfolgte die Übersiedlung nach Qumrän. Die Siedlung
wird zwischen 37 und 31 und zwischen 9 und 1 v. Chr.
verlasen, also etwa in der Regierungszeit Herodes des Großen
. — Der zweite Aufsatz von R. K. Harrison über „The
Rites and Customs of the Qumrän Sect" (S. 26—36) hebt in
einem guten Überblick über die Gepflogenheiten der Qumrängemeinde
einerseits die Gegensätze zwischen der Taufe
des Johannes und den mehr mit den rituellen Reinigungen
des zeitgenössischen Judentums verwandten Qumränbädern
heraus, betont andererseits die starke Vergeistigungsten-
denz bei den Qumränleuten und bezeichnet es als unsicher,
ob die Qumränleute den historischen Jesus gekannt haben.
— Der nächste Aufsatz über „The Teacher of Righteousness
and the Messiah(s)" (S. 37—44) von R. E. Brown betont,
daß der Lehrer der Gerechtigkeit nie als Messias in der
Qumränliteratur erscheint, und stellt drei Perioden im
Schrifttum von Qumrän heraus; die erste von 140—110 war
ohne messianische Erwartung, die zweite Periode von 110
bis 70 v. Chr. war mit klarer messianischer Erwartung nach
dem Tod des Lehrers der Gerechtigkeit erfüllt, und schließlich
die dritte Periode von ca 50 v. Chr. bis 25 n. Chr. war
durch die in 1 QM widergespiegelte messianische Hoffnung
charakterisiert. — Ein weiterer Aufsatz über „The Eschato-
logy in the Dead Sea Scrolls" (S.45—57) von John Pryke berührt
auch das Thema der messianischen Erwartung, wobei
er offenläßt, ob in den Hodajoth, d. h. auch in 1 QH 3,3—18,
etwa von einer Geburt des Messias gesprochen wird. Er
meint abschließend, daß in Qumrän wie in dem Neuen Testament
kein zusammenhängendes „Pattern" einer einheitlichen
Lehre von den letzten Dingen vorhanden ist. — Charles
H. H. Scobie wendet sich dem Thema „John the Baptist"
(S. 58—69) zu und betont, daß der Täufer viel mehr vom AI-