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Ausgabe:

1972

Spalte:

347-349

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Hebräisches und aramäisches Wörterbuch zum Alten Testament 1972

Rezensent:

Vriezen, Theodoor C.

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 5

348

ALTER ORIENT

Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie
, nach E. Ebeling, B. Meissner, E. Weidner unter
Mitwirkung v. P. Calmeyer, D. O. Edzard, A. Moortgat,
H. Otten, W. Röllig, D. J. Wiseman hrsg. v. W. v. Soden.
111,9: Grenze — Gyges und Nachtrag. Berlin — New York:
de Gruyter 1971. S. 640-722, 1 Falttabelle gr. 8°. Kart.
DM 26,—.

Die zweite Umschlagseite trägt den Vermerk, der mit dem
der Neunten Lieferung des Dritten Bandes beigelegten Zettel
vom 30. 8. 71 übereinstimmt: „Prof. Dr. W. von Soden hat
mit Wirkung vom 1. 9. 1970 die Herausgeberschaft des Reallexikons
der Assyriologie an Prof. Dr. D. O. Edzard, München
, abgetreten. Korrespondenz mit der Redaktion möge
man künftig ausschließlich an folgende Adresse richten:
(Prof. Dr. D. O. Edzard) Assyriologisches Seminar, D—8
München 22, Geschwister-Scholl-Platz 1." Im übrigen sind
Inhalt und Art des in 111,9 gebotenen Stoffes dieselben geblieben
wie in Lieferungen 111,6.7.8., die in ThLZ 95, 1970,
Sp. 495—96 angezeigt worden sind. Insbesondere wechseln
ausführliche und knappe Artikel. Zu den ersteren gehören
„Griechen" (W. Röllig) auf S. 643—647, der so eingeteilt ist:
„§ 1. Ahhijawa-Frage. — § 2. Historische Bezeugungen im
1. Jh. v. Chr. — § 3. Der kulturelle Austausch zwischen Ba-
byloniern und Gr." und der von Subhi Anwar Rashi gebotene
Artikel „Gründungsbeigaben" (S. 655—61.1 Falttafel), zu
den kleineren „Gyges" (S. 720—21). An den Biographien von
Assyriologen, wie sie RLAVA von Anfang an gebracht hatte,
haben einige Kritiker Anstoß genommen. Durchgesetzt hat
sich dieser Widerspruch nicht, wie „Grotefend, Georg, Friedrich
" (S. 655) und „Gustavs, Arnold" (S. 707) zeigen. In
„Gudea" haben sich zwei Autoren geteilt: A. Falkenstein,
A. Nach Texten (S. 676—79) und Eva Strommenger, B. Archäologie
(S. 680—87). Die Theologen, insbesondere die Alt-
testamentler, werden durch viele Artikel Anregungen für
ihre eigene Arbeit empfangen. Das gilt etwa von „Cubb/al",
der so beginnt: „Die Ruine des antiken Gibcan ist wohl das
moderne al-Cibb/al-Cubb, etwa 10 km nw von Jerusalem".

Halle/Saolo Otto Eißfeldt

ALTES TESTAMENT

Fohrer, Georg [Hrsg.] in Gemeinschaft mit H. W. Hoffmann,
F. Huber, J. Vollmer, u. G. Wanke: Hebräisches und aramäisches
Wörterbuch zum Alten Testament. Berlin—New
York: de Gruyter 1971. XI, 331 S. 8°. Lw. DM 28,-.
Georg Fohrer hat es in Gemeinschaft mit einigen Mitarbeitern
auf sich genommen, in kurzer Zeit „ein handliches
und preiswertes Wörterbuch für den täglichen Gebrauch,
insbesondere für die einfache Übersetzung alttestament-
licher Texte" zu veröffentlichen.

Nach einer kurzen Einführung, einigen Abkürzungs- und
Zeichenerklärungen wird in dem 300 S. umfassenden hebräischen
und in dem dabei anschlie5enden biblisch-aramäischen
Teil (24 S.) der „gesamte Wortbestand des A.T. einschließlich
der Namen" aufgenommen und übersetzt. Auf
jeder Seite (klein Octav, 38 Zeilen) sind die hebräischen oder
aramäischen Wörter in der schmalen ersten Spalte und die
meist sehr knapp gehaltenen Obersetzungen in der breiten
rechten Spalte daneben abgedruckt, so daß der Satzspiegel
nicht, wie bei den meisten Wörterbüchern überfüllt, sondern
sehr übersichtlich ist. Der Deutlichkeit zugute kommt auch
der gebrauchte hebräische Druck; nur das Gimel macht

eine Ausnahme, es ist nicht immer klar vom Nun zu unterscheiden
. Ein handliches Wörterbuch ist jedenfalls auf
diese Weise erreicht.

Das Buch ist sehr sorgfältig bearbeitet; bisher habe ich
keine Druckfehler entdeckt in den Teilen, die ich genau geprüft
habe, nur einige Inkonzequenzen in der Aufnahme
von Nebenformen. Dasselbe gilt auch von den Übersetzungen
, die so zuverlässig sind, wie man es nur in einer so
kurzen Fassung erwarten kann, obwohl hier einige Bedenken
und Wünsche übrigbleiben, die zum größten Teil mit
der rigorosen Knappheit zusammenhängen.

Neben den allgemeinen Wortübersetzungen werden dann
und wann „wichtige Sonderbedeutungen" und „in klaren
Fällen" auch Konjekturen vermerkt. Mehr als bei den allge-
meinen Wortübersetzungen vermißt man in den beiden
letzten Fällen manches, was man gerne aufgenommen gesehen
hätte; bei der Kürze der Anlage ist Subjektivität in
der Auswahl begreiflicherweise unvermeidlich. Abel- das
hat zur Folge, daß bei schwierigen Texten das HAW (wie
das Buch in der Einführung bezeichnet wird) mehrere Male
enttäuschen wird. Wenn man drk in Jdc. 20 n als unsicher
qualifiziert, warum denn z. B. das Verb din Hiob 36:u ni cht?
Auch bei Übersetzungen, und noch mehr bei Sonderbedeutungen
lassen sich Fragen stellen. Warum wird z. B. bei
zkr.q. nicht die Bedeutung: erwähnen genannt, eventuell
als Sonderbearbeitung (cf. 11 Sam. 14», Nah. 2«)? Bei der
Wortübersetzung von berit (Zusicherung, Verpflichtung)
vermisse ich schmerzlich die Bedeutung: Bund.

Themen, die meiner Ansicht nach in einem modernen
Wörterbuch unentbehrlich sind, sind die Verbalkonstruktionen
(z. B. mit Akk. oder mit bestimmten Präpositionen) und
vielfach gebrauchte idiomatische Ausdrücke. Bei einer etwas
breiteren Anlage, wie sie z. B. in den früheren Einzelwörterbüchern
oder in dem Hebräischen Wörterbuch von Julius
Fürst erzielt wurde, würde das HAW sehr an Brauchbarkeit
und Bedeutung gewonnen haben. Man würde für eine
mehr differenzierte Bearbeitung des Wortmaterials gerne
auf das vollständige Verzeichnis der Namen verzichten (nun
sind alle auch nur einmal, z. B. in der Chronik, vorkommenden
Namen aufgenommen), eventuell sie nur am Schluß auf
doppelspaltigen Seiten verzeichnet finden. Durch die Knappheit
der Anlage hat das HAW leider mehr das Ansehen eines
Vokabulars als das eines Wörterbuches bekommen.

Mit den Autoren bin ich der Ansicht, daß ein gutes kurzes
modernes Lexikon fehlt, nicht nur, weil heutzutage die
neuen Bearbeitungen von Gesenius und Köhler-Baumgartnerauf
sich warten lassen, sondern auch sonst im allgemeinen.
Es kann tatsächlich sehr nützlich sein bei der Lectio continua
für interessierte Studierende. Es würde sehr wertvoll sein, wenn
das HAW in späteren Ausgaben weiter ausgearbeitet wird.

Noch einiges über das Ziel. In der Einführung wird mit
keinem Wort das didaktische Ziel des Buches erwähnt; vielleicht
ist es aber gemeint, wenn gesprochen wird über „den
Gebrauch für die einfache Übersetzung alttestamentlicher
Texte". Wenn das so ist, wäre das ein Grund mehr für meine
oben angeführten Bedenken. Denn für den hebräischen Unterricht
scheint mir das Buch zu wenig oder zu viel zu geben
. Zu viel, weil der Unterricht doch kaum ein Lexikon des
gesamten hebräisch-aramäischen Wort- und Namenbestands
braucht, zu wenig, weil gerade im Anfang Studierende
Hilfe suchen werden für schwierige Lesearten, Formen (Verbalformen
!) und Sonderbedeutungen, und gerade auf charakteristische
Verbalkonstruktionen und Idiome aufmerksam
gemacht werden sollen. Sonst ist die Gefahr groß, daß
das Wörterbuch eher den Verbalismus als das Sprachverständnis
fördern wird.

Wenn ich auch ein ziemlich genaues Studium mehrerer
Teile gemacht habe, kann ich noch nicht völlig übersehen,
wie weit man mit dem Buch in seiner sehr kurzen Fassung
durchkommt; man sollte es längere Zeit täglich beim Lesen
oder Unterricht gebraucht haben. Jedenfalls wird es nun